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Gesundheitsmagazin

Baby & Kleinkind

So sollte eine gesunde Ernährung für Kleinkinder aussehen

Veröffentlicht am:20.02.2023

7 Minuten Lesedauer

Geht es um die Ernährung unserer Kinder, sind wir besonders achtsam. Welche Lebensmittel unbedenklich sind und welche Nährstoffe im Kleinkindalter besonders wichtig sind, erklärt die Ernährungsexpertin Bettina Dörr.

Vater reicht seinem Kleinkind gesundes Essen.

© iStock / miniseries

Porträt von Bettina Dörr

© privat

Da viele wichtige Nährstoffe nur über die Nahrung aufgenommen werden können, sollte die Ernährung für Kleinkinder (ein bis drei Jahre) besonders gesundheitsförderlich und vielseitig sein. Was das bedeutet, erklärt die Diplom Ökotrophologin und zertifizierte Ernährungs- sowie Fachberaterin für Säuglings- und Kinderernährung UGB (Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung e.V.) Bettina Dörr im Interview.

Was sollte bei Kleinkindern vorrangig auf dem Speiseplan stehen?

Die Ernährungspyramide des Bundeszentrum für Ernährung gibt einen guten Überblick darüber, wie eine ausgewogene Ernährung aussehen kann: Gemüse, Obst und Getreideprodukte sollten mengenmäßig am meisten verzehrt werden. Idealerweise kombinieren Eltern Obst und Gemüse nach Ampelfarben, also etwa Erdbeere (rot) mit Banane (gelb) und Kiwi (grün) oder Tomate (rot) mit Paprika (gelb) und Gurke (grün). Je bunter, desto mehr verschiedene gesunde Inhaltsstoffe sind enthalten. Die pflanzlichen Lebensmittel bilden die Basis der Ernährungspyramide und dürfen reichlich gegessen werden.

Gibt es auch Empfehlungen zu den Getreideprodukten?

Bestenfalls bestehen mehr als 50 Prozent der Getreideprodukte aus Vollkorn. Die meisten Kleinkinder essen zum Beispiel sehr gerne Vollkornnudeln oder auch Vollkornbrötchen. Die Ballaststoffe, die in Vollkornprodukten stecken, sind äußerst wichtig, um Übergewicht vorzubeugen. Sie sättigen schnell und langanhaltend und führen dazu, dass Kinder nicht zu viel essen.

Welche Lebensmittel stehen noch in Ernährungspyramide?

Über den pflanzlichen Produkten stehen tierische Lebensmittel wie Milch, Milchprodukte, Fleisch und Eier. Diese sollten mäßig verzehrt werden, Eier außerdem erst ab dem ersten Geburtstag.

Fisch gehört ebenfalls in diese Kategorie. Fetter Seefisch wie zum Beispiel Lachs schützt vor Allergien, enthält wertvolles Eiweiß sowie Omega-3-Fettsäuren und sollte einmal die Woche auf dem Speiseplan stehen. Häufiger ist er aus ökologischen Gesichtspunkten leider nicht zu empfehlen, außerdem kann Meeresfisch Mikroplastik und Schwermetalle enthalten.

Was bedeutet „mäßig verzehrt“ konkret?

Ab dem ersten Geburtstag sollten Eltern die Fleischmahlzeiten auf ein bis zwei pro Woche reduzieren. Denn Fleisch, Wurst und auch Milchprodukte wie Käse enthalten zwar teilweise wertvolle Inhaltsstoffe, aber auch viele schlechte Fette, die zu Übergewicht führen können. Isst das Kind zum Beispiel oft Salami oder Leberwurst, kann es bereits im Kindesalter zu Fettablagerungen in den Blutgefäßen kommen. Dies wiederum begünstigt Arteriosklerose (Ablagerungen in den Blutgefäßen) und kann im Erwachsenenalter Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen. Die Essgewohnheiten, die wir im Kindesalter erlernen, behalten wir in der Regel als Erwachsene bei. Deswegen ist es prinzipiell sinnvoll, gute Gewohnheiten von Anfang an zu erlernen und zum Beispiel oft vegetarisch zu essen.

Wieso reduzieren? Wie viel Fleisch sollten Babys vor dem Kleinkindalter essen?

Im zweiten Lebenshalbjahr (ab dem 6. Monat) wird die Versorgung mit Eisen knapper, weil die Muttermilch keine adäquaten Mengen liefert, egal ob Muttermilch oder Flaschenmilch. Gerichte mit Fleisch sollten an drei bis vier Tagen pro Woche gegessen werden. Soll das Baby vegetarisch ernährt werden, ist dies grundsätzlich möglich, aber nicht so einfach. Hier ist eine Beratung sinnvoll, um einem Eisenmangel vorzubeugen.

„Die Essgewohnheiten, die wir im Kindesalter erlernen, behalten wir in der Regel als Erwachsene bei. Deswegen ist es sinnvoll, gute Gewohnheiten von Anfang an zu erlernen. “

Bettina Dörr
Diplom Ökotrophologin, zertifizierte Ernährungsberaterin und Fachberaterin für Säuglings- und Kinderernährung UGB

Gibt es spezielle Lebensmittel, die im Kleinkindalter bedenklich sind?

Spinat und Rote Beete sollte nicht zu häufig verzehrt werden, weil sie nitrathaltig sind. Sonst ist es entscheidend, auf die Größe von Lebensmitteln zu achten: Bei runden, kleinen Lebensmitteln wie Nüssen, Johannisbeeren, Lutschbonbons oder anderen kleinen, harten Lebensmitteln besteht für Babys und Kleinkinder das Risiko, sich zu verschlucken und letztlich daran zu ersticken. Aber keine Sorge, Kinder haben gut funktionierende Schutzreflexe.

Wie können Eltern ihre Kinder davor bewahren, sich zu verschlucken?

Wichtig ist, dass Eltern ihre Kinder beim Essen nie unbeaufsichtigt lassen, um beim Verschlucken sofort eingreifen zu können. Ab dem siebten Lebensmonat versuchen sie, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und zu knabbern – das ist gut für ihre Entwicklung, für ihre Selbstständigkeit und auch um die Mundmotorik zu trainieren. Daher sollte es unbedingt unterstützt werden.

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Sollten die Lebensmittel Bio-Qualität haben?

Bio-Lebensmittel enthalten mehr Nährstoffe und weniger Schadstoffe. Das gilt auch für Bio-Milch: Sie hat wertvollere Inhaltsstoffe und eine bessere Fettsäurezusammensetzung als konventionell erzeugte Milch. Außerdem schmeckt Bio-Obst zum Beispiel wesentlich besser. Wenn die Kinder in der Phase sind, in der sie erstmals Lebensmittel entdecken, die kein Brei mehr sind, ist die Qualität entscheidend. Bekommen Sie jetzt Obst vorgesetzt, das nicht schmeckt, wird es später schwer, sie überhaupt noch vom Obstessen zu überzeugen.

Enthält Obst denn nicht viel Fruchtzucker?

Ja, Fruchtzucker ist in Obst enthalten und alle Arten von Zucker sollten im Kleinkindalter nur in Maßen aufgenommen werden. In natürlicher Form ist Obst dennoch unbedenklich. Ein Kind kann problemlos zwei Äpfel oder drei Mandarinen essen, irgendwann ist es aufgrund der enthaltenen Ballaststoffe satt und hört auf zu essen. Nicht der Fall ist das bei Smoothies, hier wird schnell zu viel Fruchtzucker aufgenommen. Diese Fruktoseflut muss vom Körper verdaut werden, das kann zu einer Unverträglichkeit von Fruchtzucker (Fruktosemalabsorption) führen. Deswegen empfehle ich immer, Obst zu essen und nicht zu trinken.

Mutter verbietet ihrer kleinen Tochter im Supermarkt Süßigkeiten, da diese eine gesunde Ernährung für Kleinkinder nicht fördern.

© iStock / MachineHeadz

Süßigkeiten sollten Kinder – egal welchen Alters – stets in Maßen genießen. Verbote sind allerdings selten hilfreich, eher kontraproduktiv.

Wie sieht das mit Fruchtsäften aus?

Auch mit Säften sollte sparsam umgegangen werden. Besser: Wasser und ungesüßte, zuckerfreie Schorlen (Mischungsverhältnis 1:3). Kleinkinder sollten etwa 0,7 Liter pro Tag trinken. Schon bei leichtem Wassermangel sinken Konzentration und Leistungsfähigkeit. Es können Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen auftreten.

Dürfen Kinder Süßigkeiten essen?

Es ist natürlich sinnvoll, das Naschen so lange wie möglich aufzuschieben. Wenn die Kinder noch sehr jung sind und noch nicht in Kontakt mit Süßigkeiten kommen, ist das kein Problem. Entdecken sie Süßigkeiten bei ihren Eltern oder in anderen Situationen, ist es für sie entscheidend zu lernen, dass Süßes nicht verboten ist, es aber auf die Menge ankommt. Kleinkinder dürfen dann durchaus täglich davon essen, am besten aber nach einer Mahlzeit. Es gilt: Etwa zehn Prozent ihrer Gesamtenergiezufuhr dürfen sie über Süßes aufnehmen. Das sind zum Beispiel elf Gummibärchen, vier Butterkekse oder vier Stücken Schokolade pro Tag. Diese Portion sollte aber nicht überschritten werden.

„In der Phase, in der Kinder Lebensmittel entdecken, die kein Brei mehr sind, ist die Qualität entscheidend. Bekommen Sie Obst vorgesetzt, das nicht schmeckt, wird es später schwer, sie vom Obstessen zu überzeugen.“

Bettina Dörr
Diplom Ökotrophologin, zertifizierte Ernährungsberaterin und Fachberaterin für Säuglings- und Kinderernährung UGB

Welche Fehler passieren häufig im Umgang mit Süßigkeiten?

Im Kleinkindalter einen gesunden Umgang mit Süßigkeiten zu erlernen, wirkt sich auf das gesamte spätere Leben aus. Herrscht ein striktes Verbot, kann es sein, dass Kinder eine Gier nach Süßem entwickeln, die sie außerhalb des Elternhauses stillen. Lernen sie, dass sie Süßigkeiten als Ersatzbefriedigung von den Eltern erhalten, zum Beispiel wenn sie im Supermarkt quengeln oder Trost brauchen, wenn sie sich wehgetan haben, ist die Gefahr groß, dass dieser Mechanismus im Erwachsenenalter beibehalten wird: Wenn es mir schlecht geht, brauche ich etwas Süßes. Geben ihnen die Eltern jedoch mit, dass Naschen etwas ist, für das man sich bewusst Zeit nimmt, um es in vollen Zügen zu genießen, werden sie das als Erwachsene auch so beibehalten und das Naschen hält sich damit in Maßen.

Sind salzige Knabberprodukte ebenfalls erlaubt?

Ich kann salzige Snacks wie Chips, Flips und Co. nicht empfehlen, da viel falsches Fett und große Mengen Salz enthalten sind. Der Körper will das viele Salz wieder ausscheiden, dafür benötigen die Nieren viel Wasser. Da es nicht die Stärke von Kleinkindern ist, viel zu trinken, sind solche Snacks eher ungeeignet.

Wie sollte prinzipiell mit Salz umgegangen werden?

Vor dem ersten Geburtstag sollten Kinder salzfrei ernährt werden, danach sollte Salz nur in moderaten Mengen im Essen enthalten sein. Mit Küchenkräutern wie Basilikum, Petersilie oder Portulak lässt sich Salz im Essen gut ersetzen. Sie enthalten viele Nährstoffe, bioaktive Substanzen und Vitamine. Ab dem zehnten Lebensmonat sind Zwiebeln und Knoblauch in Ordnung.

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Sind Kinderlebensmittel aus dem Supermarkt empfehlenswert?

Sogenannte „Kinderlebensmittel“ sind eine Werbelüge. Sie sprechen Eltern an, weil auf der Verpackung Dinge wie „mehr Kalzium“, „fettreduziert“ oder „besonders vitaminreich“ stehen. Kinder finden sie attraktiv, weil sie besonders bunt sind, „für Kids“ darauf steht oder die Eisprinzessin abgebildet ist. Tatsächlich sind die Inhaltsstoffe aber nicht kindgerecht. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass sie zu viel Zucker und Fett enthalten, außerdem künstliche Aromen und Farbstoffe, um auf Kinder anziehend zu wirken. Ein Quetschie mit Fruchtmus enthält beispielsweise eine sehr hohe Fruchtzuckerkonzentration und damit auch viele Kalorien. Zusätzlich sind die Produkte unverhältnismäßig teuer und es kommt zu viel Abfall zustande.

Welche Lebensmittel aus dem Supermarkt sind besser geeignet?

Prinzipiell sollten Kinder die Lebensmittel essen, die auch Erwachsene essen. Wenn eine Abgrenzung in Kinderlebensmittel und Erwachsenenlebensmittel stattfindet, lernen die Kinder nicht, bei den Eltern mitzuessen. Die Gefahr ist groß, dass Kinder auf ihrer Extrawurst beharren, eventuell richtige Essmarotten entstehen und somit das Mitessen bei Erwachsenen nicht gelingt.

Die 3 goldenen Regeln für eine gesunde Kinderernährung

  • Reichlich: Getränke und pflanzliche Lebensmittel
  • Mäßig: tierische Lebensmittel
  • Sparsamer Verzehr: fettreiche Lebensmittel und Süßigkeiten

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