Baby & Kleinkind
Wie funktioniert Schlafcoaching bei Babys?
Veröffentlicht am:14.07.2022
6 Minuten Lesedauer
Für Eltern von Babys und Kleinkindern, die Schwierigkeiten haben, abends gut einzuschlafen, gibt es verschiedene Methoden, dies zu trainieren. Denn ein guter Schlafrhythmus ist für die frühkindliche Entwicklung wichtig – und für die Nerven der Eltern.
Wie kann Ihr Baby lernen, besser einzuschlafen?
Im Alter von sechs bis zwölf Monaten schlafen manche Babys bereits bis zu sechs Stunden am Stück durch. Etwa vier von zehn Babys wecken ihre Eltern in diesem Alter aber ein- bis zweimal pro Nacht. Der Schlafrhythmus ist bei jedem Kind individuell und kann sich in der Entwicklung mehrmals verändern. So weit, so normal. Wenn Babys allerdings über Monate hinweg schlecht einschlafen und Nacht für Nacht scheinbar grundlos aufwachen, schreien und weinen, kann das zu einer großen Belastung für die Eltern werden.
Sind Eltern und Kinder chronisch übermüdet, kann ein Schlafcoaching möglicherweise helfen. Solche Programme eignen sich allerdings nur für Babys, die mindestens ein halbes Jahr alt sind. Dann erst sollte Ihr Kind ohne nächtliche Mahlzeiten auskommen können.
In seltenen Fällen kann ständiges Weinen und Schreien einen gesundheitlichen Grund haben. Das sollten Sie immer vorher bei Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin abklären lassen, bevor Sie mit einem Schlafcoaching starten.
Wichtig: Keine der Methoden sollte beispielsweise in Hinblick auf Zeitangaben starr umgesetzt werden. Wichtig ist vielmehr, das Kind und seine Bedürfnisse im Auge zu behalten. Merken Sie zum Beispiel, dass sich die Einschlafprobleme nach einigen Nächten verschlimmern und Ihr Kind mehr schreit und weint, macht es keinen Sinn, mit den Maßnahmen fortzufahren.
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Tipps für das Schlafcoaching
Möchten Sie Ihrem Kind beibringen, besser einzuschlafen, sollten Sie konsequent vorgehen, aber gleichzeitig die Reaktionen Ihres Kindes im Auge behalten. Es kann helfen, einige grundsätzliche Regeln für das Zubettgehen einzuhalten:
- Legen Sie Ihr Baby ins Bett, wenn es müde, aber noch nicht eingeschlafen ist. Das erkennen Sie zum Beispiel daran, dass es sich die Augen reibt, unruhig oder quengelig wird. Versuchen Sie, diesen Moment, so gut es geht, abzupassen. Schon bald wird es Ihr Baby als normal empfinden, wenn es in seinem Bett einschläft. Haben Sie hingegen Ihr Baby auf dem Arm, wenn es einschläft, und legen es dann erst ins Bett, besteht eher die Gefahr, dass es beim Aufwachen irritiert ist und nicht wieder von alleine einschläft.
- Ein Stofftier oder eine Kuscheldecke (bei Kindern ab ca. 12 Monaten) oder ein Nachtlicht können dabei helfen, Sicherheit zu vermitteln, wenn die Eltern nicht im Raum sind.
- Seien Sie vorsichtig mit aufwendigen Einschlafhilfen, die Sie nicht auf lange Zeit durchhalten können, wie etwa das Umherfahren.
- Wenn Ihr Baby nachts aufwacht, verbringen Sie so viel Zeit bei ihm, wie es braucht, um sich wieder zu beruhigen. Nehmen Sie es nach Möglichkeit nicht aus dem Bett, sondern versuchen Sie, es dort zu beruhigen. Legen Sie zum Beispiel die Hand sanft auf den Körper oder streicheln Sie das Händchen. Mit der Zeit wird es sich daran gewöhnen, ohne viel Aufhebens wieder in den Schlaf zu finden.
- Licht, lautes Reden und andere Aktivitäten, die eindeutig in den Tag gehören, sollten nachts vermieden werden.
Schlafcoaching für Babys mit der „Camping out“-Methode
Bei dieser Methode bleibt ein Elternteil neben dem Bett des Kindes sitzen, so lange es zum Einschlafen braucht. Dadurch, dass die Bezugsperson im Raum präsent ist, soll das Baby beruhigt werden und besser einschlafen können. Viele Kinder haben Angst, alleine zu bleiben, und schreien deshalb, wenn die Eltern sie ins Bett legen und weggehen.
Sobald Ihr Baby die Augen schließt und einschläft, können Sie langsam und leise den Raum verlassen. Da diese Methode sehr sanft ist, eignet sie sich bereits für Babys ab einem Alter von sechs Monaten.
Schlafcoaching für Babys mit der „Controlled comforting“-Methode
Beim „Controlled comforting“ reagieren die Eltern auf Schreien oder Weinen des Babys ab sechs Monaten mit einer leichten Zeitverzögerung von wenigen Minuten, um dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich von alleine zu beruhigen. Hört Ihr Kind nicht auf zu weinen, betreten Sie das Zimmer und beruhigen es. Nehmen Sie es nicht aus dem Bett und reden Sie nicht überschwänglich auf Ihr Baby ein. Sobald wieder Ruhe eingekehrt ist, verlassen Sie das Zimmer und schließen die Tür.
So hilft die AOK
AOK-Baby-Telefon
Am AOK-Baby-Telefon erhalten Eltern medizinische Beratung und Unterstützung rund um die Gesundheit des Nachwuchses.
Online-Schlaftraining „Mini-KiSS“ der Universität Bielefeld
Das Programm „Mini-KiSS“ wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „Guter Schlaf für junge Kinder“ entwickelt. Es ist für Kinder zwischen einem halben Jahr und vier Jahren konzipiert. Eltern erhalten eine Anleitung, wie sie Kindern, die unter Schlafstörungen leiden, helfen können. Dazu gehören:
- Schwierigkeiten beim Einschlafen und Durchschlafen
- Angst, alleine zu schlafen
- Weigerung, ins Bett zu gehen
- sehr unregelmäßige Schlafzeiten
- keine Müdigkeit abends oder morgens schwer weckbar
Kern des Programms ist es, zu erkennen, welcher Grund für die Schlafstörung verantwortlich sein könnte und wie Eltern anschließend das Problem beheben können. Das zeichnet das Programm gegenüber anderen Methoden des Schlaftrainings aus: Ein Baby, das aus Angst schreit, sollte keinesfalls alleine gelassen werden. Jammert das Baby allerdings, weil es gewohnt ist, dass sofort ein Elternteil kommt und ihm seinen Wunsch erfüllt, sollten Eltern lernen, abzuwarten, ob es sich von alleine wieder beruhigt.
In den sechs Wochen, die das Programm dauert, erhalten beide Elternteile in wöchentlichen Coachings individuelle Unterstützung und generelle Informationen über gesunden Schlaf bei Babys.
Umstrittene Programme zum Schlaflerntraining bei Babys
Zu diesen Methoden gehört unter anderem das sogenannte Ferbern, ein Behandlungsplan, den der amerikanische Schlafforscher und Kinderarzt Richard Ferber 1985 veröffentlichte. Schreit oder weint das Baby, sollen die Eltern es bis zu 30 Minuten in diesem Zustand belassen, bevor sie das Zimmer wieder betreten und es beruhigen. Ähnliche Tipps gab der Ratgeber „Jedes Kind kann schlafen lernen“ der Psychologin Annette Kast-Zahn und des Mediziners Dr. Hartmut Morgenroth, der im Jahr 1995 erschien. Andere deutsche Kinderärzte entwickelten daraus zum Beispiel die „Freiburger Sanduhrmethode“, bei der die Zeit, die Eltern ihr Kind schreien lassen sollen, mithilfe einer Sanduhr gemessen wird.
Heute ist man sich weitgehend einig, dass solche strikten Methoden Kindern langfristig schaden können.
Wie Sie Ihrem Baby helfen können, einen Tag-Nacht-Rhythmus zu entwickeln
Grundlage eines guten Schlafs ist bei Kindern, genauso wie bei Erwachsenen, ein gesunder Tag-Nacht-Rhythmus. Durch Ihr Verhalten als Eltern können Sie Ihrem Baby helfen, die Tages- und Nachtzeit zu unterscheiden. Öffnen Sie tagsüber alle Vorhänge und Rollläden und sorgen Sie sich nicht zu sehr um laute Geräusche, auch wenn Ihr Baby schläft. Der Tag ist auch die richtige Zeit für Spielen, Ausflüge und Unterhaltungen. Abends sollten Sie dann für eine ruhige Atmosphäre sorgen, leiser sprechen und die Lichter so weit dimmen wie möglich.
Etablieren Sie mit der Zeit vor dem Schlafengehen eine Routine. Mit der Zeit wird Ihr Baby sich an die Abläufe gewöhnen und erkennen, wann es Zeit fürs Bett ist. Es bietet sich an, damit bereits im dritten Lebensmonat zu starten, damit Ihr Baby das Zubettgehen als etwas Normales kennenlernt. Beginnen Sie mit den Abläufen immer dann, wenn Sie merken, dass Ihr Baby abends müde wird. Führen Sie dann die Aktivitäten immer in der gleichen Reihenfolge und zur gleichen Uhrzeit aus:
- baden, Zähne putzen oder das Gesicht waschen
- wickeln
- umziehen in einen frischen Strampelanzug
- eine Gutenachtgeschichte vorlesen
- die Lichter herunterdrehen
- einen Gutenachtkuss geben und kuscheln
- ein Gutenachtlied singen
Vor dem Zubettgehen sollten ausschließlich ruhige Aktivitäten stattfinden, damit Ihr Kind herunterfahren und sich auf das Schlafen einstellen kann.