Beziehung
Midlife-Crisis beim Mann – wie kann ich meinem Partner helfen?
Veröffentlicht am:29.04.2022
5 Minuten Lesedauer
Eine Midlife-Crisis bedeutet, dass Menschen in der Mitte ihres Lebens aus dem psychischen Gleichgewicht geraten sind. Sie können Ihren betroffenen Partner unterstützen und gemeinsam gestärkt aus diesem emotionalen Tief herauskommen.
Was ist eine Midlife-Crisis?
Wenn Menschen ein mittleres Alter erreichen, haben manche den Eindruck, dass ihre weiteren Entwicklungsmöglichkeiten begrenzt sind oder dass das Alter körperlich spürbar ist. Es ist wie beim „Das Glas ist halb leer oder halb voll“-Spruch: Während einige entspannt betrachten, was sie privat oder beruflich erreicht haben, sehen andere eher, was sie verpasst haben, was sie hätten besser machen können oder welche Fehlschläge es gab.
Manche Ziele scheinen jetzt unerreichbar – das kann Resignation, Frustration oder Verzweiflung auslösen. Diesen Zustand nennt man Midlife-Crisis. Midlife-Crisis tritt vorwiegend bei Männern auf, ungefähr im Alter zwischen 40 und 55 Jahren. Die tief empfundene Sinnkrise geht gelegentlich mit ungewöhnlichen Verhaltensweisen einher, die für Partner, Kinder oder Kollegen zur Belastung werden können.
Viele wissenschaftliche Studien haben belegt, dass in diesem Lebensabschnitt Menschen anfällig für etwas sind, das mit „Midlife-Crisis“ gut beschrieben wird. Trotz der individuellen Unterschiede treten in diesem mittleren Lebensalter Selbstzweifel und Mutlosigkeit verstärkt auf. Daher spricht man von einer krisenanfälligen Phase – ähnlich der Pubertät oder dem Eintritt in den Ruhestand.
Ist Midlife-Crisis eine Krankheit?
Glücklicherweise bringt die Lebensmitte nicht zwangsläufig eine Krise mit sich. Wenn diese eintritt, sind schwere emotionale Störungen infolge einer Midlife-Crisis eher die Ausnahme als die Regel. Eine Midlife-Crisis ist keine anerkannte psychische Krankheit, allerdings kann aus ihr eine Erkrankung wie eine Depression hervorgehen. Betroffene sollten also ernst genommen werden.
Midlife-Crisis: ein reines Männer-Problem?
Die Midlife-Crisis betrifft überwiegend, aber nicht ausschließlich Männer. Frauen können ebenfalls mit ihrem Leben unzufrieden sein oder darüber verzweifeln. Dass Frauen seltener unter diesem Phänomen leiden, begründen Experten vor allem mit dem Sozialverhalten: Frauen tauschen sich in ihrem Umfeld – zum Beispiel mit ihren Freundinnen, Müttern, Schwestern oder Kolleginnen – tendenziell stärker über Probleme aus als Männer. Sozialer Austausch hat eine ausgleichende Wirkung. Krisen werden so frühzeitig angesprochen und abgemildert. Das könnte der Grund sein, warum Frauen besser durch diese Zeit kommen.
Woran bemerke ich eine Midlife-Crisis bei meinem Partner?
Es gibt häufig auftretende Beschwerden, die auf eine Midlife-Crisis hindeuten. Bei Männern sind in der Midlife-Crisis die Selbstsicht und Gefühle betroffen. Vielleicht empfindet Ihr Partner Sinnlosigkeit, Leere, Einsamkeit, Verzweiflung, Enttäuschung, Reue oder Angst. Wie es konkret in ihm aussieht, können Sie selbst nicht immer erkennen, wenn er es Ihnen nicht erzählt.
Was Sie aber bemerken können, ist eine Veränderung im Verhalten Ihres Partners. Das kann sein:
- verstärktes Konkurrenzdenken,
- die plötzliche Beschäftigung mit Krankheit, Tod und Sterben,
- ein neuer Fokus auf Gesundheit oder Aussehen,
- erhöhte Reizbarkeit,
- unübliche Spontaneität,
- selbstgewählte Isolation,
- im schlimmsten Fall extremes oder selbstgefährdendes Verhalten wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Affären oder Glücksspiel.
Mein Partner ist in der Midlife-Crisis – wie soll ich mich verhalten?
Wird eine Midlife-Crisis von der Partnerin, dem Partner oder anderen nahestehenden Personen im Haushalt für belanglos gehalten oder ignoriert, fühlen sich Betroffene oft missverstanden und reagieren noch gereizter auf ihre Umwelt. Eine vorsichtige Konfrontation ist zur Verbesserung des Zustands besser geeignet. Es ist möglich, Ihren Partner zu unterstützen, sein Leben wieder wertzuschätzen und die Krise zu überwinden. Dazu sind Verständnis, Bestärkung und aktive Teilhabe am Leben des Partners hilfreich.
Wenn Sie das Gefühl haben, zu Ihrem Partner nicht durchzudringen, und Sie die ernsthafte Sorge hegen, seine Midlife-Crisis könnte sich zu einer Depression verstärken, sollten Sie über eine psychologische Beratung oder Therapie für Ihren Partner nachdenken.
Verständnis aufbringen
So unbegründet Ihnen die Gereiztheit oder Unzufriedenheit Ihres Partners vorkommen mag: Vorwürfe können ihn in seinem negativen Selbstbild bekräftigen. Nehmen Sie seine Ansichten achtsam ernst, um seine abwertende Sicht auf das eigene Leben zu verändern: „Ja, du hast recht, das hätte besser laufen können – aber am Ende hat es doch geklappt.“
Den Partner positiv bestärken
Sicher fällt es Ihnen leicht, dem Negativen, von dem Ihr Partner berichtet, etwas Positives entgegenzustellen. Was ist ihm im Leben gut gelungen? Wofür kann er dankbar sein? Wer liebt und schätzt ihn? Führen Sie Gespräche über seine möglichen Veränderungswünsche: Ein Jobwechsel bedeutet nicht zwangsläufig weniger Routine. Welche Veränderung ist das Risiko wert? Ein solches Abwägen vermag oft das deutlich zu machen, was „Mann“ im Leben erreicht hat und was wert ist, bewahrt zu werden.
Aktive Teilhabe am Leben des Partners
Welche Wünsche möchte sich Ihr Partner erfüllen? Wenn er etwas in seinem Leben verändern möchte, können Sie diesen Wunsch unterstützen und sich im Idealfall selbst daran beteiligen oder durch Vorschläge neue Perspektiven eröffnen. Vielleicht nehmen Sie ein neues Hobby gemeinsam in Angriff oder Sie helfen Ihrem Mann bei der Bewerbung auf seinen Traumjob.
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Wann beginnt sie und wann ist die Midlife-Crisis vorbei?
Ob Ihr Partner unter einer Midlife-Crisis leidet, ist nur an seinem emotionalen und sozialen Verhalten abzulesen. Zu welchem Zeitpunkt sie am wahrscheinlichsten ist, versuchen aktuelle Studien zu beantworten. Eine Untersuchung nimmt an, dass nicht mehr die Jahre um die 40, sondern das Jahrzehnt zwischen Mitte 40 und Mitte 50 als potenzielle „Unglücksdelle“ zu sehen ist – das heißt nicht, dass man in dieser Lebensspanne zwangsläufig unglücklich wird. Es ist in diesem Zeitraum jedoch unwahrscheinlicher, die glücklichste Zeit seines Lebens zu erleben. Andersherum formuliert: In diesem Zeitraum ist eine Lebenskrise am wahrscheinlichsten – allerdings ohne zwangsläufig eintreten zu müssen. Laut einer anderen Erhebung schätzt die Altersgruppe der 40- bis 54-Jährigen jedoch ihre Lebenszufriedenheit mit 76,7 Prozent als hoch ein.
Eine Studie von 2007 mit Daten aus 55 Ländern kommt zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche Tiefpunkt der Lebenszufriedenheit weltweit bei 46,1 Jahren liegt – in Deutschland bei 47,5. Zuverlässige Aussagen darüber, wie lange eine Midlife-Crisis individuell anhält, gibt es nicht. Die Dauer der Midlife-Crisis scheint auf die mittleren Lebensjahre begrenzt zu sein. In höherem Alter bessert sich in aller Regel die Lebenszufriedenheit wieder. Vermutlich sind gesunde, ältere Menschen dankbar dafür, noch am Alltag teilhaben zu können. Allerdings steigt ab 65 Jahren das Risiko für eine Altersdepression – ein anderes Phänomen mit anderen Auslösern wie Verlustschmerz, Einsamkeit oder Leiden unter der eigenen Hilfsbedürftigkeit.
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