Beziehung
Gesunder Humor: Wie Lachen auf den Körper wirkt
Veröffentlicht am:07.05.2021
4 Minuten Lesedauer
Lachen ist die beste Medizin! Das ist nicht nur eine Redensart. Denn Wissenschaftler konnten in den vergangenen Jahren zeigen: Lachen hat eine Vielzahl von positiven Auswirkungen auf den Körper.
Warum Lachen gesund ist
Schon seit Jahren erforscht der Pariser Neurologe Henri Rubinstein das menschliche Phänomen des Lachens. Lachen ist für ihn eine „unwillkürliche Körperreaktion auf eine als angenehm empfundene Emotion”. Für eine kurze Zeit werden wir so vom Stress einer bestimmten Tätigkeit erlöst. Lachen an sich hat zwar keinen biologischen Nutzen, ist aber zutiefst menschlich.
Lachen wirkt spontan und chaotisch, ist aber ein äußerst koordinierter Prozess. Es aktiviert nicht nur im Gesicht verschiedene Muskeln, sondern im ganzen Körper – allein an Zwerchfell und Bauch sind es etwa 80 Stück. Wer laut lacht, atmet stoßweise und schnell aus sowie sehr tief wieder ein. Typisch ist auch die Mimik mit hochgezogenen Mundwinkeln und zusammengekniffenen Augen. Ausdauerndes Lachen kann sogar zu einem Muskelkater führen. Und der Volksmund sagt: Lachen ist gesund! Dass das nicht nur eine Redensart ist, hat mittlerweile auch die Wissenschaft erkannt.
Die Gelotologie, also die Lehre vom Lachen, untersucht die Auswirkungen des Lachens auf Körper und Geist. Der Begriff „gelos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Gelächter“.
Sauerstoffdusche für den Körper
- Ein Lachen aus vollstem Herzen wirkt sich auf den ganzen Körper aus. Am stärksten intensiviert sich dabei die Atmung. Denn gerade in der Lunge reichert sich das Blut durch den starken Gasaustausch mit Sauerstoff an. Lachen erhöht auch die Verbrennungsvorgänge des Körpers, es beeinflusst den Fettstoffwechsel und die Ausscheidung von Cholesterin.
- Auch Kohlensäure, ein Abfallprodukt dieses Verbrennungsvorgangs, wird bei der Lachatmung komplett ausgestoßen. Die Vorratsluft, die in den Lungen steckt, entleert sich dabei fast vollständig. Ähnlich wie beim Husten werden die oberen Luftwege durch starkes Lachen von störenden Sekreten befreit.
- Die tiefe Atmung hat noch einen positiven Nebeneffekt. Dadurch wird etwa dreimal so viel Sauerstoff aufgenommen wie normalerweise. Zuerst erhöht sich der Puls, und der Blutdruck steigt. Nach der Lachattacke verlangsamt sich der Herzschlag aber wieder und bleibt auf einem niedrigen Niveau. Folge: Die Muskulatur der Arterien entspannt und der Blutdruck sinkt. Wie klinische Untersuchungen zeigen, soll intensives und häufiges Lachen sich dadurch auch positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken.
Lachen aktiviert das Immunsystem
Sogar unser Immunsystem kann vom Lachen profitieren. Einer Studie aus dem American Journal of the Medical Sciences zufolge erhöhen sich dabei Anzahl und Aktivität einiger Immunzellen wie den natürlichen Killerzellen, die infizierte oder entartete Zellen erkennen und zerstören können. Auch wurde ein Anstieg von Antikörpern der Immunglobulin-Klasse A beobachtet. Das sind Antikörper, die in den Schleimhäuten im Körper (wie Mund, Darm und Lunge) vorkommen und einen Teil der Schutzbarriere gegen eingedrungene Erreger bilden. Selbst das sogenannte Gamma-Interferon, welches die Zellen im Normalfall zur Bekämpfung einer Virusinfektion benötigen, ist nach dem Lachen im Blut nachweisbar.
Zudem wurde ein Sinken der Stresshormone beobachtet. Dazu gehört neben dem Adrenalin auch Kortison. Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum fröhliche Menschen mit einer positiven Einstellung zum Leben seltener unter Krankheiten leiden. Eine Studie, die dies bestätigen kann, gibt es bisher allerdings noch nicht.
Was fürs Lachen gilt, gilt auch fürs Singen: Es macht glücklich, egal ob allein unter der Dusche oder vor großem Publikum.
Warum das Schmerzempfinden durch beherztes Lachen sinkt
- Da viele Schmerzen zu einer verspannten Muskulatur führen können, ist Lachen auch für die Schmerztherapie von Bedeutung.Vor allem beim Lachvorgang ist die gesamte Skelettmuskulatur zunächst stark angespannt, um sich danach wieder zu lösen.
- Mediziner nehmen an, dass beim Lachen auch die Schmerzempfindlichkeit sinkt. Schauen sich Schmerzpatienten zum Beispiel lustige Videos an, verschiebt sich die Schmerzgrenze nach oben, so das Ergebnis von Paul McGhee, einem Pionier der Lachforschung.
- Eine britische Studie der Oxford University bestätigt dies: Die Forscher konnten hier zeigen, dass durch 15-minütiges Lachen die eigene Schmerzempfindlichkeit abnimmt. Die Erklärung: Da sich der Körper beim Lachen anstrengen muss, kommt es zur Freisetzung von sogenannten Endorphinen. Dabei handelt es sich um Botenstoffe, die nicht nur die Wirkung von Schmerz blockieren, sondern auch Glücksgefühle hervorrufen.
Lachen als Therapie
Dass Lachen glücklich macht, können auch finnische und britische Forscher bestätigen. Sie fanden heraus, dass Lachen nicht nur den Lachenden selbst glücklich macht sondern auch die anderen. Denn wer oft lacht, verbreitet Lebensfreude. Lachen ist eben ansteckend. Die Lachquote von Erwachsenen ist allerdings ausbaufähig. Während Kinder pro Tag fast 200 bis 400 Mal herzlich lachen, kommen Erwachsene täglich nur auf 15 Mal.
„Lachen ist die beste Medizin“ – in dieser Redensart steckt auf jeden Fall ein wahrer Kern. Lachen wird aufgrund der positiven Effekte auch immer häufiger als Therapie eingesetzt. Laut einer Studie aus der Fachzeitschrift Social Science & Medicine von zwei Forschern der britischen Leeds-Universität ist eine „Lachtherapie“ gerade bei Depressionen sehr erfolgreich. Die beiden fanden heraus, dass simuliertes Lachen effektiver ist als spontanes Lachen. Es gab außerdem Hinweise, dass Lachen angstlösend und stressmindernd sein kann und so positive Auswirkungen auf eine Depression haben kann.