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Eingewöhnung in die Kita: So gelingt der Start
Veröffentlicht am:25.06.2021
6 Minuten Lesedauer
Der Start in die Kita bringt viele Herausforderungen mit sich. Deshalb ist eine gute Eingewöhnung sehr wichtig. Verschiedene Tipps können helfen, diese Übergangszeit erfolgreich zu bewältigen. Auch wenn es bei manchen Kindern etwas länger dauert als bei anderen.
Die Eingewöhnung in die Kita ist für alle Beteiligten ein großes Ereignis: Für die Kinder beginnt ein neuer Lebensabschnitt, denn sie gehören nun nicht mehr zu den Allerkleinsten. Von einigen sehnlichst erwartet, kann diese Veränderung aber auch ganz schön einschüchternd sein. Für die Eltern ist es hingegen manchmal nicht einfach, ihre Kleinen der Obhut von Erziehern zu überlassen oder beim Wechsel von Krippe zu Kindergarten in eine neue Einrichtung zu geben. Umso wichtiger ist es, für eine gute Eingewöhnung zu sorgen.
Warum ist eine Eingewöhnung in die Kita wichtig?
Die Eingewöhnung in die Kita, egal ob Krippe oder Kindergarten, ist oft eine echte Herausforderung, die aber sehr wichtig ist. Trennungssituationen können bei den Kindern immer unangenehme Gefühle wie Trauer, Wut oder Sehnsucht erzeugen. Passiert die Trennung von den Eltern nicht abrupt, sondern schrittweise, können sich die Kinder aktiv mit diesen Gefühlen auseinandersetzen. Sie lernen, dass sie auch negative Emotionen äußern dürfen und dass dies in Ordnung ist.
Gut eingewöhnte Kinder fügen sich oft besser in die Gruppe ein, lassen sich trösten und sind auch weniger gestresst. Die Eingewöhnung in die Kita ermöglicht es zudem, die Einrichtung, den Tagesablauf, die Erzieher und die anderen Kinder der Gruppe kennenzulernen. Erst wenn das passiert ist und die Kinder Vertrauen zu ihrer neuen Bezugsperson aufgebaut haben, ist eine Weiterentwicklung in der Einrichtung möglich. Die richtige Eingewöhnung ist also eine Art „Investition“ in die Zukunft.
Eltern und Kind in der Übergangszeit
Haben die Kleinen die Übergangszeit schließlich gut zu Ende gebracht, können sie zusätzlich profitieren. Denn wer Krisensituationen erfolgreich meistert, stärkt sein Selbstbewusstsein und wird widerstandsfähiger im Umgang mit schwierigen Situationen, die im Lauf des Lebens immer wieder einmal auftreten können.
Schließlich ist die gute Eingewöhnung in Krippe oder Kita auch für Eltern von Vorteil: So können sie den Alltag der Einrichtung erleben und müssen nicht blind darauf vertrauen, dass es ihrem Kind gut geht.
Wie funktioniert die Eingewöhnung in die Kita?
Viele Einrichtungen machen die Eingewöhnung in die Kita nach dem sogenannten Berliner Eingewöhnungsmodell. Es wurde für Kinder unter drei Jahren entwickelt, wird aber auch bei den Größeren angewandt. Kennzeichen dieses Modells ist, dass die Eltern aktiv mit einbezogen werden. Der Zeitrahmen liegt bei drei Wochen, der allerdings nur ein Richtwert ist. Manche Kinder brauchen auch länger, bis sie eingewöhnt sind.
Die vier Phasen des Berliner Eingewöhnungsmodells
Die Grundphase
In der dreitägigen Grundphase findet noch keine Trennung statt. Das Kind nimmt zusammen mit der Person, die die Eingewöhnung in den Kindergarten macht, jeden Tag ein bis zwei Stunden am Gruppenleben teil. Diese Bezugsperson ist zwar da, verhält sich aber eher passiv. Der zukünftige Bezugserzieher versucht in dieser Phase, vorsichtig Kontakt mit dem Kind aufzunehmen.
Die erste Trennung
Am vierten Tag findet die erste Trennung statt. Kurz nach der Ankunft in der Einrichtung verabschiedet sich die Bezugsperson und geht. Die erste Trennung sollte nicht mehr als eine halbe Stunde dauern. Je nachdem, wie das Kind darauf reagiert, kann man von einer kurzen beziehungsweise längeren Eingewöhnungszeit ausgehen. Lässt sich das Kind gar nicht mehr beruhigen, wird die Bezugsperson nach zwei bis drei Minuten zurückgeholt.
Die Stabilisierungsphase
Am fünften Tag beginnt die sogenannte Stabilisierungsphase. Der künftige Bezugserzieher kümmert sich immer mehr um das Kind. Die Bezugsperson hält sich im Hintergrund, ist aber zur Verfügung, wenn das Kind den Kontakt aktiv sucht. Je nachdem, ob die erste Trennung gut funktioniert hat, werden die Trennungszeiten immer weiter verlängert. Wesentliche Meilensteine sind das Mittagessen und der Mittagsschlaf in der Einrichtung, welche je nach Gelingen den Prozess verlängern können.
Die Schlussphase der Eingewöhnung
Die letzte Phase oder Schlussphase der Krippeneingewöhnung beginnt, wenn das Kind sich bei der Trennung vom Erzieher trösten lässt. Die Bezugsperson ist nicht mehr anwesend, steht aber zur Verfügung, falls das Trösten nicht funktionieren sollte. In den darauffolgenden Wochen muss die Beziehung zwischen Erzieher und Kind noch gefestigt werden. Zudem lernt das Kind Abläufe, Regeln und Rituale der Einrichtung kennen.
Wie bei vielen pädagogischen Ansätzen, gibt es auch an der Berliner Methode Kritik. So zum Beispiel die Rollenänderung des Elternteils von der aktiven zur passiven Bezugsperson. Sprechen Sie mit den Verantwortlichen in Ihrer Einrichtung und gehen Sie individuell verschiedene Möglichkeiten und Eingewöhnungsmodelle durch.
Wann sollte man die Eingewöhnung in die Kita abbrechen?
Bei manchen Kindern dauert die Eingewöhnung in Kita oder Krippe sehr lange. Lässt sich das Kind auch vier bis fünf Wochen nach Beginn der Eingewöhnung nicht trösten, wenn die Bezugsperson (zum Beispiel Mutter oder Vater) geht, ist es sinnvoll, genauer hinzuschauen. Die Eingewöhnung in die Kita ist deswegen nicht gescheitert.
Gründe, warum es manchmal länger dauern kann mit der Eingewöhnung, gibt es mehrere.
- Zum einen kann es sein, dass sich ein Kind gerade in einer kritischen Entwicklungsphase befindet.
- Manche Kinder brauchen aber auch einfach länger als andere, weil sie von Natur aus eher schüchtern und zurückhaltend sind.
- Mitunter fühlen sich auch die Eltern unwohl damit, ihr Kind abzugeben. Und die damit verbundenen Ängste und Unsicherheiten übertragen sich auf das Kind.
Geduld ist die Devise
Eltern sollten also Geduld mitbringen und die Kita-Eingewöhnung nicht abbrechen, wenn sie nicht in der anvisierten Zeit funktioniert. In jedem Fall ist es wichtig, das Gespräch mit den Erziehern zu suchen. Dabei ist es hilfreich, offen alles anzusprechen, was einem auffällt. Auch die Erzieher sollten die Möglichkeit haben, ihre Beobachtungen ehrlich mitzuteilen.
Sind die Ursachen für eine nicht geglückte Eingewöhnung bekannt, können Eltern und Erzieher gemeinsam überlegen, wie es weitergehen soll und welche Maßnahmen dem Kind helfen können. Eine gute Eingewöhnung erkennt man unter anderem daran, dass sie zwar einem Leitfaden wie zum Beispiel einem bestimmten Eingewöhnungsmodell folgt, aber nicht starr daran festhält und individuell auf Eigenheiten eines Kindes eingeht.
Sind Eltern und Erzieher sich einig, hilft das auch dem Kind. Denn es spürt, dass die Eltern ein grundsätzliches Vertrauen in die Erzieher haben. Einen Abbruch der Eingewöhnung sollten Eltern nur erwägen, wenn die Zusammenarbeit mit den Erziehern nicht funktioniert oder äußere Umstände das Kind ungewöhnlich stark belasten.
Eingewöhnung in Krippe oder Kindergarten: Welche Tipps helfen?
Folgende Tipps erleichtern die Eingewöhnung in Kita oder Kinderkrippe:
- Es kann helfen, sich im Vorfeld mit dem Tehma zu beschäftigen und einen groben Plan aufzustellen. Diesen besprechen die Eltern bestenfalls gemeinsam – aus Organisationsgründen gegebenenfalls auch mit den Arbeitgebern.
- Bereiten Sie Ihr Kind zum Beispiel mit Gesprächen oder Bilderbüchern darauf vor, dass es eine Kinderkrippe oder Kindergarten besuchen wird.
- Nehmen Sie sich für die Eingewöhnung mindestens sechs Wochen Zeit, um die Situation zusätzlich zu entspannen. Damit können Sie sich besser auf das Tempo des Kindes einlassen und geraten nicht in Zeitnot.
- Sprechen Sie vorab mit den Erziehern über Gewohnheiten, Fähigkeiten und wichtige Ereignisse im Leben des Kindes. Das ermöglicht es, während der Eingewöhnung besser auf die individuellen Bedürfnisse der Kleinen einzugehen.
- Achten Sie darauf, dass die Eingewöhnung nicht mit anderen „Großereignissen“ wie der Geburt eines Geschwisterchens oder einem Umzug zusammenfällt.
Loslassen üben
Während der Eingewöhnung selbst sollten Eltern immer der „sichere Hafen“ sein. Da zu sein, wenn das Kind Kontakt sucht, aber es gleichzeitig selbstständig Neues entdecken zu lassen, ist nicht so einfach. Eltern sollten lernen, ihre Kinder loszulassen. Bei aller Trauer, die den Übergang in diese neue Phase auch für Eltern mit sich bringt, sollten sie also trotzdem positiv bleiben. Das erleichtert es auch dem Kind, sich auf Altersgenossen, Erzieher und viele weitere neue Eindrücke einzulassen.
Hilfreiche Trennungsrituale
Zudem können Rituale helfen, die Trennungssituation besser zu überstehen. Dabei ist es zum Beispiel wichtig, sich immer zu verabschieden: Mit einem Kuss, einer bestimmten Geste oder mit den immer gleichen Worten. Manche Kinder mögen auch einen vertrauten Gegenstand in die Kita mitnehmen, zum Beispiel ein Kuscheltier oder die Schmusedecke. Das schenkt Geborgenheit und Sicherheit – nicht nur bei der Eingewöhnung in die Kita, sondern auch in anderen schwierigen Situationen.