Eltern
Ihr Kind isst nicht? Diese Tipps machen Essen schmackhaft
Veröffentlicht am:04.03.2022
6 Minuten Lesedauer
Dass ein Kind nichts isst und die Nahrung komplett verweigert, kommt äußerst selten vor. Häufig essen Kinder aber auffällig wenig. Das ist kein Grund zur Sorge, solange sie sich normal entwickeln und gesund sind. Einfache Maßnahmen können helfen.
Wie regt man bei Kindern den Appetit an?
Was macht einem Kind eine Mahlzeit schmackhaft, wenn es nicht isst? Eine angenehme Atmosphäre, ein schön gedeckter Tisch und ein vielseitiges Angebot:
- Kinder sollten vom angebotenen Essen probieren dürfen und die Freiheit haben, etwas wieder an den Tellerrand zurückzulegen, das ihnen nicht schmeckt – auch wenn es schon im Mund war. Bei jeder Mahlzeit ist meist zumindest eine Komponente dabei, die das Kind akzeptiert, zum Beispiel die Nudeln. Soße ist kein Muss. Salat bleibt links liegen? Ein Rohkostteller mit kleinen Stückchen Paprika, Gurke oder Tomate liefert Vitamine und Ballaststoffe.
- Verzichten Sie auf Süßes und zu viele kleine Snacks zwischendurch. Die füllen den Magen und machen die Hauptmahlzeiten unattraktiv. Wenn Sie befürchten, dass Ihr Kind zu wenig oder zu selektiv isst, beobachten Sie, was es zwischen den eigentlichen Mahlzeiten snackt. Cracker auf dem Spielplatz, Eis auf dem Schulweg oder Kekse bei den Großeltern machen satt und der Hunger fürs gemeinsame Mittagessen fehlt.
- Lust aufs Essen kann ein gemeinsamer Einkauf wecken. Auch Schnippeln und Hilfe beim Kochen machen Appetit. Neue Lebensmittel dürfen betrachtet, befühlt und genascht werden. Das nimmt die Scheu vor dem Neuen.
Wie wird mein Kind ein besserer Esser?
Praktische Tipps können helfen, schwierige Situationen am Esstisch zu entschärfen und Freude an Mahlzeiten zu wecken, wenn das Kind nicht isst:
- Vorbild sein: Eltern prägen das Essverhalten ihres Kindes. Wie eine gesunde, ausgewogene Ernährung aussieht, das können Sie Ihrem Kind vermitteln. Die Kids schauen sich Essgewohnheiten ab. Greifen Sie öfter zu frischem Obst, Nüssen oder Milchprodukten, zum Beispiel Joghurt und Quark. Und betonen Sie nicht, dass ein bestimmtes Lebensmittel, das Ihr Kind nicht mag, doch so gesund sei – sonst verbindet das Kind das Attribut „gesund“ mit „schmeckt mir nicht“. Damit erreichen Sie vielleicht genau das Gegenteil von dem, was Sie wollen. Gesunde Lebensmittel könnten dann von vornherein keine Chance auf dem Teller Ihres Kindes bekommen.
- Entspannt bleiben: Auch wenn Sie denken, dass Ihr Kind nicht vernünftig isst: Bleiben Sie entspannt und beobachten oder ermahnen Sie den Nachwuchs beim Essen nicht ständig. Vermeiden Sie jeglichen Zwang und bleiben Sie geduldig. Kinder sollten die Menge, die sie zu sich nehmen, selbst bestimmen dürfen.
- Immer wieder anbieten: Etwa 10- bis 15-mal muss ein Kind ein neues Lebensmittel probieren, bis es sagen kann: „Das mag ich“ oder „Das mag ich nicht“. Denn Kindern schmecken diejenigen Lebensmittel am besten, die sie häufig zu essen bekommen. Selten klappt es beim ersten Anlauf. Versuchen Sie es nach einiger Zeit erneut, wenn das Kind etwas nicht isst.
- Gemeinsame Mahlzeiten: Frühstück, Mittagessen, Abendbrot – wenn es sich einrichten lässt, sollte die Familie mindestens eine gemeinsame Mahlzeit zusammen am Tisch einnehmen. Halten Sie feste Zeiten dafür ein.
- Essen ist kein Druckmittel: Vermeiden Sie Belohnungsstrategien wie: „Wenn der Teller leer gegessen wird, dann…“ Essen sollte Nahrungsaufnahme und Familienzeit sein, aber kein Instrument der Erziehung. Zwingen Sie Ihr Kind auf keinen Fall zum Essen. Auch wenn es schwerfällt: Schimpfen Sie nicht, wenn Ihr Kind im Essen herumstochert. Essen sollte niemals zu einem Machtkampf führen. Leben Sie stattdessen Ihre Freude am Kochen und Essen vor und behalten Sie diese Freude auch bei, wenn Ihr Kind etwas nicht probieren möchte.
Wie viel und was sollte ein Kind essen?
Babys verfügen über einen natürlichen Hunger- und Sättigungsmechanismus. Ihr Kind wird Ihnen selbst mitteilen, wann es satt ist, zum Beispiel indem es Essen wieder ausspuckt oder es ablehnt, mehr zu essen. Ab einem Alter von zwei bis drei Jahren können gesunde Kinder meist schon selbst unbewusst einschätzen, wie viele Kalorien sie benötigen, und somit die Essensmenge selbst bestimmen. So lernen sie auch das eigene Sättigungsgefühl als wichtiges Körpersignal kennen.
Beste Voraussetzungen dafür, dass Kinder mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt sind, bietet die optimierte Mischkost: Darunter versteht sich ein 28-Tage-Speiseplan, der auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung für Kinder und Jugendliche von 1 bis 18 Jahren abzielt. Unterschiedlich ist nur die Energiezufuhr – und somit die Menge an Essen – für die verschiedenen Altersgruppen. Auf dem Ernährungsplan, bei dem auch Genuss nicht zu kurz kommt, stehen reichlich Wasser, ungesüßte Getränke, Vollkornprodukte und pflanzliche Lebensmittel. Produkte wie Milch und andere tierische Lebensmittel werden in Maßen empfohlen. Fett und Zucker sollten sparsam verwendet werden. Pro Tag drei Hauptmahlzeiten, nicht zu üppig, salzig oder fettig, und zwei Zwischenmahlzeiten mit viel frischem Obst oder Gemüse – das lässt Heißhunger nicht aufkommen.
Warum essen manche Kinder nicht?
Dass ein Kind nicht viel isst, kommt häufig vor. Besonders im Alter zwischen zwei und fünf Jahren erleben viele Eltern ihre Kinder als besonders anstrengend am Esstisch. Grünes Gemüse? Völlig ausgeschlossen! Dabei ist es ganz normal, dass Kinder ab einem bestimmten Alter Speisen ablehnen – sie kennen sie noch nicht. Unbekanntes wird zunächst einmal aus Angst vor Neuem abgelehnt. Das ist auch nicht verwunderlich, denn diese Fixierung auf Bekanntes und Süßes ist angeboren. Die erste Nahrung des Babys, die Muttermilch, schmeckt süß. Geschmacksnoten wie scharf, sauer oder herb müssen erst erlernt werden.
Schon kleine Kinder streben in ihrer Entwicklung nach Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit. Das zeigt sich auch am Esstisch. Eltern geben vor, wann und was auf den Tisch kommt. Das Kind kann nur steuern, wie viel es davon isst – oder wie wenig. Wenn Eltern diesen Wunsch nach Selbstwirksamkeit beschränken, etwa indem sie erwarten, dass der gesamte Teller leer gegessen wird, verweigern einige Kinder völlig. Laut den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie ist Essensverweigerung ein Teil der Persönlichkeitsentwicklung. Das Kind wird unabhängiger. Die Phase der Essensverweigerung sollte jedoch medizinisch abgeklärt werden, wenn sie länger als einen Monat anhält.
Was passiert, wenn Kinder zu wenig essen?
Kinder und Jugendliche brauchen Energie, um gesund heranzuwachsen und aktiv zu sein. Durch die Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) beim Kinder- und Jugendarzt werden regelmäßig Wachstum und Körpergewicht kontrolliert. Anhand der Normwertkurven, den sogenannten Perzentilkurven, lässt sich ablesen, ob ein Kind untergewichtig ist. Wird dies festgestellt, ist das noch kein Grund zur Sorge, solange es gesund und aktiv ist. Der Arzt hat dies bei seiner Untersuchung im Blick. Wenn das Kind nicht isst und in kurzer Zeit stark abnimmt, sollten Sie Ihren Kinder- und Jugendarzt auf das Essproblem ansprechen.
Essensverweigerung: Wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten
Wenn ein Kind zeitweise nicht essen will, bedeutet das nicht, dass sich daraus eine Essstörung entwickelt. Schwerwiegende Essstörungen wie Magersucht, Bulimie oder Binge Eating kommen bis zum Schulalter so gut wie nicht vor. Sie treten erst im Jugendalter oder später auf.
Wenn das Kind partout nicht isst, kann das eventuell an physischen Problemen liegen, etwa am Schlucken. Manchmal stimmt einfach die Konsistenz nicht. Feste Stückchen im Joghurt oder Kartoffelbrei akzeptieren einige Kinder nicht. Schluckbeschwerden können weitere Ursachen haben, beispielsweise vergrößerte Mandeln, Zahnprobleme oder eine Kieferfehlstellung. Lassen Sie diesen Verdacht sicherheitshalber ärztlich abklären. Ein Kinderarzt sollte auch untersuchen, ob eine psychische Erkrankung wie eine Depression vorliegen könnte, wenn das Kind nicht isst.