Eltern
Mit dem Pubertätswegweiser entspannt durch die Teeniezeit
Veröffentlicht am:13.12.2022
4 Minuten Lesedauer
Stimmungsschwankungen, Unsicherheit, Rebellion: Die Pubertät stürzt nicht nur die Teenager selbst, sondern manchmal ganze Familien ins Gefühlschaos. Expertin Silvia Schanze gibt Tipps, wie Eltern gelassen mit schwierigen Situationen umgehen.
Silvia Schanze ist Kommunikationstrainerin. Sie beschäftigt sich unter anderem mit Stressmanagement. Für die AOK-Reihe „Gesundheit im Dialog“ hielt die Expertin Vorträge zum Thema „Stressfreie Kommunikation in der Familie“. Das rät sie Eltern während der Pubertät der Kinder.
Hilfe und Tipps für Eltern während der Pubertät
Eine klare, wertschätzende Kommunikation – die ist für Mütter und Väter im Umgang mit Kindern in der Pubertät besonders wichtig. Leichter gesagt als getan, schließlich stellen Teenager die Nerven ihrer Eltern gerne auf die Probe.
„Eltern sollten in Ich-Botschaften kommunizieren“, empfiehlt Schanze als geeignete Methode. „Du-Botschaften wie ‚Du hast den Müll nicht heruntergebracht‘ wirken oft herabwürdigend und vorwurfsvoll.“ Besser sei eine Ich-Botschaft wie „Ich freue mich, wenn du den Müll herunterbringst. Du bist mir damit eine große Unterstützung“.
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1. Medienkonsum: Handy, Tablet und Co.
Hier ist es sinnvoll, gemeinsam Regeln festzulegen, zum Beispiel Zeiten, in denen das Handy tabu ist. „Eltern haben hier auch eine Vorbildfunktion“, sagt Schanze. Sie dürften auch zugeben, dass es ihnen ebenfalls zeitweise schwerfalle, das Handy wegzulegen. „Wichtig ist eine Begegnung auf Augenhöhe“, so Schanze.
2. Keine Lust auf Hilfe im Haushalt
Zu Recht verlangen die meisten Eltern, dass ihre Kinder im Haushalt mithelfen. Hier können kleine Tricks helfen. „Ein möglicher Trick ist die sogenannte ‚Müheliste‘“, sagt Silvia Schanze. Hier listen Eltern die ‚Mühen‘ auf, die sie für den Jugendlichen übernehmen – zum Beispiel das Aufräumen. Im Gegenzug können sie eine ‚Mühe‘ von dem Teenager verlangen. Eine weitere Möglichkeit sei ein Familienrat, bei dem die Aufgaben gemeinsam besprochen und verteilt werden.
3. Familienleben und Mahlzeiten
Eltern sollten Mahlzeiten positiv gestalten – schwierige Themen sind dabei tabu. Bei gemeinsamen Aktivitäten binden Eltern die Jugendliche am besten mit ein und lassen sie Vorschläge machen. Hier komme es ebenfalls auf die Kommunikation an, sagt Schanze. Ihr Tipp: „Sinnvoll ist es auch hier, wenn Eltern Ich-Botschaften senden und zum Beispiel sagen: ‚Ich freue mich, wenn wir gemeinsam essen‘.“
4. Keine Lust mehr auf Schule
Wenn Jugendliche alles andere spannender finden als Schule, gehen Eltern am besten mit ihnen ins Gespräch. „Es ist wichtig, die Lustlosigkeit wahrzunehmen und nachzufragen, woran es liegen könnte“, sagt Schanze. Eltern sollten ihrem Sohn oder ihrer Tochter Unterstützung anbieten, aber auch über die Konsequenzen des Nichtlernens sprechen. Eine eingeschränkte Berufswahl oder der Verlust der Klassengemeinschaft sind Argumente, die Teenager zum Nachdenken bringen können.
5. Ausgehen: „Alle anderen dürfen länger …“
Beim Thema abendliches Ausgehen sind klare Regeln wichtig. Eltern können sich am Jugendschutzgesetz orientieren. Wenn Jugendliche gegen die Regeln verstoßen, sollte das Konsequenzen haben. Schanzes Tipp: „Konsequenzen werden am besten nicht als Strafe vermittelt. Liebe und Sorge sollten als Begründung im Vordergrund stehen.“
6. Alkohol und Drogen
Eltern haben hier eine Vorbildfunktion – beispielsweise in puncto Alkohol. Zudem spielt Aufklärung zur Vorbeugung von Drogen- oder Alkoholmissbrauch eine große Rolle. „Jugendliche müssen wissen, was passieren kann, wenn sie zu viel Alkohol trinken“, sagt Schanze. Dabei können unter anderem Youtube-Videos helfen, die in der Sprache der Jugendlichen verfasst sind.
7. Outfit: „Ich kann rumlaufen, wie ich will.“
Teenager sind in der Pubertät auf Identitätssuche. Dazu gehört auch das Ausprobieren in den Bereichen Kleidung, Frisuren und Schminke. Eltern sollten dies akzeptieren. Haben sie das Gefühl, dass sich die Tochter beispielsweise durch ihr aufreizendes Outfit selbst in Gefahr bringt, ist Aufklärung nötig. „Eltern sollten mit dem Jugendlichen darüber sprechen, was diese mit ihrem Aussehen vermitteln“, rät Schanze.
8. Sexualität und Verhütung
Die Aufklärung über Verhütung und Geschlechtskrankheiten bereitet vielen Eltern Kopfzerbrechen. „Ideal ist es, wenn beide Eltern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen“, sagt Silvia Schanze. „Interesse zeigen, da sein, Gesprächsangebote machen“, rät die Kommunikationsexpertin. Wenn Eltern sich das nicht zutrauen, können Aufklärungsvideos unterstützen. Auch Vertrauenspersonen aus dem Umfeld kommen als Ansprechpartner und -partnerinnen in Frage.
9. Nur noch genervt
„In der Pubertät suchen Jugendliche stark nach Freiheit, aber auch nach Sicherheit und Geborgenheit, sie sind dabei auch verletzlich“, sagt Silvia Schanze. Das sollten Eltern im Hinterkopf haben, wenn ihr Kind wieder mal genervt reagiert. „Eltern sollten den Jugendlichen Freiraum lassen, aber gleichzeitig Interesse zeigen und für sie da sein“, rät die Expertin.