Eltern
So gelingt der Badespaß mit der ganzen Familie
Veröffentlicht am:20.05.2021
6 Minuten Lesedauer
Sei es im Freibad, am Meer oder im See – für Kinder gibt es oft nichts Schöneres, als im Wasser zu toben. Doch immer weniger Kinder können sicher schwimmen. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schätzt, dass 40 Prozent der Zehnjährigen nicht richtig schwimmen können. Zum Vergleich: Ende der 1980er-Jahre waren es nur knapp 10 Prozent. Alexander Gallitz ist seit mehr als 25 Jahren Schwimmlehrer. Ihm ist es ein großes Anliegen, dass sich wieder mehr Kinder – und auch Erwachsene – sicher im Wasser bewegen können.
Das richtige Alter für den Schwimmkurs
Die meisten Kinder sind zwischen fünf und sechs Jahre alt, wenn sie Schwimmen lernen. Manche besuchen ihren ersten Schwimmkurs bereits mit drei oder vier Jahren. „Das perfekte Alter gibt es nicht“, sagt Gallitz. „Die Schwimmfähigkeit ist sehr individuell. Die einen fühlen sich sofort wohl im Wasser, andere müssen noch ein bisschen Mut schöpfen. Das ist oft unabhängig vom Alter.
Es ist aber so, dass Dreijährige ihre Kräfte nicht so gut einschätzen können wie Grundschulkinder.“ Damit auf jeden Schwimmschüler individuell eingegangen werden kann, sollten die Anfängerkurse aus kleinen Gruppen mit höchstens sechs Kindern bestehen.
„Freie Gewässer und vor allem Flüsse sind nur etwas für sehr sichere Schwimmer.“
Alexander Gallitz
Schwimmlehrer, Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbandes und ehemaliges Mitglied der deutschen Nationalmannschaft
Praktisch und günstig: Schwimmnudeln
Schwimmhilfen können sinnvoll sein. Von den Halskrausen, die bereits bei Babys genutzt werden, rät der Schwimmlehrer allerdings ab. „Die Kleinen hängen damit wie ein Korken im Wasser. Sie bekommen auf diese Weise gar nicht das Gefühl dafür, dass das Wasser ihren Körper trägt.“
Er empfiehlt für Kinder bis zwei Jahre Schwimmflügel. Die Modelle, die ein asymmetrisches Armloch haben, bieten den Kleinen mehr Bewegungsfreiheit. Noch besser findet er die Schwimmnudel, weil sie so vielfältig genutzt werden kann und dazu so günstig ist. „Die Kinder werden draufgesetzt, um das Gleichgewicht zu trainieren. Sie können sich aber auch nach vorne oder nach hinten in die Nudel reinlegen – aber bitte nur unter Aufsicht, damit sie nicht abrutschen.“
Wenn die Kinder schon einigermaßen fit im Wasser sind, unterstützen sogenannte Schwimmsäckchen. „Die werden um den Bauch gebunden und mit Luft gefüllt. Der Vorteil daran ist, dass die Kleinen in die richtige Wasserlage gebracht werden“, sagt der Experte. Je sicherer sie schwimmen, desto mehr Luft kann aus den Säckchen gelassen werden.
Immer ein Auge auf die Kinder haben
Der Schwimmtrainer empfiehlt, Kinder bis zwölf Jahre am Meer und am See immer zu beaufsichtigen. „Im Schwimmbad ist es ein wenig anders, denn da gibt es eine Badeaufsicht, die im Notfall schnell eingreifen kann. In freien Gewässern dauert es viel länger, bis Hilfe kommt.“ Zudem ist der Beckenrand in einem Schwimmbad in absehbarer Entfernung zu erreichen.
„Viele, die im Meer oder im See schwimmen, verschätzen sich bei der Entfernung und der eigenen Kraft.“ Im Fluss kann die Strömung besonders stark sein – vor allem nach Regen. „Selbst ich, der jahrelang Hochleistungsschwimmer war, habe großen Respekt davor, in einem Fluss zu schwimmen. Wer das machen möchte, sollte wirklich ein sicherer Schwimmer sein und seine Kraft einschätzen können“, sagt Gallitz.
Übrigens
Eine Studie der Western University of Australia hat gezeigt, dass Schwimmen die Blutzirkulation im Kopf verbessert. So bringt der Sport auch die kognitiven Fähigkeiten von Kindern in Schwung.
Bei Gewitter und Regen aus dem Wasser
Dass bei Gewitter Blitze dem Schwimmer besonders gefährlich werden können, ist bekannt. „Blitze können auch in Seen oder Freibädern einschlagen. Im Wasser ist der Schwimmer dann der höchste Gegenstand. Zudem leitet Wasser. Und selbst bei einiger Entfernung kann der Strom eine Person verletzen.“ Ein indirekter Blitzschlag kann zu Krämpfen, Bewusstlosigkeit oder Schock führen.
Doch nicht nur die Blitze sind gefährlich, sondern auch Regen oder Hagel. „Schlagen Tropfen auf die Wasseroberfläche, entsteht Gischt. Diese feinen Tröpfchen werden beim Schwimmen eingeatmet.“ Weil der Körper dann zu wenig Sauerstoff bekommt, kann das zu einer Ohnmacht führen.
Aber auch das sogenannte passive Ertrinken kann eine Folge sein, denn durch den feinen Tröpfchen-Nebel gelangt Wasser in die Lunge. „Kommt man nicht schnell genug aus dem Wasser, sollte man sich auf den Rücken legen und nach oben atmen“, rät der Schwimmtrainer.
Sonnenschutz ist wichtig für die Gesundheit
Essen vor dem Schwimmen
Nach einer Mahlzeit sollten Kinder anderthalb Stunden warten, bis sie wieder ins Wasser gehen. Gallitz kennt den Grund: „Es besteht sonst die Gefahr, dass sie sich erbrechen, sich verschlucken und dass dann Wasser in die Lunge gelangt. Das kann lebensgefährlich werden.“
Aber auch von einer Schwimmrunde mit leerem Magen rät der Experte ab, denn Schwimmen verbraucht viel Energie, die Gefahr einer Unterzuckerung ist groß. „Diesen Fehler habe ich auch schon mal gemacht. Ich hatte nichts gegessen und war nach ein paar Bahnen plötzlich völlig kraftlos. Ich kam kaum noch aus dem Wasser“, erzählt der Schwimmtrainer. Ideal ist also, eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen, aber nicht direkt vor dem Schwimmen eine große Mahlzeit zu essen.
Bei großer Hitze: langsam abkühlen
Wer von hohen Temperaturen sehr erhitzt ist, sollte nicht ins kalte Wasser springen, um sich abzukühlen. Das kann zu Kreislaufproblemen führen, denn die Adern verengen sich durch den Temperaturschock schlagartig, der Blutdruck steigt stark an. Es kann aber auch zu Muskelkrämpfen kommen.
„Besser ist, sich langsam etwas Abkühlung zu verschaffen. Also erst einmal mit den Beinen ins Wasser zu gehen, dann die Arme und den Oberkörper mit Wasser benetzen“, sagt Gallitz. „So hat der Körper Zeit, sich anzupassen.“
Wasserfester Sonnenschutz
Vor und nach dem Planschen sollten Kinder ein wasserfestes Sonnenschutzmittel mit UV-A und UV-B-Filter auftragen. Am besten ist ein Lichtschutzfaktor von mindestens 30 bis 50.
Das AOK-Drachenkind erklärt kleinen Wasserratten in einem Video-Clip, wie sie sich sicher im Wasser bewegen
Luftblasen
Es gibt zwei Mannschaften. Jede hat einen schwimmenden Gegenstand, etwa einen Tischtennisball, der schnell an den anderen Beckenrand gebracht werden muss. Dabei darf der Gegenstand nur durch Pusten oder durch Wellen fortbewegt werden.
Schatzsuche
Es werden verschiedene Gegenstände, etwa Ringe oder Steine, ins Wasser geworfen, die herausgeholt werden müssen. Mögliche Varianten: auf Zeit tauchen, die Reihenfolge der eingeworfenen Gegenstände einhalten oder die Tauchtiefe verändern.
Auf Fischfang
Ein lustiges Wasserspiel für Kinder ab 18 Monaten. Hierzu zieht ein Erwachsener einen Plastikfisch an einer Schnur durch das Planschbecken. Die Kleinen versuchen, den Fisch mit den Händen zu fangen.
Tauchwandern
Alle Mitspieler stehen mit Abstand von etwa einem Meter hintereinander. Der jeweils Letzte taucht durch die gegrätschten Beine der ganzen Gruppe hindurch. Zusätzlich kann noch ein Gegenstand transportiert werden.
Raketenschießen
Für dieses Spiel braucht man Schwimmbretter. Alle Teilnehmer stoßen sich gleichzeitig im schultertiefen Wasser mit einem Schwimmbrett vom Beckenrand ab. Wer am weitesten gleiten kann, ohne zu paddeln, hat gewonnen.
Robbenfangen
Ein Spieler ist der Fänger, die restlichen Spieler sind die Robben und bewegen sich im Wasser. Der Fänger darf bei seiner Jagd nur diejenigen Robben fangen, die den Kopf aus dem Wasser strecken. Alle tauchenden Robben sind sicher.
Was sollte beim Trendsport Stand-up-Paddling beachtet werden?
Stand-up-Paddling (SUP) ist für alle Altersgruppen und auch für untrainierte Einsteiger geeignet. Es trainiert die gesamte Muskulatur und auch den Gleichgewichtssinn. Allerdings sollte man das Paddeln im Stehen nicht unterschätzen: Ein sicherer Stand, ein wenig Fitness und Ausdauer sowie gute Schwimmkenntnisse sind schon erforderlich.
Warum ist SUP so ein gutes Training?
Die Trendsportart beansprucht sämtliche Muskeln im Körper. Beim Eintauchen und Nach-hinten-Ziehen mit dem Paddel werden Arme, Schultergürtel sowie die schrägen Brust- und Bauchmuskeln trainiert.
Die Bewegung verlagert dann die Kraft ins Becken und in die Beine. Um das Gleichgewicht auf dem wackeligen Brett zu halten, werden besonders die tiefen Muskelschichten aktiviert, die für eine gesunde Körperhaltung wichtig sind.
Welche Gewässer eignen sich für SUP?
See, Fluss oder Meer – grundsätzlich eignen sich alle Gewässer für das SUP. Doch Einsteiger sollten auf einem ruhigen See die ersten Paddelversuche machen, um sicherer zu werden.
Auf dem Meer und auch auf Flüssen können Wind und Strömungen das Brett schneller aufs offene Wasser hinausziehen oder sogar zum Kentern bringen. Deshalb sollte man da schon ein wenig Erfahrung mitbringen oder eine geführte Tour mitmachen.
Welches Brett ist das Richtige?
Länge und Breite des Bretts richten sich nach dem Körpergewicht. Breitere Bretter liegen allerdings stabiler im Wasser. Das ist vor allem für Einsteiger wichtig, die sich erst einmal daran gewöhnen müssen, die Balance zu halten.
Zudem sollte das Brett schmal zulaufen und die Spitze vorne leicht nach oben gebogen sein. Auf diese Weise lässt es sich nicht nur leichter steuern, sondern die Wellen können auch nicht zu stark übers Brett laufen.
Fest oder aufblasbar – was ist besser?
Aufblasbare Boards sind praktischer, weil sie sich besser transportieren lassen und dazu stabiler auf dem Wasser liegen. Feste Boards eignen sich hingegen eher für erfahrene Paddler, da sie nicht so kippstabil sind und sich dazu schwerer wenden lassen.
Beschleunigt, gebremst und gelenkt wird mit dem höhenverstellbaren Paddel. Das Paddel ist am besten ungefähr genauso lang wie der Paddler mit nach oben ausgestrecktem Arm.
Wichtig: Kinder sollten auch in Begleitung eines Erwachsenen immer eine Schwimmweste oder eine andere sichere Schwimmhilfe tragen.