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Geburt

Was passiert bei einer Fehlgeburt – und was hilft Betroffenen?

Veröffentlicht am:28.09.2023

6 Minuten Lesedauer

Für betroffene Mütter und Paare ist eine Fehlgeburt mehr als das vorzeitige Ende einer Schwangerschaft: Sie haben ein Kind verloren – und fragen sich, warum es dazu gekommen ist. Mehr zu den Anzeichen einer Fehlgeburt und Unterstützungsangebote.

Junge Frau sitzt nachdenklich auf ihrem Sofa.

© iStock / Delmaine Donson

Abort: Was ist eine Fehlgeburt?

Jede Minute erleiden 44 Frauen auf der Welt eine Fehlgeburt – und doch ist es immer ein sehr persönliches und trauriges Erlebnis für betroffene Eltern, ein Schicksalsschlag. Als Fehlgeburt wird aus medizinischer Sicht das vorzeitige Ende einer Schwangerschaft bis zur 24. Schwangerschaftswoche bezeichnet. Der Fötus ist dann außerhalb des Mutterleibes noch nicht lebensfähig. Tritt eine Fehlgeburt innerhalb der ersten 12 Schwangerschaftswochen ein, handelt es sich um einen Frühabort. Nach der 16. und vor Beginn der 24. Schwangerschaftswoche spricht man von einem Spätabort. Spätere Fehlgeburten oder wenn das Kind mehr als 500 Gramm wiegt, gelten als Totgeburt (Stille Geburt).

Zu Fehlgeburten kommt es größtenteils, laut einiger Studien zu 80 Prozent, innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate. Fachleute gehen davon aus, dass eine von fünf bestätigten Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt enden. Häufige Aborte sind allerdings sehr selten: Das Risiko von drei oder mehr aufeinanderfolgenden Fehlgeburten liegt bei 0,5 bis 0,8 Prozent.

Frühschwangerschaft und Spätschwangerschaft

Die Phasen der Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft lässt sich in durchschnittlich 40 Schwangerschaftswochen (SSW), drei Schwangerschaftsdrittel (Trimenon oder auch Trimester) und zwei Phasen unterteilen. Bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche befinden sich Schwangere im ersten Drittel, das auch als Frühschwangerschaft bezeichnet wird. Ab der 20. Schwangerschaftswoche beginnt das letzte Drittel – die Spätschwangerschaft.

Symptome: Welche Anzeichen deuten auf eine Fehlgeburt hin?

Einmalige Blutungen während der Schwangerschaft sind nicht so selten, Betroffene sollten sie aber trotzdem als Warnsignal ernst nehmen. Denn eine Fehlgeburt kann sich zunächst mit einer Schmierblutung oder leichten Blutungen ankündigen. Solange noch Herztöne feststellbar sind und der Muttermund (Cervix) fest verschlossen ist, spricht man von einem drohenden Abort. Als häufigste Symptome einer beginnenden und nicht mehr aufhaltbaren Fehlgeburt gelten ungewöhnlich starke oder verfrüht einsetzende Blutungen und krampfähnliche Unterbauchschmerzen. Die Art und Stärke der Beschwerden hängen allerdings auch davon ab, wie weit die Schwangerschaft vorangeschritten ist.

Frühe Fehlgeburt: Was passiert im Körper?

Besonders Fehlgeburten innerhalb der ersten vier Wochen, also zu Beginn der Frühschwangerschaft, finden häufig unbemerkt statt. In diesem Zeitraum wissen viele Frauen noch nicht, dass sie schwanger sind. Anzeichen einer Fehlgeburt können deshalb mit den Vorboten der Menstruation verwechselt werden. Auch der Abgang selbst unterscheidet sich praktisch nicht von einer normalen Periodenblutung: Wenn sich das befruchtete Ei nicht einnistet oder weiterentwickelt, wird es mit einer Blutung ausgestoßen.

Bei einer Fehlgeburt bis zur vollendeten 12. Schwangerschaftswoche sind diese zusätzlichen Symptome typisch:

  • Schwangerschaftsbedingte Beschwerden wie Übelkeit oder Spannung in den Brüsten lassen nach oder sind verschwunden, weil das Schwangerschaftshormon HCG nicht mehr produziert wird und im Blut zurückgeht.
  • Gewebeteile werden ausgeblutet, weil der Muttermund bereits geöffnet ist.

Fehlgeburt in der fortgeschrittenen Schwangerschaft: Was sind Warnsignale?

Fehlgeburten in der späten Schwangerschaft sind sehr selten, eine bis zwei von 100 Frauen müssen dennoch diese Erfahrung machen. Typische Merkmale für eine beginnende oder bereits fortschreitende Fehlgeburt in der späteren Schwangerschaft:

  • nachlassende oder ausbleibende Kindsbewegungen
  • vorzeitige Wehen mit oder ohne Abgang von Fruchtwasser (Blasensprung)
  • heftige Blutungen mit oder ohne Abgang von Blutklumpen und Gewebe

Fehlgeburt ohne Blutung

Manchmal gehen Embryo und Fruchthöhle bei einer Fehlgeburt nicht von selbst ab. Eine Fehlgeburt ohne Beschwerden oder Blutungen nennt man einen verhaltenen Abort oder Missed Abort. Das bemerken Arzt oder Ärztin im Rahmen einer Kontrolluntersuchung.

Wenn Sie eines oder mehrere der oben genannten Symptome bemerken, suchen Sie unbedingt einen Arzt, eine Ärztin oder eine Notfallambulanz auf. Mögliche Anzeichen einer Fehlgeburt sollten Sie immer ärztlich abklären lassen.

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Ursachen und Risiko: Was löst eine Fehlgeburt aus?

Innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate finden viele wichtige Entwicklungen statt: Die befruchtete Eizelle nistet sich in der Gebärmutter ein, die Organe entwickeln sich, das Herz fängt an zu schlagen. Während dieser Wochen ist der Embryo sehr empfänglich für Störungen: Selbst kleine Fehlentwicklungen können dazu führen, dass der Embryo nicht überlebensfähig ist. Bei 50 bis 70 Prozent der Frühaborte sind schwerwiegende Fehler im Chromosomensatz dafür verantwortlich, dass der Embryo nicht überlebt. Faktoren wie Infektionen mit sexuell übertragbaren Herpes-Viren, Streptokokken oder Chlamydien oder Stress können weitere Ursachen sein.

Außerdem gibt es bestimmte Faktoren, die das Risiko für eine Fehlgeburt insbesondere in der Spätschwangerschaft erhöhen können:

  • Ist die Schwangere über 35 Jahren alt, handelt es sich um eine sogenannte Risikoschwangerschaft. Das Risiko für Komplikationen und Fehlgeburten ist dann erhöht.
  • Chronische Erkrankungen der Schwangeren wie Diabetes mellitus, Übergewicht, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Bluthochdruck erhöhen das Risiko einer Fehlgeburt.
  • Infektionen in der Schwangerschaft können dazu führen, dass die Fruchtblase vorzeitig platzt und die Wehen zu früh ausgelöst werden.
  • Veränderungen in der Gebärmutter (etwa durch Myome oder Polypen) stören das Wachstum des Fötus.
  • Muttermundschwäche (Zervixinsuffizienz) oder Vernarbungen am Muttermund beeinträchtigen dessen Schließfunktion. Hält der Muttermund das Gewicht des Fötus nicht mehr aus, kann es zu einer Fehlgeburt kommen.
  • Bei Beeinträchtigungen der Plazenta oder der Nabelschnur wird der Fötus nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt.
  • Übermäßiger Konsum von Alkohol oder Drogen kann zu Entwicklungsstörungen des Fötus führen.
  • Vorherige Schwangerschaften mit Fehl- oder Totgeburten erhöhen die seelische Belastung. Überdurchschnittlicher Stress zählt ebenfalls zu den Risikofaktoren.
Frau bespricht sich nach einer Fehlgeburt mit ihrer Ärztin.

© iStock / macniak

Nach einer Fehlgeburt finden Sie auch Unterstützung bei Ihrer Frauenärztin – sie kann Sie auch mit weiterführenden Informationen zu Selbsthilfegruppen unterstützen.

Was passiert nach einer Fehlgeburt?

Nicht bei jeder frühen Fehlgeburt ist eine Behandlung notwendig. In den ersten Wochen stößt der Körper den Embryo zusammen mit der Plazenta in Form einer Blutung aus. Verbleiben Reste der Schwangerschaft im Körper zurück, kann eine sogenannte Kürettage, also eine Absaugung oder Ausschabung, notwendig sein. Das verhindert eine Infektion. Bei Fehlgeburten nehmen Ärztinnen und Ärzte meist eine sogenannte Saugkürettage vor, um auch Gewebereste aus der Gebärmutter zu entfernen. Eine Kürettage findet unter Vollnarkose statt, wird ambulant durchgeführt und dauert in der Regel zwischen 10 und 15 Minuten. Bei Spätaborten ist der Fötus zu groß für eine Ausschabung. In diesen Fällen muss das Kind vaginal, also auf natürlichem Weg geboren werden.

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Psychische Unterstützung nach einer Fehlgeburt

Eine erlittene Fehlgeburt ist ein einschneidendes Erlebnis. Betroffene Frauen benötigen oft einige Zeit, um die Fehlgeburt zu verarbeiten. Für die Trauerbewältigung gibt es kein allgemein gültiges Rezept. Manchen Frauen und Paaren hilft es, mit Freundinnen, Freunden oder Verwandten über das Erlebte zu sprechen. Andere schließen sich Selbsthilfegruppen an oder nehmen professionelle Angebote wahr. Verschiedene Beratungsstellen bieten psychologische Unterstützung an, auch Entbindungspflegerinnen und -pfleger oder Hebammen können zur Nachbetreuung zur Seite stehen. Auch im Wochenbett nach einer Fehl- oder Totgeburt haben Frauen einen Anspruch auf Hebammenhilfe.

Beim pro familia Bundesverband gibt es sowohl Beratungsstellen vor Ort als auch eine Online-Beratung. Die Initiative Regenbogen „Glücklose Schwangerschaft“ e.V. bietet Informationsmaterial und vermitteln Kontaktadressen. Betroffene können sich hier austauschen sowie Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in den einzelnen Bundesländern finden.

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Schwanger nach Fehlgeburt

Nach einer Fehlgeburt steht einer erneuten Schwangerschaft in der Regel nichts im Weg. Es gibt keine medizinische Empfehlung dafür, wie lange Betroffene damit warten sollten. Wichtig ist, dass sich die Betroffene sowohl psychisch als auch körperlich von der Fehlgeburt erholt hat. Ärztinnen und Ärzte können zusätzlich helfen, die gesundheitliche Situation einzuschätzen. Möglicherweise kam es während der Schwangerschaft auch zu Entzündungen oder Infektionen, die zunächst hätten ausheilen müssen. Bei wiederholten Fehlgeburten sollte der möglichen Ursache auf den Grund gegangen werden. In der Regel führen Ärztinnen und Ärzte ab drei oder mehr Fehlgeburten in Folge umfangreiche Untersuchungen durch. Schilddrüsenerkrankungen, chronische Entzündungen oder auch Chromosomenstörungen in den Keimzellen eines Elternteils können für die Fehlgeburten verantwortlich sein.

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