Geburt
Was ist eine Wassergeburt?
Veröffentlicht am:28.07.2020
4 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 18.07.2024
Viele Frauen wünschen sich eine Wassergeburt. Sie erhoffen sich dadurch weniger Schmerzen und einen entspannten Start ins Leben für ihr Baby. Wie läuft eine solche Geburt ab? Welche Vor- und Nachteile gibt es? All das erfahren Sie hier.
Geburt im Wasser: Vorbereitung muss sein
Die Geburt ist ein großes Ereignis, das mit viel Nervosität, Aufregung und einer gehörigen Portion Ungewissheit verbunden ist. Viele werdenden Mamas und Papas machen sich natürlich Gedanken darum, wie sie ihr Baby auf die Welt bringen möchten – die Wassergeburt ist eine Möglichkeit. Dabei entbindet die Mutter ihr Baby in einer sogenannten Gebärwanne – eine spezielle für die Geburt entworfene Ein-Personen-Badewanne mit drei Ausbuchtungen, auf die sich die Gebärende während der Geburt stützen kann oder in einem größeren Geburtspool, in dem auch mehr als eine Person Platz finden. Das ist, je nach Ausstattung, sowohl bei der Geburt in einer Klinik, in einem Geburtshaus oder auch bei einer Hausgeburt möglich. Hier würde dann meist die aufblasbare Variante zum Einsatz kommen, die ein wenig an ein Kinderplantschbecken für den Garten erinnert.
Wichtig ist dabei immer, eine Wassergeburt gut zu planen. Hat sich die Schwangere beispielsweise für eine Hausgeburt entschieden, ist es sinnvoll, diesen Wunsch frühzeitig mit der Hebamme zu besprechen. Soll die Entbindung in einem Geburtshaus oder Kreißsaal stattfinden, raten Expertinnen und Experten dazu, sich rechtzeitig anzumelden, die Einrichtung vorab zu besuchen und vor Ort mit den Geburtshelferinnen und -helfern über die Wassergeburt zu besprechen.
Was passiert bei einer Wassergeburt?
Bei einer Wassergeburt liegt die werdende Mutter in einer Gebärwanne oder einem Geburtspool. Das Wasser reicht ihr dabei bis zur Brust und hat eine angenehm warme Temperatur – etwa zwischen 32 und 37 Grad. Wichtig zu wissen: Ob kurz vor der Niederkunft oder bereits zu Beginn der Wehen – der Zeitpunkt, wann die Schwangere sich in das Wasser begibt, ist in der Regel ihr selbst überlassen; einen festen Ablauf gibt es nicht.
Die Geburt wird durch mindestens zwei Geburtshelferinnen und -helfer überwacht. Sie kontrollieren unter anderem die Herztöne des Babys sowie die Wehenaktivitäten der Mutter und sorgen für eine möglichst komplikationsfreie Geburt.
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Der Tauchreflex schützt das Baby bei der Wassergeburt
Viele werdende Eltern wünschen sich eine Wassergeburt, fragen sich aber, ob das Baby im Wasser ertrinken könnte. Hier dürfen sie ganz beruhigt sein: Diese Gefahr besteht für das Neugeborene nicht. Der sogenannte Tauchreflex des Babys verhindert, dass das Badewasser beim ersten Atemzug in die Lunge des Neugeborenen gelangt. Bei diesem Reflex wird die Luftröhre sofort durch das reflexartige Luftanhalten des Babys verschlossen. Seine Sauerstoffversorgung ist weiterhin durch die Nabelschnur der Mutter gewährleistet.
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Vorteile und Nachteile der Wassergeburt
Welche Vorteile eine Wassergeburt mit sich bringen kann, zeigt eine Studie der Universitäts-Frauenklinik in Bern: Bereits in den 1990er-Jahren wurden die Geburtsverläufe von rund 100 Frauen analysiert. 78 davon bevorzugten eine Wassergeburt. Das Ergebnis: Es wurden deutlich weniger Dammschnitte durchgeführt, ebenso kamen bei den Wassergeburten weniger Wehenmittel und Schmerzmittel zum Einsatz. Das deckt sich mit den Erfahrungen, von denen werdende Mütter und Hebammen berichten. Die Wassergeburt wird von den meisten Frauen im Vergleich zu anderen Entbindungsarten als weniger schmerzhaft empfunden, was nicht zuletzt an der entkrampfenden Wirkung des warmen Wassers liegt.
Weitere positive Aspekte der Wassergeburt sind:
- weniger Blutverlust
- weniger Stress für das Baby: Es kennt das Gefühl, von Wasser umgeben zu sein, aus der Fruchtblase
Eine neue Studie aus dem Fachjournal „Obstetrics and gynecology" von 2020 hat gezeigt, dass eine Wassergeburt darüber hinaus noch für das Babywohl tun kann: Deutlich weniger Neugeborene kamen auf die Neugeborenen-Intensivstation, wenn die Frauen sich in der zweiten Phase der Geburt (der Austreibungsphase) im Wasser befanden.
Es gibt allerdings auch Nachteile, die mit einer Wassergeburt einhergehen. Bei unvorhergesehenen Komplikationen können die Geburtshelferinnen und -helfer zum Beispiel nicht so schnell eingreifen wie bei einer klassischen Geburt im Kreißsaal. Die Frau muss dafür häufig erst aus der Gebärwanne oder dem Geburtsbecken in ein Bett verlagert werden.
Ein weiterer Nachteil der Wassergeburt: Es ist keine PDA (Periduralanästhesie) möglich, wenn der Geburtsvorgang bereits eingeleitet wurde.
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Für wen kommt eine Wassergeburt infrage?
Eine Wassergeburt kommt generell nur für Frauen infrage, die keine besonderen Vorerkrankungen haben und bei denen eine komplikationsfreie Geburt erwartbar ist.
- Ist die werdende Mutter an HIV, Hepatitis oder Diabetes erkrankt oder leidet sie unter einer Schwangerschaftsvergiftung (Gestose), wird eine Wassergeburt von vornherein ausgeschlossen.
- Auch Mehrlingsgeburten dürfen nicht im Wasser durchgeführt werden.
- Problematisch wird es auch dann, wenn das Kind in Beckenlage liegt oder besonders groß ist.
Eine Geburt im Wasser ist zudem ausschließlich ab der 37. Schwangerschaftswoche möglich.
Gibt es Geburtsvorbereitungskurse für Wassergeburten?
Geburtsvorbereitungskurse bieten Eltern die Möglichkeit, sich über die Geburt umfassend zu informieren. Dabei erfahren sie alles über unterschiedliche Gebärmöglichkeiten oder -positionen, über die verschiedenen Phasen der Geburt und über das Stillen. Spezielle Kurse allein zum Thema Wassergeburt gibt es meist nicht.
Wie umfangreich das Thema Wassergeburt in Ihrem Geburtsvorbereitungskurs besprochen wird, kann Ihnen die Hebamme mitteilen, die Ihren Kurs leiten wird. Sprechen Sie das Thema ruhig an, bevor der Kurs startet, damit Sie sichergehen können, dass all Ihre Fragen beantwortet werden.
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