Kinder
Stimmbruch: Wenn Kinder eine tiefere Stimme bekommen
Veröffentlicht am:20.05.2022
3 Minuten Lesedauer
Einen Wandel der Stimme erleben in der Pubertät nicht nur Jungen, sondern auch Mädchen. Sie bekommen ebenfalls eine tiefere Stimme, nur findet der Stimmwechsel bei Jungen deutlich hörbarer statt.
In welchem Alter kommt der Stimmbruch und wie lange dauert er?
Der Stimmwechsel (auch Stimmbruch oder Mutation) findet, wie viele Veränderungen und Entwicklungsschübe, in der Pubertät von Jungen und Mädchen statt. Stimmwechsel ist der Wandel der Stimme von einer höheren Kinderstimme zu einer tieferen Erwachsenenstimme, den alle Kinder durchlaufen. Er setzt oft im 12. oder 13. Lebensjahr ein. Da sich die Entwicklung zum Erwachsenen hin allgemein verfrüht, kann er heute schon im 9. Lebensjahr auftreten. Der Beginn ist individuell unterschiedlich.
Im Durchschnitt liegt die Dauer des Stimmbruchs bei Jungen bei neun Monaten. Die neue Tonhöhe kann aber schon nach sechs Monaten oder erst nach zwei Jahren ausgereift sein. Der Stimmbruch bei Mädchen ist schneller abgehakt, da der Kehlkopf weniger, aber schneller wächst. In der Regel hat sich ihre Stimme in einigen Wochen gewandelt.
Warum findet der Stimmbruch statt?
In der Pubertät werden verstärkt männliche Sexualhormone ausgeschüttet. Sie sind bei Jungen und bei Mädchen dafür verantwortlich, dass der Kehlkopf und die Stimmlippen wachsen. Der Kehlkopf ist das Verbindungsstück zwischen Rachen und Luftröhre. Stimmlippen und Kehlkopf erzeugen im Zusammenspiel mit dem Brustkorb und der ein- und ausströmenden Luft aus der Lunge Töne. So machen sie Sprechen und Singen möglich.
Mädchen produzieren weniger männliche Sexualhormone – ihr Kehlkopf wächst deswegen nicht so stark wie der von Jungen. Bei ihnen tritt häufig der „Adamsapfel“ am Hals hervor, er ist der vordere Teil des Kehlkopfes. Weil der Kehlkopf bei Jungen größer wird, ist der Stimmbruch bei ihnen deutlicher hörbar. Je größer der Kehlkopf wächst, desto tiefer wird die Stimme. Die Stimmlippen wachsen bei Jungen ebenfalls stärker: um etwa einen Zentimeter, während sie bei Mädchen nur um drei bis vier Millimeter wachsen. Durch den Stimmwechsel sinkt der Tonhöhenbereich beim normalen Sprechen bei Jungen um rund eine Oktave, bei Mädchen nur bis zu einer Terz.
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Anzeichen für den Stimmwechsel können bei Jungen krächzende, schrille, heisere, raue und brüchige Töne sein. Es kann zu Schwankungen zwischen tiefen und hohen Tönen kommen, weil die Stimmlippen unterschiedlich schnell wachsen. Dabei handelt es sich um Anpassungsprobleme: Die Stimmbildung muss erst wieder mit der Größe des Kehlkopfs und der Stimmbänder harmonieren. Bei Mädchen läuft der Stimmbruch meist unbemerkt ab.
Mögliche Abweichungen im Stimmbruch
Neben diesem gewöhnlichen Ablauf gibt es auch Abweichungen bei der Stimmentwicklung, wie zum Beispiel:
- verfrühter oder verspäteter Stimmwechsel
- Ausbleiben des Stimmwechsels
- Die Sprechstimmlage kann sehr wenig oder sehr stark absinken.
In der Folge kann es zu unnormal tiefen Stimmen bei Frauen und ungewöhnlich hohen Stimmen bei Männern kommen. Ursache für diese abweichenden Entwicklungen der Stimme (Mutationsstörungen) können Störungen im Hormonhaushalt oder psychische Faktoren sein. Die neue Stimme zu akzeptieren ist für Jugendliche, die wegen ihres Stimmwechsels möglicherweise Spott ausgesetzt sind, nicht immer leicht.
In einer Stimmtherapie kann die Störung behandelt werden. Die Diagnose stellt ein Facharzt oder eine Fachärztin für HNO-Heilkunde oder für Phoniatrie, dem medizinischen Fachgebiet, das sich mit Stimmstörungen auseinandersetzt. Durchgeführt wird die Stimmtherapie meist von diplomierten Sprachheilpädagogen, Logopäden, Atem-, Stimm- oder Sprechlehrern. Zeigt die Therapie keinen Erfolg, ist eine Operation der Stimmbänder zur Veränderung der Stimmlage oder die Behandlung mit Hormonen möglich.
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Was sollten Eltern während des Stimmbruchs beachten?
Jungen, deren Kehlkopf besonders schnell wächst, sollten von den Eltern darauf hingewiesen werden, die Stimme nicht übermäßig, etwa durch Schreien oder Singen, zu strapazieren und sie in der Zeit des Stimmbruchs zu schonen. Mädchen sollten ihre Stimme ebenfalls schonen, auch wenn bei ihnen die Veränderungen geringer sind.
Hat Ihr Kind, egal ob Junge oder Mädchen, regelmäßig Gesangsunterricht, singt in einem Chor oder spielt Theater, kann es zu Stimmstörungen kommen. Deswegen sollten Kinder im Stimmbruch bei diesen Aktivitäten eine Pause einlegen. Gesangspädagogen können in dieser Zeit an der Stimmbildung Ihres Kindes arbeiten, es sollte aber nicht aktiv singen oder auf der Theaterbühne laut sprechen.