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Long Covid bei Kindern und Jugendlichen

Veröffentlicht am:18.12.2024

6 Minuten Lesedauer

Bei Kindern und Jugendlichen äußert sich Long Covid meist mit anderen Symptomen als bei Erwachsenen. Hier erfahren Sie, was mögliche Anzeichen von Long Covid bei Kindern sind und wie eine Behandlung aussehen kann.

Ein ungefähr fünfjähriges Mädchen liegt im Bett und schläft. Ihre Mutter streicht ihr mit dem rechten Arm fürsorglich über den Rücken.

© iStock / ozgurcankaya

Long Covid – auch Kinder und Jugendliche können erkranken

Die meisten Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert und eine COVID-19-Erkrankung überstanden haben, leben danach beschwerdefrei. Ein Teil der Erkrankten leidet jedoch unter langfristigen gesundheitlichen Problemen. Diese sehr unterschiedlichen Beschwerden treten entweder schon während der akuten Erkrankung auf und bleiben dann bestehen, oder sie entwickeln sich erst nach der akuten COVID-19-Erkrankungsphase. Anhaltende oder neu auftretende Symptome ab vier Wochen nach der Infektion werden als Long Covid bezeichnet. Von Post Covid spricht man, wenn die Symptome später als drei Monate nach Krankheitsbeginn erstmals einsetzen oder wieder auftreten und nicht durch andere Ursachen erklärt werden können.

Forschung zu Long Covid bei Kindern und Jugendlichen steht noch am Anfang

Kinder und Jugendliche, die an COVID-19 erkranken, haben in der Regel einen milderen Krankheitsverlauf als Erwachsene und erholen sich auch rascher. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Kinder und Jugendliche deshalb nicht von den gesundheitlichen Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion betroffen sind: Auch Kinder und Jugendliche können an Long Covid erkranken. Allerdings befindet sich die Forschung zu Long Covid bei Kindern noch am Anfang – während sie auch bei den Erwachsenen noch lange nicht abgeschlossen ist. Zum Beispiel ist unklar, welche Risikofaktoren Long Covid selbst oder die Schwere der damit verbundenen Beschwerden begünstigen.

Weniger Kinder und Jugendliche als Erwachsene betroffen

Die schlechte Forschungslage bedeutet auch: Es ist unklar, wie viele Kinder und Jugendliche nach einer COVID-19-Erkrankung auch an Long Covid leiden. Schon bei den Erwachsenen gibt es keine eindeutigen und verlässlichen Zahlen. Die verschiedenen Studien zu Long Covid bei Kindern und Jugendlichen zeichnen unterschiedliche Bilder, aber eines steht fest: Kinder und Jugendliche leiden nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion seltener an Long Covid als Erwachsene. Die Summe der Studien deutet darauf hin, dass zumindest weniger als fünf Prozent der an COVID-19 erkrankten Kinder und Jugendlichen Long Covid entwickeln. Viele Studien zu Long Covid weisen relevante methodische Mängel auf, weswegen die Häufigkeit vermutlich überschätzt wird.

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Wie äußert sich Long Covid bei Kindern und Jugendlichen?

Kinder und Jugendliche sind nicht nur seltener betroffen, sondern bei ihnen äußert sich Long Covid auch auf andere Weise. Generell gibt es weder bei Kindern noch bei Erwachsenen ein eindeutiges Krankheitsbild. Long Covid steht für verschiedene mögliche gesundheitliche Langzeitfolgen, die unterschiedliche Organsysteme betreffen und unterschiedliche Beschwerden verursachen können. Unter dem Begriff „Long Covid“ werden alle Symptome zusammengefasst, für die mutmaßlich die Infektion mit SARS-CoV-2 verantwortlich ist.

Die häufigsten Symptomen bei Erwachsenen sind anhaltende Erschöpfungszustände, Atembeschwerden, Herz- und Kreislaufbeschwerden, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Schlafstörungen, Muskelschwäche und -schmerzen sowie depressive Verstimmungen.

Bei Kindern und Kindern und Jugendlichen lassen sich teilweise ähnliche Symptome beobachten, es kommen aber auch noch andere hinzu, während zum Beispiel die Geschmacks- und Geruchsstörungen eine nur untergeordnete Rolle spielen. Stattdessen sind Kopfschmerzen das Symptom, von dem die meisten Kinder und Jugendlichen betroffen sind.

Häufige Long-Covid-Symptome bei Kindern und Jugendlichen

In absteigender Reihenfolge treten bei Kindern und Jugendlichen besonders häufig folgende Symptome auf:

  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Bauchschmerzen
  • Kurzatmigkeit
  • Engegefühl in der Brust

Wie bei der akuten Corona-Erkrankung sind auch die Symptome von Long Covid bei Kindern und Jugendlichen in den meisten Fällen eher schwach ausgeprägt und treten nur vorübergehend auf. Sie klingen in der Regel innerhalb von ein paar Monaten bis zu einem halben Jahr wieder ab.

Schwere Verläufe von Long Covid bei Kindern und Jugendlichen

Allerdings gibt es auch Fälle, in denen die Beschwerden länger anhalten und die gesunde Entwicklung und das Sozialleben des Kindes stark beeinträchtigen. Die wohl schwerwiegendste Form von Langzeitbeschwerden bei Long Covid sind ausgeprägte Erschöpfungszustände, für die eine neurologische Erkrankung verantwortlich ist: die Myalgische Enzephalomyelitis beziehungsweise das Chronische Fatigue- oder Müdigkeitssyndrom (ME/CFS). ME/CFS kann aus ungeklärten Gründen auch nach einer Infektionskrankheit auftreten und schränkt das tägliche Leben stark ein. Ziel der vielfältigen und sehr individuellen Behandlungsformen ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Worauf Eltern achten können

Wenn es dem eigenen Kind dauerhaft schlecht geht, ohne dass ein Grund erkennbar ist, belastet das die ganze Familie. Manchmal kommen die Eltern gar nicht auf die Idee, dass Long Covid die Ursache der Beschwerden sein könnte. Denn es ist gut möglich, dass Eltern gar nicht mitbekommen haben, dass sich ihr Kind mit dem Virus angesteckt hat, weil Kinder nach einer SARS-CoV-2-Infektion oft nur sehr milde Symptome zeigen.

Da das Krankheitsbild von Long Covid so uneinheitlich ist und die Symptome so unterschiedlich sein können, gibt es auch keine eindeutigen Warnzeichen für Eltern, an denen sie Long Covid bei ihrem Kind erkennen können.

Mögliche Anzeichen für Long Covid sind, wenn das Kind

  • häufig über Kopfschmerzen klagt,
  • sich schnell gestresst fühlt,
  • ständig müde oder erschöpft ist,
  • in der Schule nicht mehr mitkommt,
  • körperlich nicht belastbar ist und zum Beispiel keinen Sport mehr machen will,
  • häufig einen schnellen Puls hat,
  • häufig kurzatmig ist.

Wichtig: Diese Symptome können auch auf andere Gesundheitsprobleme hindeuten, die ärztlich abgeklärt werden sollten.

Hilfe für Betroffene, Angehörige und Interessierte

Diagnose: Wie wird Long Covid bei Kindern und Jugendlichen erkannt?

Kopfschmerzen, Müdigkeit, Unwohlsein: Das sind Beschwerden, die in der Medizin als unspezifische Symptome bezeichnet werden, weil sie bei einer Vielzahl unterschiedlicher Krankheiten auftreten können. Eine Long-Covid-Diagnose kann bei Kindern besonders schwierig sein, da es Kinderkrankheiten mit ähnlichen Symptomen gibt. Deshalb ist bei Kindern und Jugendlichen der sorgfältige Ausschluss anderer möglicher Ursachen für die Beschwerden besonders wichtig.

Eine Mutter sitzt mit ihrem kleinen Sohn im Behandlungsraum eines Kinderarztes. Zur Auflockerung der Situation hört der Arzt mit einem Stethoskop den Teddy ab, der auf dem Schoß des Kindes liegt.

© iStock / SeventyFour

Kinder haben meist einen milden COVID-19-Krankheitsverlauf und erkranken danach seltener an Long Covid als Erwachsene.

Psychische Probleme müssen nicht direkt mit COVID-19 zusammenhängen

Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten zum Beispiel können auch in psychischen Problemen wie Ängsten oder Depressionen ihre Ursache haben. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ist es schwierig, direkte Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung – also Long Covid – von indirekten psychischen Folgen der Pandemie zu unterscheiden. Schließlich haben die sozialen Einschränkungen während der Corona-Pandemie auch unabhängig von der eigenen COVID-19-Erkrankung eine große psychische Belastung für die Kinder und Jugendlichen dargestellt. Das gleiche gilt für Long Covid selbst, das den Alltag von Kindern einschränkt und die sozialen Kontakte begrenzt.

Long-Covid-Diagnose erfordert detaillierte Untersuchungen

Um die Diagnose „Long Covid“ stellen zu können, müssen Ärzte und Ärztinnen andere Ursachen für bestehende Beschwerden ausschließen, zum Beispiel:

  • Lungen- und Atemwegserkrankungen
  • Kreislauf- und Gefäßkrankheiten
  • Krankheiten des Nervensystems
  • Stoffwechselkrankheiten
  • psychische Erkrankungen

Aufgrund des breiten Spektrums an möglichen Symptomen gibt es keine Routinetests für Long Covid. Es bedarf daher eines ausführlichen ärztlichen Gesprächs zur Abklärung der Lebensumstände und zahlreicher körperlicher Untersuchungen. Letztendlich erfolgt die Diagnose nach dem Ausschlussverfahren: Wenn keine andere Ursache für die Symptome gefunden werden kann und das Kind an Corona erkrankt war, handelt es sich möglicherweise um einen Fall von Long Covid.

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Behandlung von Long Covid bei Kindern und Jugendlichen

So wie es keinen Standard für die Diagnose von Long Covid gibt, gibt es auch keine Standardbehandlung. Allein die Vielfalt der möglichen Symptome macht es unmöglich, einen Therapieansatz zu finden, der auf alle Fälle von Long Covid, ob bei Erwachsenen oder Kindern, anwendbar ist.

Vielmehr hängt die Behandlung davon ab, welche Symptome überwiegen. Die schwersten Symptome sollten vorrangig behandelt werden. In einem ersten Schritt können Kindern und Eltern Selbsthilfestrategien wie Entspannungstechniken, Atemübungen oder Schlafhygiene vermittelt werden. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind je nach individuellem Bedarf Physiotherapie, Atemtherapie oder Ergotherapie. Psychische Probleme stehen, wie bereits erwähnt, nicht immer in direktem Zusammenhang mit Covid-19, können aber eine Folge davon sein und müssen unter Umständen gesondert angegangen werden.

Bei Kindern und Jugendlichen mit Symptomen in unterschiedlichen Bereichen (Schmerzen, Herz-Kreislauf-Probleme usw.) müssen die entsprechenden medizinischen Fachrichtungen einbezogen werden. Die genauen Behandlungsmaßnahmen hängen dann von der Einschätzung der Fachärzte und Fachärztinnen ab.

Glücklicherweise ist für die meisten Kinder und Jugendlichen die Erkrankung an Long Covid nur eine relativ kurze Episode in ihrem Leben. Mit den Fortschritten in der COVID-19-Forschung sollten sich auch die Behandlungsmöglichkeiten für die Kinder, die länger unter Long Covid und zum Beispiel ME/CFS leiden, weiter verbessern, um ihnen die Rückkehr in ein normales Leben zu erleichtern.

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