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Gesundheitsmagazin

Kinder

Welche Veränderungen bringt die Pubertät mit sich?

Veröffentlicht am:04.05.2022

8 Minuten Lesedauer

Körperliche Veränderungen, neue Gefühle und Interessen – die Pubertät ist eine Lebensphase, die mit vielen Veränderungen einhergeht. Was Jungen und Mädchen in dieser spannenden, aber manchmal auch schwierigen Zeit erwartet.

Drei Mädchen, die gerade körperliche Veränderungen während der Pubertät durchlaufen, liegen auf dem Bett und machen ein Selfie mit dem Smartphone.

© iStock / monkeybusinessimages

Stecke ich schon in der Pubertät?

Die beste Freundin hat längst ihre Periode oder ihre ersten Erfahrungen mit Jungs gemacht? Ständig redet sie darüber, wie aufregend es ist, verliebt zu sein, und hat ganz andere Dinge im Kopf als früher? Oder: Den Kumpels aus dem Fußballverein wächst schon ein Bart und sie haben einen großen Wachstumsschub gemacht?

Solche Veränderungen bei Freunden zu sehen, während man sich selbst noch so fühlt und so aussieht wie immer, kann verunsichern. Dabei ist es kein Grund, sich Sorgen zu machen! Wann Jungen und Mädchen in die Pubertät kommen, ist individuell sehr unterschiedlich. Ein „richtiges Alter“ gibt es nicht.

Bei Mädchen setzt die Entwicklungsphase in der Regel früher ein. Sie kann um das neunte Lebensjahr beginnen, bei Jungen um das elfte Lebensjahr. Die meisten Mädchen erreichen ihre Geschlechtsreife mit 14, Jungen mit 16 Jahren. Das heißt nicht, dass alle körperlichen Veränderungen abgeschlossen sind. Gewöhnlich wachsen Mädchen, bis sie 16 Jahre alt sind, Jungen bis circa 19 Jahre. Bis die körperliche Entwicklung völlig beendet ist, vergehen einige weitere Jahre.

Ob man früh oder spät dran ist: Wenn es so weit ist, werden vermehrt Sexualhormone im Körper gebildet. Bei Mädchen sind das die Hormone Östrogen und Gestagen, die in den Eierstöcken produziert werden. Bei Jungen wird das Hormon Testosteron in den Hoden produziert. Die Hormone setzen eine Reihe von körperlichen und psychischen Veränderungen in Gang.

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So wirkt die Pubertät auf die Psyche

Freunde sind auf einmal wichtiger als die Familie? Mit den Eltern gibt es ständig Streit? Erste romantische Gefühle oder sexuelles Verlangen bringen alles durcheinander? Frühere Interessen und Hobbys sind nicht mehr interessant?

Die Pubertät versetzt die Psyche in Aufruhr. Stimmungsschwankungen sind jetzt normal. Zwischen tieftraurig und überglücklich liegen oft nur Augenblicke. Die Sexualhormone, die verstärkt ausgeschüttet werden, bewirken, dass Liebe und Sexualität nun im Vordergrund stehen. Das löst Unsicherheiten aus: Wie wirke ich auf andere? Bin ich attraktiv für das andere Geschlecht? Kann ich mit meinen Freunden und Freundinnen mithalten?

Kinder und Jugendliche durchleben in der Pubertät wiederholt Phasen, in denen sie sehr gereizt sind, wütend werden und sich demonstrativ von ihren Eltern abgrenzen. Dafür verantwortlich sind nach aktuellem Forschungsstand Umbauvorgänge im Gehirn, die in der Pubertät stattfinden. Eltern sollten sich bewusst sein, dass dieses rebellische Verhalten keinem bösen Willen entspringt – und deswegen Verständnis dafür aufbringen. Die Jugendlichen sind mit ihrem Verhalten oft überfordert und werden von Selbstzweifeln geplagt. Zusätzlich müssen sie mit den zahlreichen körperlichen Veränderungen zurechtkommen, die in der Pubertät stattfinden.

Körperliche Veränderungen in der Pubertät bei Mädchen

Es gibt frühe Hinweise, dass die Pubertät bei Mädchen anfängt. Dazu zählen:

  • Brustknospen entwickeln sich: Meist sind kleine Gewebeverdickungen unter den Brustwarzen (Brustknospen) die ersten Anzeichen für die beginnende Pubertät bei Mädchen. Sie bedeuten: Das Brustwachstum beginnt. Die dunkle Haut rund um die Brustwarzen (Warzenvorhof) kann leicht geschwollen, empfindlich und wund sein. Es ist ganz normal, wenn eine Brust anfängt zu wachsen und die andere sich Monate später entwickelt. Ungleichmäßig wachsende Brüste gleichen sich in der Regel im Laufe der Jahre aneinander an. Der Körper ist nie ganz symmetrisch: Das ist kein Grund, sich Sorgen zu machen.
  • Schamhaare wachsen: Das Wachsen von Haaren im Genitalbereich kann ein erstes Anzeichen für die Pubertät sein.

Wenn die Pubertät ein oder zwei Jahre im Gange ist, kommen weitere körperliche Veränderungen hinzu:

  • Schamhaare verändern ihre Struktur: Die Schamhaare werden dunkler, lockiger und dicker.
  • Vaginaler Ausfluss: Möglicherweise tritt rund sechs bis zwölf Monate vor der ersten Periode klarer, weißer Ausfluss auf. Dies liegt daran, dass der Körper vermehrt das Hormon Östrogen produziert und ist eine normale Reaktion.
  • Die erste Periode: Etwa zwei Jahre nach Beginn der Pubertät setzt die erste Menstruation ein. Das bedeutet: Die Eizellenreifung in den Eierstöcken hat eingesetzt. Eine Schwangerschaft ist nun möglich. Bei manchen Mädchen tritt die erste Periode als braune Schmierblutung, bei anderen als hellrote Blutung auf. Auch die Regelmäßigkeit ist in den ersten Jahren unbeständig: Vor allem jüngere Mädchen müssen sich keine Sorgen machen, wenn sie nicht jeden Monat ihre Periode haben oder ihre Zyklen kürzer oder länger als 28 Tage sind. Der Körper passt sich an die Entwicklungen an, das kann einige Jahre dauern.
  • Haarwachstum: Unter den Achseln und an den Beinen wächst mehr Haar.
  • Wachstumsschub: Dass gleichaltrige Mädchen größer sind als Jungen, ist nichts Ungewöhnliches. Da sie früher in die Pubertät kommen, erleben sie früher einen Wachstumsschub. Der wird durch die erhöhte Menge an Sexualhormonen zu Beginn der Pubertät ausgelöst.
  • Veränderte Figur: Es ist normal, dass Mädchen in der Pubertät zunehmen. Das Becken wird breiter, eine Taille bildet sich.
  • Akne: Viele Mädchen entwickeln in der Pubertät hormonbedingt Akne. Wenn sich mit dem Ende der Pubertät der Hormonhaushalt stabilisiert, verschwindet meist auch die Akne.
  • Schwitzen: Mädchen schwitzen nun mehr unter den Achseln und entwickeln einen verstärkten Körpergeruch.

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Körperliche Veränderungen in der Pubertät bei Jungen

Auch bei Jungen gibt es frühe Hinweise auf eine beginnende Pubertät. Dazu zählen:

  • Vergrößerung der Hoden und des Hodensacks: Die Größe der Hoden und des Hodensacks verdoppelt sich mit dem Beginn der Pubertät. Die Haut des Hodensacks verdunkelt sich, wird dünner und hängt herunter. Außerdem entstehen Haarfollikel auf der Haut. Ein Hoden hängt meist tiefer als der andere.
  • Schamhaare wachsen: Die Behaarung im Genitalbereich beginnt.

Ein oder zwei Jahre nach Beginn der Pubertät, kommen weitere körperliche Veränderungen hinzu:

  • Schamhaare verändern ihre Struktur: Die Schamhaare werden dunkler, lockiger und dicker. In den nächsten Jahren werden sie die ganze Schamgegend bedecken und sich auch in Richtung Oberschenkel ausbreiten. Eine dünne Haarlinie wandert bis zum Bauchnabel.
  • Haarwachstum: Etwa zwei Jahre nach Beginn der Schambehaarung sprießt auch im Gesicht, an den Beinen, Armen, Unterarmen und später an der Brust etwas Haar.
  • Wachstumsschub: Zu Beginn der Pubertät sehen Jungen meist schlaksig aus, weil Arme und Beine im Vergleich zum Rumpf noch relativ lang sind. Nun erleben sie einen Wachstumsschub, der mit veränderten Proportionen einhergeht. Rumpf und Beine wachsen schnell, sie legen an Muskelmasse zu.
  • Peniswachstum: Der Penis wächst zunächst in die Länge, dann in die Breite. Wer sich Sorgen über einen zu kleinen Penis macht: Es ist normal, dass der Penis bei manchen Jungen mit 13 Jahren Erwachsenengröße hat, bei anderen erst mit 18 Jahren. Die sexuelle Funktion des Penis hängt nicht von dessen Größe ab, außerdem kann sich die Penisgröße im schlaffen und erigierten Zustand individuell stark unterscheiden.
  • Stimmbruch: Weil sich Kehlkopf und Stimmbänder vergrößern, wird die Stimme bei Jungen deutlich tiefer. Im Übergang kann sich die Stimme schrill oder krächzend anhören – das ist nicht besorgniserregend und geht vorbei.
  • Nächtliche Samenergüsse: Die meisten Jungen erleben während der Pubertät nächtliche Samenergüsse. Dafür muss sich niemand schämen. Nach einiger Zeit wird diese Phase vorübergehen.
    In den Hoden werden nun Samenzellen produziert. Jungen können ab jetzt Kinder zeugen.
  • Anschwellen der Brüste: In der Pubertät können die Brüste bei Jungen leicht anschwellen. Die Sorge, „sich in ein Mädchen zu verwandeln“, ist unbegründet. In ein bis zwei Jahren klingt diese Erscheinung wieder ab.
  • Akne: Viele Jungen entwickeln in der Pubertät hormonbedingt Akne. Wenn sich mit dem Ende der Pubertät der Hormonhaushalt stabilisiert, verschwindet meist auch die Akne.
  • Schwitzen: Jungen schwitzen mehr und entwickeln einen stärkeren Körpergeruch.
Eine Mutter tröstet ihre Tochter, die mit körperlichen Veränderungen in der Pubertät zu kämpfen hat.

© iStock / Rawpixel

Die Pubertät versetzt die Psyche in Aufruhr, weshalb Stimmungsschwankungen normal sind.

Fragen zur Pubertät: Hier gibt es Beratung und Hilfe

Wer überfordert ist, sich schlecht fühlt oder Fragen hat, die er den eigenen Eltern nicht stellen will, sollte unbedingt Rat suchen. Egal ob es um körperliche Veränderungen oder Gefühle geht: Mit jemandem zu sprechen, kann eine große Hilfe sein.

An diese Beratungsstellen können sich Kinder und Jugendliche kostenlos wenden:

So unterstützen Eltern ihre Kinder in der Pubertät

Idealerweise sprechen Eltern mit ihren Kindern so früh wie möglich über die Pubertät, in jedem Fall, bevor diese einsetzt. So können sie Jungen und Mädchen darauf vorbereiten, welche körperlichen und psychischen Veränderungen sie zu erwarten haben.

Jungen sollten zum Beispiel wissen, dass sie bald erste nächtliche Samenergüsse erleben werden und sie sich nicht dafür schämen müssen. Mädchen sollten darauf vorbereitet sein, wie sie mit der ersten Periode und eventuell auftretenden Bauchkrämpfen und Schmerzen umgehen können. Es kann helfen, wenn sie für den Fall, dass die Periode unerwartet unterwegs auftritt, bereits Hygieneprodukte wie Binden oder Tampons zur Verfügung haben.

Sie sollten Ihr Kind auch darüber aufklären, welche Veränderungen die Pubertät beim anderen Geschlecht mit sich bringt.

Seien Sie für alle Themen rund um die Pubertät ansprechbar und beantworten Sie Fragen ehrlich. Nutzen Sie die Gelegenheit, wenn Ihr Kind ein bestimmtes Thema anschneidet, und bieten Sie ihm mehr Informationen dazu an. So können Sie das Wissen Ihres Kindes bei jedem Gespräch erweitern – je nachdem wofür es sich gerade interessiert und wie reif es ist. Ein einzelnes großes Aufklärungsgespräch, bei dem alles auf den Tisch gebracht wird, ist wenig sinnvoll. Ziel ist es, immer als Gesprächspartner verfügbar zu sein und die Pubertät zu enttabuisieren, indem Sie das Thema öfter ansprechen oder von Ihren Erfahrungen berichten.

Sie sind sich bei bestimmten Themen unsicher, wie Sie sie ansprechen sollen? Für viele Eltern ist das schwer. Scheuen Sie sich nicht, einen Arzt zu fragen oder sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Hilfe finden Sie bei Beratungsstellen.

Das sind mögliche Ansprechpartner für Eltern:

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