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Liebe & Sexualität

5 Beziehungstipps: Was glückliche Paare zusammenhält

Veröffentlicht am:24.08.2020

5 Minuten Lesedauer

Gemeinsam glücklich – und das für immer? Woran viele Paare scheitern und worauf es in langen Beziehungen wirklich ankommt, verrät der Paartherapeut und Autor Fabian Lenné.

 Glückliche Beziehung: Ein Liebespaar berührt sich mit der Nase.

© iStock / YakobchukOlena

Schon kleine Kinder lernen: Wenn die Prinzessin im Märchen ihren Prinzen gefunden hat, bleiben sie glücklich bis ans Lebensende. Selbst wenn Mama und Papa geschieden sind, lassen Hollywood-Komödien und Bücher uns stetig weiter hoffen, dass es möglich und vor allem normal ist, für ewig zusammen glücklich zu sein.

Doch die heutige Zeit ist gekennzeichnet von immer mehr Singles und hohen Trennungsquoten. Woran liegt das? Und vor allem: Was machen Paare anders, die es schaffen, Jahrzehnte lang glücklich zu bleiben? Diese und weitere Fragen beantwortet der Paartherapeut Fabian Lenné, Autor des Buches „Vom Umgang mit der Liebe“.

Beziehungsprobleme überwinden: Was einen guten Streit ausmacht

Warum wird das „für immer“ seltener?

Ganz einfach: Der christliche Trauspruch „bis dass der Tod euch scheide“ stammt aus einer Zeit, wo die Ehen nicht länger als wenige Jahre dauerten. Wir verbringen heute viel mehr Zeit miteinander und sind freier in unseren Entscheidungen. Früher sind die Paare zusammengeblieben, weil eine Trennung gesellschaftlich nicht akzeptiert war.

Ob diese Paare nun glücklicher waren, bezweifle ich. Ich sage meinen Paaren immer: „Wenn Sie nicht mehr wissen, ob Sie sich lieben, finden Sie es heraus – mit allen Konsequenzen. Verschwenden Sie Ihre wunderbare Lebenszeit nicht zu lang mit Zweifeln oder dem falschen Partner.“

Was ist der häufigste Grund, warum Paare sich trennen?

Eigentlich fast immer emotionale Vernachlässigung. Neben dem Gefühl der Liebe kommt es eben auch darauf an, wie viel Bedeutung wir dem anderen zukommen lassen, zum Beispiel in Form von Zeit, Aufmerksamkeit oder Nähe.

Wenn es daran mangelt und sich das mit dem Partner nicht klären lässt, steigt das Risiko, dass einer sich trennt oder fremdgeht. 

Wie schafft man es denn, sich im Alltag nah zu bleiben?

Das Wichtigste sind Bindungssignale. Das fängt schon bei einer Begrüßung und Verabschiedung mit einem Kuss oder einer Umarmung an oder kann auch so etwas sein wie dem anderen seinen Lieblingsjoghurt vom Einkauf mitzubringen.

Interesse am Partner, gemeinsame Zeit für Austausch und körperliche Nähe tragen natürlich ebenso dazu bei. 

Welche Rolle spielen Streitereien?

Streit ist so wichtig wie lieben und Sexualität, kann aber auch destruktiv wirken. Die „Du bist“-Botschaft, am besten noch kombiniert mit „immer“ oder „nie“, ist beispielsweise ein starkes Gift.

Man setzt den anderen durch Generalisierungen quasi mit seinen Handlungen gleich. Diese Vorwürfe können zu großen Widerständen führen und machen ein Aufeinanderzugehen oft unmöglich.

Was macht einen guten Streit aus?

Wenn wir aushalten, dass der Partner anders ist, denkt oder fühlt. Das ist für viele nicht leicht, weil sie schnell in eine Verteidigungshaltung geraten, recht haben oder gewinnen wollen. Darüber geht das eigentliche Thema oft verloren. Man sollte sich im Streit immer fragen „Was ist mir wirklich wichtig?“ und den guten Willen des Gegenübers im Blick behalten.

Das bedeutet auch, nicht jedes Mal die Liebe als solche infrage zu stellen, sondern Kritik nur auf das Thema bezogen zu üben. Schließlich sind wir mehr als unsere Handlungen.

„Man sollte sich im Streit immer fragen „Was ist mir wirklich wichtig?“ und den guten Willen des Gegenübers im Blick behalten.“

Fabian Lenné
Paartherapeut und Autor („Vom Umgang mit der Liebe“)

Glückliche Beziehung: Diese Faktoren sind wichtig

Was ist das Geheimnis glücklicher Paare?

Neben Glück bei der Partnerwahl und körperlicher Anziehung, spielen drei Dinge eine wichtige Rolle:

  1. Der Partner ist für uns wirklich bedeutend – egal, ob wir uns lieben oder streiten, unser Herz öffnen oder uns gegenseitig kränken.
  2. Ausreichend Selbstwert. Dazu gehört, dass wir nicht daran zweifeln, für den anderen interessant zu sein, und auch zufrieden mit uns allein sein können.
  3. Man ist in etwa gleich zögerlich. Damit meine ich die Art, wie ein Paar aufeinander zu geht, sich öffnet und in der Lage ist, seine Gefühle zu zeigen.

Oft heißt es ja, die Mischung aus Nähe und Distanz sei entscheidend. Was halten Sie davon?

Nähe und Distanz sind keine festen Größen. Im Alltag müssen wir immer wieder die Entfernung austarieren, um unsere grundlegenden menschlichen Bedürfnisse nach Dazugehören einerseits und Neues-Erleben andererseits erfüllt zu bekommen.

Je sicherer die Bindung ist, desto weniger bleibt das ein Widerspruch. Im besten Fall erleben wir die Bindung mit unserem Partner als etwas Konstantes. Mit dieser Sicherheit können wir uns dann in aller Ruhe ins Leben stürzen. 

Aktuell verbringen Paare zwangsläufig viel mehr Zeit miteinander. Wo sehen Sie da Chancen und Risiken? 

Risiko und Chance scheinen mir nah beieinander zu liegen. Durch die viele miteinander verbrachte Zeit werde ich viel mehr von meinem Partner zu sehen bekommen, und er wird mehr von mir zu sehen bekommen. Die Chance dabei ist, dass wir uns tiefer kennenlernen, wir weniger voreinander verbergen oder zurückhalten. Unsere Intimität vertieft sich.

Die Gefahr besteht darin, dass wir aus Angst oder Scham versuchen, uns angestrengt weiter voneinander zu verbergen. Oder, dass wir mit den sichtbar werdenden Unterschieden oder Eigenarten nicht wohlwollend genug umgehen können und uns bedroht oder alleine gelassen fühlen.

5 Beziehungstipps vom Paartherapeuten

  • Miteinander reden

    Was auch immer Sie zusammen erleben oder welche Gefühle und Gedanken in Ihnen aufsteigen: Das tägliche Miteinander-Sprechen ist ein zentrales Schmiermittel in der Liebe. Egal, was Sie angestellt haben, fühlen oder sich wünschen, sprechen Sie darüber! Sprechen erleichtert, sprechen verbindet, sprechen stellt klar.

  • Bedürfnisse zeigen

    Wenn Sie Ihre Bedürfnisse äußern und nicht versuchen, Befehle zu erteilen, können Sie herausfinden, welche Wünsche Sie sich wirklich gegenseitig erfüllen möchten. Dazu müssten Sie sich trauen, sich mit Ihrem Bedürfnis ein „bisschen nackt“ zu machen. Es könnte sein, dass Sie es nicht erfüllt bekommen. Aber: Nur wer sich zeigt, kann auch gesehen werden. 

  • Stoppsignale vereinbaren

    Wenn Sie sich schon oft unproduktiv gestritten haben und sich einig sind, einen Streit nicht mehr eskalieren lassen zu wollen, dann hilft ein Stoppsignal. Sprechen Sie ein Zeichen ab, mit dem Sie einen Streit jederzeit beenden können. Das kann ein Handzeichen sein oder auch ein Wort. 

  • Achtsamkeit

    Gemeinsame Rituale, kleine Aufmerksamkeiten und bewusstes Interesse an den Erlebnissen und Gefühlen des Partners – Achtsamkeit verlangsamt und hilft, den Moment wirklich zu leben. Sie bringt uns dem Leben näher. Dazu zählt auch, sich wohlwollend dem Gegenüber zu verhalten und auch davon auszugehen, dass der andere einem selbst wohlgesonnen ist. 

  • Sich entschuldigen können

    Eine große Hürde ist hier oft die Angst, sich durch Mitfühlen oder Verzeihen dem Partner zu unterwerfen. Echtes Verzeihen ist aber meist erst möglich, wenn wir spüren, dass unser Partner wirklich nachfühlen kann, was uns gekränkt hat.

    Hier ist es daher nötig, auch mal über den eigenen Schatten zu springen und großzügig mit sich und dem Partner zu sein. Vergeben ändert zwar nichts an der Vergangenheit – es verändert aber die Zukunft.


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