Liebe & Sexualität
Tampons – wie gesund und nachhaltig sind sie?
Veröffentlicht am:30.04.2021
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Wenn Frauen ihre „Tage“ haben, greifen viele weiterhin zu Tampons. Insgesamt 76 Prozent der 15- bis 49-Jährigen benutzen die klassischen Einwegprodukte. Bio-Tampons können eine interessante Alternative sein – ebenso wie Menstruationstassen.

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Tampons: Trend geht zur Nachhaltigkeit
Sie werden in den Körper eingeführt und saugen dort das Menstruationsblut auf: Tampons sind für viele Frauen immer noch das Mittel der Wahl, wenn sie ihre Periode haben.
Bei einer repräsentativen Umfrage des Hamburger Marktforschungsinstituts Splendid Research zeigte sich, dass insgesamt 76 Prozent der 15- bis 49-Jährigen während ihrer Menstruation Tampons benutzen, 70 Prozent verwenden Slipeinlagen und knapp zwei Drittel Binden. Dabei verlassen sich die meisten Frauen auf bekannte Marken aus Drogeriemärkten.
Doch eine umweltfreundliche Alternative zu diesen Einwegartikeln wird beliebter: 88 Prozent der Frauen kennen wiederverwendbare Menstruationstassen, 13 Prozent verwenden sie bereits gelegentlich bis regelmäßig. Ein Trend zur Nachhaltigkeit, der nach Einschätzung der Studienleitung vor allem bei Jüngeren zunehmen wird.
Welche Inhaltsstoffe stecken in Tampons?
Ein Tampon besteht aus mehreren Schichten. In der Regel werden dafür neben Baumwolle auch Kunstfasern wie verschiedene Polymere verwendet. Die synthetische Ummantelung des Tampons soll das Einführen und Herausziehen erleichtern. Sie ist außerdem da, um zu verhindern, dass Watte-Reste in der Scheide zurückbleiben.
Das können Frauen auch mit der richtigen Tampongröße vermeiden: Wenn nach vier bis acht Stunden fusselnde Stellen beim Entfernen des Tampons zu sehen sind, sollten sie besser auf eine kleinere Version umsteigen.
Die Tatsache, dass bei der Herstellung der meisten Tampons synthetische Fasern eingesetzt werden, macht viele Verwenderinnen skeptisch. Teilnehmerinnen bei der repräsentativen Umfrage von Splendid Research sprachen sich zu zwei Drittel für eine verbindliche Auflistung der Inhaltsstoffe von Tampons auf der Verpackung aus.
72 Prozent der Befragten befanden, Kunststofffasern und chemische Zusätze sollten in Menstruationshygieneartikeln vermieden werden. Ihnen ist offenbar bewusst, was auch Öko-Test anprangert: Die Wegwerfvarianten sorgen für jede Menge Abfall, und für ihre Herstellung werden zusätzlich Ressourcen verbraucht.

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Sind Tampons giftig?
Die Öko-Tester haben an den Inhaltsstoffen der Tampons aktuell wenig auszusetzen, was ihr gesundheitliches Risiko angeht. Die Analyseergebnisse aus dem Dezember 2020 zeigen, dass sich die Qualität im Vergleich zu früheren Test-Resultaten aus dem Jahr 2007 deutlich verbessert hat.
Waren damals noch alle getesteten Tampons belastet, konnten bei der neuen Studie nur bei einer einzigen Tamponmarke sogenannte halogenorganische Verbindungen nachgewiesen werden. Vertreter dieser Stoffgruppe gelten vielfach als umstritten und allergieauslösend.
Solche Verbindungen finden sich nicht in Bio-Tampons – sie bestehen aus Baumwolle aus biologischem Anbau, sind frei von Pestiziden und Gentechnik. Damit sind sie komplett biologisch abbaubar. Aber trotz des Fortschritts in der Herstellung haben Tampons noch einige Nachteil.
Hohe Kosten und viel Abfall
Die praktischen Aspekte weisen bei Tampons eine schlechte Bilanz auf. Als Wegwerfprodukt verursachen sie im Laufe der Jahre auf der einen Seite sehr hohe Kosten und auf der anderen Seite erhebliche Mengen an Abfall.
Trockene Scheide
Tampons nehmen Flüssigkeit auf. Wenn die Monatsblutung nicht sehr stark ist, kann das dazu führen, dass die Scheide austrocknet. Das Risiko für Infektionen steigt dadurch unter Umständen. Wenn Frauen merken, dass sich der Tampon schlecht entfernen lässt, weil er recht trocken ist, sollten sie daher auf eine kleinere Größe umsteigen.
Toxisches Schocksyndrom
Tampons können die Eintrittspforte für die Erreger eines sogenannten Toxischen Schocksyndroms (TSS) sein. Dabei handelt es sich um eine selten auftretende Infektionserkrankung mit den Keimen Staphylococcus aureus oder Streptokokkus pyogenes.
Kommen viele dieser Keime in einen Organismus, dessen Immunsystem noch keine Antikörper gebildet hat und die Erreger daher nicht schnell neutralisiert, treten schwerwiegende Symptome auf: plötzliche Kopfschmerzen, Schwindel, vor allem ein Abfallen des Blutdrucks sowie hohes Fieber und zuweilen auch ein Hautausschlag, der an einen Sonnenbrand erinnert. Betroffenen sollten bei diesen Symptomen sofort zum Arzt gehen.
Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) schätzt das Risiko für ein Toxisches Schocksyndrom durch Tampons jedoch als gering ein.
Welche Tampon-Alternativen gibt es?
Auch wenn sie bequem und gerade beim Sport eine sehr gute Lösung sind, gibt es durchaus gute Argumente, um auf herkömmliche Tampons zu verzichten. Gerade der Aspekt der Nachhaltigkeit führt dazu, dass viele Frauen nach Alternativen suchen, die große Flexibilität ermöglichen, ohne der Umwelt zu schaden.
Was vor einigen Jahren mangels Auswahl schwierig war, ist heute kein Problem mehr. Der Markt für Menstruationsprodukte wächst stetig und die Hersteller haben den Fokus auf umweltschonende Produkte gelegt.
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Was sollten Sie bei dem Benutzen von Tampons & Co. beachten?
Eine sorgfältige Monatshygiene ist wichtig, um Infektionen mit Krankheitskeimen und damit auch dem Toxischen Schocksyndrom vorzubeugen. Der Berufsverband der Frauenärzte und die Experten von Öko-Test raten:
Waschen Sie sich gründlich die Hände, bevor oder nachdem Sie den Tampon oder alternative Produkte einführen.
- Die Stärke des Tampons sollte der Menstruationsstärke angepasst werden. Das bedeutet: bei der ersten Regelblutung am besten mit der kleinsten Tampongröße beginnen und diese gegebenenfalls steigern.
- Es sollten nur Tampons aus nicht beschädigten Originalverpackungen verwendet werden.
- Die Zeit, die der Tampon oder die Menstruationstasse im Körper bleiben, sollte man im Blick behalten. Wenn die Blutung stärker ist, muss der Tampon beispielsweise öfter gewechselt werden. Das kann alle drei bis sechs Stunden der Fall sein. An Tagen mit leichterer Blutung ist es möglich, dass ein kleinerer Tampon schon mal sechs bis acht Stunden im Körper bleibt.
- Acht Stunden sollte auch nach Angaben der Hersteller der längste Zeitraum sein, den ein Tampon getragen wird. Das gilt auch für Menstruationsschwämme und andere Alternativen. Deshalb ist es beispielsweise empfehlenswert, ihn kurz vor dem Schlafengehen einzuführen und gleich nach dem Aufstehen zu wechseln.
- Für Menstruationstassen gilt: Das Blut sollte gründlich mit sauberem Wasser ausgespült werden. Wenn die Menstruation vorbei ist, werden die Tasse und das Behältnis, in dem sie aufbewahrt wird, sorgfältig ausgekocht. Sonst entsteht ein unangenehmer Geruch – ein Hinweis darauf, dass noch Bakterien vorhanden sind und sich ausbreiten können.
- Extra-Tipp der Öko-Tester, damit die Menstruationstasse beim Auskochen nicht am Topfboden festbrennt: die Tasse während des Kochens in einen Schneebesen legen.