Liebe & Sexualität
Besuch bei einem Urologen oder einer Urologin
Veröffentlicht am:23.09.2022
4 Minuten Lesedauer
Die Urologie kümmert sich um Erkrankungen des Urogenitalsystems, also der Harn- und der Geschlechtsorgane. Doch wann sollte man sich bei einem Urologen beziehungsweise einer Urologin vorstellen und wofür ist die Andrologie zuständig?
Prof. Dr. Felix K.-H. Chun ist Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Frankfurt. Im Interview verrät er, warum Männer ab 45 Jahren regelmäßig einen Urologen oder eine Urologin aufsuchen sollten. Außerdem erklärt er, was die Urologie von der Andrologie unterscheidet.
Was ist ein Urologe beziehungsweise eine Urologin?
Ein Urologe oder eine Urologin ist für Erkrankungen des Urogenitalsystems zuständig. In dieses Fachgebiet der Medizin fallen die harnbildenden und harnableitenden Organe wie die Niere und die Harnwege. Außerdem gehören die Genitalien, sowohl des Mannes als auch der Frau, zum Urogenitalsystem. Dadurch, dass Frauen ebenfalls Nieren, Harnleiter, eine Harnblase und Harnröhre besitzen, ist ein Urologe oder eine Urologin kein reiner Männerarzt. Es gibt aber tatsächlich ein Fachgebiet, das sich auf die Männergesundheit spezialisiert: die Andrologie. Das Wort „Andros“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Mann“. Viele Urologen und Urologinnen absolvieren eine Weiterbildung im Bereich der Andrologie. Damit können sie bei Männern sowohl Probleme mit den Harnorganen als auch mit den Fortpflanzungsfunktionen behandeln.
Worin unterscheiden sich die Urologie und Andrologie?
In der Andrologie stehen die Fortpflanzungsfunktionen des Mannes im Mittelpunkt. Erektionsstörungen, ein unerfüllter Kinderwunsch oder Störungen der Hormonbildung im Hoden - all das kann Männer in die Praxis eines Andrologen oder einer Andrologin führen. Dort können Ärztinnen und Ärzte beispielsweise eine Untersuchung der Samenflüssigkeit oder des Hormonstatus anordnen. Auch bildgebende Verfahren wie ein Ultraschall können Hinweise auf die zugrunde liegende Ursache bei Erektionsstörungen oder Unfruchtbarkeit geben. Während sich die Urologie also überwiegend auf die Harnorgane konzentriert, kümmert sich die Andrologie um die Fortpflanzungsorgane des Mannes.
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Was macht ein Urologe oder eine Urologin bei Frauen?
Die Urologie nimmt sich Problemen an, die mit dem Harnsystem in Verbindung stehen – hier existiert zunächst kein Unterschied zwischen Männern und Frauen. Allerdings gibt es Diagnosen, die Frauen vergleichsweise öfter treffen, dazu zählen vor allem Blasenentzündungen. Suchen Frauen einen Urologen oder eine Urologin aufgrund von wiederkehrenden Harninfekten auf, wird dort in der Regel der Urin untersucht. Manchmal wird eine Kultur angelegt, um Krankheitserregern auf die Spur zu kommen. Daneben gibt es eine Reihe anderer Untersuchungen, die bei Frauen sinnvoll sein können, zum Beispiel ein Ultraschall der Harnorgane. Was Urologen und Urologinnen im Einzelfall machen, hängt von den Beschwerden und der möglichen Ursache ab.
Welche Erkrankungen behandeln Fachärzte und Fachärztinnen für Urologie?
Die Urologie behandelt eine Vielzahl an Erkrankungen – manche davon sind gutartig, manche bösartig. So fällt bei Männern etwa ein Drittel aller Krebserkrankungen, also bösartigen Veränderungen, in das Gebiet der Urologie. Sie betreffen beispielsweise die Niere, die Blase oder die Prostata beim Mann. Die Prostata kann auch gutartig vergrößert sein. Hier entscheiden die Urologen oder Urologinnen je nach Befund, ob eine Behandlung notwendig ist oder ob eine Beobachtung reicht. Neben der gutartigen Prostatavergrößerung gibt es noch eine weitere Volkskrankheit: Nierensteine. Des Weiteren fallen Fehlbildungen der Harnorgane oder Infektionen wie Blasenentzündungen in das Gebiet der Urologie. Ein Urologe oder eine Urologin behandelt außerdem Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Feigwarzen oder Tripper.
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Wann gehen Männer das erste Mal zum Urologen oder zur Urologin und warum?
Die wenigsten Männer lassen einen regelmäßigen Check-up in der Urologie durchführen. Frauen haben da ein höheres Gesundheitsbewusstsein. Auch deshalb, weil sie schon früh mit gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen in Berührung kommen. Oft gehen Männer das erste Mal zum Urologen oder zur Urologin, weil sie ein Problem haben. Klassischerweise handelt es sich dabei um Beschwerden, die in Zusammenhang mit der Prostata stehen, etwa häufiger Harndrang und schlechtere Blasenentleerung. Viele Männer sind Mitte 60, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, obwohl sie das Problem schon länger haben. Das ist schade, denn je eher die Diagnose steht, desto eher erhalten Betroffene Unterstützung bei ihrem Problem.
Ab wann sollten Männer regelmäßig eine urologische Praxis aufsuchen?
Ganz klar ab 45 Jahren, und zwar einmal jährlich zur Früherkennungsuntersuchung. Die Vorsorgeuntersuchung beim Urologen oder bei der Urologin dient unter anderem dazu, Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen – eine Krebsart, die bei Männern weit verbreitet ist. Bei der Untersuchung tastet der Arzt oder die Ärztin die äußeren Geschlechtsorgane und die umliegenden Lymphknoten ab. Außerdem führen Urologen oder Urologinnen einen Finger in den Enddarm ein, um die Prostata auf Auffälligkeiten zu untersuchen. Die Kosten für die Früherkennungsuntersuchung trägt die gesetzliche Krankenkasse für Männer ab 45 Jahren.
„Die Vorsorgeuntersuchung beim Urologen oder bei der Urologin dient dazu, Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen – eine Krebsart, die bei Männern weit verbreitet ist.“
Prof. Dr. Chun
Direktor Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Frankfurt
Bei welchen Auffälligkeiten sollten Männer zu einem Urologen oder einer Urologin?
Wiederkehrende Infekte, Schmerzen, Juckreiz und Ausfluss im Genitalbereich oder Blut im Urin – diesen Beschwerden sollten Männer auf den Grund gehen. Auch bei Blasenentleerungsstörungen ist die Urologie die richtige Anlaufstelle. Mit der Selbstuntersuchung können Männer Veränderungen an ihren Hoden frühzeitig erkennen. Ertasten sie dabei Verhärtungen oder Veränderungen, sollten Männer damit unbedingt zu einem Urologen oder einer Urologin gehen. Auch dann, wenn sie keine Schmerzen oder andere Beschwerden haben.