Schwangerschaft
Fieber, Schnupfen, Halsschmerzen: Erkältung in der Schwangerschaft
Veröffentlicht am:30.09.2020
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 27.07.2022
Der Hals kratzt, die Nase läuft, der Kopf schmerzt – eine Erkältung kann belastend sein. Dabei sind Schwangere besonders anfällig und sollten bei Beschwerden nicht auf die üblichen Medikamente zurückgreifen. Was ist trotz Schwangerschaft erlaubt?
Schwangerschaftssymptome oder schon eine Erkältung?
Viele schwangere Frauen haben häufig eine verstopfte Nase – das Phänomen ist auch als sogenannter Schwangerschaftsschnupfen bekannt und gehört zu den typischen Schwangerschaftssymptomen. Allerdings verändert sich in der Schwangerschaft auch das Immunsystem – was zur Folge hat, dass Schwangere oft anfälliger für Infektionen sind. Wenn sich schwangere Frauen krank fühlen, sollten sie immer abklären lassen, ob es sich um eine Erkältung oder die Grippe handelt, denn: Bei letzterer besteht besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel ein Risiko für einen schweren Verlauf, der eine Frühgeburt zur Folge haben kann.
Ist es eine Erkältung oder doch schon eine Grippe?
Während die Grippe durch Influenza-Viren verursacht wird, sind für die Erkältungen mehr als 200 verschiedene Viren verantwortlich. Bei Schwangeren wie Nichtschwangeren lassen sich bis zu 40 Prozent der Erkältungen auf Rhinoviren zurückführen, daneben sind überwiegend harmlose Coronaviren, Adenoviren und Parainfluenzaviren für die lästigen Erkältungen verantwortlich.
Typisch für eine „klassische“ Erkältung ist, dass sich die Erreger zunächst in den oberen Atemwegen wie der Nasenschleimhaut und dem Rachenraum festsetzen und Halsschmerzen und eine Schnupfnase auslösen. Breitet sich das Virus weiter aus, können auch der Rachenraum und die Bronchien betroffen sein. Genau wie bei Nichtschwangeren sind die Symptome in der Regel nach etwa sieben bis zehn Tagen wieder abgeklungen.
Im Gegensatz hierzu beginnt die Grippe plötzlich mit hohem Fieber, trockenem Husten und Kopf- und Muskelschmerzen, manchmal auch verbunden mit Halsschmerzen, Schwäche und Schweißausbrüchen. Fieber von mehr als 39 Grad Celsius kann sich über mehrere Tage halten. Eine Grippe ist eine ernstzunehmende Erkrankung, bei der Sie gerade in der Schwangerschaft Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen sollten. Besonders in Zeiten von COVID-19 (Corona), sollten Sie aber vorher unbedingt anrufen und nicht einfach hingehen.
Apropos: Es gibt bislang keinen Hinweis darauf, dass Schwangere bei einer COVID-19-Infektion schwerer betroffen sind. Dennoch sollten Sie sich möglichst gut schützen, also regelmäßig Händewaschen, besonders vor dem Essen, Abstand halten und immer wenn es enger werden kann, einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
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Ist eine Erkältung in der Schwangerschaft gefährlich für das Kind?
Nein, denn: Das Immunsystem der Mutter arbeitet für zwei und schützt die Mutter und das Kind. Es kostet den Körper zwar Kraft, gegen den Krankheitserreger anzuarbeiten, aber bei einer normalen Erkältung ist Ihr Kind nicht gefährdet: Die wichtigste Devise bei einer Erkältung in der Schwangerschaft lautet daher: Gönnen Sie sich Ruhe.
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„Die Anwendung von Arzneistoffen in der Schwangerschaft sollte nur nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen. Wenn eine Therapie notwendig ist, sollten gut untersuchte Arzneistoffe gewählt werden, die schon lange auf dem Markt sind und zu denen ein ausreichend großer Erfahrungsumfang vorliegt.“
PD Dr. med. Katarina Dathe
Leiterin des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie an der Charité Berlin
Es gibt zwar eine Auswahl an Medikamenten, die auch während der Schwangerschaft zur Linderung von Beschwerden eingenommen werden können, hier ist eine ärztliche Absprache jedoch unbedingt erforderlich.
Bei sogenannten Phytotherapeutika und ätherischen Ölen, hierzu gehören auch Kräutertees, ist ebenfalls Vorsicht geboten. Auch die pflanzlichen Wirkstoffe können teils starke Nebenwirkungen, wie frühzeitige Wehen oder Blutungen, auslösen. Halten Sie daher Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin und lassen Sie sich in der Apotheke beraten, welche natürlichen Arzneien in der Schwangerschaft erlaubt sind.
Wie Sie die Beschwerden lindern können
Bei einer Erkältung sind in der Regel vor allem die oberen Atemwege betroffen. Wenn das Nasensekret die Nasennebenhöhlen verschließt und die Nase verstopft, stellen sich oftmals auch rasch Kopfschmerzen ein. Mit diesen bewährten Hausmitteln können Sie die häufigsten Beschwerden einer Erkältung auch in der Schwangerschaft bedenkenlos behandeln.
1. Inhalation
- Am einfachsten ist die Inhalation mit heißem Wasserdampf, der festsitzenden Schleim aus Nase und Rachen lösen kann und die Schleimhäute sanft befeuchtet.
- Als Zusatz eignen sich Salz oder Kamillenblüten: Lösen Sie hierfür in einem Liter kochenden Wasser einen Teelöffel Salz oder einen Esslöffel getrocknete Kamillenblüten auf.
- Um die Wirkung zu verstärken, können Sie ein Handtuch über Ihren Kopf und das Gefäß legen.
2. Nasendusche
- Auch die Nasendusche ist eine sanfte Möglichkeit, um die oberen Atemwege von Sekreten zu befreien. Beachten Sie hier die richtige Salzdosierung, um eine Reizung der Schleimhäute zu vermeiden.
- Für die Nasenspüllösung mischen Sie neun Gramm Salz in einem Liter lauwarmen Wasser auf und spülen Ihre Nase mit der Lösung über dem Waschbecken.
- In der Apotheke und in der Drogerie erhalten Sie spezielle Nasenduschen und medizinisches Salz.
3. Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit
- Die optimale Wohlfühltemperatur liegt bei rund 20 Grad. Achten Sie zudem auf eine mittlere Luftfeuchtigkeit zwischen 45 bis 65 Prozent, damit die Schleimhäute auch über die Atemluft befeuchtet werden.
„Im Rahmen der Selbstmedikation können auch in der Schwangerschaft unter Beachtung der oben genannten Empfehlungen einige Arzneistoffe unterstützend in den üblichen Dosierungen angewendet werden, auf nicht-alkoholische Arzneiformen ist grundsätzlich zu achten.“
PD Dr. med. Katharina Dathe
Leiterin des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie an der Charité Berlin
Frau Dr. Dathe empfiehlt insbesondere:
- Ambroxol hilft bei der Schleimlösung.
- Abschwellendes Nasenspray ist für einige Tage auch in der Schwangerschaft möglich, wenn die genannten, allgemeinen Befeuchtungsmaßnahmen nicht ausreichen.
- Bei Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber kann kurzzeitig Paracetamol eingesetzt werden. Dies ersetzt jedoch nicht den ärztlichen Rat.
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Wie Sie sich vor einer Erkältung schützen können
Einfach dick einkuscheln und warme Kleidung tragen, kann Sie alleine leider nicht vor einer Erkältung schützen. Denn die entsteht durch eine Infektion mit den Erregern.
Die sicherste Methode, um sich vor einer Ansteckung zu schützen, lautet: Meiden Sie den Kontakt zu bereits erkrankten Personen, besonders in der Schnupfen- und Erkältungszeit. Halten Sie sich an die Hygieneregeln im Kontakt mit anderen Menschen. Das bedeutet:
- Händeschütteln und Umarmungen vermeiden
- Regelmäßiges Händewaschen, vor allem vor den Mahlzeiten, wenn man von draußen nach Hause kommt und bevor man sich selbst an Mund und Nase fasst
- Niesen Sie in die Armbeuge, um andere Menschen zu schützen
In der Corona-Epidemie ist zusätzlich die bekannte AHA-Regel wichtig:
- Abstand halten zu anderen (mindestens 1,5 Meter)
- Hände regelmäßig waschen oder desinfizieren
- Alltagsmaske tragen und zwar über Mund und Nase
Darüber hinaus können Sie Ihr Immunsystem stärken, indem Sie regelmäßig draußen an der frischen Luft spazieren gehen. Abwechslungsreiche Ernährung sowie bewusste Entspannungsübungen und regelmäßige Ruhepausen helfen ebenso, einer möglichen Erkältung in der Schwangerschaft vorzubeugen.