Schwangerschaft
Immunsystem stärken in der Schwangerschaft: Fakten statt Mythen
Veröffentlicht am:08.04.2025
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Das Immunsystem schützt die werdende Mutter und das Ungeborene vor Erregern und anderen schädlichen Einflüssen. Gezielte Impfungen und die richtigen Nährstoffe, wie Vitamin A, kräftigen die körpereigene Abwehr.

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Stimmt es, dass das Immunsystem in der Schwangerschaft schwächelt?
Das Immunsystem bekämpft und beseitigt Krankheitserreger wie Bakterien und Viren, neutralisiert Schadstoffe und wird bei krankhaften Veränderungen wie zum Beispiel Krebszellen aktiv. Das funktioniert mit dem angeborenen Immunsystem und dem erworbenen Teil der Abwehr. Lange gingen Forschende davon aus, dass der Körper der Frau das Immunsystem in der Schwangerschaft herunterfährt – damit der Organismus nicht mit einer Abstoßungsreaktion auf den Embryo reagiert. Ist die Abwehr während einer Schwangerschaft womöglich geschwächt? Die Antwort ist Nein: An den Hauptaufgaben und der grundsätzlichen Funktionsweise ändert sich in der Schwangerschaft nichts. Das würde sonst dem medizinischen und evolutionären Verständnis widersprechen. Um neues Leben zu ermöglichen, muss schließlich ein maximaler Schutz der Mutter und des Kindes gegeben sein. Das Immunsystem spielt dabei eine entscheidende Rolle, da es die Schwangere vor negativen Umwelteinflüssen und den Fötus vor Schäden bewahrt. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen konnten feststellen, dass sich rund um die sogenannte Implantationsstelle, also dem Ort in der Gebärmutter, an dem sich das befruchtete Ei einnistet, Immunzellen ansammeln. Sie reagieren aber nicht etwa auf den „fremden“ Embryo, sondern sollen die Einnistung der Eizelle erleichtern und die Schwangerschaft im weiteren Verlauf erhalten. Das Immunsystem ist also nicht etwa weniger wehrhaft – es ist voll funktionsfähig und aktiv.
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Brauchen Schwangere wirklich mehr Nährstoffe für das Immunsystem?
Dass Schwangere „für zwei essen“ müssen, gilt mittlerweile als überholt – sie benötigen nur wenig zusätzliche Energie. Bei Vitaminen und Mineralstoffen steigt der Bedarf in der Schwangerschaft aber oftmals an. Frauen sollten in der Zeit besonders auf die Zufuhr von Folsäure, Eisen, Omega-3-Fettsäuren und Jod achten. Speziell für das Immunsystem sind diese Nährstoffe wichtig:
- Vitamin A: Das Vitamin unterstützt die körpereigene Abwehr, indem es beispielsweise die Produktion von Antikörpern anregt.
- Vitamin C: Das wasserlösliche Vitamin hilft dem Körper bei der Bildung weißer Blutkörperchen, die Krankheitserreger neutralisieren. Außerdem kann es Studien zufolge die Erkältungsdauer bei regelmäßiger Einnahme verkürzen.
- Vitamin E: Die Gruppe chemischer Verbindungen schützt unter anderem die Immunzellen mit seiner antioxidativen Wirkung.
Diese entscheidenden Nährstoffe für das Immunsystem nehmen Schwangere mit einer abwechslungsreichen Ernährung auf – Vitamin A ist beispielsweise in Feldsalat enthalten, Vitamin C in Paprika, und Mandeln stellen Vitamin E bereit. Die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels ist bei gesunden Menschen ohne einen festgestellten Mangel nicht nötig. Eine Ausnahme bilden Jod für die Funktion der Schilddrüse und Folsäure. Beide sind für eine gesunde Entwicklung des Kindes wichtig und Schwangere können diese Nährstoffe selbst mit einer ausgewogenen Ernährung kaum in ausreichender Menge aufnehmen. Eine Einnahme von Folsäurepräparaten wird daher bereits vor geplanter Schwangerschaft und während der Schwangerschaft in Kombination mit Jod empfohlen. Sollte bei Ihnen eine Schilddrüsenerkrankung bekannt sein, lassen Sie sich dazu von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten.
Fakt oder Mythos – spielt Vitamin D in der Schwangerschaft eine besondere Rolle?
Vitamin D wird häufig als Sonnenvitamin bezeichnet, da der Körper es mithilfe der Sonneneinstrahlung auf die Haut selbst produzieren kann – darüber deckt er den größten Teil des Bedarfs. Der Nährstoff ist auch in Lebensmitteln enthalten, zum Beispiel in Lachs und Eiern. Vitamin D unterstützt wichtige Abläufe beim Einnisten in der Gebärmutter, bei der Heranreifung des kindlichen Immunsystems und der Entwicklung des kindlichen Skeletts im Mutterleib. Nehmen Sie Vitamin-D-Präparate aber nur ein, wenn bei Ihnen ein tatsächlicher Mangel nachgewiesen wurde, den Sie nicht über Sonnenlicht und die Ernährung ausgleichen können. Eine Überversorgung mit Vitamin D kann zu Nebenwirkungen führen. Daher ist es nicht empfehlenswert, auf eigene Faust ein Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, sondern stattdessen Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu halten.
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Mit Impfungen das Immunsystem in der Schwangerschaft stärken
Wenn sich Frauen impfen lassen, unterstützen sie ihr Immunsystem dabei, bestimmte Infektionskrankheiten zu identifizieren und zu bekämpfen. Auch das ungeborene Kind profitiert davon, denn es erhält Antikörper, die in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt einen gewissen Schutz bieten. Frauen mit einem Kinderwunsch lassen am besten ihren Impfstatus hinsichtlich Windpocken, Masern und Röteln checken. Eine Masern- oder Rötelnerkrankung in der Schwangerschaft kann schwere Komplikationen bei Mutter und Kind verursachen. Für die Impfung sind Lebendimpfstoffe nötig, die während der Schwangerschaft jedoch tabu sind. In der Schwangerschaft empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) nur bestimmte Impfungen, darunter gegen Keuchhusten, Grippe oder das Coronavirus, sofern kein Impfschutz besteht. Schwangere können sich in ihrer Hausarztpraxis über die Möglichkeiten informieren.

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Was hilft wirklich, um das Immunsystem in der Schwangerschaft zu stärken?
Volle Räume, zum Beispiel in der Frauenarztpraxis und Schnupfnasen überall: Gerade in den kälteren Monaten im Jahr befürchten viele Schwangere, krank zu werden. Auch wenn es keinen hundertprozentigen Schutz vor Krankheitserregern gibt, helfen folgende Tipps dem Immunsystem:
- Möglichst bunt essen: Je bunter der Teller ist, desto besser – zumindest, wenn sich viel Obst und Gemüse darauf befindet. Schwangere achten am besten täglich darauf, jede Mahlzeit mit frischen Lebensmitteln zu kombinieren, die viele Nährstoffe bereithalten. Bei Heißhungerattacken oder Schwangerschaftsübelkeit bieten sich kleine Zwischensnacks an, wie wäre es beispielsweise mit einer Rohkostplatte?
- Regelmäßig bewegen: Körperliche Aktivität beeinflusst das Immunsystem positiv, denn es stimuliert immunologische Prozesse. Schwangere hören bei der sportlichen Gestaltung des Alltags am besten auf ihr Bauchgefühl und überlasten sich nicht. Insbesondere Spaziergänge bieten sich für die meisten Frauen an.
- Entspannen: Schwangerschaftsyoga, Kurzmeditation, aber auch ein ausreichender Nachtschlaf können zur Entspannung beitragen.