Schwangerschaft
Kopfschmerzen in der Schwangerschaft – was tun?
Veröffentlicht am:21.12.2023
4 Minuten Lesedauer
Bohrend, drückend, stechend – Kopfschmerzen in allen Varianten kommen auch bei werdenden Müttern vor. Sie können belastend sein, sind aber meist kein Grund zur Sorge. Was gegen Kopfschmerzen in der Schwangerschaft hilft.
Sind Kopfschmerzen in der Schwangerschaft normal?
Viele Menschen leiden unter Kopfschmerzen, auch schwangere Frauen können davon betroffen sein. In den meisten Fällen handelt es sich um Spannungskopfschmerzen, deren Ursachen weitgehend unbekannt sind, aber beispielsweise durch Stress ausgelöst werden können. Auch Migräne kommt vor. Beides sind sogenannte primäre Kopfschmerzen. Dabei handelt es sich um Kopfschmerzarten, bei denen der Schmerz ohne eine bestimmte Ursache auftritt – im Gegensatz zu sekundären Kopfschmerzen, denen eine Erkrankung oder eine Verletzung durch einen Unfall zugrunde liegen. Besonders häufig kommen Kopfschmerzen im ersten Trimester, also in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft, vor. Die zu dieser Zeit typischen Spannungskopfschmerzen bessern sich bei den meisten Frauen im zweiten, spätestens im dritten Trimester.
Viele langjährige Migräne-Patientinnen erleben mit fortschreitender Schwangerschaft, dass die Attacken seltener auftreten oder ganz ausbleiben. Das gilt besonders für die Migräne ohne Aura (Migräne ohne vorausgehende Seh- und Wahrnehmungsstörungen). Als Grund dafür vermuten Forschende den stabil hohen Spiegel des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Eine Garantie für eine Besserung bestehender Migräne durch eine Schwangerschaft gibt es allerdings nicht. In manchen Fällen tritt sogar eine Migräne in der Schwangerschaft zum ersten Mal auf – zumeist im ersten Trimester, und typischerweise mit Aura.
Viele werdende Mütter fragen sich, ob primäre Kopfschmerzen in der Schwangerschaft dem ungeborenen Kind schaden können. Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Für die werdende Mutter sind die Schmerzen allerdings unangenehm und belastend.
Passende Artikel zum Thema
Starke Kopfschmerzen in der Schwangerschaft: Warnzeichen ernst nehmen
Plötzliche, starke und neu auftretende Kopfschmerzen in der Schwangerschaft können unter Umständen ein Symptom einer ernst zu nehmenden Erkrankung sein. Fachleute sprechen dann von sekundären Kopfschmerzen. Zu den möglichen Ursachen zählt die sogenannte Präeklampsie, eine Erkrankung, die nur während einer Schwangerschaft auftritt und deren Auslöser bis heute nicht geklärt sind. Sie ist fast immer von Bluthochdruck begleitet. Weitere mögliche Symptome sind eine verstärkte Eiweißausscheidung über den Urin oder erhöhte Leberwerte. Präeklampsie betrifft bis zu fünf von 100 Schwangeren. Normalerweise entwickelt sich die Erkrankung in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft (nach der 20. Schwangerschaftswoche). Bei einem schweren Verlauf spricht man auch vom HELLP-Syndrom. Wichtige Warnzeichen sind unter anderem:
- starke Kopfschmerzen
- Augenflimmern und verschwommenes Sehen
- Übelkeit und Erbrechen
- Schmerzen im Oberbauch
- Anschwellen von Händen, Füßen und Gesicht
Auch andere akute Erkrankungen wie eine Hirnvenenthrombose können plötzliche, starke Kopfschmerzen in der Schwangerschaft verursachen. Ein erhöhtes Thromboserisiko in der Schwangerschaft besteht bei Gerinnungsstörungen.
Vor allem, wenn Sie sich begleitend zu den Kopfschmerzen schwach und benommen fühlen, hohes Fieber entwickeln oder Ihnen das Sehen, Hören oder Sprechen plötzlich Probleme bereitet, suchen Sie unbedingt schnellstmöglich ärztliche Hilfe auf!
App für werdende Mütter
„AOK Schwanger“ bietet viele Vorteile
Die App „AOK Schwanger“ begleitet Sie durch Ihre Schwangerschaft und beantwortet Ihre Fragen.
Kopfschmerzen in der Schwangerschaft: Was tun?
In den meisten Fällen handelt es sich um Kopfschmerzen vom Spannungstyp, die zwar störend, aber nicht gefährlich sind. Stress, Dehydrierung und Müdigkeit verstärken oft die Symptome.
Bevor Sie zu Medikamenten greifen, empfiehlt es sich, zunächst einige einfache Maßnahmen und Hausmittel auszuprobieren:
- ausreichend trinken, am besten Wasser, ungesüßten Kräuter- oder Früchtetee
- ausreichend und erholsam schlafen – Ihr Schlafbedarf kann vorübergehend deutlich höher sein
- regelmäßig Phasen von Ruhe und Entspannung einlegen – besonders, wenn Sie einen hektischen Alltag haben
- sich an der frischen Luft bewegen, etwa einen Spaziergang im Wald oder Park machen
- Ihre Bildschirmzeit (am Rechner, aber auch an Smartphone, Fernseher und Tablet) reduzieren, um Augen und Kopf zu entlasten
- eine warme oder kühlende Auflage auf dem schmerzenden Kopfbereich platzieren – je nach Gefühl
- die Schläfen sanft mit Pfefferminzöl massieren
- eine andere Person um eine Schulter- und Nackenmassage bitten, um mögliche Verspannungen zu lösen
Tagelang Kopfschmerzen in der Schwangerschaft: Sind Schmerzmittel erlaubt?
Bei regelmäßigen oder anhaltenden Spannungskopfschmerzen in der Schwangerschaft reichen Entspannung und Hausmittel manchmal nicht aus. Bevor Sie Schmerzmittel einnehmen, sprechen Sie jedoch unbedingt mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin. Zahlreiche Schmerzmittel sind für die Zeit der Schwangerschaft nicht gut untersucht. Manche stehen im Verdacht, sich negativ auf das ungeborene Kind oder den Schwangerschaftsverlauf auszuwirken. Generell gilt:
- In allen Phasen der Schwangerschaft und Stillzeit ist Paracetamol das Schmerzmittel der ersten Wahl. Gelegentlich und bei Bedarf eingenommen gilt es als sicher und stört den Verlauf der Schwangerschaft nicht.
- Dies gilt nicht für Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Naproxen! Insbesondere im ersten und dritten Trimester dürfen diese Wirkstoffe aufgrund der Risiken für Mutter und Kind nicht angewendet werden. Im zweiten Trimester ist eine Einnahme nur nach gründlicher ärztlicher Abwägung möglich.
- Andere Wirkstoffe wie Metamizol und Coxibe sind während der gesamten Schwangerschaft nicht anzuwenden, da hier nicht ausreichend wissenschaftliche Daten zur Sicherheit vorliegen.
Wenn Sie in der Schwangerschaft immer wieder unter belastend starken Spannungs- oder Migräne-Kopfschmerzen leiden, die sich mit Paracetamol nicht bessern, müssen Sie die Schmerzen nicht zwingend erdulden. Wenden Sie sich an Ihre gynäkologische oder schmerztherapeutische Praxis: Verschiedene Wirkstoffe wie Triptane sind zwar nicht bedenkenlos, aber mit Bedacht und in einem eng gesteckten Rahmen auch bei Schwangeren einsetzbar. Wichtig ist, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin Nutzen und Risiken abwägen und gegebenenfalls engmaschige Kontrolluntersuchungen absprechen.
Passende Angebote der AOK
AOK-Clarimedis: Gesundheitsinformationen am Telefon
Schwangere haben viele Fragen, die Experten und Expertinnen des medizinischen Infotelefons AOK-Clarimedis antworten Ihnen rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr.