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Schwangerschaft

Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft: Welche sind sinnvoll?

Veröffentlicht am:23.01.2025

6 Minuten Lesedauer

Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln in Supermärkten, Drogerien, Apotheken und im Internet ist groß. Auch schwangere Frauen werden gezielt angesprochen. Wie sinnvoll sind solche Präparate? Was ist zu beachten? Wir machen den Check.

Eine schwangere Frau mit langen braunen Haaren, deren Kopf nicht ganz zu sehen ist, sitzt auf einem weißen Sofa und hält in der einen Hand verschiedene bunte Tabletten und Kapseln und in der anderen Hand ein Glas mit Wasser.

© iStock / LightFieldStudios

Nahrungsergänzungsmittel: Empfehlungen für Schwangere

In der Schwangerschaft ist es wichtig, dass Mutter und Kind gut versorgt sind. Schwangere brauchen nur wenig zusätzliche Energie, also Kalorien, dafür aber mehr Vitamine und Mineralstoffe. Der Bedarf an Folsäure, Vitamin C und D, Calcium, Eisen, Jod und Omega-3-Fettsäuren (n-3-Fettsäuren) steigt während einer Schwangerschaft deutlich an. Dieser kann mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung meistens gut abgedeckt werden. Doch es gibt Ausnahmen. Um Lücken bei der Versorgung mit bestimmten Nährstoffen zu schließen, raten Experten und Expertinnen zur Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel, sogenannter Supplements. In Deutschland gelten die Empfehlungen aber nur für Folsäure und Jod.

Manchmal raten Ärzte und Ärztinnen dazu, weitere Präparate zu nehmen, zum Beispiel wenn Schwangere sich vegan oder vegetarisch ernähren, an einer Eisenmangelanämie, Bluthochdruck oder einem Mangel an Omega-3-Fettsäuren oder Vitamin B12 leiden. Allerdings sollten bestimmte Mengen pro Tag nicht überschritten werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und das Bundesinstitut für Risikobewertung haben entsprechende Empfehlungen veröffentlicht.

Zu viel kann auch schaden

Wer möchte sich und seinem Baby nicht etwas Gutes tun? Viele Frauen greifen deshalb in der Schwangerschaft zu Nahrungsergänzungsmitteln oder speziell angereicherten Lebensmitteln. Diese enthalten Nährstoffe in konzentrierter Form: neben Jod und Folsäure noch weitere, teils unnötige oder deutlich zu hoch dosierte Vitamine und Mineralstoffe. Im schlimmsten Fall können Nahrungsergänzungsmittel Mutter und Kind sogar schaden.

Warum ist Jod so wichtig in der Schwangerschaft?

Jod gehört zu den lebenswichtigen Spurenelementen. Die Schilddrüse benötigt es zur Bildung von Schilddrüsenhormonen, die für Stoffwechselvorgänge, das Wachstum und die gesunde Entwicklung von inneren Organen, Nervensystem, Kreislauforganen und Muskulatur des Kindes – auch schon vor der Geburt – notwendig sind. Bei Jodmangel besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten. Auch während der Stillzeit braucht der Organismus der Mutter mehr Jod, sonst bekommt der Säugling über die Muttermilch zu wenig von dem Spurenelement.

Die häufigste und bekannteste Folge eines Jodmangels ist ein Struma, im Volksmund auch als „Kropf“ bezeichnet. Einige Studien deuten darauf hin, dass ein Jodmangel auch zu verminderten kognitiven Leistungen bei Kindern führen kann, zum Beispiel beim Lesen oder beim sprachlichen Ausdruck.

Schwangeren und Stillenden wird deshalb in Deutschland empfohlen, zwischen 100 und 150 Mikrogramm Jod in Form von Tabletten oder Kapseln zusätzlich zur Nahrung aufzunehmen. Besteht eine Schilddrüsenerkrankung, sollte die Einnahme mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden. Auch vor und nach der Geburt des Kindes können Frauen die Jodzufuhr über die Nahrung erhöhen, wenn sie folgende Maßnahmen beachten:

  • ausschließlich jodiertes Speisesalz verwenden
  • Lebensmittel mit jodiertem Speisesalz essen, zum Beispiel Brot und Fleischwaren
  • regelmäßig Milch und Milchprodukte verzehren
  • ein- bis zweimal pro Woche Seefisch essen (allerdings keinen Thunfisch und Schwertfisch, weil diese hohe Mengen gesundheitlich bedenklicher Stoffe enthalten können).

Warum ist Folsäure bei Kinderwunsch so wichtig?

Folat zählt zu den wasserlöslichen B-Vitaminen und kommt in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vor. Folsäure ist die synthetisch, also industriell hergestellte Form dieses B-Vitamins, das in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist. In Deutschland sind auch viele Lebensmittel mit Folsäure angereichert, zum Beispiel Frühstückscerealien, Milchprodukte, Fruchtsaftgetränke oder jodiertes und fluoridiertes Speisesalz. Gute und natürliche Lieferanten sind Salat, Spinat, Hülsenfrüchte, Kohl, Tomaten, Orangen, Sprossen, Vollkornprodukte, Nüsse, Milch sowie Leber und Eier.

Frauen mit Kinderwunsch oder Frauen, die bereits schwanger sind, wird eine Nahrungsergänzung mit Folsäure empfohlen. Experten und Expertinnen raten dazu, mindestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft täglich 400 Mikrogramm in Tablettenform zu sich zu nehmen und die Einnahme während des ersten Drittels der Schwangerschaft fortzusetzen. Bei Frauen, die mit der Einnahme später als vier Wochen vor der Empfängnis begonnen haben, erhöht sich die Dosis auf 800 Milligramm. Hinweise darauf, dass die Supplementierung von Folsäure bei Einhaltung der empfohlenen Tagesmenge negative Effekte für die Gesundheit hat, gibt es bisher nicht.

Folsäure ist wichtig für die Zellteilung, Blutbildung und das Wachstum. Eine Unterversorgung kann in der frühen Schwangerschaft zu Komplikationen, Wachstumsverzögerungen und zu Fehlbildungen beim Kind führen, zum Beispiel einem offenen Rücken (in der Fachsprache Spina bifida). Auch Herzfehler und eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte können auftreten. Es gibt Hinweise darauf, dass die zusätzliche Zufuhr von Folsäure das Risiko für die Gaumen-Spalte sowie für Frühgeburten verringern könnte.

In den USA und in Kanada sind Getreideprodukte wie Mehl, Müsli und Nudeln deshalb mit Folsäure angereichert. Das ist seit mehr als 25 Jahren vorgeschrieben.

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Worauf sollten Vegetarierinnen und Veganerinnen achten?

Schwangere, die sich vegetarisch oder rein pflanzlich (vegan) ernähren, müssen auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D, Kalzium und Eisen achten sowie mit Vitamin B12, das vor allem in Fleisch und Fisch enthalten ist. Veganerinnen – unter Umständen auch Vegetarierinnen – benötigen in der Schwangerschaft eine gezielte Nahrungsergänzung. Sie sollten jedoch mit ihrem Gynäkologen, ihrer Gynäkologin oder ihrer Hebamme besprechen, wie sie sich und ihr Baby ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen können. Es sollte auch ärztlich überprüft werden, ob Nahrungsergänzungsmittel wirklich notwendig sind. Danach kann eine qualifizierte Ernährungsberatung sinnvoll sein.

Versorgung mit Eisen in der Schwangerschaft

Eisen ist wichtig für die Bildung von roten Blutkörperchen. Während der Schwangerschaft sind täglich 30 Milligramm erforderlich. Gute Eisenlieferanten sind:

  • Bohnen (Kidneybohnen, Edamame, Kichererbsen)
  • dunkelgrünes Gemüse
  • Vollkornbrot und Mehl
  • Nüsse
  • Trockenfrüchte wie Aprikosen

Die Zufuhr von Eisen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln wird nicht generell empfohlen. Die Dosierung ist abhängig vom Eisenstatus und sollte deshalb auch nicht individuell erfolgen, sondern nur bei ärztlich diagnostiziertem Eisenmangel.

Denn nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Eisen kann das Risiko für eine Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht des Babys erhöhen.

Wie viel Vitamin B12 für Schwangere?

Vitamin B12 wird für die Bildung roter Blutkörperchen sowie für den Aufbau von Nervenzellen im Rückenmark benötigt. Gute Quellen für Vegetarierinnen sind Milch, Käse und Eier. Für Veganerinnen werden Lebensmittel angeboten, die mit Vitamin B12 angereichert sind:

  • Frühstückscerealien
  • ungesüßte Sojadrinks
  • Hefeextrakt, wie Marmite, und Nährhefeflocken

Der tägliche Bedarf wird auf 4 Mikrogramm geschätzt, während der Schwangerschaft auf 4,5 Mikrogramm und während der Stillzeit auf 5,5 Mikrogramm.  Bei Veganerinnen und Vegetarierinnen sollte der Vitamin-B12-Status überprüft werden.

Versorgung mit Vitamin D

Vitamin D braucht der Körper für gesunde Knochen, Zähne und Muskeln. Die Versorgung damit wird hauptsächlich durch die Vitamin-D-Bildung in der Haut bei Sonnenschein gesichert. Über die Nahrung (zum Beispiel Fisch, Margarine, Pilze) wird nur wenig aufgenommen. Manche Lebensmittel sind aber speziell mit Vitamin D angereichert, zum Beispiel Frühstückscerealien und Fettaufstriche.

Nur wenn die eigene Vitamin-D-Bildung nicht ausreicht, sollten täglich 20 Mikrogramm Vitamin D ergänzt werden. Eine zu hohe Dosierung kann über einen längeren Zeitraum jedoch dazu führen, dass sich zu viel Kalzium im Körper ansammelt (Hyperkalzämie). Das kann Knochen, Nieren und Herz schädigen.

Eine schwangere Frau steht an einer Kücheninsel und bereitet eine Mahlzeit aus frischen Zutaten vor. Sie schneidet mit einem großen Messer einen Kopf roten Eichblattsalat. Kartoffeln, grüner Spargel, Radieschen, Paprika, Tomaten und Petersilie stehen in kleinen Schälchen und Gläsern bereit. Auf der Ablage liegen noch Lauchzwiebeln und Blumenkohl. Im Hintergrund sind eine Schale mit frischem Obst und ein Einkaufskorb zu sehen.

© iStock / nd3000

Frisches Gemüse und Obst liefern wichtige Vitamine und Spurenelemente. Abgesehen von Folsäure und Jod sind Nahrungsergänzungsmittel während der Schwangerschaft nur in bestimmten Fällen notwendig.

Versorgung mit Calcium in der Schwangerschaft

Calcium hat wichtige Funktionen. Es hilft beim Knochenaufbau, hält die Zähne gesund, reguliert Muskelkontraktionen sowie den Herzschlag und stellt die Blutgerinnung sicher. Vor allem in Milchprodukten ist Calzium enthalten. Gute Quellen für Veganerinnen sind:

  • dunkelgrünes Blattgemüse
  • angereicherte ungesüßte Soja-, Erbsen- und Hafergetränke
  • Schwarz- und Weißbrot
  • Tofu mit Kalziumgehalt
  • Sesamsamen und Tahini
  • Trockenfrüchte

Schwanger: Fragen über Fragen

Brauchen Schwangere Omega-3-Fettsäuren?

Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Docosahexaensäure (DHA), sind für die Entwicklung des kindlichen Gehirns und der Sehfunktion notwendig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Schwangeren und Stillenden, im Durchschnitt mindestens 200 mg DHA pro Tag aufzunehmen. Diese Menge können sie durch ein bis zwei Seefisch-Mahlzeiten pro Woche erreichen, am besten mit fettreichem Fisch wie Makrele, Hering, Sardine oder Lachs. Der Fisch (kein Sushi) sollte gut durcherhitzt und sofort verzehrt werden. Schwangere, die keinen oder nur selten Fisch essen, sollten DHA über Kapseln oder spezielles Öl supplementieren.

Walnüsse, Leinsamen sowie Raps- und Leinöl enthalten auch wichtige Omega-3-Fettsäuren, die im Körper zu einem geringen Teil in DHA umgewandelt werden können.

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