Schwangerschaft
Ist Röntgen in der Schwangerschaft gefährlich?
Veröffentlicht am:28.02.2023
4 Minuten Lesedauer
Vor jeder Röntgenuntersuchung fragt das medizinische Personal Frauen, ob sie schwanger sind oder sein könnten. Denn die Strahlung kann dem Ungeborenen erheblich schaden. Was das für Schwangere bedeutet und wie Röntgen funktioniert, lesen Sie hier.
Gefahren von Röntgen in der Schwangerschaft
Die Röntgendiagnostik ist eine wichtige Form der bildgebenden Verfahren in der Medizin. Mithilfe von Röntgenstrahlen können Mediziner und Medizinerinnen Abbildungen des Inneren eines Körperbereichs herstellen und gegebenenfalls Erkrankungen erkennen. Dabei kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz: von einzelnen Röntgenaufnahmen bis zur Computertomografie (CT). Doch die eingesetzte Röntgenstrahlung kann für jede Person – sowie für ein sich entwickelndes Kind – eine potenzielle Gefahr darstellen. Die ionisierende Strahlung durchdringt den Körper und kann Zellen nachhaltig schädigen. Je stärker die Strahlung und je länger man ihr ausgesetzt ist, desto schädigender ist sie. Darum sollte Röntgenbestrahlung nur mit entsprechender Indikation durchgeführt werden.
Was aber, wenn eine Frau schwanger ist und eine medizinische Untersuchung oder einen Eingriff mit Röntgenstrahlung benötigt? Wie sehr schadet Röntgen dem ungeborenen Kind?
Auswirkungen von Röntgenstrahlung in der Schwangerschaft
Die Belastung mit ionisierenden Strahlen in der Schwangerschaft kann erhebliche Folgen für ein ungeborenes Kind haben. Durch die zellschädigende Wirkung der Strahlen sind Fehlgeburten, Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen möglich. Außerdem kann sich das kindliche Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöhen. Dabei spielen die Energie der einwirkenden Strahlen, aber auch der Zeitpunkt der Schwangerschaft und der Ort der Röntgenbestrahlung eine Rolle:
- Strahlung kann direkt schädigen und Zellen abtöten, wenn die Strahlendosis einen bestimmten Schwellenwert übersteigt. Je mehr Zellen sterben, desto größer ist die Schädigung eines Organs oder des sich entwickelnden Kindes.
- Durch Strahlung können Jahre später Folgen auftreten. Wenn Zellen durch die Strahlung zwar nicht sterben, aber die Erbinformation (DNS) Schaden nimmt, ist langfristig die Entstehung von Krebs möglich. Je höher die Strahlendosis ist, die auf das sich entwickelnde Kind wirkt, desto größer ist das Risiko für Spätfolgen.
Während bei der langfristigen Wirkung der Röntgenstrahlung die Entwicklungsphase des Ungeborenen keine Rolle spielt, ist bei der direkten Schädigung der Zeitpunkt in der Schwangerschaft ausschlaggebend:
Direkte Folgen von Röntgenstrahlen auf die Schwangerschaft
Zeitraum | Mögliche Folgen der Strahlung | Schwellendosis in Millisievert |
---|---|---|
1. Tag der letzten Regelblutung | Eine befruchtete Eizelle kann sich womöglich nicht einnisten oder stirbt ab. | ab 50 bis 100 mSv |
4 Wochen nach der letzten Regelblutung | Die Zellen teilen sich massiv und die Anlagen für die einzelnen Organe entstehen. In dieser Phase sind Fehlbildungen möglich. | ab 50 bis 100 mSv |
ab 10 Wochen nach der letzten Regelblutung | Fehlentwicklungen des Gehirns sind möglich. | ab etwa 300 mSv |
Wie viel Strahlung gelangt beim Röntgen zum ungeborenen Kind?
Wie hoch die Strahlendosis ist, die bei Röntgenuntersuchungen auf das sich entwickelnde Kind wirkt, hängt von der Körperregion, die geröntgt wird, sowie dem Röntgenverfahren ab. Im Allgemeinen ist die Dosis umso geringer, je weiter die untersuchte Körperregion von der Gebärmutter entfernt ist. Röntgenuntersuchungen des Schädels sind somit weniger schädlich als Untersuchungen des Beckens. Ebenso bedeuten beispielsweise einzelne Röntgenaufnahmen beim Zahnarzt oder bei einer Zahnärztin nur eine sehr geringe Strahlendosis für das Kind. CT-Untersuchungen dagegen sind mit höheren Strahlendosen verbunden als Röntgenaufnahmen.
Ein Beispiel: Bei einer Röntgenaufnahme des Beckens bis zur achten Schwangerschaftswoche liegt die Strahlenbelastung für das Kind bei 1 bis 3 Millisievert, bei einer Untersuchung des Beckens mittels CT bei 15 bis 30 Millisievert.
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Wie können Schwangere Röntgenstrahlung vermeiden?
Informieren Sie das medizinische Personal vor radiologischen Behandlungen unbedingt über eine bestehende Schwangerschaft oder die Möglichkeit einer bestehenden Schwangerschaft. Dies gilt insbesondere für Frauen mit Kinderwunsch, die sich in ihrem Zyklus kurz vor Ausbleiben der Regelblutung befinden. Gerade in der Frühschwangerschaft wissen nicht alle Frauen, dass sie schwanger sind. Darum empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz, geplante Röntgenuntersuchungen am besten in den ersten zehn Tagen nach Beginn der Regelblutung einzuplanen – in diesem Zeitraum ist eine Schwangerschaft sehr unwahrscheinlich. Sollte eine Röntgenuntersuchung bereits während der Frühschwangerschaft stattgefunden haben, werden Frauen nachträglich betreut und medizinisch beraten.
Wenn eine Frau schwanger ist, müssen der Nutzen für sie und die Risiken für das Kind besonders kritisch abgewogen werden. Am sichersten ist es, auf jegliche Untersuchungen mit Röntgenstrahlen zu verzichten und sie auf den Zeitraum nach der Schwangerschaft zu verschieben. Das ist aber nicht immer möglich. Muss ein bildgebendes Verfahren angewandt werden, sollte man über alternative Verfahren, wie zum Beispiel Ultraschall oder die Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) nachdenken. Diese kommen ohne Röntgenstrahlen oder radioaktive Stoffe aus, sind jedoch nicht für jede medizinische Fragestellung geeignet. Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin wird Sie ausführlich beraten und Ihnen zur Seite stehen.
Wie funktioniert Röntgen?
Die unterschiedlichen Gewebe und Strukturen des Körpers lassen die Röntgenstrahlen unterschiedlich gut hindurch. Je nachdem, wie viel Strahlung hindurchkommt, erscheint Gewebe oder ein Organ in der bestrahlten Körperpartie heller oder dunkler. Knochen sind zum Beispiel dichter als Muskeln und lassen weniger Röntgenstrahlen hindurch. Sie erscheinen heller auf dem Röntgenbild. So entsteht ein Bild in weiß, schwarz und verschiedenen Grautönen.
Während früher Filmmaterial belichtet wurde, setzen moderne Röntgenuntersuchungen digitale Aufnahmetechniken ein, bei denen digitale Bilddaten gespeichert werden.