Schwangerschaft
Schwangerschaftshormone: große Umstellung im Hormonhaushalt
Veröffentlicht am:27.02.2025
6 Minuten Lesedauer
Hormone spielen in der Schwangerschaft eine große Rolle. Die Botenstoffe bestimmen Veränderungen im Körper der Frau und sorgen für die Entwicklung des Babys. Dabei kann es für Schwangere auch zu „Nebenwirkungen“ kommen. Was hilft, erfahren Sie hier.
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© iStock / damircudic
Inhalte im Überblick
Welche Aufgaben haben die Schwangerschaftshormone?
Gleich zu Beginn einer Schwangerschaft setzt eine enorme hormonelle Umstellung ein. Das Ziel: Die Entwicklung eines Embryos bis zur Geburt. Daran sind sowohl „typische“ weibliche Hormone beteiligt, die auch im Körper von nichtschwangeren Frauen wichtige Aufgaben erfüllen, als auch solche, die speziell für die Schwangerschaft gebildet werden.
Die spezifischen Schwangerschaftshormone HCG und hPL entstehen zunächst in den Eierstöcken und der heranwachsenden Plazenta, also dem Mutterkuchen. Ab dem vierten Schwangerschaftsmonat übernimmt die Plazenta die Bildung der Schwangerschaftshormone komplett.
Weitere Hormone, die an der Schwangerschaft oder der Entwicklung des Kindes beteiligt sind, werden in den sogenannten endokrinen Drüsen gebildet, beispielsweise in der Schilddrüse oder in der Nebennierenrinde.
Die verschiedenen Hormone haben unterschiedliche Aufgaben im Verlauf der Schwangerschaft: Sie erleichtern die Einnistung der befruchteten Eizelle, halten die Schwangerschaft aufrecht, steuern die Entwicklung des Embryos und bereiten den Körper der Frau auf die Geburt vor.
Die Rolle der Hormone zu Beginn einer Schwangerschaft
Ein wichtiges Hormon, dessen Vorhandensein meist als Indikator, also als eindeutiger Beweis für eine Schwangerschaft dient, ist das humane Choriongonadotropin, kurz HCG. Daher reagieren handelsübliche Schwangerschaftstests auf HCG im Urin. Neben dem Ausbleiben der Regelblutung und einem Spannungsgefühl in den Brüsten ist dieses Hormon ein frühes Anzeichen dafür, dass eine Frau schwanger ist.
HCG wird zunächst in den Eierstöcken, später in der Plazenta – also im Mutterkuchen – gebildet und ist etwa 10 bis 14 Tage nach der Befruchtung im Urin und etwas früher schon im Blut nachweisbar. Im ersten Drittel einer Schwangerschaft, etwa bis zur zehnten Woche, steigt die HCG-Konzentration kontinuierlich an. In dieser Zeit verdoppelt sich der HCG-Spiegel sogar alle drei Tage, im weiteren Verlauf der Schwangerschaft sinkt er langsam wieder ab.
Das humane Choriongonadotropin ist während der Schwangerschaft für die vermehrte Produktion weiterer Hormone wie Östrogen und Progesteron verantwortlich. Diese bewirken zusammen mit dem HCG eine Auflockerung der Gebärmutterschleimhaut, damit sich die befruchtete Eizelle gut in die Gebärmutter einnisten kann. Progesteron bewirkt außerdem, dass die Gebärmutter entspannt und gut durchblutet wird und unterstützt in der ersten Phase die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft.
So sorgen die Hormone auch dafür, dass die Regelblutung aussetzt und die Produktion weiterer Eizellen gestoppt wird. Darüber hinaus trägt ein gutes Zusammenspiel dieser drei Hormone zum Erhalt der Schwangerschaft sowie zur weiteren Entwicklung der Plazenta und des Embryos bei.
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Weitere Hormone im Verlauf der Schwangerschaft
Die Produktion von Östrogen und Progesteron steigt im weiteren Verlauf der Schwangerschaft kontinuierlich an. Östrogen sorgt dafür, dass die Gebärmutter weiter wächst, sich das Bindegewebe und die Blutgefäße der Frau lockern, und es regt das Wachstum der Brustdrüsen an.
Auch die Produktion der Nebennierenhormone, dem Aldosteron und der Glukokortikoide, steigt im Verlauf der Schwangerschaft. Diese sorgen dafür, dass sich der Elektrolyt- und Wasserhaushalt an den veränderten Kreislauf der Frau anpassen kann. Für die Entwicklung des kindlichen Nervensystems werden vermehrt Schilddrüsenhormone gebildet. Um den gesteigerten Bedarf an Schilddrüsenhormonen während der Schwangerschaft zu decken, ist eine ausreichende Versorgung der werdenden Mutter mit Jod erforderlich, da der Fötus das Hormon zunächst noch nicht selbst herstellen kann.
Ein weiteres Hormon, das in der Plazenta produziert wird und dessen Konzentration bis zur Geburt stetig zunimmt, ist das humane Plazentalaktogen, kurz hPL. Dieses wirkt wie ein Wachstumshormon, versorgt den Embryo und unterstützt die Milchbildung bei der Schwangeren, indem es Fettsäuren freisetzt.
Um den Embryo und die Plazenta mit mehr Energie versorgen zu können, stellt sich auch der Stoffwechsel der Schwangeren um. In der Folge sinkt die Insulinsensitivität der mütterlichen Körperzellen. Um das auszugleichen, steigt die Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse. Reicht diese nicht aus, so kann es zu einem Schwangerschaftsdiabetes kommen.
In der späten Phase der Schwangerschaft sorgt eine verstärkte Bildung des Hormons Prolaktin für die Entwicklung der Brustdrüsen und regt die Milchproduktion an.
Mögliche hormonelle „Nebenwirkungen“ für die Schwangere
Am bekanntesten ist wohl die Schwangerschaftsübelkeit, von der viele Frauen besonders in der sechsten bis zwölften Woche der Schwangerschaft betroffen sind. Ursache hierfür kann die erhöhte Produktion des Schwangerschaftshormons HCG sein. Da die HCG-Konzentration ab dem vierten Schwangerschaftsmonat langsam wieder abnimmt, lässt dann die Übelkeit bei den meisten Frauen auch wieder nach.
Viele Frauen fühlen sich in den ersten Wochen der Schwangerschaft besonders müde und erschöpft. Dies ist eine unangenehme Begleiterscheinung der gesteigerten Progesteronproduktion.
Die muskelentspannende Wirkung des Progesterons wird auch als Ursache für Sodbrennen in der Schwangerschaft gesehen. Und zwar lockert sich bei den Betroffenen der Schließmuskel zwischen Magen und Zwölffingerdarm, der dann aufsteigende Magensäure nicht mehr zurückhalten kann. Hinzu kommt der Druck, den die wachsende Gebärmutter auf den Magen ausübt, was ein Aufsteigen der Magensäure ebenfalls begünstigen kann.
Die hormonelle Entspannung der Muskulatur kann bei einigen Schwangeren auch zu einer vorübergehenden leichten Blasenschwäche führen, denn auch der Schließmuskel der Blase lockert sich. Meist sind Frauen im letzten Drittel der Schwangerschaft davon betroffen – vor allem, weil dann der Kopf des Babys zusätzlich auf die Blase drückt.
Dass viele Schwangere unter Verstopfung und Blähungen leiden, liegt daran, dass das Progesteron, ebenfalls durch die Muskelentspannung, die Darmtätigkeit verlangsamt. Dem Stuhl wird mehr Wasser entzogen, er wird härter und der Stuhlgang beschwerlicher.
Ein weiteres bekanntes Phänomen in der Schwangerschaft: Durch die vermehrte Insulinproduktion fällt der Blutzuckerspiegel schneller ab, was bei vielen Schwangeren zu den „berüchtigten“ Heißhungerattacken führt.
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Was hilft gegen Übelkeit?
Bei morgendlicher Übelkeit versuchen Sie, vor dem Aufstehen im Bett eine Kleinigkeit zu essen, zum Beispiel einen Zwieback. Vermeiden Sie säurehaltige Speisen und Getränke und alles, was bei Ihnen Übelkeit auslöst. Essen Sie über den Tag verteilt mehrere kleinere statt wenige große Mahlzeiten. Ingwer kann als Tee oder in Kapseln beruhigend auf den Magen wirken.
Was hilft gegen Verstopfung und Blähungen?
Trinken Sie gleich nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen ein Glas Mineralwasser. Generell sollten Sie ausreichend trinken, besonders Wasser, Fruchtsäfte und ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees. Meiden Sie blähende Lebensmittel wie Zwiebeln oder Kohl und bringen Sie Ihre Verdauung mit eingeweichten Trockenfrüchten, Flohsamenschalen und Leinsamen in Schwung. Bewegung hilft ebenfalls, die Darmtätigkeit anzuregen.
Was hilft gegen Sodbrennen?
Meiden Sie säurebildende Speisen und Getränke wie Kaffee, schwarzen Tee und stark gewürzte oder fettige Speisen. Verschiedene Kräutertees oder magenberuhigende Teemischungen aus der Drogerie oder der Apotheke können die Beschwerden lindern. Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten am Tag, aber nicht unmittelbar vor dem Zubettgehen. Gegen ein Aufsteigen der Magensäure im Liegen können Sie Ihren Oberkörper hochlagern.
Wichtig: Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wenn Sie unter sehr starken Schwangerschaftsbeschwerden leiden und nehmen Sie ohne ärztliche Rücksprache keine Medikamente ein.
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Gute Vorsorge in der Schwangerschaft
Im Prinzip müssen sich Schwangere wegen der Hormonumstellungen in ihrem Körper keine Sorgen machen. Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind sie gut von ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen betreut.
Medizinische Untersuchungen der Schwangeren können sowohl von Ärztinnen und Ärzten als auch von Hebammen durchgeführt werden. Das beinhaltet auch drei Basis-Ultraschalluntersuchungen bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt. Zu den Leistungen der Schwangerschaftsvorsorge gehören weiterhin die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks, des Gewichts und Urins, auch der Herzschlag des Ungeborenen wird gemessen. Untersuchungen auf Infektionskrankheiten, zum Beispiel HIV, Hepatitis B, Syphilis und Chlamydien, sind ebenso vorgesehen wie die Beratung der Schwangeren und die Untersuchung sowie Beratung der Mutter nach der Geburt.
Um einen möglichen Schwangerschaftsdiabetes zu erkennen, bieten die gesetzlichen Krankenkassen werdenden Müttern in der 25. bis 28. Schwangerschaftswoche einen sogenannten Glukosetoleranztest an. Die Teilnahme am Test ist für die Frauen freiwillig.
Tipp: Für Schwangere gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf bestimmte Vorsorgeuntersuchungen. Die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen. Berufstätige Frauen müssen für die Zeit der Untersuchungen von ihrem Arbeitgeber freigestellt werden.