Schwangerschaft
Kinderwunsch: Wenn es nicht gleich mit dem Baby klappt
Veröffentlicht am:23.05.2022
6 Minuten Lesedauer
Für viele junge Paare steht fest: Sie wollen irgendwann einmal Kinder haben. Nur wann, ist unklar. Wenn es dann nach der Entscheidung nicht gleich klappt, kann das zu Verunsicherung führen. Hier finden Sie Tipps zur Erfüllung Ihres Kinderwunschs.
Wartezeiten sind normal
Viele Paare hoffen oder erwarten, dass sie schwanger werden, sobald sie nicht mehr verhüten. Tatsächlich geht es aber nicht immer so schnell: Etwa ein Drittel der Paare probiert es länger als ein Jahr, bis es zu einer Schwangerschaft kommt. Wartezeiten sind also durchaus normal und kein Grund zur Sorge. Für eine erfolgreiche Befruchtung müssen viele Faktoren zusammenkommen – Paare mit Kinderwunsch brauchen darum manchmal etwas Geduld und Zuversicht.
Wann kann man schwanger werden?
Für eine Schwangerschaft ist es notwendig, dass eine befruchtungsfähige Samenzelle auf eine empfängnisbereite Eizelle trifft. Doch das geht nicht zu jeder Zeit. Wer schwanger werden will, sollte zunächst den weiblichen Zyklus kennen – denn dieser bestimmt, wann genau eine Frau schwanger werden kann.
Während der Reifungsphase wird in den Eierstöcken das Wachstum von 20 bis 25 Follikeln angeregt. Beim Eisprung wird in der Regel eine Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt und gelangt in den Eileiter. Manchmal sind es aber auch zwei oder mehr. Danach kann die Eizelle circa 24 Stunden lang befruchtet werden. Spermien können ungefähr zwei bis fünf Tage im Körper der Frau überleben und dort sozusagen schon auf die Eizelle im Eileiter warten. Somit ist der optimale Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr ungefähr zwei Tage vor bis ein Tag nach dem Eisprung.
Faustregel für die fruchtbaren Tage
Wenn ein Paar ein Kind bekommen möchte, sollte es also in diesen Zeitraum regelmäßig Sex ohne Verhütungsmittel haben.
Vorbereitungen bei Kinderwunsch
Jede Frau hat einen individuellen Zyklus. Darum ist es hilfreich, wenn Sie die Anzeichen des Eisprungs kennen und die Signale Ihres Körpers deuten lernen. Während der fruchtbaren Tage ist der Muttermund weicher und leicht geöffnet. Der Zervixschleim – als Ausfluss aus der Scheide sichtbar – wird flüssiger, klarer und er lässt sich zwischen den Fingern zu langen Fäden ziehen. Frauen können außerdem ihre Basaltemperatur messen und auswerten.
Außerdem weiß man heute: Bestimmte Lebensweisen wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen aus. Darum ist es für Paare mit Kinderwunsch sinnvoll, auf einige Verhaltensweisen besonders zu achten:
- Sorgen Sie für eine ausgewogene Ernährung.
- Es empfiehlt sich, dass Frauen schon während der Kinderplanung mit der Einnahme von Folsäure beginnen. Ihr Frauenarzt kann Sie dazu beraten.
- Verzichten Sie beide auf Zigaretten. Nikotin verringert nachweislich die Durchblutung der Fortpflanzungsorgane und sorgt somit für geringe Chancen für eine Schwangerschaft. Zudem ist Rauchen in der Schwangerschaft schädlich für das sich entwickelnde Kind.
- Der Konsum von Alkohol kann sich nicht nur auf die Fruchtbarkeit sowohl bei Frauen als auch bei Männern negativ auswirken. Während der Schwangerschaft kann er das Kind schädigen und auch der allgemeinen Gesundheit der Eltern ist er nicht zuträglich.
- Starkes Über- als auch Untergewicht kann bei Frauen zu Zyklusstörungen führen und somit eine Schwangerschaft verhindern. Bei Männern kann starkes Übergewicht zu einer verminderten Samenqualität führen. Versuchen Sie, auf ein gesundes Körpergewicht zu achten.
- Stress kann sich negativ auf die sexuelle Lust und Fruchtbarkeit auswirken. Achten Sie darum auf Ihr Stresslevel und sorgen Sie regelmäßig für Entspannung.
- Vermeiden Sie als Frau schwere körperliche Arbeit und extremen Sport, da diese Belastungen den Hormonhaushalt beeinflussen können. Regelmäßiger, moderater Sport ist dagegen für beide förderlich.
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Wann sollte man beim Kinderwunsch zum Arzt oder zur Ärztin gehen?
Pro Monatszyklus wird bei Frauen zwischen 20 und 30 Jahren die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft auf circa 30 Prozent geschätzt. Doch bei manchen Paaren klappt es auch nach mehreren Monaten nicht mit einer Schwangerschaft, trotz Sex zum optimalen Zeitpunkt und einer gesunden Lebensweise. Für viele Paare stellt sich irgendwann die Frage: Wann ist es nicht mehr normal?
Die Empfehlungen zu einer ärztlichen Beratung richtet sich nach dem Alter der Frau, da mit steigendem Alter die Eizellreserven zurückgehen und eventuelle Fruchtbarkeitsbehandlungen bessere Chancen haben, je früher sie begonnen werden.
- Frauen, die jünger als 28 sind, können durchaus 1,5 Jahre warten, bis sie sich ärztliche Hilfe suchen.
- Frauen zwischen 28 und 32 Jahren wird nach etwa einem Jahr empfohlen, eine ärztliche Sprechstunde aufzusuchen.
- Über 32-jährigen Frauen wird geraten, bereits nach einem halben Jahr eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren.
- Wenn Ihnen medizinische Probleme bekannt sind oder Sie mehrere Fehlgeburten hatten, ist es ratsam, auch schon früher mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt zu sprechen.
Der erste Ansprechpartner für Frauen ist die Frauenärztin oder der Frauenarzt. Männer können sich für die ersten Untersuchungen an einen Facharzt oder eine Fachärztin für Urologie oder Andrologie wenden. Grundsätzlich ist es wichtig, dass sich sowohl die Frau als auch der Mann untersuchen lassen – denn die Ursachen für das Ausbleiben einer Schwangerschaft können bei beiden Partnern liegen.
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Ursachen für das Ausbleiben einer Schwangerschaft
Wenn Paare sich auch nach entsprechender Wartezeit nicht über einen positiven Schwangerschaftstest freuen können, kann es biologische Ursachen geben: Drei bis vier von zehn Paare mit unerfülltem Kinderwunsch haben durch eine biologische Störung eines Partners Schwierigkeiten, ein Kind zu bekommen. Bei jedem fünften Paar haben sogar beide Partner eine verminderte Fruchtbarkeit.
Die Gründe können vielfältig sein. So ist zum Beispiel eine Chlamydien-Infektion der häufigste Grund für eine Fruchtbarkeitsstörung bei Männern und Frauen. Die Bakterien werden durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen und können die Fortpflanzungsorgane schädigen. Auch können hormonelle Störungen, zum Beispiel aufgrund von Schilddrüsenerkrankungen, ursächlich für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. Erkrankungen, die die Fortpflanzungsorgane betreffen, können ebenfalls zu Fruchtbarkeitsstörungen führen. Bei Frauen können die Gebärmutter, der Gebärmutterhals, die Eierstöcke und der Eileiter und bei Männern die Hoden, Nebenhoden und die Prostata betroffen sein.
Bei 10 bis 15 Prozent der ungewünscht kinderlosen Paare kann jedoch keine konkrete biologische Ursache festgestellt werden.
Künstliche Befruchtung bei Kinderwunsch
Sollte sich herausstellen, dass Sie nicht auf natürlichem Weg schwanger werden können, gibt es beispielsweise die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung, wobei diese verschiedene Methoden umfasst. Welche Behandlung für Sie am sinnvollsten ist, bespricht Ihr Arzt oder Ihre Ärztin individuell mit Ihnen.
Die Therapieoptionen reichen in Deutschland von der sogenannten Insemination, wobei Samenzellen des Manns über eine Spritze oder einen Katheter direkt in die Gebärmutter, den Gebärmutterhals oder in den Eileiter gegeben werden, bis hin zur In-vitro-Fertilisation (IVF), bei der die Befruchtung außerhalb des Körpers der Frau stattfindet und die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter eingesetzt wird. Um genügend befruchtungsfähige Eizellen entnehmen zu können, wird vor der Entnahme eine hormonelle Stimulation vorgenommen. Die IVF ist mit dem Risiko teilweise schwerer Nebenwirkungen verbunden. Auch die Fehlbildungsrate beim Kind ist bei diesem Verfahren erhöht. Darum ist vorab eine Nutzen-Risiko-Abwägung gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin sehr wichtig.
Die AOK unterstützt Sie bei Kinderwunsch
Sie denken über eine künstliche Befruchtung nach? Die AOK hilft Ihnen bei Fragen weiter und unterstützt Sie auf dem Weg zur Erfüllung Ihres Kinderwunschs.
Wo finden ungewollt kinderlose Paare Hilfe?
Trotz aller Mühen und Behandlungsversuche kann es sein, dass eine Schwangerschaft ausbleibt. Dies kann eine große Belastung für das Paar darstellen. Bei psychosozialen Beratungsstellen können Sie Unterstützung finden und auch über weitere Möglichkeiten sprechen. Der Wunsch nach einem Kind kann zum Beispiel auch durch eine Adoption oder Aufnahme eines Pflegekindes wahr werden.
Paare erleben die Kinderlosigkeit teilweise sehr unterschiedlich. Selbsthilfegruppen können dabei helfen, die eigenen Erlebnisse und Gefühle zu verarbeiten.
Wichtig ist, dass Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin über die Gefühle reden, die die Kinderlosigkeit bei Ihnen beiden auslöst. So können Sie sich gegenseitig stärken und einen gemeinsamen Weg für sich finden.