Schwangerschaft
Maßnahmen, um die Spermienqualität zu verbessern
Veröffentlicht am:07.06.2022
4 Minuten Lesedauer
Klappt es bei einem Paar über einen längeren Zeitraum nicht mit einer gewünschten Schwangerschaft, kann das an der Qualität der Spermien liegen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese zu verbessern.
So trivial es klingt: Um Eltern zu werden, muss man zuallererst regelmäßig Sex haben (zwei- bis dreimal pro Woche), vor allem in der Zeit des Eisprungs. Versucht ein Paar über einen längeren Zeitraum erfolglos, ein Kind zu zeugen, liegt das Problem etwa gleich häufig beim Mann wie bei der Frau. Es ist zudem gleich wahrscheinlich, dass die Ursache an einer Kombination beider Partner liegt. Eine Ursache für das Ausbleiben der Schwangerschaft kann eine niedrige Spermienqualität sein. Achtet der Mann auf einen gesunden Lebensstil, lässt sich die Qualität der Spermien dadurch oft schon verbessern.
Die Reifung, die Speicherung und der Transport der Spermien ist ein komplexer Prozess, der an zahlreichen Stellen beeinträchtigt sein kann. Von einer normalen Zeugungsfähigkeit gehen Medizinerinnen und Mediziner aus, wenn pro Milliliter Ejakulat (Samenflüssigkeit, die bei einem einzelnen Samenerguss ausgeschieden wird) mindestens 15 Millionen Spermien enthalten sind. 32 Prozent müssen eine gute Beweglichkeit aufweisen. Der Androloge kann die Qualität der Spermien untersuchen.
Was ist nicht gut fürs Sperma?
Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Spermienqualität negativ. Dazu gehören:
- Rauchen: Männer, die rauchen, produzieren weniger Samen. Die Samenflüssigkeit kann die Spermien schlechter schützen und diese sind weniger beweglich. Darüber hinaus weisen die Spermien mehr Genschäden auf. Wer seine Spermienqualität verbessern will, sollte also auf Nikotin verzichten.
- Konsum von Alkohol und Drogen: In größeren Mengen schädigt Alkohol nachweislich die Gesundheit und auch die Qualität der Spermien. Drogen, wie Kokain oder Cannabis, können sich ebenfalls negativ auf die Spermienqualität auswirken. Auch durch Anabolika wird die männliche Fruchtbarkeit reduziert.
- Erkrankungen: Die Fruchtbarkeit von Männern kann durch Störungen der Schilddrüse, Niere oder Leber herabgesetzt sein, ebenso wie durch Diabetes und Bluthochdruck.
- Medikamente: Einige Medikamente können die Fruchtbarkeit einschränken. Dazu gehören beispielsweise Chemotherapien, die die Spermienproduktion vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen können. Aber auch die Langzeitanwendung von bestimmten Antibiotika kann Probleme bereiten – deren schädigende Wirkung ist jedoch wieder umkehrbar. Ob einzelne Medikamente die Ursache für eine verminderte Spermienqualität sein können und ob man diese durch andere ersetzen kann, sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen.
- Übergewicht: Aus wissenschaftlichen Studien gibt es Hinweise, dass Übergewicht zu niedrigerer Spermienzahl und -qualität führen kann.
- Starke körperliche Belastungen: Extreme Anstrengungen beim Sport, schwere körperliche Arbeit, häufige Nachtarbeit und Schlafmangel können die Spermienqualität beeinträchtigen. Dagegen hält maßvolle sportliche Betätigung fit und wirkt sich auch positiv auf die Fruchtbarkeit aus. Regelmäßige Bewegung kann also die Spermienqualität verbessern.
- Stress: Stress kann die Spermienproduktion reduzieren. Darum ist es hilfreich, Stress möglichst zu vermeiden und zu lernen, wie man sich aktiv entspannen kann.
- Alter: Ab einem Alter von etwa 40 Jahren werden weniger Spermien gebildet und deren Befruchtungsfähigkeit kann nachlassen.
- Gleitmittel: Es gibt Hinweise, dass Gleitmittel die Befruchtungsfähigkeit von Spermien reduzieren. Das gilt auch für Speichel als „natürliches Gleitmittel“. Es gibt aber Gleitmittel, die speziell für Paare mit Kinderwunsch entwickelt wurden. Diese haben keine negativen Auswirkungen auf die Spermienqualität.
Passende Artikel zum Thema
Niedrigere Hodentemperatur
Die Hoden befinden sich außerhalb des Körpers, da für die Qualität der Spermien eine Temperatur kurz unterhalb der Körpertemperatur am besten ist. Männer sollten also versuchen, ihre Hoden kühl zu halten:
- Wer etwa in heißer Umgebung arbeitet, sollte nach Möglichkeit regelmäßig Pausen an einem kühleren Ort machen.
- Wer lange Zeit im Sitzen verbringt, sollte häufiger aufstehen und herumgehen.
- Auch durch enge Unterwäsche könnte die Hodentemperatur leicht ansteigen. Dass die Art der Unterhosen tatsächlich eine Rolle spielt, konnte bislang jedoch in Studien nicht belegt werden – wer ganz sicher sein möchte, trägt besser luftige Shorts.
- Hitze, etwa in der Sauna oder heiße Bäder, kann die Spermien schädigen und sollte darum für die Zeit, in der ein Kinderwunsch besteht, möglichst vermieden werden.
Spermienqualität verbessern durch Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um für eine gute Qualität der Spermien zu sorgen. So fördert zum Beispiel Zink die Fruchtbarkeit des Mannes, normalisiert den Testosteronspiegel im Blut und regt die Spermienbildung an. Zink steckt unter anderem in Austern, Erdnüssen, Haferflocken, Milchprodukten und Linsen. Um dem Körper alle nötigen Makro- und Mikronährstoffe zu geben, gehören allgemein vor allem Lebensmittel wie Vollkornprodukte, viel Obst und Gemüse, kaltgepresste Pflanzenöle sowie ein- bis zweimal die Woche Fisch auf den Speiseplan.
Passend zum Thema
Von zahlreichen Substanzen wird immer wieder behauptet, dass sie die Fruchtbarkeit verbessern. Dazu gehören die Vitamine C und E, die Spurenelemente Zink und Selen sowie Carotinoide, Carnitin, Glutathion, Omega-3-Fettsäuren und das Coenzym Q10. Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass die zusätzliche Einnahme durch Nahrungsergänzungsmittel sich positiv auf die Spermienqualität auswirkt. Nur wenn ein Mangel einzelner Substanzen tatsächlich nachgewiesen ist, kann es in bestimmten Fällen und nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt sinnvoll sein, diesen Mangel mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln auszugleichen. In der Regel ist eine gesunde Ernährung der geeignetere Weg, um die Spermienqualität dauerhaft zu verbessern.
Der Lebensstil ist jedoch nur in einem Teil der Fälle für eine Kinderlosigkeit (mit-)verantwortlich. Bei anhaltender Kinderlosigkeit sollten Sie die Ursache medizinisch abklären lassen. Männer konsultieren dafür am besten einen Andrologen (Männerarzt) und Frauen Ihre Gynäkologin (Frauenärztin).