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So wichtig sind Androgene für Männer und Frauen

Veröffentlicht am:10.01.2025

4 Minuten Lesedauer

Androgene spielen sowohl im männlichen als auch im weiblichen Hormonhaushalt eine wichtige Rolle und beeinflussen nicht nur die sexuelle Entwicklung. Was Androgene bewirken und was passiert, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten, lesen Sie hier.

Ein junger Mann mit Bart und eine junge Frau sitzen auf dem Boden eines Wohnzimmers. Die Frau lehnt sich an die Schulter des Mannes, die Köpfe sind einander zugewandt. Beide wirken glücklich und lächeln.

© iStock / DjelicS

Androgene sind mehr als nur „männliche“ Hormone

Androgene gehören zu den Steroidhormonen. Sie bilden eine bestimmte Klasse von Hormonen, die in der Molekülstruktur ähnlich aufgebaut ist. Ein weiteres Steroidhormon ist zum Beispiel das Stresshormon Cortisol. Alle Hormone zusammen bilden das Hormonsystem und übernehmen als Botenstoffe im menschlichen Organismus viele wichtige Steuerungsaufgaben, zum Beispiel im Energie- und Wasserhaushalt oder bei Wachstum und Fortpflanzung.

Androgene werden auch als männliche Geschlechtshormone bezeichnet (andro leitet sich vom altgriechischen andrós = „Mann“ ab; das ist der Genitiv von anēr = „Mann“). Diese Bezeichnung ist insofern plausibel, da Androgene in der Pubertät bei Jungen die Ausbildung der typisch männlichen sekundären Geschlechtsmerkmale wie Bartwuchs und Stimmvertiefung sowie den Muskelaufbau fördern. Sie haben aber noch viele weitere Funktionen außer der männlichen Geschlechtsentwicklung. Androgene werden vor allem in den Hoden und in geringer Menge in den männlichen Nebennieren gebildet. Sie kommen aber auch im weiblichen Organismus vor. Hier produzieren die Eierstöcke und Nebennieren das „männliche“ Hormon, allerdings wesentlich weniger als beim Mann.

Das wichtigste Androgen ist das Testosteron. Daneben gibt es unter anderem:

  • Androstendion, ein sogenanntes Prohormon, das vom Körper in Testosteron umgewandelt wird
  • Dehydroepiandrosteron (DHEA), ein weiteres Prohormon, das ebenfalls in Testosteron verstoffwechselt wird
  • Dihydrotestosteron (DHT), ein Abbauprodukt von Testosteron

Warum Frauen „Männer“-Hormone brauchen

Androgene spielen auch bei Frauen eine entscheidende Rolle für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden.

Die geringen Mengen Androgene, die Frauen in den Nebennieren und Eierstöcken produzieren, werden zum Teil in Östrogene umgewandelt. Östrogen wird auch als weibliches Sexualhormon bezeichnet. Diese Umwandlung findet in einer Vielzahl von Geweben im ganzen Körper statt, darunter Blutgefäße, Gehirn, Fett, Haut und Knochen: bei Männern und Frauen. Das bedeutet auch: So wie es im weiblichen Organismus Androgene gibt, gibt es im männlichen Organismus Östrogene, die zur Gesundheit des Mannes beitragen.

Die Androgenproduktion bei der Frau steigt während der Follikelphase des Monatszyklus an und erreicht zum Zeitpunkt des Eisprungs ihren Höhepunkt. Da Androgene auch das sexuelle Verlangen und die sexuelle Erregung bei allen Geschlechtern stimulieren, sind sie unentbehrlich zur Fortpflanzung.

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Androgene: Wirkung bei Mann und Frau

So wichtig Androgene für den Menstruationszyklus und die Schwangerschaft sind, so unverzichtbar sind sie bei Männern für die Spermienentwicklung. Aber sie übernehmen noch viel mehr essenzielle Aufgaben, die weit über sexuelle Aspekte wie Geschlechtsmerkmale, Zyklus und Fortpflanzung hinausgehen. Sie beeinflussen bei allen Menschen die Stimmung, die geistige Leistungsfähigkeit und unterstützen das Knochen-, Muskel- und Gefäßsystem.

Geschlechtsunabhängig unterstützen Androgene

  • die Knochendichte,
  • den Muskelaufbau,
  • die Produktion roter Blutkörperchen,
  • körperliche Veränderungen in der Pubertät, bei Jungen zum Beispiel eine tiefere Stimme durch Verlängerung der Stimmbänder und Scham-, Gesichts- und Körperbehaarung. Aber auch bei Mädchen stimulieren Androgene das Wachstum von Scham- und Achselhaaren.

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Wenn die Androgene aus dem Gleichgewicht geraten

Da Androgene eine Schlüsselrolle in verschiedenen Körpersystemen spielen, kann ein Ungleichgewicht gesundheitliche Folgen haben. Eine mögliche Ursache für ein gestörtes Androgensystem ist beispielsweise Hormondoping zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Auch bestimmte Krankheiten können zu einem gestörten Androgenhaushalt führen. Frauen leiden typischerweise, wenn zu viele Androgene produziert werden, Männer dagegen, wenn die Produktion zu gering ist.

Erkrankungen, die eine erhöhte Produktion von Androgenen auslösen können

  • Tumore an den Eierstöcken oder Nebennieren
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): Dem PCOS liegt wahrscheinlich eine Störung des Regelkreises zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Eierstöcken zugrunde, wodurch die Eierstöcke zu viele Androgene produzieren.
  • Cushing-Syndrom, ein Problem mit der Hypophyse, das zu einer übermäßigen Hormonproduktion der Nebennierenrinde führt. Hauptmerkmal ist ein Cortisolüberschuss, aber auch die Androgenkonzentration nimmt zu.
Ein Vater spielt mit seinem Sohn Basketball auf einem Outdoor-Basketballplatz. Er trägt seinen Sohn huckepack und hält den Ball mit ausgestrecktem rechten Arm in der Hand.

© iStock / mixetto

Androgene fördern bei Jungen in der Pubertät die Ausbildung der typisch männlichen sekundären Geschlechtsmerkmale und den Muskelaufbau.

Mögliche Folgen eines Androgenüberschusses bei Frauen

  • fettige Haut und Akne
  • Zyklusstörungen bis zur Unfruchtbarkeit
  • vermehrte Körperbehaarung und Haarausfall
  • Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Probleme
  • erhöhte LDL-Werte („schlechtes“ Cholesterin)
  • Brustverkleinerung
  • Fettleibigkeit
  • tiefere Stimme
  • mehr Muskelmasse
  • vergrößerte Klitoris

Mögliche Folgen eines Androgenmangels bei Männern

Bei Männern ist eine zu geringe Androgenproduktion meist eine Folge des Alterns. Dann können folgende Probleme und Beschwerden auftreten:

  • geringer Sexualtrieb
  • Erektionsstörungen
  • Müdigkeit und geringe körperliche Belastbarkeit
  • psychische Probleme wie Depressionen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Brustwachstum

Manchmal sind die Androgenrezeptoren im Nervensystem nicht intakt, sodass die Hormone nicht andocken und ihre steuernde Funktion ausüben können. Das wird in der Medizin als Androgeninsensitivitätssyndrom (AIS) bezeichnet. Die radikalste Form, bei der Androgene völlig wirkungslos bleiben, ist die komplette Androgeninsensitivität (CAIS), bei der Männer weibliche Geschlechtsmerkmale entwickeln.

Was tun bei einem gestörten Androgenhaushalt?

Wenn Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin wegen Beschwerden aufsuchen und der Verdacht auf ein hormonelles Problem besteht, kann durch Labortests der jeweilige Spiegel eines Hormons bestimmt werden. Welche Maßnahmen aus erhöhten oder zu niedrigen Androgenwerten abzuleiten sind, ist eine anspruchsvolle und sehr individuelle Entscheidung und hängt von der Ursache des Ungleichgewichts, dem Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand und anderen Faktoren ab. Bei Frauen die Androgene zu senken und bei Männern den Spiegel eventuell zu erhöhen, sind zwei sehr unterschiedliche Aufgaben. Es gibt viele offene wissenschaftliche Fragen auf diesem medizinischen Feld, so dass eine Hormonbehandlung nicht in jedem Fall ratsam ist.

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