Gehirn & Nerven
Wie kann man Demenz vorbeugen?
Veröffentlicht am:18.02.2022
3 Minuten Lesedauer
Die Diagnose Demenz ist ein Schock – und sie trifft nicht nur die Patienten selbst, sondern auch ihnen nahestehende Personen. Ob eine Prävention mit der richtigen Ernährung, erholsamen Schlaf oder Medikamenten möglich ist, erfahren Sie im Interview.
Professor Dr. Lutz Frölich ist Leiter der Abteilung Gerontopsychiatrie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.
Er erforscht seit Jahrzehnten Alzheimer und Demenz.
Was ist der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz?
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Es ist eine Krankheit des Gehirns, bei der die Nervenzellen absterben. Demenz ist der Zustand, der durch die Alzheimer-Krankheit hervorgerufen wird. Sie führt zum Verlust der Merkfähigkeit, der Sprache, der Erinnerung und zu einem Wesenswandel. Neben Alzheimer gibt es noch weitere Demenzformen.
Welche Faktoren erhöhen das Risiko für Demenz?
Mittlerweile haben wir in der Forschung zwölf Faktoren identifiziert, die rund 40 Prozent des Demenzrisikos erklären. Diese Risikofaktoren in absteigender Gewichtung sind:
- Hörminderung
- niedrige schulische Bildung
- Rauchen
- Depression
- vermehrter Alkoholkonsum
- soziale Isolation
- traumatische Hirnschädigungen
- Feinstaubbelastung
- Bluthochdruck
- körperliche Inaktivität
- Übergewicht
- Diabetes
Diese Faktoren sind prinzipiell beeinflussbar. Einige von ihnen bedingen auch andere Krankheiten, wie Bluthochdruck oder Diabetes. Daher kann ein allgemein gesunder Lebensstil, der den großen Volkskrankheiten vorbeugt, auch das Risiko für Demenz in Maßen verringern.
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Kann die richtige Ernährung Demenz vorbeugen?
Die Studienlage ist umstritten. Es gibt beispielsweise Hinweise, dass Omega-3-Fettsäuren vorbeugende Effekte haben können – allerdings nicht allein, sondern in Kombination mit Bewegung, kognitivem Training und allgemein gesunder Ernährung.
Wie steht es mit Demenz und ausreichend Schlaf?
Während des Schlafens werden schädliche Stoffwechselprodukte entsorgt, die eine Demenz begünstigen können. Deswegen ist eine erholsame Nachtruhe ein wichtiger Faktor, um der Krankheit vorzubeugen.
„Aus der Forschung wissen wir: Das wichtigste, um Demenz vorzubeugen, ist geistige und körperliche Aktivität.“
Prof. Dr. Lutz Frölich
Leiter der Abteilung Gerontopsychiatrie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim
Gibt es wirksame Medikamente gegen Alzheimer-Demenz?
Bisher gibt es nur Medikamente, die den geistigen Verfall bei Demenz kurzfristig stabilisieren und langfristig hinauszögern können. Diese gleichen beispielsweise den Botenstoffmangel im Gehirn aus und erleichtern so die Kommunikation der Nervenzellen. Das ist aber eine Symptombehandlung. Die Krankheit Alzheimer können sie nicht heilen.
Welche Chancen bestehen für die Zukunft gegen Demenz?
Es gibt Wirkstoffe, deren Wirksamkeit aktuell von den Zulassungsbehörden geprüft wird. Sie fördern den Abbau der Ablagerungen im Gehirn, die die Nervenzellen zerstören die sogenannten Amyloid-Plaques. Die Wirkstoffe sind vor allem Antikörper gegen das Amyloid-Eiweiß. Doch auch daran muss noch weiter geforscht werden. Das Gehirn ist einfach sehr kompliziert.
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Demenz vorbeugen: Wie kann ich meinem Gehirn Gutes tun?
Aus der Forschung wissen wir: Das wichtigste ist Aktivität geistig und körperlich. Wer beispielsweise zweimal wöchentlich 20 Minuten Sport so treibt, dass er ins Schwitzen kommt, und zweimal pro Woche an sozialen und geistig fordernden Aktivitäten wie Kulturveranstaltungen teilnimmt oder eine neue Sprache lernt, der tut schon viel.