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Gehirn & Nerven

Was Endorphine in unserem Körper bewirken

Veröffentlicht am:06.01.2025

5 Minuten Lesedauer

Endorphine können euphorisch machen und wirken außerdem als körpereigenes Schmerzmittel. Wir können unseren persönlichen Endorphinspiegel beeinflussen. Wie das gelingt und wie Endorphine funktionieren, erfahren Sie hier.

Vier lachende junge Frauen stehen im Dämmerlicht auf einer Terrasse im Konfettiregen.

© iStock / Youngoldman

Endorphine, die „Glückshormone“, sind gar keine Hormone

Endorphine sind keine Hormone, sondern körpereigene Opioide, zu deren Hauptfunktion die Schmerzlinderung gehört. Sie werden vor allem in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und im Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns, produziert. Ihrer schmerzlindernden Eigenschaft verdanken sie auch ihren Namen: Der Begriff „Endorphin“ setzt sich zusammen aus endo (griechisch für „innen“) und Morphin: „Endorphin“ bedeutet endogenes (vom Körper selbst gebildetes) Morphin.

Natürliche Schmerzhemmung durch Endorphine

Morphin ist ein Opiat, ein starkes Schmerzmittel, das aus Opium gewonnen wird. Außerdem gibt es sogenannte Opioide: synthetische Schmerzmittel, die wie Opiate wirken (zum Beispiel Fentanyl oder Tilidin). Von außen dem Körper zugeführte Opiate und Opioide sowie das körpereigene Endorphin docken alle an den gleichen Rezeptoren bestimmter Nervenzellen an. Dadurch blockieren sie die Schmerzwahrnehmung. Die Ausschüttung von Endorphinen wird vom Körper in Notsituationen angeregt. Das erklärt, warum manche Schwerverletzte unmittelbar nach der Verletzung keine Schmerzen verspüren. Auch bei einer natürlichen Geburt werden Endorphine freigesetzt. Sonst wären die Geburtsschmerzen für Frauen noch schwerer zu ertragen.

Endorphine können auch Zufriedenheit und Euphorie bewirken

Doch Endorphine bewirken noch mehr, weshalb sie umgangssprachlich auch als „Glückshormone“ bezeichnet werden. Endorphine werden nicht nur in Notsituationen ausgeschüttet, sondern auch bei körperlicher Anstrengung, beim Essen bestimmter Nahrungsmittel, beim Orgasmus und durch Akupunktur. Endorphine können dann ein Wohlgefühl bis hin zur Euphorie hervorrufen (was übrigens auch eine häufige Wirkung von Morphin ist). Doch die Endorphine sind nicht allein dafür verantwortlich: Im Nervensystem sorgen sie dafür, dass bestimmte Zellen den Botenstoff Dopamin ausschütten, der unter anderem die Motivation, die Vorfreude und den Antrieb steigert. Auch Dopamin wird deshalb oft als „Glückshormon“ bezeichnet – und im Gegensatz zu den Endorphinen ist Dopamin tatsächlich ein Hormon.

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Was aktiviert die Endorphine im Körper?

Ein hoher Endorphinspiegel kann ein Gefühl von Glück und Freude erzeugen. Schon allein dadurch, dass die Endorphine unser persönliches Vergnügen steigern oder dass wir zum Beispiel durch eine bessere Stimmung stressige Situationen als weniger belastend empfinden. Ein dauerhaft hoher Spiegel sollte jedoch nicht angestrebt werden, da hohe Dosen von Endorphinen psychisch und körperlich abhängig machen.

Umgekehrt könnte ein niedriger Endorphinspiegel die Schmerzempfindlichkeit erhöhen oder die Stimmung beeinträchtigen. Generell sind solche Zusammenhänge und die Auswirkungen niedriger Endorphinlevel auf die Gesundheit aber noch nicht abschließend erforscht.

Bekannt ist aber, welche Aktivitäten und Zustände Endorphine freisetzen, so dass die Botenstoffe Glücksgefühle hervorrufen können. Typische Trigger, also Auslöser, durch die Endorphin ausgeschüttet wird, sind:

  • Lachen
  • Verliebtsein
  • Sexualität
  • ein schmackhaftes Essen
  • sportliche Aktivität (vor allem Ausdauersport)

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Wie lässt sich unser Wohlgefühl also natürlich steigern?

Alle Situationen, die für uns angenehm sind, können die Freisetzung von Endorphinen erhöhen und so zu unserem Wohlbefinden beitragen. Für die eine ist es ein entspannendes Bad oder eine Massage, für den anderen das Spielen oder Hören von Musik oder ein geselliges Beisammensein mit Freunden, bei dem es am besten auch noch etwas zu lachen gibt: Das kurbelt die Ausschüttung von Endorphinen so richtig an. Bei der Ernährung bewirken vor allem süße und fettreiche Speisen, dass Endorphine freigesetzt werden. Allerdings ist ständiges Naschen für die allgemeine Gesundheit sicher nicht empfehlenswert. Und was Liebe und Sexualität als Endorphin-Stimulanzien betrifft, so sind diese von uns nur bedingt beeinflussbar. Die individuelle sportliche Aktivität hingegen kann fast jeder von uns selbst steuern.

Sport ist der ideale Endorphin-Trigger

Sport ist der beste Ansatzpunkt, um die Endorphinausschüttung anzuregen. Dabei geht es nicht um den ultimativen Endorphinkick durch totale Verausgabung. Schon ein moderates Training kann uns ein wohltuendes Gefühl vermitteln. Im Freizeitsport kann sich dieses Wohlgefühl bereits nach einer Trainingseinheit oder einem kurzen Lauf einstellen. Schon hierbei werden vor allem dann Endorphine ausgeschüttet, wenn der Körper einer solchen Belastung nicht ständig ausgesetzt ist. Beim Langstreckenlaufen gibt es ein Glücksgefühl, das als Runner‘s High bekannt ist. Die Endorphine spielen dabei auch eine Rolle, wichtiger sind aber andere körpereigene Substanzen, die sogenannten Endocannabinoide. Aber egal, ob Endorphine, Dopamine oder Endocannabinoide: Wir fühlen uns gut und das ist die Hauptsache.

Eine ältere Frau und ein älterer Mann joggen in einem sommerlichen Park. Durch die Bäume im Hintergrund schimmern die Strahlen der aufgehenden Sonne.

© iStock / Harbucks

Ausdauersport ist ein wirksamer Auslöser für die Ausschüttung von Endorphinen.

Bewegung ist immer gut für die Psyche – unabhängig von den Endorphinen

Nicht nur Endorphine und andere körpereigene Substanzen sorgen für gute Stimmung beim Sport. Wer Sport treibt, freut sich auch einfach darüber, seinem Körper etwas Gutes zu tun. Und nicht nur dem Körper: Regelmäßiger Sport kann helfen, Stress abzubauen oder die Konzentrationsfähigkeit und den Schlaf zu verbessern. Sport senkt dadurch auch das Risiko für psychische Erkrankungen und kann bei Menschen mit bestehenden psychischen Krankheiten wie Depressionen oder Angstzuständen die Symptome lindern.

Endorphine und Schokolade: Macht Schokolade glücklich?

Dem Verzehr von Schokolade werden zahlreiche positive Auswirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben (und nicht alle davon sind nur ein Vorwand, um unbeschwert dem Schokoladengenuss zu frönen). Das liegt vor allem an den Flavonoiden: Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die im Kakao enthalten sind. Flavonoide fördern unter anderem die Durchblutung des Gehirns, was unsere kognitiven Fähigkeiten unterstützen und zum Beispiel auch das Schlaganfallrisiko senken könnte. Dazu sind aber noch weitere Studien nötig.

Nachgewiesen ist hingegen: Schokolade regt die Ausschüttung von Endorphinen an (was allerdings auch andere genussvolle Lebensmittel können). So gesehen macht Schokolade vielleicht nicht glücklich – aber viele Menschen empfinden ein Wohlgefühl, wenn sie Schokolade essen. Das kann uns natürlich auch dazu verleiten, immer mehr und immer öfter Schokolade zu essen.  Auf diese Weise können – ähnlich wie Opiate und synthetische Opioide – auch Endorphine in gewisser Weise süchtig machen. Diese Suchtgefahr besteht übrigens auch bei Extremsportlern und -sportlerinnen, wenn sie ständig auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und dem nächsten Endorphinkick sind.

Ist Schokolade nun gesund oder ungesund? Wie so oft ist es eine Frage der Dosis. Was der Psyche guttut, kann nicht ganz schlecht sein. Allerdings sollten Sie darauf achten, nicht zu viel Zucker und Fett zu konsumieren. Am besten ist dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil, wenn Sie diese maßvoll genießen.

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