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Herz & Kreislauf

Kreislaufprobleme: Was tun, wenn der Blutdruck in den Keller sinkt?

Veröffentlicht am:20.09.2021

6 Minuten Lesedauer

Kreislaufprobleme mit Schwindel, Schwarzwerden oder Flimmern vor den Augen kommen häufig vor. Glücklicherweise sind die Ursachen häufig harmlos. Lesen Sie hier, was hinter den Beschwerden stecken kann und was dagegen hilft.

Einer Frau ist schwindelig.

© iStock / Pheelings Media

Kreislaufprobleme: Was passiert im Körper?

Wer Kreislaufprobleme verstehen will, sollte zunächst die grundsätzlichen Abläufe im Körper kennen: Der Blutkreislauf besteht aus Herz und Blutgefäßen, die sich durch den ganzen Körper ziehen. Seine Aufgabe besteht darin, die Zellen des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Dabei gelangt das sauerstoffreiche Blut aus dem Herzen über Arterien in die verschiedenen Organsysteme, wie Gehirn, Bauchorgane und Muskulatur, während die Venen das verbrauchte Blut wieder zum Herzen und zur Lunge zurücktransportieren. Hierzu muss in den Arterien ein gewisser Mindestdruck herrschen. Wird dieser unterschritten, sorgen verschiedene Regulationsmechanismen, wie zum Beispiel Verengung der Arterien, Beschleunigung des Herzschlags und Verminderung der Wasserausscheidung über die Nieren dafür, dass der Kreislauf stabil bleibt.

Eine relativ häufige Ursache von Kreislaufproblemen ist ein zu niedriger Blutdruck. Kommt es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall, dann ist die Autoregulation der Hirngefäße kurzfristig nicht mehr in der Lage, den Blutdruck auf einem bestimmten Niveau zu halten. Das Gehirn ist dann für einen kurzen Moment nicht mehr ausreichend durchblutet und es kommt zu Ausfallerscheinungen mit Schwindelgefühl und Schwarzwerden vor den Augen.

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Welche Anzeichen für Kreislaufprobleme gibt es?

Bei Kreislaufproblemen aufgrund von zu niedrigem Blutdruck wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dadurch können verschiedene Beschwerden auftreten.

Zu den häufigsten Symptomen zählen Schwindel, Schwarzwerden oder Flimmern vor den Augen. Diese Beschwerden treten insbesondere bei einem plötzlichen Blutdruckabfall auf. Im Extremfall kann die Minderdurchblutung im Gehirn sogar zu einer kurzen Bewusstlosigkeit führen. Zu den typischen Symptomen zählen auch Kopfschmerzen, Ohrensausen oder Herzklopfen. Diese Symptome verschwinden meist nach kurzer Zeit wieder von allein, sobald sich der Blutdruck stabilisiert hat.

Bei einem dauerhaft erniedrigten Blutdruck kann es zu einer verminderten Leistungsfähigkeit, rascher Ermüdbarkeit und einer gestörten Konzentrationsfähigkeit kommen. Die Betroffenen brauchen oft am Morgen etwas länger, um „in die Gänge“ zu kommen. Auch eine depressive Verstimmung, innere Unruhe und Schlafstörungen können auftreten. Menschen mit niedrigem Blutdruck leiden zudem häufig unter kalten Händen und Füßen.

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Welche Ursachen führen zu Kreislaufproblemen?

Ein niedriger Blutdruck, medizinisch als „arterielle Hypotonie“ bezeichnet, ist an sich noch keine Krankheit. Erst wenn entsprechende Symptome auftreten wird er für die Betroffenen zu einem Gesundheitsproblem. Von einer Hypotonie spricht man, wenn der systolische (obere) Blutdruckwert im Ruhezustand unter 100 Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg) liegt. Im Wesentlichen kann man bei einer Hypotonie zwischen drei Formen unterscheiden:

1. Primäre Hypotonie

Sie wird auch als idiopathische oder konstitutionelle Hypotonie bezeichnet. Hierbei ist der Blutdruck dauerhaft erniedrigt, ohne dass es hierfür einen erkennbaren Grund gibt. Betroffen sind häufig junge, schlanke Menschen, meist Frauen. Auch zu Beginn einer Schwangerschaft leiden Frauen häufig unter niedrigem Blutdruck, weil sich das Herz-Kreislauf-System erst an die Veränderungen anpassen muss.

Einer jungen Frau ist schwindelig, sie liegt auf der Couch und fächelt sich Luft zu.

© iStock / fizkes

Niedriger Blutdruck ist die häufigste Ursache für Kreislaufprobleme – häufig sind davon junge, schlanke Frauen betroffen.

2. Sekundäre Hypotonie

Sie wird in der Regel durch bestimmte Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten verursacht. Hierzu zählen unter anderem Hormonstörungen, etwa durch eine Schilddrüsenunterfunktion, oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie eine Herzschwäche oder Rhythmusstörungen. Auch längere Bettlägerigkeit, zum Beispiel nach einer Infektionskrankheit, oder ein Flüssigkeitsmangel können zu einem niedrigen Blutdruck führen. Bei den Medikamenten können Entwässerungsmittel (Diuretika), Herz-Kreislauf-Medikamente wie Betablocker oder bestimmte Psychopharmaka den Blutdruck senken.

3. Orthostatische Hypotonie

Hierbei handelt es sich um einen plötzlichen Blutdruckabfall von mindestens 20 mmHg systolisch und/oder 10 mmHg diastolisch im Stehen im Vergleich zu den Ruhewerten in liegender Position. Ursache ist ein Versacken des Blutes in den Gefäßen der Beine und im Bauchraum. Die Ruheblutdruckwerte können dabei niedrig, normal oder sogar zu hoch sein und spielen für die Diagnose keine Rolle.

Ältere Menschen sind besonders häufig von dieser Regulationsstörung betroffen. Neben einem Krampfaderleiden kann auch eine Störung des Nervensystems hinter einer orthostatischen Dysregulation stecken, wie sie zum Beispiel bei Menschen mit Diabetes oder Morbus Parkinson auftreten kann.

Kreislauf und Wetter

Warum können Kreislaufprobleme bei einem Wetterumschwung auftreten?

Ein rascher Wetterumschwung kann eine besondere Herausforderung für den Organismus bedeuten. Bei rasch steigenden Temperaturen können sich die Gefäße erweitern und der Blutdruck sinken. Der Körper von Menschen mit ohnehin schon niedrigem Blutdruck ist dann häufig mit den neuen Bedingungen überfordert, weil sich ihr Körper nicht schnell genug anpassen kann. Sie reagieren mit Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen oder Nervosität. Laut einer Umfrage des Deutschen Wetterdienstes beschreibt sich auch fast jeder zweite Deutsche wetterfühlig.

Was ist bei Kreislaufproblemen zu tun?

Kreislaufprobleme sind – vor allem bei jüngeren Menschen – meist harmlos. Ein eher niedriger Blutdruck gilt sogar als günstig, weil er Herz und Gefäße schont.

Treten akute Beschwerden auf, ist es sinnvoll, sich hinzusetzen oder hinzulegen und die Beine hochzulagern, damit das Blut wieder zurück zum Herzen fließen kann. Auch frische Luft oder kaltes Wasser über die Unterarme laufen zu lassen, kann helfen, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.

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Kreislaufprobleme: Ab wann sollte man zum Arzt gehen?

Ist der Blutdruck dauerhaft zu niedrig und treten immer wieder starke Kreislaufprobleme auf, sollte man sicherheitshalber einen Arzt aufsuchen. Dies gilt erst recht, wenn es bereits zu Ohnmachtsanfällen gekommen ist. Der Arzt kann dann abklären, ob eine behandelbare Erkrankung hinter dem niedrigen Blutdruck steckt.

Bei älteren oder herzkranken Menschen kann eine Leistungsschwäche des Herzens hinter Kreislaufproblemen stecken.

Ist die Einnahme von Medikamenten der Grund für den niedrigen Blutdruck, sollte man mit dem Arzt beraten, ob ein Wechsel des Präparates sinnvoll ist.

Kreislaufprobleme: Wann muss man ins Krankenhaus?

Normalerweise sollten sich akute Kreislaufprobleme innerhalb weniger Minuten bessern. Halten die Beschwerden jedoch länger an, gehen sie mit Druckgefühl in der Brustgegend, unregelmäßigem Herzschlag, Atemnot, einem Krampf oder Ohnmacht einher, ist es ratsam, den Notarzt zu rufen, um einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen auszuschließen oder zu behandeln. Auch kann ein starker Blutdruckabfall zu einem gefährlichen Schockzustand führen.

Kommt es sogar zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand, müssen Ersthelfer bis zum Eintreffen des Notarztes oder Rettungssanitäters eine sofortige Wiederbelebung durchführen.

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Kreislaufprobleme: Was hilft?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einer Kreislaufschwäche mit nicht-medikamentösen Maßnahmen entgegenzuwirken. Eine wichtige Rolle spielt der persönliche Lebensstil:

  • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährungmit viel Obst und Gemüse sowie eine ausreichende Salzzufuhr – salzreiche Ernährung lässt den Blutdruck steigen. Zu viel ist allerdings ungesund, salzen Sie Ihre Speisen daher einfach nur ein bisschen mehr.
  • Wichtig ist außerdem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Etwa 1,5 Liter am Tag sollten es sein – am besten in Form von Mineralwasser, ungesüßten Früchte- oder Kräutertees. An heißen Tagen oder bei sportlicher Betätigung kann der Flüssigkeitsbedarf deutlich darüber liegen.
  • Verzichten Sie auf Alkohol, da dieser die Gefäße zusätzlich weitet und den Kreislauf belastet.
  • Koffein kann kurzzeitig den Kreislauf in Schwung bringen.
  • Treiben Sie regelmäßig Sport – am besten zwei- bis dreimal pro Woche für 30 bis 60 Minuten. Rad fahren, Schwimmen oder Nordic Walking verbessern die Durchblutung und trainieren Herz und Gefäße.
  • Wechselduschen, Saunabäder und Bürstenmassagen zum Herzen hin trainieren ebenfalls die Gefäße und die Durchblutung. Tipp: Die morgendliche Dusche immer mit kaltem Wasser abschließen.
  • Bei großer Hitze sollten Sie körperliche Anstrengungen vermeiden und sich vorzugsweise im Schatten aufhalten. Sinnvoll ist zudem locker sitzende und atmungsaktive Kleidung, unter der es zu keinem Hitzestau kommt.

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