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Gehirn & Nerven

Prolaktinom – Ursache und Behandlung bei Männern und Frauen

Veröffentlicht am:24.02.2025

6 Minuten Lesedauer

Im Gehirn kann es zur unkontrollierten Vermehrung bestimmter Zellen kommen. Bei einem Prolaktinom entsteht ein Tumor in der Hirnanhangdrüse, der aus prolaktinbildenden Zellen besteht. Doch welche Folgen hat das und wie wird die Geschwulst behandelt?

Ein Mann liegt mit dem rechten Arm aufgestützt im Bett und berührt mit der linken Hand die Schulter einer Frau, die auf der Bettkante sitzt und betrübt schaut.

© iStock / EmirMemedovski

Was ist ein Prolaktinom?

Bei einem Prolaktinom handelt es um ein Adenom, da der Tumor von Drüsenzellen der Hirnanhangsdrüse (auch Hypophyse genannt) ausgeht. In der Regel ist dies ein gutartiger Tumor. Die Hypophyse ist etwa erbsen- bis kirschkerngroß und befindet sich im unteren Teil des Gehirns, etwa in der Mitte des Schädels. Der Vorderlappen, der ungefähr drei Viertel der Hirnanhangdrüse einnimmt, produziert Hormone. Einige davon regeln die Arbeit anderer hormonproduzierender Drüsen des Körpers, wie Schilddrüse, Nebennierenrinde, Eierstöcke und Hoden, andere wirken direkt auf den Körper, wie das Prolaktin. Prolaktin ist am Brustwachstum in der Schwangerschaft beteiligt und sorgt dafür, dass die Brustdrüsen nach der Geburt Milch produzieren und speichern.

Vermehren sich die prolaktinproduzierenden Zellen der Hirnanhangsdrüse unkontrolliert, entsteht ein Prolaktinom. Etwa die Hälfte aller Tumore an der Hypophyse sind Prolaktinome, damit handelt es sich um die häufigste hormonbildende Geschwulst an der Hirnanhangdrüse. Meist erkranken Menschen zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr, Frauen sind zehnmal häufiger betroffen als Männer. Prolaktinome produzieren hohe Mengen an Prolaktin, so dass der Blutspiegel dieses Hormons oft um mehr als das Zehnfache ansteigt, es entsteht eine Hyperprolaktinämie. Der Hormonüberschuss kann zu Milchfluss aus der Brustdrüse führen, zu ausbleibende oder unregelmäßiger Regelblutung, Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen, verringerter Libido und zu erektiler Dysfunktion. Je nach Größe unterscheiden Mediziner und Medizinerinnen bei Hypophysenadenomen zwischen Mikroadenomen, die kleiner als einen Zentimeter sind, und Makroproadenomen mit einem Zentimeter und mehr. Auch wenn der Gedanke an einen Tumor im Gehirn beängstigend ist: Prolaktinome sind gut behandelbar.

Wie macht sich ein Prolaktinom bemerkbar?

Die Symptome, die Patienten und Patientinnen entwickeln können, sind abhängig von der Prolaktinmenge, die der Tumor produziert – auch die Größe der Geschwulst spielt beim Beschwerdebild eine Rolle.

Ist die Menge an Prolaktin im Körper deutlich zu hoch, kann das folgende Symptome auslösen:

  • unregelmäßige oder ausbleibende Periode
  • milchiger Ausfluss aus den Brustwarzen, außerhalb einer Schwangerschaft oder Stillzeit
  • Unfruchtbarkeit
  • verringerter Sexualtrieb
  • erektile Dysfunktion
  • Abnahme der Muskelmasse und Knochendichte
  • Zunahme des Brustgewebes beim Mann

Handelt es sich um ein Makroprolaktinom, kann die Geschwulst Druck auf benachbarte Gehirnregionen ausüben. Dies betrifft in erster Linie die im Bereich der Hypophyse gelegene Sehnervenkreuzung mit der Folge, dass sich das Gesichtsfeld zur Seite zunehmend einschränkt. Die Betroffenen merken dies häufig zum Beispiel daran, dass sie am Türrahmen anstoßen oder beim Autofahren an der Straße parkende Autos schrammen.

Große Adenome können auf die anderen Zellen der Hirnanhangsdrüse drücken, so dass deren Funktion gestört ist und zum Beispiel zu wenig Cortisol oder zu wenige Schilddrüsenhormone gebildet werden. Auch Kopfschmerzen können bei großen Adenomen auftreten.

Die Ursachen eines Prolaktinoms sind unbekannt

Wenn die prolaktinbildenden Zellen in der Hypophyse unkontrolliert wachsen und sich teilen, entsteht neues Gewebe, das ein Prolaktinom bildet. Was dazu führt, ist nicht bekannt. Es gibt aber eine seltene Erkrankung, bei der Hypophysenadenome häufiger in Familien auftreten, die sogenannten familiären isolierten Hypophysenadenome (FIPA). Und auch bei den sogenannten Multiplen endokrinen Neoplasien Typ 1 (MEN1) ist das Risiko für Prolaktinome erhöht.

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So diagnostizieren Mediziner und Medizinerinnen ein Prolaktinom

Die häufigsten Beschwerden, die zu hohe Prolaktinspiegel im Blut auslösen, sind bei Frauen eine ausbleibende oder unregelmäßige Periode, Unfruchtbarkeit und die Beobachtung, dass eine Art Milch aus der Brustdrüse kommt. Bei Männern ist es meist fehlende Libido, eine erektile Dysfunktion und eine Veränderung der Schambehaarung.

Bei solchen Symptomen muss man an einen zu hohen Prolaktinspiegel denken, sodass als allererstes mit einer Blutuntersuchung die Menge des Prolaktins im Blut bestimmt wird. Wird dabei ein zu hoher Prolaktinwert festgestellt, kann dieser unterschiedliche Ursachen haben. Ist der Normwert um das Zehnfache überstiegen, weist das auf ein Prolaktinom hin, Mikroadenome können aber auch niedrigere Prolaktinspiegelerhöhungen verursachen.

Wurde ein erhöhter Prolaktinspiegel festgestellt, folgen weitere Untersuchungen, unter anderem eine Kernspintomographie, auch Magnetresonanztomographie oder MRT genannt, des Kopfes mit besonders feiner Diagnostik der Hirnanhangsdrüse. Wenn ein Prolaktinom für den erhöhten Prolaktinspiegel verantwortlich ist, kann man dieses in der Kernspintomographie sehen und auch die Größe und Lage des Tumors bestimmen – wobei Mikroadenome manchmal schwer zu erkennen sind. Bei größeren Adenomen wird auch eine Untersuchung des Gesichtsfelds beim Augenarzt durchgeführt, um zu untersuchen, ob der Tumor bereits die Sehnerven beeinträchtigt.

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Ein Mann liegt auf einer Untersuchungsliege vor einem Magnetresonanztomographen.

© iStock / stefanamer

Bildgebende Verfahren helfen dabei, ein Prolaktinom zu diagnostizieren.

Ein Prolaktinom kann medikamentös und operativ behandelt werden

Wie gefährlich ist ein Prolaktinom? Das ist meist die erste Frage, die sich Betroffene nach der Diagnose stellen. Oft hilft es Patienten und Patientinnen zu wissen, dass es sich in den allermeisten Fällen um einen gutartigen Tumor handelt, der sich gut behandeln lässt.

Kleine Prolaktinome können mit Arzneimitteln behandelt werden. Dopamin ist der Gegenspieler von Prolaktin im Körper. Mittel, die auf die Dopaminrezeptoren wirken (dopaminerge Arzneimittel), können das Wachstum der Prolaktinome aufheben und den erhöhten Prolaktinspiegel normalisieren. Prolaktin produzierende Mikroadenome werden in der Regel mit solchen dopaminergen Arzneimitteln behandelt. Die Behandlung muss über eine längere Zeit erfolgen, nach etwa zwei Jahren kann man dann versuchen, die Dosis langsam zu reduzieren. Wenn der Tumor nicht mehr sichtbar und der Prolaktinspiegel wieder normal ist, kann man die Behandlung beenden.

Nur in seltenen Fällen schlagen Mediziner und Medizinerinnen eine Operation vor, zum Beispiel wenn Betroffene die Medikamente nicht vertragen, diese nicht wirken oder wenn sie Arzneimittel gegen psychiatrische Erkrankungen einnehmen, die mit den Medikamenten gegen das Prolaktinom problematische Wechselwirkungen haben.

Frauen mit Kinderwunsch und vor allem mit größeren Prolaktinomen entscheiden sich möglicherweise für eine Entfernung des Prolaktinoms, um schwanger werden zu können. Auch wenn ein Prolaktinom so groß ist, dass es den Sehnerven schädigt, wird eine Operation erwogen, häufig erfolgt zuvor eine medikamentöse Behandlung, um den Tumor vor der Operation schrumpfen zu lassen.

Die Hirnanhangsdrüse liegt am Boden des Gehirns in einer eigenen kleinen Ausstülpung der knöchernen Schädelbasis in die Keilbeinhöhle. Die Keilbeinhöhle ist eine der Nasennebenhöhlen. Durch diese Lage kann man die Hirnanhangsdrüse über die Nase und die eröffnete Keilbeinhöhle erreichen und den Tumor entfernen. Hierfür sollte man sich am besten an eine neurochirurgische Klinik wenden, die mit solchen Operationen ausreichend viel Erfahrung hat. Diese findet man über die AOK-Krankenhaussuche, indem man nach „Entfernung von erkranktem Gewebe der Hirnanhangsdrüse“ in der eigenen Region sucht. In seltenen Fällen, vor allem bei sehr großen Tumoren, wird ein Tumor der Hirnanhangsdrüse über eine Eröffnung des Schädels entfernt.

Die Strahlentherapie ist bei einem Prolaktinom die Ausnahme

Falls weder die Medikamente noch die Operation den Prolaktinspiegel ausreichend senken, kommt die Strahlentherapie zum Einsatz – dabei wird in einer oder mehreren Sitzungen der Tumor mit hochenergetischen Elektronenstrahlen oder mit im Teilchenbeschleuniger beschleunigten Atomkernen bestrahlt, um die Tumorzellen zu zerstören.

Mediziner und Medizinerinnen entscheiden sich gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten individuell für die aussichtsreichste und risikoärmste Behandlung. Doch was passiert, wenn man ein Prolaktinom nicht behandelt? In dem Fall kann der Tumor weiter wachsen, der nicht behandelte hohe Prolaktinspiegel führt zu den oben genannten Symptomen sowie einem Abbau der Muskelmasse und Knochenschwund. Wenn der Tumor sehr groß wird, kann er den Sehnerven schädigen, was bis hin zur Erblindung führen kann.

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