Gehirn & Nerven
Schlaganfall: Symptome erkennen und Erste Hilfe leisten
Veröffentlicht am:27.05.2021
11 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 08.08.2023
Ein Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem jede Minute zählt. Wer die typischen Symptome und die Maßnahmen zur Ersten Hilfe bei einem Schlaganfall kennt, kann helfen, bleibende Schäden zu verhindern.
Inhalte im Überblick
- Was ist ein Schlaganfall?
- Was sind Ursachen für einen Schlaganfall?
- Was sind typische Schlaganfall-Anzeichen und -Symptome?
- Schlaganfall-Symptome besser erkennen – der FAST-Test
- Wie kann man bei einem Schlaganfall Erste Hilfe leisten?
- Unterschied zwischen TIA und Schlaganfall
- Was ist ein stiller Schlaganfall?
Was ist ein Schlaganfall?
Bei einem Schlaganfall – auch als Hirnschlag, Hirninfarkt oder Apoplex bezeichnet – kommt es zu einer akuten, schlagartig auftretenden Schädigung des Gehirns. Durch eine gestörte Durchblutung oder Blutung fehlt den Nervenzellen in dem betreffenden Hirnareal Sauerstoff. Es kommt zu Funktionsausfällen und – wenn die Sauerstoffversorgung länger stoppt – zum Absterben von Hirnzellen. Auf diese Weise können teils bleibende Schäden am Gehirn entstehen. Je nachdem, in welchem Teil des Gehirns es zu Störungen kommt, kann es beispielsweise zu Lähmungen oder Sprachstörungen kommen. Wenn lebenswichtige Hirnbereiche betroffen sind, kann ein Schlaganfall auch zum Tod führen. Bei einem leichten Schlaganfall sind die Ausfallerscheinungen geringer und bilden sich weitestgehend wieder zurück.
Im Jahr erleiden etwa 270.000 Deutsche einen Schlaganfall. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko: Die Mehrheit der Betroffenen ist 70 Jahre oder älter, nur 15 Prozent der Schlaganfall-Patienten und -Patientinnen sind jünger als 55 Jahre. Neben Herz- und Krebserkrankungen gehören Schlaganfälle mit zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland – sie sind bei Erwachsenen sogar die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen. Erlitt eine Person bereits einen Schlaganfall, ist das Risiko, einen weiteren zu erleiden, deutlich erhöht. Jede bzw. jeder fünfte Betroffene erleidet innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten einen weiteren Schlaganfall.
Was sind Ursachen für einen Schlaganfall?
Die häufigste Ursache eines Schlaganfalls ist ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopft. Ein Schlaganfall, der durch ein verstopftes Blutgefäß verursacht wird, heißt ischämischer Schlaganfall. Blutgerinnsel können im Gehirn selbst entstehen oder aus anderen Teilen des Körpers dorthin geschwemmt werden. Ein Blutgerinnsel kann sich beispielsweise durch Entzündungen in der Wand eines Blutgefäßes bilden. Risikofaktoren für die Bildung von Blutgerinnseln sind aber auch bestimmte Erkrankungen wie Bluthochdruck und anhaltendes Vorhofflimmern, eine Herzerkrankung. Einige Menschen haben auch eine genetische Veranlagung dafür, dass sich Blutgerinnsel bilden. Ein weiterer Mechanismus ist eine so starke Gefäßverengung oder Verschluss durch starken Gefäßkalk (Arteriosklerose), so dass die Durchblutung gestört ist.
Daneben gibt es eine weitere, aber seltenere Form des Schlaganfalls. Dabei platzt ein Blutgefäß im Gehirn und das Blut tritt ins Hirngewebe aus. In der Folge wird das Hirnareal, das von dem Blutgefäß versorgt wird, unzureichend durchblutet. Gleichzeitig übt das austretende Blut Druck auf das umliegende Hirngewebe aus, was ebenfalls zu Schäden führen kann. Diese Form wird als hämorrhagischer Schlaganfall bezeichnet.
Seltenere Ursachen für einen Schlaganfall:
- Infektionen insbesondere im Hals-Nasen-Ohrenbereich oder nach Schädel-Operationen können die Gerinnungsneigung erhöhen, wodurch sich schneller und mehr Gerinnsel bilden
- Gefäßaussackungen oder Gefäßfehlbildungen platzen und lösen dadurch eine raumfordernde Blutung im oder nahe des Gehirns aus, wodurch sich der Druck auf die Gehirnmasse erhöht
- Entzündungen des zentralen Nervensystems, der kleinen oder mittleren der Arterien, können Gefäßverschlüsse fördern
- Blutungen durch innere Gefäßverletzungen ohne äußere Wunden nach Gewalteinwirkung auf Kopf bzw. Hals oder durch starkes Husten oder Niesen, da dabei der Druck auf die Gefäße steigen kann
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Was sind typische Schlaganfall-Anzeichen und -Symptome?
Es gibt zahlreiche Anzeichen, die auf einen Schlaganfall hindeuten – wie der Name sagt, treten die Symptome schlagartig auf:
- Plötzlich auftretende Schwäche, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen: Hiervon ist überwiegend nur eine Körperseite betroffen. Eine Hand, Arm und/oder Bein lassen sich nicht mehr richtig bewegen, kribbeln oder fühlen sich taub an. Charakteristisch für einen Schlaganfall kann auch ein herunterhängender Mundwinkel sein.
- Sprachstörungen: Die Betroffenen finden plötzlich nicht mehr die richtigen Wörter, reden abgehackt, nuscheln oder lallen. Mitunter verstehen sie nicht, was gesagt wird, obwohl sie es hören.
- Sehstörungen: Die Person nimmt Dinge auf einer Körperseite schlechter oder nicht mehr wahr. Andere sehen doppelt oder verschwommen. Wenn sie nach etwas greifen wollen, greifen sie daneben.
- Schwindel und Gangunsicherheit: Die Betroffenen haben das Gefühl, dass sich alles dreht oder schwankt wie auf einem Schiff. Sie haben Probleme, das Gleichgewicht zu halten.
- Starke Kopfschmerzen: Die Schmerzen treten plötzlich auf und sind ungewohnt heftig. Zunächst können die Kopfschmerzen allein auftreten und erst später kommen weitere Symptome hinzu.
- Übelkeit und Erbrechen: Auch diese Symptome können Anzeichen eines Schlaganfalls sein, wenn sie zusammen mit anderen Anzeichen auftreten.
Schlaganfall-Symptome besser erkennen – der FAST-Test
Mit dem FAST-Test lassen sich die Symptome eines Schlaganfalls genauer erkennen. FAST steht für die englischen Begriffe Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit).
- Face: Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Wenn ein Mundwinkel oder Augenlid herabhängt oder Speichel unkontrolliert aus dem Mund fließt, ist das ein Anzeichen für die typischen halbseitigen Lähmungserscheinungen.
- Arms: Bitten Sie die Person, die Arme mit den Handflächen nach oben und nach vorne zu strecken. Gelingt dies bei einem Arm nicht oder dreht sich der Arm nach innen, ist dies ein Anzeichen für eine Lähmungserscheinung. Sie können die Person auch bitten, im Stehen ein Bein anzuheben und oben zu halten. Bei Gleichgewichtsstörungen, die für einen Schlaganfall typisch sind, wird dies nicht möglich sein.
- Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Falls dies gar nicht, nur lallend oder abgehackt gelingt, ist dies ebenfalls ein Hinweis auf einen Schlaganfall.
- Time: Verlieren Sie keine Zeit. Rufen Sie die 112.
Wie kann man bei einem Schlaganfall Erste Hilfe leisten?
Ein Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem jede Minute zählt. Je länger die betroffenen Gehirnareale ohne Sauerstoffversorgung sind, desto größer ist das Risiko für dauerhafte Schäden. Deswegen sollte nicht abgewartet werden, sondern sofort der Rettungsdienst (112) gerufen werden, wenn der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht.
Betroffene können bei einem Schlaganfall oft nur eingeschränkte oder gar keine Auskunft geben. Deswegen sollte stattdessen die Begleitperson, die den Notarzt oder die Notärztin verständigt hat, die Symptome und weitere Umstände genau beschreiben.
Diese Informationen sind für die Ärztin oder den Arzt wichtig:
- Wann haben die Symptome begonnen?
- Welche Symptome sind aufgetreten und wie haben sie sich entwickelt?
- Was hat die Person gerade gemacht?
- Welche Medikamente nimmt die Person zurzeit ein?
- Sind Herzrhythmusstörungen, insbesondere ein Vorhofflimmern, bekannt?
- Hatte die Person früher bereits ähnliche Beschwerden oder einen Schlaganfall?
Bis der Rettungsdienst eintrifft, können Sie der betroffenen Person so helfen:
- Bleiben Sie bei der betroffenen Person und beruhigen Sie sie falls nötig.
- Lockern Sie möglicherweise beengende Kleidung. Eventuell ist es hilfreich, das Fenster zu öffnen.
- Wenn die Person bei Bewusstsein ist, kann der Oberkörper etwas höher gelagert werden.
- Ist sie bewusstlos, sollte sie in die stabile Seitenlage gebracht werden, um die Atemwege freizuhalten.
- Überwachen Sie Atmung und Puls. Falls nötig, beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen.
- Auf keinen Fall sollte die Person etwas essen, trinken oder Medikamente einnehmen. Es kann durch einen Schlaganfall zu Schluckstörungen gekommen sein und Fremdkörper könnten in die Lunge gelangen.
Wie sieht die Akutbehandlung bei einem Schlaganfall aus?
Im Krankenhaus werden Schritte eingeleitet, um bei einem ischämischen Schlaganfall die Durchblutung des betroffenen Gehirnareals wieder herzustellen und bei einem hämorrhagischem Schlaganfall Ursache und Folgen in den Griff zu bekommen. Dies ist oft jedoch nur in den ersten Stunden nach dem Ereignis möglich, weshalb rasches Handeln so wichtig ist. Mittels Computer- oder Magnetresonanztomografie mit Gefäßdarstellung können Ärzte und Ärztinnen erkennen, welches Ausmaß und welche Ursache der Schlaganfall hat – also ob ein Gerinnsel oder eine Blutung vorliegt. Danach richtet sich die Behandlung und das weitere Vorgehen. Bei einem verschlossenen Gefäß im Gehirn wird durch Medikamente (Thrombolyse) und über einen Katheter (Thrombektomie) das Gerinnsel aus dem Blutgefäß gelöst. Bei einzelnen Unterformen der Hirnblutungen besteht die Möglichkeit, die Blutung zu stoppen.
Unterschied zwischen TIA und Schlaganfall
Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns. Die Symptome verschwinden aber nach wenigen Minuten und innerhalb von 24 Stunden wieder. Eine TIA kann einem Schlaganfall vorausgehen. Meist wird eine TIA ebenfalls durch ein verstopftes Blutgefäß verursacht, äußert sich durch die gleichen Symptome wie ein Schlaganfall, also plötzliche starke halbseitige Lähmungen, Gefühlsstörungen, Seh- oder Sprachstörungen.
Im Unterschied zum Schlaganfall löst sich das Gerinnsel schnell wieder auf und es kommt nicht zu spürbaren bleibenden Schäden. Da sich eine transitorische ischämische Attacke in ihren Symptomen nicht von einem Schlaganfall mit dauerhafter Durchblutungsstörung unterscheidet, sollte bei entsprechenden Symptomen immer der Rettungsdienst gerufen werden, auch wenn diese bereits wieder vorübergegangen sind.
Was ist ein stiller Schlaganfall?
Nicht bei jedem Schlaganfall treten offensichtliche Symptome auf. Es handelt sich dann um einen stillen beziehungsweise stummen Schlaganfall. Beispielsweise kann es sein, dass sich der Hirnschlag im Schlaf ereignet und die Symptome beim Aufwachen abgeklungen sind. Oder der Schlaganfall betrifft eine Gehirnregion, in der Funktionen liegen, deren Ausfall weniger auffällig ist.
Erst wenn viele kleine stille Infarkte aufgetreten sind, bemerken die Betroffenen die Beeinträchtigungen. Mitunter werden die Schäden aber erst zufällig durch bildgebende Untersuchungen wie eine Computertomografie (CT) entdeckt.