Gehirn & Nerven
Was tun, wenn man beim Gaming reisekrank wird?
Veröffentlicht am:31.01.2025
4 Minuten Lesedauer
Schwindel und Übelkeit – Symptome, die man eigentlich von langen Autofahrten kennt, plagen manche Menschen auch beim Spielen am Computer. Doch wie kann man sich im Wohnzimmer eine „virtuelle Reisekrankheit“ einfangen? Und was hilft dagegen?
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© iStock / SrdjanPav
Still und doch in Bewegung
Das Gefühl dürften viele schon in ihrer Kindheit erlebt haben: Übelkeit und Schwindel, wenn man auf der Autofahrt ein Buch gelesen oder man auf der Rückbank nach draußen geschaut hat – und wenn es ganz schlimm wurde, mussten die Eltern anhalten, weil man sich übergeben musste.
„Reisekrankheit“ nennt der Volksmund diese Symptome. Sie kann dann auftreten, wenn verschiedene Sinne dem Gehirn scheinbar widersprüchliche Informationen liefern: Der Gleichgewichtssinn meldet, man sei in Bewegung. Doch die Augen übermitteln immer das gleiche Bild, das für Ruhe und für Stillstand zu stehen scheint. Empfindsame Naturen reagieren darauf mit den oben genannten Symptomen.
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Die „Reisekrankheit“ vor dem Monitor
Damit die Reisekrankheit auftritt, muss man nicht das Haus verlassen. Sie kann einen auch im Wohnzimmer überfallen. Dann nämlich, wenn man Spiele auf dem Computer oder der Konsole spielt. Die Nachbildung der Realität wird dank leistungsfähiger Grafik immer perfekter. Nach einer US-Studie haben grob geschätzt zwischen 10 und 60 Prozent der Spielerinnen und Spieler schon einmal Symptome von Reisekrankheit erlebt.
In Gaming-Foren im Netz werden Tipps ausgetauscht, wie man am besten gegen diese Übelkeit vorgehen kann, die einem den Spaß am schönsten Spiel verderben kann. Im englischen Sprachraum hat sich für die virtuelle Reisekrankheit der Begriff „Simulator Sickness“ eingebürgert. Denn zuerst aufgefallen ist das Phänomen bei der Ausbildung von Piloten im Simulator. Nach den oft langen Sitzungen klagten einige über Schwindel und Magenprobleme.

© iStock / VioletaStoimenova
Je perfekter, desto größer das Risiko
Während die Übelkeit bei Computerspielen in erster Linie lästig ist, wird sie im Kontext von Ausbildung oder Arbeit zu einem ernsten Problem. Daher rückt dieses Thema immer stärker in den Fokus der Forschung. In immer mehr Branchen wird virtuelle Realität eingesetzt, etwa bei der Steuerung von Maschinen oder Drohnen.
Ob einem bei solchen Tätigkeiten übel wird oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Studien zeigen, dass die Fähigkeit zur Anpassung an die Umstände individuell unterschiedlich ausgeprägt ist. Frauen scheinen öfter betroffen zu sein als Männer. Die Forschung zeigt aber auch, dass die „Simulator Sickness“ umso häufiger auftritt, je perfekter die künstlichen Bilder die Realität imitieren.
Besonders gefährdet sind daher diejenigen, die eine Virtual-Reality-, kurz VR-Brille benutzen. Denn auf deren Innenseite laufen grenzenlose Bewegtbilder aus der simulierten Spiele- oder Arbeitswelt ab, die das komplette Blickfeld des Trägers ausfüllen. So ermöglicht die Brille das vollkommene Eintauchen in diese Scheinrealität und blendet die echte Umgebung komplett aus. Wer so spielt oder arbeitet wird mit einer größeren Wahrscheinlichkeit reisekrank als eine Person, die „nur“ den Computermonitor nutzt. Und: Wer beim Spielen stark körperlich mitgeht, dem könnte schneller übel werden als einer Person, die dabei nur ruhig dasitzt.
Was tun gegen „Gaming-Krankheit“?
Die „Simulator Sickness“ ist eine Form der Reisekrankheit, die unter anderen Umständen auftritt. Die Ratschläge aus Medizin und Forschung zur Vorbeugung ähneln daher stark den Empfehlungen für Menschen, die anfällig für Reisekrankheit sind: Es kann helfen, beim Spielen an Computer oder Konsole die Körperhaltung zu ändern und zu versuchen, sich weniger dabei zu bewegen. Den Abstand zum Monitor sollte man vergrößern und bei ausreichendem Licht spielen, um die Augen zu entlasten. Eine Pause einlegen und frische Luft tanken hilft genauso wie angenehme Musik oder Atemübungen. Und die Bildschirmgröße sollte überdacht werden. So schön es ist, in ein Spiel richtig einzutauchen mit einem Bildschirm, der das gesamte Blickfeld einnimmt, so sehr irritiert es aber auch das Gehirn – und es kommt zu Übelkeit und Schwindel. Daher besser einen kleineren Monitor wählen, und der Spielspaß geht nicht verloren.
In den Gaming-Foren findet man außerdem den Ratschlag, die Einstellungen des Spiels so zu verändern, dass es die Realität ein Stück weniger perfekt abbildet. Etwa, indem man Effekte ausschaltet oder die Auflösung der Grafik etwas niedriger einstellt. Und: Da es sich hier um eine Freizeitbeschäftigung handelt, lässt sich natürlich immer der Spielstand speichern und eine Pause einlegen.
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