Gehirn & Nerven
Meningitis: Eine Hirnhautentzündung ist ein medizinischer Notfall
Veröffentlicht am:16.05.2023
4 Minuten Lesedauer
Viren und Bakterien können eine Hirnhautentzündung auslösen. Typische Anzeichen sind hohes Fieber, Kopfschmerzen, Benommenheit und ein steifer Nacken. Eine Meningitis ist eine ernsthafte Erkrankung und muss so schnell wie möglich behandelt werden.
Was ist eine Meningitis?
Bei einer Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, handelt es sich um eine Entzündung der Hirn- bzw. Rückenmarkshäute (Meningen) – das sind Schichten aus Bindegewebe, die das zentrale Nervensystem umhüllen. Weitet sich die Entzündung unmittelbar auf das Gehirn aus, sprechen Mediziner von einer Meningoenzephalitis. Auslöser sind meistens Viren. Seltener – aber weitaus gefährlicher – ist eine Meningitis, die durch Bakterien verursacht wird. Pilze oder Parasiten können ebenfalls Auslöser sein.
Eine bakterielle Meningitis wird manchmal auch als eitrige Meningitis bezeichnet, muss aber nicht zwangsläufig eitrig verlaufen. Ursache ist eine Infektion mit bestimmten Bakterien, etwa Pneumokokken, Hämophilus influenzae oder Meningokokken, wobei Letztere besonders gefährlich sind, da der Erreger auch zu einer Blutstrominfektion (Sepsis) mit hoher Sterblichkeit führen kann. Glücklicherweise, auch dank der Verfügbarkeit von Impfstoffen, kommen die sogenannten Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland selten vor. Von den wenigen Fällen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder sowie Jugendliche betroffen. Das Immunsystem von Säuglingen und kleinen Kindern ist noch unreif und bietet daher wenig Schutz vor der Infektion. Die schützende Impfung gegen Meningokokken wird erst im Alter von zwölf Monaten empfohlen. Jugendliche wiederum haben durch ihre tendenziell engen und vielfältigen sozialen Kontakte ein höheres Ansteckungsrisiko.
Eine Meningitis kann auch durch verschiedene Viren ausgelöst werden. Recht bekannt ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME-Viren), bei der die Erreger durch Zecken übertragen werden können. Viele weitere Viren kommen als Auslöser infrage, unter anderem die Viren, die Windpocken verursachen oder Mumps. Auch das Herpes-Simplex-Virus und das Epstein-Barr-Virus (kann zu Pfeifferschem Drüsenfieber führen) sowie Coxsackie-Viren (unter anderem auch Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit) können Ursache für eine Meningitis sein. Sie werden meistens über eine Tröpfcheninfektion übertragen.
Besser informiert mit der AOK
Die AOK hilft Ihnen, den menschlichen Körper zu verstehen, Krankheiten zu erkennen und zu handeln. Lernen Sie unsere Leistungen, Angebote und unser Informationsangebot kennen.
Passende Artikel zum Thema
Symptome: Wie äußert sich eine Hirnhautentzündung?
Die ersten Anzeichen einer Meningitis sind meist starke Kopfschmerzen, hohes Fieber und Abgeschlagenheit. Charakteristisch ist die Nackensteifigkeit, die aber bei Säuglingen auch fehlen kann. Sie wird durch die entzündeten Hirn- und Rückenmarkshäute hervorgerufen und auch als Meningismus bezeichnet. Dabei ist das Beugen des Kopfes zur Brust aufgrund entzündungsbedingter Schmerzen kaum möglich. Oft treten zusätzlich Übelkeit, Erbrechen und hohe Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen und Licht (Lichtscheue) auf. Verwirrtheit, Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit sind ebenfalls möglich. Bei einer Infektion mit Meningokokken können sich auch kleine punktförmige Flecken an der Haut zeigen, verursacht durch Blutungen.
Die virale Meningitis lässt sich von der bakteriellen im Anfangsstadium oft nicht sicher unterscheiden, sie macht sich aber meist langsamer und weniger heftig bemerkbar.
Notfall
Eine Meningokokken-Erkrankung kann sich in einer Hirnhautentzündung, seltener auch in einer Blutstrominfektion (Sepsis) niederschlagen und muss schnellstmöglich behandelt werden. Rufen Sie bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung den Notarzt oder die Notärztin. Meningokokken-Erkrankungen werden stationär im Krankenhaus behandelt, da sie fast immer schwer verlaufen und häufig Komplikationen nach sich ziehen.
Wie wird eine Meningitis behandelt?
Welche Erreger für eine Meningitis verantwortlich sind, lässt sich durch eine Untersuchung der Flüssigkeit (Liquor) im Wirbelkanal, die auch als Hirn- oder Nervenwasser bezeichnet wird, feststellen. Dazu führt die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt eine Punktion des Wirbelkanals (Lumbalpunktion) durch. Das heißt, es wird eine Hohlnadel im Bereich der Lendenwirbel eingeführt, um eine kleine Menge der Flüssigkeit aus dem Wirbelkanal zu entnehmen. Hinweise auf Entzündungen im Körper geben auch bestimmte Blutwerte, unter anderem Leukozyten und Differentialblutbild, C-reaktives Protein und die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit. Manchmal können auch bildgebende Verfahren eingesetzt werden, zum Beispiel wenn ein Ausschluss anderer Ursachen der Beschwerden, erforderlich ist.
Durch Bakterien ausgelöste Hirnhautentzündiungen werden primär mit Antibiotika behandelt. Meningokokken-Erkrankte sind bis 24 Stunden nach Beginn der Antibiotika-Therapie ansteckend und werden daher für diese Zeit isoliert. Zudem kann es sein, dass auch engen Kontaktpersonen in Familie, Kindergarten oder Schule vorbeugend eine Antibiotikabehandung empfohlen wird.
Bei der viralen Meningitis werden in erster Linie die Symptome behandelt, unter anderem durch Sicherstellung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr, Schmerzmittel, fiebersenkende Medikamente sowie Arzneimittel gegen Übelkeit. Bei einigen Viren kann eine virostatische Therapie sinnvoll sein: Damit lässt sich die Vermehrung der Viren eindämmen.
Kann man sich gegen eine Meningitis durch Impfung schützen?
Impfungen gegen Meningokokken vom Typ C, Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ b sind Bestandteil der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) empfohlenen Grundimmunisierung für Kinder. Sie schützen vor Infektionen beziehungsweise schweren Verläufen der durch diese Erreger ausgelösten Erkrankungen. Damit reduzieren die Impfungen auch das Risiko für eine bakterielle Meningitis stark. Die Impfung gegen Meningokokken C wird für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten empfohlen. Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Die Grundimmunisierung gegen Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ b wird ab dem Alter von zwei Monaten empfohlen.
Auch Impfungen gegen die Viruserkrankungen Windpocken, Masern, Mumps, Röteln und Poliomyelitis, die mit einer Meningitis oder Meningoenzephalitis einhergehen können, sind Bestandteil des von der STIKO empfohlenen Grundimmunisierungsprogramms für Kinder.
Gegen die regional verbreitete Viruserkrankung FSME gibt es ebenfalls eine Impfung, die von der STIKO für exponierte Personengruppen empfohlen wird.