Gehirn & Nerven
Warum haben Frauen vor, während oder nach der Periode so häufig Migräne?
Veröffentlicht am:19.07.2024
5 Minuten Lesedauer
Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer. Etwa jede siebte Frau leidet in der Zeit um ihre Periode herum unter Migräne. Auslöser für die starken Migräneattacken bei diesen Frauen sind vor allem Hormonschwankungen.
Migräne: Häufigkeit und Unterschiede bei Frauen und Männern
Migräne gilt als typisches Frauenproblem. Das ist nicht verwunderlich. Laut einer Erhebung des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2020 leiden in Deutschland mehr als doppelt so viele Frauen an Migräne wie Männer. Fast 15 Prozent der Frauen sind betroffen, hingegen nur 6 Prozent der Männer. Am häufigsten tritt Migräne bei beiden Geschlechtern eher in jüngeren Jahren auf. Bei Frauen vor allem im Alter zwischen 18 und 29 Jahren, Männer haben eher in ihren 30ern mit Migräne zu kämpfen. Auch was die Schmerzintensität betrifft, sind die Männer im Vorteil: Sie haben eher leichte bis mäßige Schmerzen, während Frauen eher über mäßige bis starke Schmerzen berichten. Ein Lichtblick für alle Betroffenen: Bei den meisten nehmen die Migräneattacken mit steigendem Alter stetig ab – und zwar bei Frauen wie bei Männern.
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Migräne und Kopfschmerzen – was ist der Unterschied?
Es gibt verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Am häufigsten sind Spannungskopfschmerzen. Sie sind weniger stark als Migräne, können aber genauso belasten, wenn sie lang anhalten. Spannungskopfschmerzen sind meist dumpf und drückend, können den ganzen Kopf betreffen oder nur einzelne Bereiche wie die Stirn. Leichte Schmerzen erfordern meistens keine weiteren Maßnahmen, die Kopfschmerzen verschwinden von allein wieder. Bei stärkeren Schmerzen können rezeptfreie Schmerzmittel helfen. Spannungskopfschmerzen kommen übrigens bei Männern ähnlich häufig vor wie bei Frauen.
Was sind die Ursachen für Migräne bei Frauen?
Die Ursachen für Migräne sind bis heute nicht genau bekannt. Neben der Veranlagung zu Migräne und damit verbundenen neurophysiologischen Besonderheiten scheint es äußere und innere Triggerfaktoren zu geben, die dann konkrete Beschwerden auslösen. Dazu können Stress, emotionale Belastungen, ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus, Alkohol oder Zigaretten gehören. Bei Frauen kommen hormonelle Schwankungen im Verlauf des Monatszyklus als Risikofaktor für menstruelle Migräne hinzu. Migräneattacken vor oder während der Menstruation sind leider oftmals länger und intensiver. Während einer Schwangerschaft bleiben Migräneattacken bei vielen Frauen hingegen aus. Nach den Wechseljahren verschwinden sie bei vielen, aber nicht allen Frauen ganz.
Migräne und der Hormonspiegel
Besonders zum Ende eines Monatszyklus sind Frauen oft von heftigen Kopfschmerzen betroffen. Bei ihnen tritt die Migräne dann während der Periode auf – zwischen zwei Tage vor bis zwei Tage nach der Regelblutung. Es gibt Hinweise darauf, dass außer dem abfallenden Hormonspiegel zum Ende des Monatszyklus auch das Neuropeptid CGRP eine Rolle spielt. CGRP ist ein körpereigener Entzündungsbotenstoff, der die Blutgefäße im Gehirn stark erweitert und dadurch Kopfschmerzen verursachen kann.
Symptome menstrueller Migräne
Hormonell bedingte Migräne tritt bei den meisten Frauen kurz vor, während oder nach der Periode auf. Zu den Symptomen zählen:
- Kopfschmerzattacken, die mehrere Tage anhalten können
- oft einseitiger, pulsierender oder pochender Schmerz
- mittlere bis starke Schmerzen, die bei Aktivität zunehmen
- Übelkeit und Erbrechen
- erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht, Gerüchen und Geräuschen
Manche Frauen erleben die menstruelle Migräne auch mit einer Aura. So werden neurologische Ausfallerscheinungen und Störungen bezeichnet, die kurz vor der Migräneattacke auftreten. Dazu zählen Sehstörungen wie Lichtblitze, Sprachstörungen, Missempfindungen, Lähmungen oder Schwindel.
Behandlung von Kopfschmerzen während der Periode
Frauen, die mit heftigen Migräneanfällen rund um ihre Menstruation kämpfen, sollten dies mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen. Die Migräne selbst ist nicht heilbar, aber die Kopfschmerzen und begleitenden Symptome können behandelt werden. Grundsätzlich gilt: Akute menstruell bedingte Migräneattacken werden genauso behandelt wie andere Migräneattacken. Dabei liegt der Fokus auf einer möglichst effektiven und individuellen Schmerzlinderung. Auch haben viele Frauen bei leichten Beschwerden positive Erfahrungen mit nicht-medikamentösen Methoden gesammelt.
Bei starken Beschwerden helfen Medikamente, um den Anfall zu unterbrechen und durchzustehen. Dazu zählen Schmerzmittel wie ASS, Ibuprofen oder die Kombination aus ASS, Paracetamol und Koffein, die möglichst am Anfang der Attacke eingenommen werden sollten. Darüber hinaus gibt es auch spezielle Migränemittel wie Triptane. Helfen diese Medikamente nicht, werden sie nicht vertragen oder können sie aus anderen Gründen nicht eingenommen werden, können auch sogenannte CGRP-Inhibitoren in Betracht gezogen werden. Opioide sollten nicht verwendet werden. Zu beachten ist, dass ein übermäßiger Gebrauch von Schmerzmitteln dazu führen kann, dass Kopfschmerzen chronisch werden. Deshalb sollte die Einnahme von Medikamenten immer mit den behandelnden Expertinnen und Experten abgeklärt werden.
Kurz erklärt: Triptane
Triptane sind Medikamente, die speziell für die Behandlung von Migräne entwickelt wurden. Sie verengen gezielt die Blutgefäße in den Hirnhäuten und unterbrechen damit den Migräneanfall. Dabei wirken sie nicht nur gegen die Schmerzen, sondern auch gegen Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Die Medikamente sind als Tabletten, Zäpfchen, Nasenspray und Injektion erhältlich. Bei anderen Kopfschmerzarten sind sie meist wirkungslos.
Perioden-Kopfschmerzen vorbeugen – geht das?
Es ist bekannt, dass bestimmte Auslöser eine Migräne begünstigen können. Folgende Tipps können helfen, Migräneattacken vorzubeugen oder sie abzuschwächen:
- Kurz vor und während der Periode auf Alkohol verzichten.
- Auf einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus achten. Also möglichst zur selben Zeit ins Bett gehen und aufstehen. Auch ausreichend Schlaf ist wichtig.
- Stress vermeiden. Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Yoga können dabei helfen, mit Stress besser umzugehen.
- Ausdauersportarten wie Radfahren, Joggen oder Schwimmen haben sich als wirksam bei der Vorbeugung von Migräne erwiesen.
- Das Führen eines Kopfschmerzkalenders kann helfen, auslösende Faktoren zu erkennen und den Erfolg der eingesetzten Medikamente zu bewerten. Dieser kann eine wertvolle Grundlage für Gespräche bei fachärztlichen Behandlungsterminen sein.
- In einigen Fällen kommen Medikamente speziell zur Prophylaxe zum Einsatz.
Kopfschmerztagebuch führen
Anhand des Kopfschmerzkalenders der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft dokumentieren Sie, wie oft Sie im Monat unter Kopfschmerzen leiden, wie lang die Beschwerden anhalten, welche Begleitsymptome auftreten und welche Medikation Ihnen gegebenenfalls geholfen hat.