Haut & Allergie
Allergien vorbeugen, bevor sie entstehen – funktioniert das?
Veröffentlicht am:07.09.2021
4 Minuten Lesedauer
Immer mehr Menschen leiden unter Allergien. Woran das genau liegt, lässt sich nicht zu 100 Prozent sagen. Doch obwohl ein bestimmtes Grundrisiko besteht, eine Allergie zu entwickeln, kann man dem vorbeugen – insbesondere als Elternteil, aber auch als Betroffener im Erwachsenenalter.
Wie entsteht eine Allergie?
Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem gegen eigentlich harmlose Substanzen aus der Umgebung, die man dann Allergene nennt. Das können Eiweißbestandteile zum Beispiel aus Pollen, Hausstaubmilben, Nüssen, Insektenstichen oder Katzenhaaren sein, oder auch Metalle wie Nickel. Bei jedem Menschen besteht ein gewisses Grundrisiko, an einer Allergie zu erkranken. Aktuell leiden etwa 20 Prozent der Erwachsenen an einer allergischen Erkrankung. In den vergangenen Jahren hat die Verbreitung von Allergien stetig zugenommen.
Man geht davon aus, dass etwa zehn Prozent der Kinder in ihrem Leben einen allergischem Schnupfen, etwa 13 Prozent Neurodermitis und bis zu fünf Prozent ein allergisches Asthma entwickeln. Über den Grund, warum bei dem einen Menschen eine Allergie entsteht und bei dem anderen nicht, ist bislang noch immer wenig bekannt. Fest steht jedoch: Die Veranlagung zu einer Allergie ist zwar häufig vererbt, allerdings hängt es auch von zahlreichen (Umwelt)-Faktoren ab, ob sie ausbricht. Ein Risiko stellt Zigarettenrauch dar.
Achtung Allergie-Risiko
Gene beeinflussen das Allergie-Risiko: Ist ein Elternteil betroffen, liegt das Allergierisiko des Kindes bei etwa 20 Prozent – wenn beide Elternteile betroffen sind, sogar bei über 50 Prozent.
Die Entwicklung einer Allergie ist am wahrscheinlichsten, wenn beide Elternteile unter der gleichen Erkrankung leiden. Wem also seine Neigung zu einer Allergie bewusst ist, der kann gezielt die Einflüsse meiden, die eine Allergie-Entwicklung fördern. Die beste Vorbeugung ist es, wenn Eltern von Anfang an darum bemüht sind, ihre Kinder vor Allergien zu schützen – das beginnt bereits vor der Geburt.
Allergien vorbeugen durch Ernährung in der Schwangerschaft
Früher wurde Frauen empfohlen, in der Schwangerschaft auf Fisch, Nüsse oder ähnliche allergene Nahrungsmittel zu verzichten. Heute ist das Gegenteil der Fall. Es gibt Hinweise, dass Fisch in der mütterlichen Ernährung das Allergie-Risiko des Kindes sogar senken kann. Grundsätzlich sollten Schwangere auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achten – mit ausreichend nährstoffreichen Nahrungsmitteln wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukten. Dabei braucht die werdende Mutter auch Speisen mit potenziellen Allergenen nicht zu meiden, außer sie ist selbst dagegen allergisch.
Stillen: das Beste für Mutter und Kind
Stillen senkt das Risiko des Säuglings, eine Allergie zu entwickeln. Deshalb ist es ratsam, Kinder in den ersten vier bis sechs Monaten ausschließlich – und auch nach Einführung der Beikost weiter zu stillen. Muttermilch ist das einzige Nahrungsmittel, das körpereigenes Eiweiß enthält, gegen welches keine Allergie entwickelt werden kann. Was jedoch nicht bedeutet, dass sie völlig frei von Allergenen ist.
Spuren aller Lebensmittel, die die Mutter zu sich nimmt, können in die Milch übergehen. Durch diesen natürlichen Vorgang kann sich das Immunsystem des Kindes langsam an fremde Eiweiße gewöhnen. Während der Stillzeit gelten die gleichen Empfehlungen wie in der Schwangerschaft: ausgewogen ernähren, kein Verzicht auf mögliche Allergene.
HA-Nahrung als Alternative zum Stillen
Nicht jeder Mutter ist es möglich, ihr Kind zu stillen. In diesem Fall sollte sie ausschließlich auf industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung zurückgreifen, da diese der Muttermilch am meisten ähnelt. Weder Kuh- noch andere Tiermilch oder pflanzliche Ersatzprodukte aus Mandeln und Reis eignen sich als Ersatz. Ebenso wenig stellen Produkte auf Grundlage von Soja eine Alternative dar, da Sojaprotein ein häufiger Auslöser von allergischen Reaktionen ist. Für besonders allergiegefährdete Kinder bietet sich allergenarme (hypoallergene) Säuglingsnahrung an, auch HA-Nahrung genannt. Hier wird Kuhmilchprotein so stark zerkleinert, dass das Immunsystem es als weniger fremd wahrnimmt.
Ernährung von Kleinkindern
Wie die Ernährung der Mutter, sollte auch die Beikost von Säuglingen und Kleinkindern möglichst abwechslungsreich aussehen. Trotzdem ist es wichtig, nicht zu viele neue Lebensmittel auf einmal einzuführen, um eventuelle Unverträglichkeiten besser beobachten zu können.
Zu Beginn ist ein Brei aus Gemüse, Kartoffeln, Fisch oder Fleisch das Beste. Jeweils etwa einen Monat später dem Kind dann zusätzlich einen Milch-Getreide-Brei sowie einen Getreide-Obst-Brei geben. Im ersten Lebensjahr ist es nicht nötig, potenzielle Allergene zu vermeiden. Und auch hier gibt es Hinweise, dass sich Fisch schützend auswirkt: Studien zeigen positive Effekte bei Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis.
Risikofaktor Übergewicht
Neben der Vielfältigkeit und der Qualität der Nahrungsmittel kommt es auch auf die Menge an. Übergewicht birgt nicht nur allgemein gesundheitliche Gefahren, sondern erhöht auch das Risiko, an Asthma zu erkranken.
Welchen Einfluss haben Haustiere?
Im Normalfall haben Haustiere keinen Einfluss auf die Entwicklung einer Allergie. Besteht jedoch ein familiäres Allergie-Risiko, wird von Katzen im Haushalt abgeraten. Studien zeigen: Vorbelastete Kinder neigen vermehrt dazu Neurodermitis zu entwickeln, wenn sie mit Katzen zusammen sind. Im Einzelfall kann ein Allergologe weiterhelfen. Mit der Hundehaltung hingegen ist kein erhöhtes Allergierisiko verbunden.
Sauber ja, steril nein
Sauberkeit und Hygienemaßnahmen sind wichtig, vor allem bei Neugeborenen – schließlich ist ihr Immunsystem noch nicht voll ausgereift. Trotzdem sollte ihre Umgebung nicht zu steril sein, denn: Es gibt Hinweise, dass eine Stimulation des Immunsystems, zum Beispiel durch Bakterien, vor Allergien schützen kann. Studien haben ergeben, dass Bauernhof-Kinder oder Kinder mit mehreren älteren Geschwistern seltener von Heuschnupfen, Asthma und allergischen Sensibilisierungen betroffen sind.
Kleidung, Spielzeug, Inhaltsstoffe
Eltern können darauf achten, der ohnehin empfindlichen Baby- und Kleinkinderhaut möglichst wenig Kontakt zu allergieauslösenden Substanzen zuzumuten: zum Beispiel für die Babykleidung duftstofffreies Waschmittel verwenden oder auch einen zusätzlichen Spülgang wählen. Vorsicht ist bei Spielzeug geboten, an dem das Kind herumnuckelt oder mit dem viel Hautkontakt besteht.
Einige Spielsachen enthalten Nickel, Duftstoffe oder Konservierungsmittel, die Allergien auslösen können. Kritisch sind beispielsweise sogenannte Isothiazolinone. Die Konservierungsmittel finden sich unter anderem in Knetmassen und können Kontaktekzeme auslösen.