Haut & Allergie
Warum die Wundheilung bei älteren Menschen länger dauert
Veröffentlicht am:25.07.2024
5 Minuten Lesedauer
Selbst kleine Wunden, denen wir in jungen Jahren keine Beachtung geschenkt hätten, verheilen im Alter manchmal nur langsam oder gar nicht. Warum die Selbstheilungskräfte im Alter nachlassen und was Sie dagegen tun können.
Wie läuft die Wundheilung ab und was kann sie stören?
Die Wundheilung folgt einem bestimmten Schema und verläuft in drei Phasen:
Die erste Phase wird als Entzündungs- oder Reinigungsphase bezeichnet. Sie setzt im Moment der Verletzung ein. Wenn die Wunde blutet, stößt der Körper dabei zerstörte Zellen ab und schwemmt Bakterien aus. Außerdem werden Botenstoffe freigesetzt, wodurch Gerinnungsfaktoren, Fresszellen und weiße Blutkörperchen ins Wundgebiet wandern. Die Gerinnungsfaktoren sorgen für die Blutstillung. Weiße Blutkörperchen und Fresszellen bekämpfen Entzündungserreger und bauen abgestorbenes Gewebe ab. In der sich anschließenden Granulationsphase wird neues Gewebe aufgebaut. Dazu bilden sich kleine neue Blutgefäße, über die der Körper das notwendige Material für das neue Gewebe liefern kann. Die letzte Phase ist die Epithelisierungsphase. Der Körper deckt die abheilende Wunde wieder mit Haut zu.
Die Wundheilung dauert je nach Art, Größe und Tiefe der Wunde mehrere Tage bis Wochen. Kleine Wunden heilen in der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen von selbst ab. Wenn eine Wunde innerhalb von acht Wochen nicht verheilt oder wenigstens zu heilen beginnt, sprechen Fachleute von einer chronischen Wunde.
Passende Artikel zum Thema
Wie sich das Alter auf die Wundheilung auswirkt
Die Haut ist ständig äußeren und inneren Einflüssen ausgesetzt, die sie altern lassen. Falten, trockene Haut oder Altersflecken sind typische Anzeichen für die Hautalterung. Zum einen spielen genetische und hormonelle Faktoren als körpereigene Einflüsse eine Rolle. Zum anderen gibt es äußere Faktoren: das Sonnenlicht mit seiner ultravioletten Strahlung, Luftverschmutzung oder der persönliche Lebensstil (Ernährung, Schlaf, Rauchverhalten). Der größte Beschleunigungsfaktor der Hautalterung ist eine dauerhafte, ungeschützte Sonneneinwirkung.
Die Haut im Alter ist weniger widerstandsfähig
Das Bindegewebe in der Haut verliert mit zunehmendem Alter an Elastizität. Das liegt unter anderem am Kollagen, einem wichtigen Protein der Haut. Im Alter ist das Geflecht aus Kollagen nicht mehr so dicht wie früher. Dadurch ist die Haut weniger widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse und es kann leichter zu Verletzungen kommen.
Eine weitere Begleiterscheinung des Alterns: Stoffwechselvorgänge und Zellaktivität verlangsamen sich. Zum Beispiel sind bestimmte Oberhautzellen, die hornbildenden Keratinozyten, weniger aktiv. Und wenn Zellen mehr Zeit brauchen, um Gewebe zu erneuern, können auch Wunden langsamer heilen. Eine schlechtere Durchblutung im Alter beeinträchtigt die Fähigkeit zur Selbstheilung zusätzlich.
Wie entstehen chronische Wunden im Alter?
Im Alter heilen Wunden manchmal nicht nur langsamer, sondern in schweren Fällen gar nicht. Ältere Menschen sind anfälliger für Wundheilungsstörungen und chronische Wunden. Über-60-Jährige haben eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, eine chronische Wunde zu entwickeln, wie 50-Jährige. Das liegt allerdings nicht immer an der Hautalterung selbst, sondern steht oft im Zusammenhang mit Begleiterkrankungen. So treten chronische Wunden an Unterschenkeln und Füßen häufiger bei Menschen auf, die an Durchblutungsstörungen der Beine leiden – zum Beispiel durch einen Diabetes oder starkes Rauchen. Auch Menschen, die mangelernährt oder bettlägerig sind, neigen öfter zu Wundheilungsstörungen oder entwickeln Druckgeschwüre. Die Behandlung sollte dann nicht nur auf die Wunde, sondern auf die Krankheit selbst abzielen.
Eine Wundheilungsstörung kann verschiedene Ursachen haben:
- Diabetes
- Durchblutungsstörungen wie die chronische venöse Insuffizienz oder die periphere arterielle Verschlusskrankheit („Schaufensterkrankheit“)
- Mangelernährung oder Adipositas
- Rauchen
- hohes Lebensalter
- Bettlägerigkeit
Wann Sie eine Wunde ärztlich versorgen lassen sollten
Pflaster drauf und fertig? Im Alter sollten Sie vorsichtiger sein und auch kleine Wunden genauer beobachten. Als Erste-Hilfe-Maßnahme empfiehlt es sich, eine frische Wunde mit einem Antiseptikum zu reinigen und mit einer sterilen Kompresse oder einem Pflaster abzudecken.
Großflächige, tiefe Wunden oder solche, die nicht aufhören zu bluten, müssen immer ärztlich versorgt werden. Dasselbe gilt, wenn eine Wunde schlecht oder gar nicht heilt. Auch dann, wenn es sich nur um eine kleine Wunde handelt.
Außerdem müssen Sie auf Anzeichen einer Infektion achten: Wird die Haut um die Wunde herum warm, rot und schwillt sie an? Dann sollten Sie – unabhängig von Ihrem Alter – auf jeden Fall zu Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin gehen. Außerdem deuten vermehrte Schmerzen, ein schlechter Geruch, Eiter, Fieber und rote Streifen in der Nähe der Wunde oder an den Armen und Beinen auf eine Wundinfektion hin. Bei einer Wundinfektion können sich Keime im gesamten Körper ausbreiten und im schlimmsten Fall eine Sepsis, auch Blutvergiftung genannt, auslösen.
Behandlung akuter und chronischer Wunden
Ärztinnen und Ärzte behandeln akute Wunden bei älteren Menschen nicht grundsätzlich anders als bei jungen. Sie müssen jedoch die schlechteren Selbstheilungsfähigkeiten der Haut berücksichtigen. Außerdem müssen Erkrankungen, die einen Einfluss auf die Wundheilung haben können, vor der Behandlung abgefragt werden: Das sind unter anderem Diabetes, Erkrankungen der Blutgefäße oder Blutgerinnungsstörungen. Und schließlich sollte die Ärztin oder der Arzt berücksichtigen, welche Medikamente Sie einnehmen, wie etwa Blutgerinnungshemmer.
Um chronische Wunden erfolgreich zu behandeln, ist es wichtig, die möglichen Ursachen festzustellen und die Behandlung darauf abzustimmen. Menschen mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit, auch als Schaufensterkrankheit bekannt, benötigen eine andere Therapie als solche mit einem diabetischen Fuß. Oft ist eine Betreuung durch Fachleute verschiedener medizinischer Disziplinen erforderlich, um chronische Wunden bestmöglich zu versorgen und die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern.
Passende Artikel zum Thema
Was Sie selbst für eine bessere Wundheilung tun können
Diabetes ist eine besonders häufige Grunderkrankung bei chronischen Wunden. Deshalb sollten Betroffene und Angehörige besonders die Haut der Füße regelmäßig auf Rötungen und kleine Verletzungen untersuchen. Hautpflege ist für Menschen mit Diabetes besonders wichtig, vor allem an den Füßen darf die Haut nicht austrocknen.
Und Sie selbst können schon in jungen Jahren damit anfangen, sich und Ihre Haut so zu pflegen, dass Sie eine gesunde Haut haben, die im Alter länger regenerationsfähig bleiben kann. Dafür ist es zum Beispiel gut, wenn Sie
- ausreichend trinken und sich ausgewogen ernähren,
- sich an den Tageszeiten mit der höchsten UV-Strahlung (zwischen 10 und 16 Uhr) möglichst wenig im Freien aufhalten,
- Sonnenschutzmittel verwenden, Sonnenbrände vermeiden und nicht ins Solarium gehen,
- Stress reduzieren,
- nicht rauchen oder gegebenenfalls mit dem Rauchen aufhören,
- feuchtigkeitsspendende Hautpflegemittel verwenden.
Passende Angebote der AOK
AOK-Clarimedis: medizinische Informationen am Telefon
Exklusiver Service für AOK-Versicherte mit verständlichen Antworten auf medizinische Fragen. An 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden täglich, unterstützen Sie medizinische Experten und Expertinnen bei AOK-Clarimedis in Ihren medizinischen Anliegen.