Haut & Allergie
Antihistaminika und andere Therapieansätze gegen Heuschnupfen
Veröffentlicht am:09.04.2025
4 Minuten Lesedauer
Der allergische Schnupfen ist weit verbreitet: In Deutschland und vielen anderen Ländern gehört etwa ein Viertel der Bevölkerung zu den Allergiegeplagten. Neue Behandlungsansätze versprechen eine wirksame Linderung und weniger Nebenwirkungen.

© iStock / RealPeopleGroup
Welche Behandlung hat sich bei Heuschnupfen bewährt?
Wenn Pollenflug herrscht, können sich davon betroffene Allergiker und Allergikerinnen nur im begrenzten Umfang schützen – zum Beispiel, indem sie einen Teil der Kleidung vor dem Betreten der Wohnung ablegen, die Fenster schließen und Pollenfilter in Klimaanlagen nutzen. Damit die Beschwerden den Alltag nicht zu sehr einschränken, gibt es verschiedene Allergie-Medikamente. Besonders gängig sind als Nasenspray oder Augentropfen verfügbare Antihistaminika. Sie wirken zügig. Das ist praktisch, denn der Heuschnupfen gehört zum Typ Sofortallergie – das bedeutet, dass Patienten und Patientinnen innerhalb von Sekunden bis Minuten auf die Pflanzenpollen reagieren. Die zweitgrößte Wirkstoffgruppe sind die Kortisonpräparate. Sie werden besonders häufig eingesetzt, zum Beispiel als Nasenspray. Eine Kortison-Behandlung kann auch über einen längeren Zeitraum erfolgen. Manchmal verordnen Ärzte und Ärztinnen Chromone. Die Wirkstoffe hemmen das für die Beschwerden verantwortliche Histamin. Entsprechende Medikamente sind vor allem in der Schwangerschaft sinnvoll, weil sie vornehmlich lokal wirken und damit das Ungeborene weniger belasten. Eine weitere Medikamentenkategorie sind die Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten. Sie blockieren diejenigen Botenstoffe, die am Entzündungsgeschehen in den Atemwegen beteiligt sind. Von den Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten profitieren vor allem Menschen mit allergiebedingtem Asthma und Personen, die Nasensprays nicht vertragen.
Passende Artikel zum Thema
Unbehandelter Heuschnupfen kann ernste Folgen haben
Niesen, Juckreiz und tränende Augen plagen Betroffene vor allem an warmen, trockenen Tagen. Nicht selten werden die Symptome verharmlost, vielleicht auch deshalb, weil durch die hohe Betroffenenzahl viele in der Pollenflugzeit das Taschentuch zücken. Die mit dem Heuschnupfen einhergehenden Beschwerden, zu denen auch Müdigkeit und Kopfschmerzen zählen, können die Leistungsfähigkeit im Berufsalltag und das Wohlbefinden im Privatleben beeinträchtigen. Wer den Heuschnupfen nicht behandeln lässt, riskiert zudem einen sogenannten Etagenwechsel – bei etwa 30 Prozent der Allergiegeplagten entwickelt sich aus einem unbehandelten Heuschnupfen eine ernsthafte Asthmaerkrankung. Denkbare Folgen sind auch Nasennebenhöhlenentzündungen und Entzündungsprozesse, die sich auf weitere Organe ausweiten.
Neue Allergie-Medikamente sind deutlich besser verträglich
Da Heuschnupfen nicht heilbar ist, können sich Betroffene fragen, ob Antihistaminika auf Dauer schädlich sind und welches Antihistaminikum die wenigsten Nebenwirkungen hat. Die gute Nachricht: Neuere Medikamente gegen Allergien führen zu deutlich weniger unerwünschten Begleiterscheinungen und das bei gleicher Wirkweise. Antihistaminika blockieren Histaminrezeptoren, der Botenstoff wird für andere Zellen somit gewissermaßen unsichtbar. Ältere Vertreter der Antihistaminika machen müde und können die Teilnahme am Straßenverkehr einschränken. Nehmen Betroffene Medikamente der zweiten Generation ein, verspüren sie in der Regel nur eine geringe oder keine Müdigkeit mehr. Abschwellende Kortisonpräparate gehören zur Standardtherapie bei Heuschnupfen, auch sie sind heute deutlich risikoärmer, teilweise rezeptfrei erhältlich und können unter ärztlicher Aufsicht auch über längere Zeit angewendet werden. Lassen Sie einen allergischen Schnupfen immer abklären – Mediziner und Medizinerinnen geben Ihnen Hinweise zur Anwendungszeit der Medikamente.
Passende Angebote der AOK
AOK-Clarimedis: medizinische Informationen am Telefon
AOK-Versicherte, die auf der Suche nach einer kompetenten Beratung sind, können bei Clarimedis anrufen, dem medizinischen Infotelefon der AOK. Fachärzte und Fachärztinnen sowie medizinische Experten und Expertinnen geben Auskunft bei Gesundheitsfragen.

© iStock / microgen
Was bringt eine Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen?
Bei Heuschnupfen stuft das Immunsystem Pollen als Angreifer ein und bekämpft sie. Zunächst produziert der Organismus Antikörper, die sich an ausgewählte Körperzellen heften – diese Sensibilisierungsphase geschieht unbemerkt. Bei jedem weiteren Pollenkontakt setzen die zuständigen Zellen chemische Substanzen wie Histamin frei, die zu den Allergiebeschwerden führen. Anders als Kortisonspray und andere Wirkstoffe auf der Liste der Allergie-Medikamente versucht die Hyposensibilisierung den ewigen Kreislauf aus Allergenkontakt und Körperreaktion an der Wurzel zu packen. Die Immuntherapie eignet sich bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Gräser-, Kräuter- und Getreidepollen sowie Baumpollen. Betroffenen werden dabei Allergenextrakte verabreicht, entweder mittels Spritzen, Tabletten oder Tropfen – das geschieht schrittweise und unter ärztlicher Kontrolle. Ziel der Immuntherapie ist, den Körper allmählich an den Allergieauslöser zu gewöhnen, den Medikamentenverbrauch zu senken und allergisches Asthma zu vermeiden. Die gesamte Therapie dauert drei bis fünf Jahre. Die Präparate für die Allergieimmuntherapie sind ähnlich wie die klassischen Allergie-Medikamente inzwischen deutlich wirksamer. Die möglichen Nebenwirkungen ähneln Allergiesymptomen, halten aber meist nur vorübergehend an – eine anaphylaktische Reaktion ist sehr selten. Zur Sicherheit müssen Patienten und Patientinnen nach der Einnahme aber rund 30 Minuten in der Arztpraxis bleiben.
So profitieren Sie von neuen Therapieansätzen bei Heuschnupfen
Allergien und entsprechende Behandlungen werden weiter erforscht. Deshalb lohnt es sich, bei Antihistaminika und Co. auf dem Laufenden zu bleiben.
- Informieren Sie sich in einer Praxis für Allergologie: Allergiesymptome müssen Betroffene nicht einfach hinnehmen. Mittlerweile gibt es nebenwirkungsarme Behandlungskonzepte, die miteinander kombiniert werden können. Welche Medikamente sich für Sie anbieten und ob Sie von einer Immuntherapie profitieren, kann Ihnen ein Allergologe oder eine Allergologin beantworten. Wer sich nicht sicher ist, ob es sich um Allergiebeschwerden handelt, sucht am besten zunächst den Hausarzt oder die Hausärztin auf.
- Lassen Sie sich in der Apotheke beraten: Apotheken bieten eine kostenlose Beratung an. Hier können Sie sich über verschiedene Medikamente und mögliche Wechselwirkungen informieren. Bei Bedarf erhalten Sie dort beispielsweise abschwellende Nasentropfen – um einen Gewöhnungseffekt zu vermeiden, ist die Anwendung aber auf sieben Tage zu begrenzen. Auch wenn viele Allergie-Medikamente rezeptfrei sind: Führen die Präparate nicht zu einer deutlichen Beschwerdelinderung oder kommt es zu Nebenwirkungen, planen Sie besser einen Praxisbesuch ein.