Haut & Allergie
Was ist ein Dekubitus und welche Risikofaktoren gibt es?
Veröffentlicht am:02.01.2023
6 Minuten Lesedauer
Ein Dekubitus entsteht durch anhaltenden Druck auf die Haut. Gefährdet sind vor allem in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen. Unbehandelt kann ein Dekubitus sich ausbreiten und verschlimmern. Wie man Druckgeschwüre versorgt und wie man ihnen vorbeugt.
Wie sieht ein Dekubitus aus?
Bei einem Dekubitus handelt es sich laut Definition um eine Wunde, die durch anhaltenden äußeren Druck auf die Haut entsteht. Daher spricht man auch von einem Druckgeschwür. In schweren Fällen kann es zu offenen und nur langsam abheilenden Wunden kommen. Ein Dekubitus tritt vor allem bei immobilen Menschen auf, die aufgrund einer Erkrankung sehr lange liegen müssen.
Je nach Ausprägung werden Druckgeschwüre in vier Schweregrade eingeteilt:
- Dekubitus Grad 1: An der betroffenen Stelle ist die Haut intakt. Es besteht eine Rötung, die jedoch nicht wegdrückbar ist. Das heißt: Wenn Sie den Finger für einige Sekunden auf die Rötung pressen, wird die Haut nicht blass ehe das Blut zurückkehrt – das wäre im gesunden Zustand der Fall. Bei einem Dekubitus Grad 1 bleibt die Rötung bestehen. Der Bereich kann zusätzlich schmerzhaft, härter, weicher, wärmer oder kälter als das umliegende Gewebe sein.
- Dekubitus Grad 2: Die Haut ist teilweise bis in die Lederhaut (mittlere Hautschicht) zerstört. Das Geschwür ist flach und offen mit einem roten oder rosafarbenen Wundbett ohne Beläge. Letzteres würde bei der normalen Wundheilung die Wunde verschließen und dafür sorgen, dass keine Keime mehr eindringen können. Mitunter kann sich das Druckgeschwür zu einer wassergefüllten Blase oder zu einer mit Blutflüssigkeit (Blutserum) gefüllten Blase entwickeln.
- Dekubitus Grad 3: Typisch ist eine vollständige Zerstörung der Hautschichten. Dadurch kann das Unterhautfettgewebe sichtbar werden. Allerdings liegen Knochen, Sehne oder Muskel nicht offen. Die Tiefe der Wunde hängt von der betroffenen Körperstelle ab: In Arealen mit wenig Unterhautfettgewebe (subkutanes Fett) kann die Wunde eher oberflächlich aussehen, an Stellen mit viel subkutanem Fett hingegen kann das Geschwür sehr tief gehen.
- Dekubitus Grad 4: Beim höchsten Schweregrad geht das Hautgewebe ebenfalls vollständig verloren und es liegen Knochen, Sehnen oder Muskeln frei oder können ertastet werden.
Wie entsteht ein Dekubitus?
An der Entstehung eines Dekubitis sind meist mehrere Faktoren beteiligt. Zu den Dekubitis-Ursachen zählen:
- Druck: Lang anhaltender oder starker Druck auf einen bestimmten Hautbereich presst die Blutgefäße in einem Gewebe zusammen. Dieses wird dann nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. In der Folge wird die Haut dünner und kann mit der Zeit absterben, sodass eine Wunde entsteht.
- Scherkräfte: Beim Umdrehen, Ziehen und Lagern eines Patienten oder einer Patientin verschieben sich die Hautschichten gegeneinander. Dies beeinträchtigt ebenfalls die Blutzirkulation. Gefährdet sind vor allem ältere Personen, deren Haut weniger elastisch ist.
- Reibung: Hin- und Herrutschen im Bett oder beim Sitzen erzeugt Reibung an der Haut. Das Gleiche gilt für ungeeignete Kleidung, Nachtwäsche oder zu enge Schuhe.
Welche Stellen sind gefährdet?
Ein Dekubitus entsteht bevorzugt an Körperstellen, an denen die Haut direkt über dem Knochen liegt oder kaum durch darunterliegendes Muskel- und Fettgewebe abgepolstert wird. Zu den gefährdeten Stellen zählen:
- Fersen
- Zehen
- Knöchel
- Beckenknochen
- Steißbein
- Kreuzbein
- Sitzbein
- Wirbelvorsprünge
- Hinterkopf
- Schulterblätter
Wer bekommt einen Dekubitus?
Patienten und Patientinnen, die lange sitzen oder liegen müssen, sind grundsätzlich gefährdet, einen Dekubitus zu entwickeln. Dies betrifft in erster Linie sehr kranke und schwache Menschen beziehungsweise pflegebedürftige Personen. Normalerweise reagiert der Körper mit einem unangenehmen Gefühl oder Schmerzen, wenn auf einer Stelle zu viel Druck lastet, sodass man sich automatisch umlagert. Bei der Einnahme von starken Schmerz- oder Betäubungsmitteln kann dieses Signal jedoch ausbleiben. Menschen mit Erkrankungen wie einem gestörten Zuckerstoffwechsel (Diabetes mellitus), Schlaganfall oder Rückenmarksverletzungen sind besonders gefährdet, einen Dekubitus zu entwickeln, denn diese Krankheiten können das Nervensystem und das Schmerzempfinden beeinflussen.
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Wie wird ein Dekubitus festgestellt?
Menschen mit einem erhöhten Risiko für ein Druckgeschwür sollten ihre Haut regelmäßig, zum Beispiel mithilfe eines Spiegels, auf Veränderungen untersuchen. Ist das nicht eigenständig möglich, kann dies eine andere Person, etwa eine Pflegeperson, übernehmen.
Einen ersten Anhaltspunkt für die Diagnose bietet der sogenannte Fingertest. Hierbei wird ein Finger mehrere Sekunden lang auf die Hautrötung gedrückt. Ist die Rötung wegdrückbar – erscheint sie also für eine kurze Zeit weiß und rötet sich dann wieder –, liegt vermutlich kein Dekubitus vor. Umgekehrt heißt das: Bleibt die Rötung bestehen und es lässt sich keine weiße Druckstelle erkennen, handelt es sich vermutlich um den ersten Grad eines Druckgeschwürs. Bei Anzeichen für einen Dekubitus sollte diese Stelle umgehend entlastet werden. Bei einem Fortschreiten der Erkrankung sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin zu Rate gezogen werden, der oder die das Druckgeschwür anhand der Stelle, der Größe und des Stadiums genau beurteilen sowie den Behandlungsbedarf einschätzen.
Behandlung: Wie versorgen Pflegefachkräfte einen Dekubitus?
Die Behandlung eines Dekubitus richtet sich nach der Art und dem Schweregrad. Ziel der Therapie ist, die Ausbreitung der Wunde zu verhindern und diese abheilen zu lassen. Bei der Versorgung des Druckgeschwürs können Fachpersonen folgende Maßnahmen ergreifen:
- Regelmäßiges Umlagern und Bewegung verhindern, dass das Druckgeschwür weiter belastet wird. Insbesondere bei einem Dekubitus am Gesäß kann eine spezielle Matratze Druck auf die betroffene Körperstelle abfangen.
- Spezielle Wundauflagen decken die Wunde ab, halten sie feucht und schützen vor Infektionen. Beim Verbandswechsel kann die Wunde gereinigt werden. Ab einem Dekubitus Grad 3 werden dabei auch mit einer Pinzette oder einem Skalpell abgestorbene Zellen vorsichtig entfernt.
- Heilt ein Druckgeschwür schlecht und entzündet sich, kann die Gabe von Antibiotika oder eine Vakuumversiegelungstherapie sinnvoll sein. Letzteres wird bei schwer heilenden Wunden angewandt, um die Neubildung von Gewebe anzuregen. Die Wunde wird dafür einem Unterdruck augesetzt, was auch die Durchblutung anregt. In schweren Fällen ist womöglich eine Hauttransplantation nötig.
Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen können leichte bis mittelstarke Schmerzen lindern. Bei Bedarf kann der Arzt oder die Ärztin auch stärkere Schmerzmittel verordnen. Denn ein Dekubitis kann sehr schmerzhaft sein. Wenn es gezielt behandelt wird, kann ein Druckgeschwür in einem frühen Stadium innerhalb weniger Wochen abheilen. Schwieriger zu behandeln sind ausgeprägte Wunden wie bei einem Dekubitus Grad 4.
Vorsicht vor einer Sepsis
Wird ein offenes, schwer heilendes Geschwür nicht versorgt, können Krankheitserreger einbringen und zu einer Entzündung der Wunde oder sogar einer lebensgefährlichen Sepsis (umgangssprachlich Blutvergiftung) führen.
Wie kann ich einem Dekubitus vorbeugen?
Um einem Dekubitus vorzubeugen, gibt es einige Maßnahmen. Zur Prophylaxe gehören demnach regelmäßiges Umlagern, frühzeitige Mobilisierung für mehr Beweglichkeit sowie häufige Untersuchungen der Haut auf Rötungen. Entdecken Pflegefachpersonen einen Dekubitus im Anfangsstadium, können sie gegensteuern und so verhindern, dass sich das Druckgeschwür verschlimmert.
Personen, die viel und lange liegen, sollten möglichst nicht auf einem Hautbereich mit einer bereits vorhandenen Hautrötung gelagert werden. Wichtig ist auch, die Haut sauber und trocken zu halten – inbesondere bei Inkontinenz. Gefährdete Hautstellen sollten nicht stark massiert oder gerieben werden, da sonst das Gewebe zerstört werden kann und so das Risiko für einen Dekubitis steigt.
Hilfsmittel können ebenfalls dazu beitragen, einem Dekubitus vorzubeugen. Dazu gehören spezielle Matratzen, die den Druck besser verteilen oder ihn variieren, etwa durch Kammersysteme, in denen automatisch der Luftdruck regelmäßig verändert wird. Auch sogenannten Lagerungshilfen, die den Körper in einer bestimmten Position halten, sodass keine Reibung entsteht, oder die vorbeugende Anwendung von Wundauflagen können sinnvoll sein. Zudem ist es wichtig, dass sich auch bettlägerige Menschen weiterhin ausgewogen ernähren und genug Flüssigkeit zu sich nehmen. Denn wenn der Haut wichtige Nährstoffe fehlen oder sie austrocknet, ist sie weniger elastisch und ein Dekubitus entsteht schneller.