Haut & Allergie
Die vier allergischen Reaktionstypen
Veröffentlicht am:06.03.2025
4 Minuten Lesedauer
Allergie ist nicht gleich Allergie – unterschiedliche Betroffene können sehr verschieden auf ein Allergen reagieren. Wie genau, das hängt von den jeweils vorliegenden Allergietypen ab, doch welche gibt es und was passiert dabei genau?

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Welche vier Allergietypen gibt es?
Eine laufende Nase, tränende Augen, ein zugeschwollener Hals oder Reaktionen auf der Haut – eine Allergie kann sich durch unterschiedliche Beschwerden zeigen. Unabhängig davon, auf welches Allergen Menschen reagieren, das Immunsystem spielt dabei immer eine Rolle. Ähnlich wie beim Aufeinandertreffen mit Viren und Bakterien setzt es verschiedene Maßnahmen in Gang, um den vermeintlichen Schadstoff loszuwerden. Problematisch ist allerdings, dass es sich bei einem Allergen um einen eigentlich harmlosen Stoff handelt, denen Betroffene im Alltag oft begegnen, zum Beispiel Pollen, Tierhaare, bestimmte Lebensmittel oder Nickel. Was auffällt ist, dass Menschen auf verschiedene Allergene auch unterschiedlich reagieren. Das liegt daran, dass es vier verschiedene Allergietypen gibt. Die Reaktionen werden von sogenannten Mediatoren reguliert – das sind Biomoleküle, die naheliegende Zellen beeinflussen und so einen bestimmten Effekt im Körper auslösen.
Folgende Allergietypen unterscheiden Mediziner und Medizinerinnen:
- Typ I: Soforttyp
- Typ II: Zytotoxischer Typ
- Typ III: Immunkomplextyp
- Typ IV: Spättyp
Bei den Allergietypen I bis III sind die in Körperflüssigkeiten befindlichen Antikörper von entscheidender Bedeutung. Antikörper sind vom Immunsystem abgesandte Proteine, die unter anderem Krankheitserreger neutralisieren sollen. Die Reaktion beim Allergietyp IV wird zellulär über T-Zellen, also eine Unterart der weißen Blutkörperchen, vermittelt.
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Der Allergietyp I ist am häufigsten
Die meisten Allergiker und Allergikerinnen entwickeln eine Allergie vom Typ I. Mit einem Anteil von etwa 90 Prozent ist diese besonders weit verbreitet. Der Beiname „Soforttyp“ deutet bereits darauf hin, dass eine Reaktion nach Kontakt mit dem Allergen nicht lange auf sich warten lässt. In der Regel entwickeln Patienten und Patientinnen innerhalb einer Stunde, manchmal schon nach wenigen Sekunden, Beschwerden. Das können ein Hautausschlag, Juckreiz oder Wassereinlagerungen sein, aber auch Hitzewallungen, die Verengung der Bronchien mit pfeifender Atmung oder Bauchkrämpfe sind möglich. Bei einer Anaphylaxie liegt Lebensgefahr vor, denn Betroffene reagieren besonders stark auf das Allergen, mit Bewusstlosigkeit, Erbrechen bis hin zum Herz-Kreislauf-Stillstand. Doch was geschieht bei Menschen mit dem Soforttyp im Körper genau? Beim ersten Kontakt reagiert der Organismus, indem er Antikörper (Immunglobulin E) bildet, Symptome haben Betroffene da noch nicht. Erst wenn sie das zweite Mal mit dem Allergen in Berührung kommen, schließen sich die Antikörper mit den in der Haut und den Schleimhäuten befindlichen Mastzellen zusammen. Bindet sich nun ein Allergen an das Duo, schütten die Mastzellen Botenstoffe wie das Histamin aus, dadurch entstehen die typischen Allergiebeschwerden. Der Allergietyp I tritt unter anderem bei allergischem Schnupfen, Pollen-, Insekten- und bestimmten Medikamenten- sowie Nahrungsmittelallergien auf.
Beim Allergietyp II richten sich die Reaktionen gegen körpereigene Zellen
Bei diesem seltenen Allergietyp stehen zwei Schlüsselfaktoren im Mittelpunkt: die IgG- und die IgM-Antikörper. Sie heften sich an körperfremde Substanzen und eliminieren sie. Dieser Vorgang ist bei der Bekämpfung von Krankheitserregern sinnvoll, kann Typ-II-Allergikern aber zum Verhängnis werden, da sich der Mechanismus gegen körpereigene Zellen richtet. Das Immunsystem sendet Antikörper aus, die an die körpereigenen Zellen andocken und so Fresszellen auf den Plan rufen, die wiederum Enzyme ausschütten – der umfassende Mechanismus schädigt damit körpereigene Zellen. Diese sogenannte zytotoxische Reaktion kann beispielsweise bei einer Bluttransfusion mit der falschen Blutgruppe oder bei Organ-Abstoßungsreaktionen ablaufen, und zwar innerhalb von Minuten bis Stunden.
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Was ist eine Typ-III-Allergie und was passiert dabei?
Der Immunkomplextyp ist ebenfalls selten und spielt genauso wie der Allergietyp II eine untergeordnete Rolle im Alltag. Bei Personen mit einer Typ-III-Reaktion binden IgG- und IgM-Antikörper an das Allergen, so entsteht ein Immunkomplex – das kann innerhalb von Stunden oder Tagen, aber auch erst nach Monaten geschehen. Im Gegensatz zum Typ II sind die Allergene jedoch nicht fest an die körpereigenen Zellen gebunden, sondern frei löslich. Die Immunkomplexe locken Abwehrzellen an – schaffen sie die Auflösung nicht, lagern sich die Komplexe im Gewebe oder in kleinen Arterien ab, was zu chemischen Entzündungen führen kann. Wandern Blutplättchen vermehrt in das Gebiet, können auch Blutgerinnsel entstehen. Typisches Beispiel für diesen Allergietypen sind allergische Gefäßentzündungen, sogenannte Vaskulitiden.

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Der Allergietyp IV macht sich erst spät bemerkbar
Der Spättyp, wie der Allergietyp IV auch genannt wird, hält, was der Name verspricht, denn hier treten die Allergiebeschwerden erst etwa nach 12 bis 72 Stunden auf. Grund dafür ist ein anderer Mechanismus, der hinter der Allergiereaktion steckt. Anders als bei den übrigen Allergietypen sind die T-Zellen (T-Lymphozyten) hier besonders stark involviert – das „T“ weist darauf hin, wo diese Unterform der weißen Blutkörperchen gebildet werden, nämlich im Thymus, einem hinter dem Brustbein gelegenem Organ. Die Immunantwort auf ein Allergen wird bei Menschen mit einer Typ-IV-Allergie also nicht durch Antikörper, sondern durch Immunzellen in Gang gesetzt. Der zweithäufigste Allergietyp spiegelt sich besonders auf der Haut wider, zum Beispiel in Form eines Kontaktekzems. Allergene können hier beispielsweise Nickel, Tierhaare, aber auch Medikamente wie Antibiotika sein.