Haut & Allergie
Fadenpilz: vermehrt Infektionen mit Trichophyton tonsurans
Veröffentlicht am:10.01.2025
4 Minuten Lesedauer
In Praxen häufen sich die Fälle von Trichophyton tonsurans – ein Pilz, der gerötete Flecken, entzündliche Schuppungen und kahle Stellen auf dem Kopf oder im Bart auslöst. Auffällig ist, dass viele Personen zuvor einen Barbershop besuchten. Doch wie hängt eine Rasur mit der Pilzerkrankung zusammen?
Der Fadenpilz Trichophyton tonsurans ist bekannt aus dem Ringsport
Fadenpilze, die sogenannten Dermatophyten, besitzen die Fähigkeit, sich an Hautgewebe anzuheften und sich dort von dem Protein Keratin zu ernähren. Sie verursachen oberflächliche Pilzinfektionen der Haut. Betrifft die Erkrankung die Kopfhaut, bezeichnen Mediziner und Medizinerinnen sie als Ringelflechte der Kopfhaut oder auch als Tinea capitis. Bei der Ringelflechte, der Tinea corporis, finden sich hingegen kreisrunde, rote, oft auch juckende Flecken am Körper. Der Fadenpilz Trichophyton tonsurans ist zunehmend für Ringelflechte der Kopfhaut verantwortlich und wird dann in 40 Prozent der Fälle auch auf dem Körper gefunden.
Eine durch Trichophyton tonsurans ausgelöste Pilzerkrankung ist für Mediziner und Medizinerinnen nichts Neues – ursprünglich machte sie im Ringsport auf sich aufmerksam. Hier hat der Pilz leichtes Spiel, denn Ringsporttreibende haben einen engen und ausgedehnten Hautkontakt während sie sich auf der Sportmatte begegnen – eine Studie zeigt anschaulich, dass der Ringerpilz Trichophyton tonsurans hier der am weitesten verbreitete Erreger unter den Dermatophyten, einer Gruppe von Pilzen, ist. Doch der Pilz wird nicht länger nur auf Ringermatten ausgetauscht, scheinbar kommt es in Barbershops immer häufiger zu Ansteckungen.
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Alte und neue Übertragungswege von Trichophyton tonsurans
Fadenpilze, so auch Trichophyton tonsurans, können durch einen engen Kontakt mit einer infizierten Person übertragen werden – nicht nur beim Ringen, sondern auch beispielsweise beim Kuscheln oder wenn Kinder Kopf an Kopf spielen. Eine Infektion über gemeinsam genutzte Handtücher oder Kleidung ist ebenfalls möglich. Eine weitere Ansteckungsquelle sind womöglich kontaminierte Haarschneideutensilien. Viele Menschen lassen sich den Nacken oder die Kopfseiten ausrasieren – dabei kann es jedoch zu minimalen Verletzungen kommen, die eine Eintrittspforte für die Pilzsporen bieten. Dieser neue Übertragungsweg ist eine Erklärung dafür, warum überwiegend Kinder und junge Männer, zum Beispiel nach einem Besuch im Barbershop, über die Symptome einer Pilzinfektion auf der Kopfhaut klagen. In einer klein angelegten Studie konnten deutsche Forscher und Forscherinnen tatsächlich zeigen, dass Haarschneidegeräte eine Infektion mit Trichophyton tonsurans ermöglichen. Eine unzureichende Hygiene in Barbershops und Friseurläden und die Verletzungen der Kopfhaut bei den Rasuren tragen also vermutlich zum Infektionsgeschehen bei und könnten die Gründe für den Anstieg der Pilzerkrankungen durch Trichophyton tonsurans sein. Eine Untersuchung in der dermatologischen Abteilung eines deutschen Universitätsklinikums zeigte nämlich, dass im Jahr 2022 mehr Patienten und Patientinnen von dem speziellen Fadenpilz betroffen waren als noch im Jahr 2019. Genaue Zahlen zur Verbreitung von Trichophyton tonsurans gibt es übrigens nicht, da der Pilz nicht meldepflichtig ist.
Welche Symptome verursacht der Fadenpilz auf der Kopfhaut?
Kommt es zu einem intensiven Erregerkontakt, zeigt sich der Hautpilz nach dem Friseurbesuch mit etwas Verzögerung. Nach etwa ein bis vier Wochen können die ersten Hautveränderungen auftreten. Bei einer Tinea capitis, also einem Pilz auf der Kopfhaut, zeigen sich kreisförmige kahle Stellen, die Haut in dem Bereich ist schuppig und gerötet. Wer auffällige Hautstellen am Kopf beobachtet, kann zunächst in eine hausärztliche Praxis gehen oder sich an einen Facharzt oder eine Fachärztin für Dermatologie wenden. Mediziner und Medizinerinnen erkennen eine fadenpilzbedingte Ringelflechte an ihrem typischen Aussehen und können sie von einer Neurodermitis oder Schuppenflechte unterscheiden. Eine Hautprobe unter dem Mikroskop und eine Kultur liefern den Beweis, falls Trichophyton tonsurans für die Infektion verantwortlich ist.
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So behandeln Mediziner und Medizinerinnen eine Infektion mit Trichophyton tonsurans
Steht fest, dass ein Hautpilz für die Beschwerden auf dem Kopf verantwortlich ist, verschreiben Mediziner und Medizinerinnen ein Antimykotikum, also ein gegen Pilze wirksames Medikament, zum Einnehmen. Zudem kann eine Salbe mit Wirkstoffen, die den Fadenpilz Trichophyton tonsurans abtöten, unterstützen. Dabei ist es wichtig, dass Patienten und Patientinnen die erkrankte Stelle großflächig eincremen, also etwa zwei Zentimeter über den Rand hinaus. Da sich Fadenpilze, wie alle Pilze, in einer feuchten Umgebung wohlfühlen, halten Betroffene die Kopfhaut am besten trocken – von Besuchen in einer Sauna oder im Schwimmbad ist in der akuten Krankheitsphase abzuraten. Die Behandlung sollte keinesfalls unterbrochen oder zu früh beendet werden, denn so kann der Hautpilz zurückkehren.
Wie kann man einer Infektion mit Trichophyton tonsurans in Barbershops und Friseurläden vorbeugen?
Auch wenn Haarschneideutensilien zu einer Verbreitung von Trichophyton tonsurans beitragen können, bedeutet das nicht, dass Sie aus Sicherheitsgründen auf Ihren Friseurbesuch verzichten müssen – viele Geschäfte nehmen die Hygiene sehr ernst.
Folgende Tipps helfen dabei, das Ansteckungsrisiko zu minimieren:
- Sich über Hygienemaßnahmen informieren: Eine Desinfektion unterbricht die Infektionskette mit Trichophyton tonsurans und anderen Erregern – Besuchende können sich im Vorfeld über die Hygienemaßnahmen im Friseursalon oder Barbershop informieren.
- Einen Salon mit erfahrenen Mitarbeitenden wählen: Ungelernte oder angelernte Personen, die in Barbershops beschäftigt sind, kann es an Wissen fehlen, wie Haarschneidemaschinen, Bürsten und Co. richtig desinfiziert werden – im besten Fall handelt es sich also um ein Geschäft mit der nötigen Expertise, auch das kann vor dem Besuch abgefragt werden.
- Auf Risikofaktoren achten: Eng getaktete oder gar keine Termine und niedrige Preise müssen zwar nicht auf mangelnde Hygiene hindeuten, manchmal fehlt aus diesen Gründen aber Zeit oder Geld für die Desinfektion. Oft ist es aufschlussreich, sich die Abläufe, zum Beispiel in einem Barbershop, durch die Fensterscheibe anzusehen.