Haut & Allergie
Ist es gesund, täglich zu duschen?
Veröffentlicht am:20.09.2021
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Für viele Menschen gehört Duschen zum Alltag. Sei es, um morgens richtig wach zu werden, oder um sich abends wohlduftend ins Bett zu kuscheln. Doch was bedeutet der tägliche Waschgang für die Haut – und was für die Umwelt? Kann zu viel Wasser und Seife vielleicht sogar schaden?
Was passiert mit der Haut beim Duschen?
Für eine Antwort auf diese Frage ist es wichtig, zunächst die oberflächliche Beschaffenheit der Haut zu verstehen. Gesunde Haut bildet eine Barriere gegen potenzielle Erreger. Dafür benötigt sie den sogenannten Säureschutzmantel – einen Film aus Wasser und Fett, der vor allem aus Talg, Schweiß und Bestandteilen der Hornzellen zusammengesetzt ist. Er bildet ein ideales Milieu für all jene Bakterien, die Teil einer gesunden Hautflora sind. Schädliche Keime, wie aggressive Bakterien oder Pilze, können sich unter diesen Bedingungen nicht vermehren. Deswegen hat der Säureschutzmantel eine große Bedeutung für die Abwehr von Krankheiten.
Dieser Säureschutzmantel befindet sich auf der obersten Hautschicht (Epidermis), die eine zusätzliche mechanische Barriere gegen Mikroorganismen bildet. Was passiert also beim Duschen? Vereinfacht gesagt, schwemmt Wasser die hauteigenen Fette aus der obersten Hautschicht heraus. Verstärkt wird dieser Effekt durch Seife. Das Fett liegt jedoch normalerweise wie ein Klebstoff zwischen den einzelnen Hornzellen. Nimmt es ab, kann die Haut durchlässiger für die schädlichen Keime werden.
Was bewirkt Seife?
Das gesunde Milieu wird zwar innerhalb weniger Stunden wiederhergestellt, bei zu häufigem Waschen mit Seife gelingt das dem Körper jedoch nicht mehr – und Erreger haben leichteres Spiel.
Soll man jeden Tag duschen?
Um es vorwegzunehmen: Es gibt keine wissenschaftlich belegte Aussage darüber, wie oft jeder Einzelne duschen sollte. Die Haut ist individuell unterschiedlich beschaffen. Während es also viele Menschen problemlos vertragen, täglich zu duschen, müssen andere mit Hauptproblemen rechnen. Auch die Belastung der Haut durch Schweiß, Schmutz und Umwelteinflüsse weicht voneinander ab.
Für die Gesundheit ist es jedenfalls im Normalfall nicht notwendig, täglich zu duschen. Das haben Forscher schon in den 1960er-Jahren gezeigt. Sie haben die Mikroflora der Haut mehrerer Probanden über einen längeren Zeitraum hinweg untersucht und dabei festgestellt: Sie war individuell unterschiedlich zusammengesetzt und blieb überraschend stabil. Das heißt, die Mikroflora büßte an ihrer Schutzfunktion nichts ein – auch wenn die Teilnehmer mehrere Tage lang keine Dusche und kein Bad nahmen.
Mediziner raten daher dazu, nicht täglich zu duschen. Mehrmals pro Woche reiche völlig aus. Gleichwohl spreche nichts gegen eine tägliche Dusche, wenn jemand beispielsweise viel schwitze oder starkem Schmutz ausgesetzt sei.
Kann tägliches Duschen ungesund sein?
Wer eine empfindliche Haut hat, die zu Trockenheit neigt, sollte besser nicht täglich duschen. Das Wasser trocknet die Haut zusätzlich aus. Sie wird schnell gereizt und juckt womöglich. Bakterien, Pilze und auch Allergene können leichter eindringen.
Ist tägliches Duschen schlecht für die Umwelt?
Duschen hat in mehrfacher Hinsicht Einfluss auf die Umwelt. Es beginnt beim Wasserverbrauch, auch wenn in Deutschland normalerweise ausreichend Trinkwasser vorhanden ist. Zudem warnen Energieversorger davor, dass die Rohrleitungen nicht genug gespült würden, wenn die Bürger zu viel Wasser sparten.
Die Aufbereitung des verbliebenen Trinkwassers wäre dann umso aufwendiger. Kritischer ist daher die Temperatur des Wassers zu betrachten. Wer warm oder heiß duscht, verbraucht Energie, um es aufzuheizen. Wer täglich duschen möchte, sollte also kalte oder höchstens lauwarme Einstellungen wählen, um die Umwelt zu schonen.
Wie lange duschen?
Je länger das Duschen dauert, desto stärker belastet das Wasser die Haut. Viele Experten empfehlen daher, die Zeit auf drei bis vier Minuten zu begrenzen. Wem das nicht ausreicht, weil er beispielsweise währenddessen noch seine Haare waschen möchten, der sollte zumindest versuchen, nicht länger als 10 bis 15 Minuten zu duschen.
Lieber heiß oder warm duschen?
Eine heiße Dusche ist nicht nur schlechter für die Umwelt, sondern auch für die Haut. Die hohen Temperaturen lassen sie nämlich noch schneller austrocknen. Hinzu kommt: Es gibt Hinweise darauf, dass kalte Duschen und Wechselduschen das Immunsystem stärken. Belegt ist das allerdings nicht. Auf jeden Fall regen Wechselduschen jedoch den Kreislauf an.
Ist Duschen mit oder ohne Seife besser?
Bei dieser Frage ist die Forschungslage klarer, denn Seife bringt das gesunde Hautmilieu durcheinander. Mediziner empfehlen daher, beim Duschen nur Körperbereiche einzuseifen, an denen jemand stark schwitzt, vor allem unter den Achseln, gegebenenfalls in der Leistengegend. Auf keinen Fall jedoch den Intimbereich.
Zudem ist es für die Haut gesünder, beim Duschen pH-neutrale Waschlotionen (Syndets) statt herkömmlicher Seifen zu verwenden.
Nach dem Duschen eincremen?
Wer zu trockener Haut neigt, sollte ihr nach dem Duschen Fett über Feuchtigkeitscremes zuführen. Cremes mit Harnstoff (Urea) sind vor allem bei extrem trockener Haut eine gute Wahl.