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Haut & Allergie

Lungenerkrankung durch Vögel: Vogelhalterlunge erkennen und vermeiden

Veröffentlicht am:28.04.2025

5 Minuten Lesedauer

Die Vogelhalterlunge ist eine Reaktion auf allergieauslösende Proteine, die von Vögeln im Haushalt oder in einem Zuchtbetrieb stammen. Dabei kann sich das Gewebe der Lunge entzünden. Wer betroffen ist und was dagegen hilft, erfahren Sie hier.

Ein Mädchen im Teenageralter mit langen braunen Haaren hält sich kichernd die Hände vor den Mund, während ein grüner Sittich auf ihrer Schulter sitzt.

© iStock / Tetiana Soares

Was ist eine Vogelhalterlunge?

Die Vogelhalterlunge, auch als Vogelzüchterlunge bezeichnet, ist eines der häufigsten Erscheinungsbilder der exogen-allergischen Alveolitis (EAA). Dabei handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Lungengewebes, insbesondere der Lungenbläschen, der sogenannten Alveolen. Der Begriff „exogen“ meint, dass die allergische Reaktion von außen ausgelöst wird – die Betroffenen atmen die Allergene über kleinste Partikel aus der Luft ein.

Auslöser der EAA bei der Vogelhalterlunge sind bestimmte Eiweiße (Proteine). Diese befinden sich etwa im Vogelkot, in den Federn, im Blut der Vögel oder in kleinsten Staubpartikeln in der Umgebung, die Bestandteile davon enthalten. Eine Reaktion tritt jedoch nur bei Menschen auf, die gegen bestimmte Proteine sensibilisiert, also allergisch sind. Im englischen Sprachraum trägt EAA deswegen auch die Bezeichnung „hypersensitivity pneumonitis“, also eine Entzündung des Lungengewebes, ausgelöst durch eine Überempfindlichkeit. Da die Erkrankung familiär gehäuft auftritt und in Studien bestimmte Genmuster auffallen, gehen Fachleute von einer vererbungsbedingten Komponente aus.

Vögel, die Allergene ausscheiden können, sind beispielsweise Tauben, Kanarienvögel, Wellensittiche, Papageien, aber auch Hühner und anderes Geflügel. Die Krankheit betrifft damit vor allem Menschen, die Vögel privat als Haustiere halten, und Züchter und Züchterinnen sowie Tierhändler und -händlerinnen. Aber auch Beschäftigte in Tierarztpraxen können erkranken.

Vogelhalterlunge: Symptome, Verlauf und mögliche Folgen

Gelangt ein Allergen aus dem Vogelkot oder den Federn über die Atemwege in die Lunge, wehrt sich das Immunsystem gegen den „Eindringling“ und löst eine Entzündungsreaktion aus, die exogen-allergische Alveolitis (EAA).

Fachleute unterscheiden bei der EAA eine akute und eine chronische Form – je nachdem, wie lange und wie intensiv die Betroffenen die Vogel-Antigene einatmen.

Akute exogen-allergische Alveolitis

Die akute Form tritt innerhalb von drei bis zwölf Stunden auf, nach besonders starker oder wiederholter Allergenbelastung – etwa beim staubintensiven Durchfegen einer Vogelvoliere oder beim Reinigen eines Käfigs. Die möglichen Symptome ähneln denen einer Grippe:

Chronische exogen-allergische Alveolitis

Eine chronische exogen-allergische Alveolitis, auch chronisch-schleichende EAA, entwickeln meist Menschen, die einer geringen Menge an Allergenen, diesen aber kontinuierlich über Monate oder Jahre ausgesetzt sind – etwa Privatpersonen, die einen Wellensittich in der Wohnung halten und ständig eine kleine Menge allergieauslösender Stäube einatmen.

Fachleute unterscheiden beim chronischen Verlauf der Alveolitis häufig noch die fibrotische und die nicht-fibrotische Form: Durch den permanenten Allergiereiz kann es mit der Zeit zu Veränderungen im Lungengewebe kommen, zu einer sogenannten Lungenfibrose. Dabei vernarben die Wände der entzündeten Lungenbläschen permanent, was den Transport von Sauerstoff ins Blut und auch das Atmen erschwert. Betroffene leiden oft unter Atemnot oder Kurzatmigkeit.

Hinzu kommen weitere Symptome wie:

  • Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • körperliche Abgeschlagenheit

Vogelhalterlunge auch ohne Vogelhaltung?

In seltenen Fällen sind auch Menschen betroffen, die im Alltag keinen direkten Kontakt zu Vögeln haben. So wurden noch 18 Monate nach der Haltung von Vögeln in einer Wohnung Antigene im Hausstaub nachgewiesen. Die aktuelle Bewohnerin erkrankte an EAA, obwohl sie selbst keine Haustiere hielt.

Die Allergene befinden sich vor allem in den körpernahen Daunen. Diese produzieren ein Federpuder, das den Vogel vor Kälte und Feuchtigkeit schützt. Und so können auch sensibilisierte Menschen, die unter Daunenbetten schlafen, eine EAA entwickeln. Fachleute sprechen dann von einer Bettfedern-Alveolitis. Sogar mit Daunen gefüllte Kleidung gilt als möglicher Auslöser der Erkrankung.

Überraschenderweise erkranken Raucher und Raucherinnen seltener an der EAA als Menschen, die nicht rauchen. Dies könnte daran liegen, dass Rauchen generell das Immunsystem schwächt und der Organismus auf mögliche Allergieauslöser weniger Antikörper produziert.

Ein junger Mann mit dunklen Haaren und blauem T-Shirt in einer Arztpraxis. Er hat eine Kunststoffklammer auf der Nase und bläst mit dem Mund in ein Messgerät.

© iStock / HAYKIRDI

Bei Verdacht auf eine Vogelhalterlunge kann mithilfe eines Lungenfunktionstests geprüft werden, ob die Atmung eingeschränkt ist.

Diagnose: eine Vogelhalterlunge erkennen

Die Symptome einer akuten exogen-allergischen Alveolitis treten zeitverzögert nach dem Allergenkontakt auf und ähneln den Anzeichen einer Infektion oder einer Grippe sehr stark. Deswegen ist es für Medizinerinnen und Mediziner oft schwierig, die Erkrankung eindeutig zu identifizieren. Auch die chronische EAA ist manchmal schwer gegen andere Erkrankungen der Lunge abzugrenzen, wie Asthma, eine Lungenentzündung oder eine Autoimmunerkrankung.

Deshalb ist eine gründliche Anamnese wichtig. Betroffene sollten ihrer Ärztin oder ihrem Arzt ausführlich über den Krankheitsverlauf sowie berufliche und private Aktivitäten berichten.

Beim Abhören der Lunge nehmen Medizinerinnen und Mediziner oft ein knisterndes Geräusch beim Einatmen, ähnlich einem Klettverschluss, wahr.

Bei einem Verdacht auf eine Vogelhalterlunge gibt es weitere Möglichkeiten zur Diagnose:

  • Blutuntersuchung auf Antigene
  • Lungenfunktionstest zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Organs
  • bildgebende Verfahren wie Röntgen und Computertomographie
  • Untersuchung einer Probe des Lungengewebes

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Exogen-allergische Alveolitis behandeln und vermeiden

Ohne Allergieauslöser klingen die Beschwerden bei einer akuten EAA meist innerhalb weniger Tage wieder ab. Eine medikamentöse Therapie ist nicht nötig, allerdings können Kortikosteroide, also künstlich hergestelltes Kortison, die Heilung beschleunigen. Kommen die Betroffenen allerdings erneut mit den allergieauslösenden Stoffen in Kontakt, ist eine erneute Reaktion jederzeit möglich.

Mögliche Maßnahmen gegen die akute EAA sind:

  • Ziervögel oder Geflügel abschaffen, beziehungsweise die Betreuung abgeben
  • Daunenbetten gegen Decken und Kissen aus synthetischem Material tauschen
  • gründliche Reinigung der Räume von allergieauslösenden Partikeln

Auch bei der chronischen Form steht die konsequente Vermeidung der allergieauslösenden Stäube an erster Stelle. Ziel der Behandlung ist es, die exogen-allergische Alveolitis zu heilen und eine bestehende Lungenfibrose aufzuhalten. Bereits zerstörtes Gewebe kann sich jedoch nicht mehr regenerieren.

Um die Entzündungsreaktion einzudämmen, werden auch bei der chronischen EAA Kortikosteroide eingesetzt, allerdings höher dosiert und über einen längeren Zeitraum. Zusätzlich können Medikamente zum Einsatz kommen, die das Immunsystem unterdrücken und so die allergische Reaktion verhindern. Mögliche Nebenwirkung ist allerdings eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infekten.

Exogene allergische Alveolitis: viele weitere Ursachen

Laut Allergieinformationsdienst gibt es bereits 300 verschiedene Allergene, die eine exogen-allergische Alveolitis auslösen können. Und so sind neben der Vogelhalterlunge viele weitere Krankheitsbilder der EAA bekannt. Hier nur ein paar Beispiele:

  • die Farmerlunge, die vor allem Beschäftigte in der Landwirtschaft betrifft, ausgelöst durch Schimmelpilze in feuchtem Heu oder Stroh
  • die sogenannte Befeuchterlunge durch Bakterien oder Pilze in schlecht gewarteten Klimaanlagen, Luftbefeuchtern oder Zimmerbrunnen verursacht
  • die Mehlstaub-Alveolitis: ausgelöst durch Pilze im Mehlstaub in Bäckereien oder in landwirtschaftlichen Betrieben
  • die Gemüsesortierer-Lunge verursacht durch Schimmelpilze in Zwiebeln oder Kartoffeln
  • Die medizinische Leitlinie zur Behandlung der EAA nennt noch viele weitere Ausprägungen, die meist beruflich verursacht sind: Blasinstrumentenlunge, Chemiearbeiterlunge, Dampfbügeleisen-Alveolitis, Fußpflege-Alveolitis

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