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Haut & Allergie

Warum Schwitzen wichtig für uns ist

Veröffentlicht am:04.06.2021

6 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 14.11.2024

Gerade im Sommer finden es viele Menschen lästig, wenn ihnen der Schweiß herunterläuft. Dabei ist Schwitzen lebenswichtig. Warum? Das erfahren Sie hier.

Bei einem jungen Mädchen laufen nach dem Sport große Schweißperlen �über Schulter, Nacken und Brust.

© iStock / Viktor_Gladkov

Warum schwitzt man eigentlich?

Sie machen uns zu etwas Besonderem im Reich der Natur: die Schweißdrüsen. Sie sind nicht nur praktisch, sondern für uns Menschen auch lebenswichtig. „Schwitzen trägt zur Regulation des Wärmehaushalts im Körper bei. Unser Schweiß übernimmt somit die Aufgabe einer körpereigenen Klimaanlage, indem er uns bei zu hoher Temperatur auf die optimale herunterkühlt“, erklärt Oberärztin Dr. Parnian Firouzi-Memarpuri von der Uniklinik Düsseldorf. Während Hunde hecheln und Elefanten über ihre großen und gut durchbluteten Ohren Wärme abgeben, um sich vor Überhitzung zu schützen, schwitzt der Mensch.

Gesteuert durch das autonome Nervensystem sondern die sogenannten ekkrinen Schweißdrüsen dabei ein wässriges Sekret ab. Bis zu vier Millionen von diesen Schweißdrüsen sind überall in unserer Haut verteilt. An der Hautoberfläche angekommen, bildet der Schweiß einen dünnen Film und verdunstet. Dabei entsteht Kälte, die der Haut und den in der Haut verlaufenden Blutgefäßen überschüssige Wärme entzieht. Der Körper kühlt ab und die Kerntemperatur steigt trotz Sommerhitze nicht an.

„Unser Schweiß übernimmt die Aufgabe einer körpereigenen Klimaanlage.“

Dr. Parnian Firouzi-Memarpuri
Oberärztin an der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf

Schwitzen ist wichtig

Die Fähigkeit zu schwitzen ist noch aus zwei weiteren Gründen wichtig. Mit dem Schweiß wird der Körper auch Abbauprodukte des Stoffwechsels los. Dass wir mit Schwitzen unseren Körper „entgiften“ können, ist aber ein Mythos. Zwar weisen vereinzelte Studien darauf hin, dass im Schweiß, der fast zu 100 Prozent aus Wasser besteht , kleine Mengen an Schwermetallen enthalten sind. Aber der natürliche Abtransport von Dingen, die der Körper nicht braucht, findet hauptsächlich über den Urin und den Kot statt. Leber, Magen, Darm und Niere spielen dabei die wichtigen Rollen. Begriffe wie „Entgiftung“, „Entschlackung“ und „Detox“ suggerieren jedoch, dies reiche nicht aus, was aber nicht stimmt.

Gesund ist Schwitzen trotzdem. Sein pH-Wert von etwa 4,5 macht den Schweiß sauer. So bilden die Sekrete der Schweißdrüsen zusammen mit der sogenannten Standortflora, die aus Bakterien und Pilzen besteht, eine wichtige Barriere gegen Krankheitserreger. Eine relativ kleine Menge Schweiß reicht schon aus, um diese Barriere zu bilden.

Wie viel Schweiß produziert unser Körper, wenn wir schwitzen?

„An einem normalen Tag, an dem man sich nicht übermäßig viel bewegt, sondern die Schweißdrüsen insgesamt im Schnitt einen halben Liter Flüssigkeit ab. An einem heißen Sommertag oder bei andauernder körperlicher Aktivität können sie aber auch bis zu zwei Liter pro Stunde abgeben“, sagt Parnian Firouzi-Memarpuri.

Weil die Drüsen unterschiedlich verteilt sind, ist es normal, dass man an manchen Stellen mehr schwitzt als an anderen. Deshalb kommt auch der Begriff „Schweißfüße“ nicht von ungefähr. „Die höchste Dichte der Schweißdrüsen findet man an Fußsohlen, Handflächen und Achseln mit einer Anzahl von jeweils 20.000 bis 30.000“, erklärt Dermatologin Firouzi-Memarpuri.

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Schweiß ist nicht gleich Schweiß

Für den oft stechenden Schweißgeruch unter den Armen sind diese Schweißdrüsen jedoch nur bedingt verantwortlich. Eigentlich ist das frische ekkrine Sekret sogar weitgehend geruchlos. Kein Wunder: Es besteht hauptsächlich aus Wasser, etwas Salz und zu einem minimalen Teil aus Substanzen wie Kalium, Harnstoff, Milch-, Fett- und Aminosäuren. Erst wenn der Schweiß älter und von Bakterien zersetzt wird, beginnt er zu riechen. Der Mensch verfügt jedoch noch über eine andere Art von Schweißdrüsen, die eine andere Form von Schweiß produzieren. Dieser Schweiß ist nicht nur für die persönliche Duftnote jedes Menschen verantwortlich, sondern führt auch schneller zu einem unerwünschten Geruch.

Wie entsteht der klassische Schweißgeruch?

Die sogenannten apokrinen Drüsen kühlen die Haut nicht. Sie haben eine andere Aufgabe: Sie regeln die Kommunikation zwischen den Geschlechtern und werden daher auch Duftdrüsen genannt. Sie sitzen nur an wenigen Stellen des Körpers – an den Achseln, den Brustwarzen und im Intimbereich. Das Sekret, das sie absondern, ist trübe, zähflüssig und enthält neben Fetten vor allem die körpereigenen Duftstoffe. Diese Duftstoffe sind entscheidend dafür, ob eine andere Person diesen Menschen im wahrsten Wortsinn „gut riechen“ kann – und ob man für diese Person attraktiv ist.

Da dieser Schweiß einen hohen pH-Wert hat, ist er alkalisch und bietet, anders als ekkriner Schweiß, keinen Schutz vor Bakterien. Im Gegenteil: Dieses Sekret ist für Bakterien ein gefundenes Fressen. Je nach Zusammensetzung des Sekrets und der beteiligten Bakterien bilden sich dabei Abbauprodukte wie Ammoniak und Aminosäuren, die muffig, ranzig oder säuerlich riechen können.

„Wenn die Bakterien die Schweißflüssigkeit zersetzen, entsteht der klassische Schweißgeruch“

Dr. Parnian Firouzi-Memarpuri
Oberärztin an der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf

Ändern sich die „Duftdrüsen“ im Laufe des Lebens?

Die Tatsache, dass Babys nicht nur für ihre eigenen Eltern, sondern auch für andere Erwachsene so wundervoll riechen, liegt unter anderem auch daran, dass ihre apokrinen Drüsen noch nicht aktiv sind. Die Drüsen werden zwar bereits in der Embryonalzeit angelegt, sind aber erst mit dem Reifungsschub in der Pubertät aktiv.

Das ist auch einer der Gründe, warum viele Jugendliche unangenehm riechen. Verstärkt wird dieses Phänomen dadurch, dass vor allem jüngere Pubertierende erst lernen müssen, dass nun eine andere Hygiene nötig ist. Doch auch einige Erwachsene leiden trotz guter Hygiene, unter extremem Schweißgeruch. Eine besonders ausgeprägte Form stellt die sogenannte Bromhidrose dar. Der Begriff bezeichnet die Zersetzung des apokrinen Schweißes durch Bakterien, die mit einem penetranten Geruch im Bereich von Achsel und Fußsohle einhergeht.

Eine Frau ist bei großer Hitze auf einem Bürgersteig unterwegs. In ihrer rechten Hand wedelt sie mit einem Handfächer, um Hals und Gesicht zu kühlen. Mit der anderen Hand wischt sie sich den Schweiß von der Stirn.

© iStock / AaronAmat

Im Sommer ist ein Handfächer perfekt. Auch wenn man unterwegs ist. Er macht richtig Wind und hilft, die Hitze zu vertreiben.

Was tun gegen Schweißgeruch?

Oft bringen schon einfache Tipps mehr Frische unter den Arm: 

  • Etwa das Rasieren der Achseln, weil sich an den Haaren sehr viele Bakterien tummeln.
  • Das Schwitzen reduziert sich zudem durch atmungsaktive, luftige Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle, Leinen oder – für die Füße – Lederschuhe.
  • Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann die Zusammensetzung des Schweißes verändern.
  • Wer sein Übergewicht reduziert, schwitzt weniger.
  • Scharfe Gewürze und den übermäßigen Konsum von Alkohol, heißem Kaffee und Tee, aber auch zu kalten Getränken sowie Nikotin meiden, da sie die Schweißproduktion anregen.

Außerdem sind Entspannungsübungen bei Stress sowie Ausdauersport wirksame Mittel, damit man im Alltag buchstäblich nicht mehr so ins Schwitzen kommt. Verschiedene Produkte können Schweißgeruch ebenfalls deutlich reduzieren. So blockieren zum Beispiel Deos mit Aluminiumchlorid die Schweißporen, sodass weniger Schweiß und damit auch weniger Geruch entstehen.

Übermäßiges Schwitzen: Was ist eine Hyperhidrose und wie kann man sie behandeln?

Die sogenannte Hyperhidrose ist eine krankhafte Art des Schwitzens. Betroffene – in Deutschland sind es etwa ein bis zwei Prozent – leiden dann unter übermäßigen Schweißausbrüchen, und das ganz unabhängig von Situation und Temperatur.

Neben unschönen Schweißflecken kann es zu einem üblen Geruch kommen. „Der übermäßig produzierte Schweiß weicht die Hornschicht unserer Haut auf. Dadurch findet auch hier eine Zersetzung durch Bakterien statt, und der unangenehme Schweißgeruch, die ekkrine Bromhidrose, entsteht“, sagt Dermatologin Parnian Firouzi-Memarpuri.

Hyperhidrose tritt vor allem unter den Achseln, an Händen, Füßen und Stirn sowie in der Leiste auf, weil sich dort besonders viele Schweißdrüsen befinden. Diese sind aber nicht vermehrt oder vergrößert, sondern werden durch die Nerven überstimuliert. Hilfe bekommt man in einer Hautarztpraxis oder in einer Hyperhidrose-Sprechstunde, die in viele Kliniken angeboten wird. Hier wird geklärt, ob eine andere behandlungsbedürftige Erkrankung das Schwitzen verursacht. Wird dies ausgeschlossen, gibt es je nach Schweregrad und Körperregion verschiedene Therapien.

Die Verfahren müssen jeweils individuell auf den Patienten oder die Patientin abgestimmt werden. Begonnen wird meist mit aluminiumchloridhaltigen Mitteln zum Auftragen. Weitere Behandlungsoptionen sind eine Injektionstherapie mit Botulinumtoxin A, die Leitungswasser-Iontophorese (Gleichstromtherapie zur Behandlung von Hauterkrankungen) sowie medikamentöse Verfahren.

„Wer auf einer Seite mehr schwitzt oder nachts besonders stark und wenn Gewichtsverlust und Fieber dazukommen, sollte zeitnah einen Arzt oder eine Ärztin aussuchen“, rät Parnian Firouzi-Memarpuri. Die medizinischen Fachleute können dann klären, ob eine andere Erkrankung die Ursache ist, etwa neurologische oder Stoffwechselprobleme, eine Infektion, eine Schilddrüsenüberfunktion, ein Tumor oder auch Diabetes.

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