Haut & Allergie
Verändern sich Allergien im Laufe des Lebens?
Veröffentlicht am:14.02.2025
5 Minuten Lesedauer
Tränenende Augen, Hautausschlag, Schwellungen oder Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt – Allergien verursachen sehr unterschiedliche Beschwerden. Im Laufe des Lebens können sie ihre Ausprägung verändern oder erstmals auftreten, doch wie kommt es dazu?
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Inhalte im Überblick
Welche Arten von Allergien gibt es?
Häufiges Niesen bei Unternehmungen an der frischen Luft, ein Hautausschlag nach dem Verzehr von Äpfeln und eine verstopfte Nase nach dem Aufstehen – das alles kann auf allergische Reaktionen hinweisen, in diesen Fällen beispielsweise in Verbindung mit Pollen, Lebensmitteln oder Hausstaubmilben. Mediziner und Medizinerinnen unterscheiden viele verschiedene Arten von Allergien, dazu zählen beispielsweise Nahrungsmittelallergien, Insektengiftallergien und Medikamentenallergien. Auch Kontaktallergien, bei denen Menschen unter anderem auf Latex reagieren, oder Inhalationsallergien – hier entwickeln Betroffene Symptome durch das Einatmen von Allergenen – zählen zum Allergiespektrum. Doch was ist eine Allergie und wie entsteht sie? Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf Substanzen (Fremdeiweiße), die eigentlich als harmlos gelten.
Die Allergene haben gemeinsam, dass sie körperfremd sind, also beispielsweise von Pflanzen oder Tieren stammen. Vor allem die Haut, die Schleimhäute und die Atemwege reagieren bei Kontakt, jedoch erst ab dem zweiten Kontakt. Kommt eine betroffene Person mit einem Allergen zum ersten Mal in Berührung, produziert der Körper zunächst Abwehrstoffe. Mediziner und Medizinerinnen nennen das „Sensibilisierungsphase“, Symptome treten hier noch nicht auf. Gelangt das Allergen jedoch erneut in den Körper, werden bestimmte Gewebshormone, wie zum Beispiel Histamin, freigesetzt, die zu den typischen Allergiesymptomen führen – sofort, nach Stunden oder auch erst nach Tagen. Warum eine Allergie bei bestimmten Personen auftritt und bei anderen eben nicht, ist nicht bekannt. Zwar gibt es oft eine genetische Neigung innerhalb der Familie, ob die Allergie „ausbricht“, hängt aber auch von Umweltfaktoren ab. Rauchende zum Beispiel können ein erhöhtes Risiko haben.
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Eine Allergie ist keine Frage des Alters
Wer als Kind keine Allergie entwickelt hat, bekommt auch keine mehr im Erwachsenenalter – so die landläufige Meinung. Die Statistik sieht das allerdings anders. Das Robert Koch-Institut gibt an, dass 20 Prozent der Kinder und über 30 Prozent der Erwachsenen an mindestens einer Allergie erkranken. Demnach schützt das Alter nicht vor plötzlichen Allergie-Symptomen. So kommt es, dass beinahe jeder zehnte Mensch, der der Generation 65 Plus angehört, im Alter erstmals mit einer Allergie zu tun hat. Mögliche Gründe dafür gibt es viele. Ein Erklärungsansatz ist, dass sich das Immunsystem im Laufe des Lebens verändert: Einige Funktionen sind aktiver, andere nehmen ab. Diese Veränderungen können zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen und Autoimmunerkrankungen führen und eben auch zur Entwicklung von Allergien. Manchmal liegen sogenannte Kreuzallergien vor, bei denen das Immunsystem auf Substanzen reagiert, die dem Allergen ähnlich sind – den Zusammenhang entdecken Betroffene aber vielleicht erst später im Leben, so verlängert sich die Liste der Allergene. In einigen Fällen besitzen Personen zwar eine genetische Neigung zur Allergie, das Immunsystem reagiert aber erst nach Jahren auf das Fremdeiweiß. Außerdem kommt es vor, dass Änderungen der Essgewohnheiten zu bisher unbekannten Allergien führen – so kann der Verzehr neuer Obstsorten oder exotischer Speisen das Immunsystem auf den Plan rufen. Allergien können sich möglicherweise auch durch Luftschadstoffe bilden, nämlich dann, wenn Rußpartikel, Feinstaub oder Stickstoffdioxid sich an Blütenpollen anheften, die das Immunsystem nun als gefährlich einstuft.
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Anrufende erhalten hier eine medizinische Beratung, unter anderem durch Fachärzte oder Fachärztinnen, durch Hebammen sowie Ernährungsberater und Ernährungsberaterinnen.
So können beispielsweise Fragen zu Beipackzetteln, Laborwerten, Diagnosen, Impfungen und vieles mehr geklärt werden.
Allergien verändern sich häufig im Laufe des Lebens
Eine Allergie kann sich, was die Art und Ausprägung der Beschwerden angeht, über die Lebensspanne hinweg verändern. Mediziner und Medizinerinnen vermuten, dass Allergiesymptome mit dem Alter nachlassen können, weil das Immunsystem gemächlicher wird und nicht mehr so übersensibel auf fremde Körpereiweiße reagiert. So kann es vorkommen, dass Menschen, die bisher nur gebackene Äpfel vertragen haben, nun auch bestimmte Apfelsorten frisch genießen können. Die Schwankungen hängen aber nicht selten auch vom Umgang mit dem Allergen ab. Wer beim bisherigen Haustier nur schwache Allergiesymptome entwickelt hat, kann bei einem tierischen Familienzuwachs nun plötzlich heftiger reagieren – vielleicht, weil der Hund stärker haart und damit mehr Allergene freigesetzt werden oder weil es sich um eine männliche Katze handelt, die laut Forschenden eher als weibliche Tiere zu allergischen Reaktionen führt.
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Können Allergien bei Kindern und Erwachsenen verschwinden?
Allergien beginnen oft bereits im Kindes- und Jugendalter, und auch wenn es Schwankungen im Beschwerdebild gibt, können sie ein Leben lang bestehen. Allerdings gibt es eine recht hohe Rückbildungsrate im Kindesalter, denn bei etwa drei Viertel der Betroffenen verschwindet die Allergie bis zum Schulalter. Wer plötzlich eine Allergie entwickelt, kann auch als Erwachsener noch die Hoffnung haben, dass die allergischen Reaktionen künftig nicht mehr auftreten, weil ihr Immunsystem den Stoff toleriert. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist, dass eine Allergie vergeht, hängt aber vom Auslöser ab. So können Reaktionen auf Kuhmilch, Soja, Eier und Weizen im Laufe der Zeit verblassen, eine Erdnuss-, Nuss- oder Fischallergie bleibt aber oft ein Leben lang.
Tipps für Allergiegeplagte
Je nachdem, um welche Allergiesymptome es sich handelt und wie stark sie ausgeprägt sind, kann eine Überreaktion des Immunsystems den Alltag spürbar einschränken. Mit unseren Tipps können Sie Ihr Wohlbefinden trotz Allergie beibehalten.
- Allergie behandeln lassen: Allergiebeschwerden können mit der Zeit zunehmen und andere Erkrankungen begünstigen. Personen mit einem hartnäckigen Heuschnupfen können einen sogenannten „Etagenwechsel“ erleben – bei ihnen verlagern sich die Beschwerden auf die unteren Atemwege, eine Asthmaerkrankung ist möglich. Die ärztliche Praxis informiert über verschiedene Behandlungsverfahren, neben der Vermeidung des Allergens kann das eine Hyposensibilisierung oder eine symptomatische Therapie umfassen.
- Keine Experimente wagen: Experimente, in denen hochallergische Personen selbst ausprobieren, ob sie eine Substanz nun besser vertragen, können gefährlich sein. Bestimmte Wirkstoffe in Medikamenten, ein Insektenstich oder Nahrungsmittel können bei Betroffenen zu einem anaphylaktischen Schock führen, der lebensbedrohlich ist. Auf keinen Fall sollten Betroffene da selbst experimentieren, sondern lieber das Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin suchen.
- Das Umfeld anpassen: Die Wohnung penibel zu putzen und regelrecht steril zu halten, ist nicht empfehlenswert, da unter anderem Bakterien das Immunsystem anregen und so möglicherweise vor (weiteren) Allergien bewahren können. Allerdings kann es sinnvoll sein, auf die Haltung einer Katze zu verzichten, sofern ein hohes Allergierisiko besteht. Mediziner und Medizinerinnen geben zudem Auskunft darüber, ob Vorkehrungen, zum Beispiel spezielle Bettwäsche bei einer Hausstaubmilbenallergie, empfehlenswert sind.