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Gesundheitsmagazin

Haut & Allergie

Akne und Neurodermitis: Wie Stress unsere Haut beeinflusst

Veröffentlicht am:23.04.2024

3 Minuten Lesedauer

Psychischer Stress und mentale Belastungen können sich auf unsere Haut auswirken und dabei Erkrankungen wie Akne, Neurodermitis oder Schuppenflechte auslösen oder verstärken. Warum ist das so? Und was können wir für unsere Haut und Psyche tun?

Eine junge Frau betrachtet ihre Haut im Spiegel und zeigt mit dem Finger auf eine Stelle an der Wange, die von einem Ausschlag betroffen ist.

© iStock / Maksym Belchenko

Haut und Psyche sind eng miteinander verbunden. Welche Wechselwirkungen entstehen können, erklärt Prof. Dr. Eva Peters im Interview. Sie ist Psychodermatologin und Vorsitzende des Arbeitskreises Psychosomatische Dermatologie e.V.

Es heißt, die Haut sei der Spiegel der Seele. Was steckt dahinter?

Dieses Bild hat seinen Ursprung in der Psychoanalyse. Man ging davon aus, dass die Haut zum Ausdruck bringt, was die Person nicht verbalisieren kann oder will. Die Haut wurde als Signalgeber verstanden. Der Ansatz hat seine Berechtigung, allerdings betrachten wir den Zusammenhang zwischen Psyche und Haut heute vor allem neurobiologisch. Denn Haut und Gehirn sind biologisch sehr eng miteinander verbunden.

Wie sieht die Verknüpfung zwischen Haut und Gehirn aus?

Beide sind sowohl über unzählige Nervenfasern als auch über Blutgefäße miteinander verbunden. Stress kann dafür sorgen, dass sich mehr Nervenfasern in der Haut bilden. Das heißt: Je mehr Stress ein Mensch erfährt, umso wahrscheinlicher ist es, dass er oder sie auch mehr Nervenfasern in der Haut hat. Über diese Nervenbahnen und die Blutgefäße gelangen Reize und Stressbotenstoffe vom Gehirn in die Haut. Etwa das Hormon Cortisol, das Entzündungen in der Haut beeinflussen kann.

Kann Stress entzündliche Hautkrankheiten befeuern?

Ja, das kann durchaus sein, wenn wir von Stress als einer längerfristigen psychosozialen Belastung sprechen. Wer beispielsweise seit einigen Monaten chronisch erschöpft ist, Belastungen wie die Pflege von Angehörigen mitträgt, eine Scheidung oder den Verlust eines Partners oder einer Partnerin erlebt oder unter einer depressiven Verstimmung leidet, hat ein signifikant höheres Risiko, eine Hautkrankheit zu entwickeln. Das gilt auch für Kinder, die in der Schule permanent überfordert sind.

„Ein akuter Akne- oder Neurodermitis-Schub kann ein Hinweis sein, dass das Stresslevel zu hoch ist.“

Prof. Dr. Eva Peters
Psychodermatologin und Vorsitzende des Arbeitskreises Psychosomatische Dermatologie e.V.

Gilt das auch umgekehrt: Kann ein Hautleiden die Psyche beeinflussen?

Haut und Psyche stehen in einer wechselseitigen Beziehung. Wer unter einer Hautkrankheit leidet, macht sich meist Sorgen, wie andere ihn oder sie wahrnehmen, also: Wirke ich abstoßend? Möchten andere wegen meiner Schuppenflechte keinen Kontakt zu mir oder mich nicht berühren? Ekelt man sich womöglich vor meinem Hautbild oder hat Angst, dass es ansteckend sein könnte?

Letzteres ist bis zu einem gewissen Maß eine psychologisch normale Reaktion des Gegenübers. Denn Hautleiden im ersten Moment als unattraktiv zu empfinden, hat dabei auch eine biologische Funktion: Das Gegenüber hält automatisch Abstand, um sich nicht zu infizieren. Der Haken dabei ist: Chronisch-entzündliche Hautleiden sind nicht ansteckend. Gleichzeitig belasten die Reaktionen der anderen und der eigene oft negative Blick auf die Hautkrankheit die Patienten und Patientinnen in der Regel sehr. Das kratzt am Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen.

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Stichwort Berührung: Wie wichtig sind Umarmungen und Zärtlichkeiten?

Überaus wichtig. Viele kennen vermutlich den Kaspar-Hauser-Versuch aus dem 13. Jahrhundert. Dabei sollten Kinder ohne Ansprache und körperliche Zuneigung von Ammen aufgezogen werden. Doch die Kinder starben – man vermutet aufgrund des Mangels an sensorischen Reizen. Das ist natürlich ein drastisches Beispiel. Heute weiß man, dass durch Berührungen das Bindungshormon Oxytocin im Gehirn und direkt in der Haut ausgeschüttet wird.

Gleichzeitig reduzieren Berührungen das Stresshormon Cortisol. Sie tragen entscheidend zur Entspannung und zu einem ausgeglichenen Nerven- und Hormonsystem bei. Daher ist es sehr wichtig, dass wir über das Sinnesorgan Haut stimuliert werden – dies ist gleichzeitig eine Form der Kommunikation. Kinder lernen zudem über Berührungen, eine sichere Verbindung zu ihren Eltern aufzubauen. Übrigens ist auch das Eincremen des Kindes, beispielsweise bei Neurodermitis, eine Form der Berührung und wirkt sich positiv aus.

„Wer sich mit seinen Gefühlen auseinandersetzt, lindert meist die Symptome der Hauterkrankung.“

Prof. Dr. Eva Peters
Psychodermatologin und Vorsitzende des Arbeitskreises Psychosomatische Dermatologie e.V.

Wo finden Betroffene mit Hautleiden Hilfe – auch für die Psyche?

Ich rate, eine Hautärztin oder einen Hautarzt mit dem Zusatztitel „Psychosomatische Dermatologie“ oder „Psychosomatische Medizin“ aufzusuchen. Sie haben auch die psychosoziale Komponente im Blick. Neben einer gut eingestellten medikamentösen Therapie lindern ausreichend Schlaf, moderate Bewegung sowie eine auf die Erkrankung abgestimmte obst- und gemüsereiche Ernährung meist die Beschwerden.

Wer überwiegend in stressigen Phasen unter Hauterkrankungen leidet, dem hilft oft ein Anti-Stress-Training. Bei Depressionen und Angst kann Psychotherapie hilfreich sein.

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