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Haut & Allergie

Wollwachs und Heilwolle: Das tun sie für unsere Haut

Veröffentlicht am:26.07.2024

6 Minuten Lesedauer

Von Hautpflege bis Heilung: Wollwachs und Heilwolle wirken entzündungshemmend, spenden Feuchtigkeit, schützen die Haut und sind Basis für Salben und Cremes. Allerdings kann der vielseitige Naturstoff auch Allergien auslösen.

Nahaufname: Zwei Frauenhände halten eine offene Cremedose.

© iStock / Liudmila Chernetska

Was ist Wollwachs?

Wollwachs ist ein Sekret, das Schafe über ihre Talgdrüsen ins Fell absondern. Es ist wasserabweisend und schützt die Haut der Tiere vor Nässe. Beim Reinigen der Wolle geht das Wachs ins Waschwasser über und kann durch komplexe chemische Verfahren herausgefiltert werden. Übrig bleibt eine fettige, wasserfreie Masse: das Wollwachs. Dieses kann unterschiedliche Farben haben, von hellgelb bis bräunlich-gelb sind viele Nuancen möglich.

Gut zu wissen: Die Intensität der Farbe sagt nichts darüber aus, wie rein das Wollwachs ist.

Wollwachs, Lanolin und Heilwolle: Was ist der Unterschied?

Grundsätzlich muss man zwischen wasserfreiem und wasserhaltigem Wollwachs unterscheiden:

  • Das wasserfreie Wollwachs ist das rohe Wachs, das aus der Wäsche von Schafwolle gewonnen wird. Es enthält keine weiteren Zusätze, ist aber beliebig mit anderen fetten Ölen und Butter mischbar. Reines Wollwachs wird – vor allem im englischen Sprachraum – auch Lanolin genannt. Dieser Begriff ist die internationale Bezeichnung für den Inhaltsstoff, der in kosmetischen Produkten verarbeitet wird.
  • Wasserhaltige Wollwachs hingegen ist laut Deutschem Arzneibuch (DAB) die traditionelle Mischung aus Wollwachs (größter Anteil), dickflüssigem Paraffin und Wasser. Es ist unter anderem die Grundlage vieler pharmazeutischer Salben. Um es komplizierter zu machen: Diese Mixtur wird ebenfalls als Lanolin bezeichnet, weshalb es oft zu Verwechslungen mit dem kosmetischen Inhaltsstoff kommt. Im pharmazeutischen Bereich hat sich jedoch der Name Wollwachs weitgehend durchgesetzt, in allen anderen Bereichen ist Lanolin gebräuchlicher.
  • Heilwolle ist naturbelassene Schafwolle, die Wollwachs enthält. In der Verarbeitung unterscheidet sie sich wesentlich von der Lanolin-Gewinnung.

Was ist der Unterschied zwischen Wollwachs und Wollfett?

Der Begriff Wollfett wird häufig als Synonym für Wollwachs verwendet. Streng genommen ist diese Bezeichnung aber falsch. Warum? Fette bestehen unter anderem aus Glycerin. Glycerin kommt aber in Wollwachs nicht vor.

Heilwolle – was ist das?

Heilwolle, auch als Rohwolle, Fettwolle oder medizinische Wolle bekannt, ist unbehandelte Schafwolle. Man sollte darauf achten, dass sie frei von chemischen Zusätzen ist und einen hohen Anteil an Wollwachs besitzt.

Anders als bei der Gewinnung von Lanolin wird die Wolle so gereinigt, dass das Wachs an den Wollfasern hängenbleibt und nicht ausgespült wird. Anschließend wird die Wolle zu einem Vlies gekämmt oder nur grob gebürstet. Man kann sie dann – wie Watte – leicht abzupfen. Mittlerweile ist Heilwolle ein geschützter Begriff. Nur Produkte aus zertifizierter Schafzucht und Herstellung dürfen diese Bezeichnung tragen. Kaufen kann man Heilwolle in Apotheken und Reformhäusern.

Nahaufnahme einer jungen Frau mit weißem Pullover und Jeans. Sie sitzt auf einem Stuhl und zupft Heilwolle aus einer Pappschachtel, die sie zwischen ihren Knien platziert hat. Der Kopf der Frau ist nicht zu sehen.

© rsm / gutberlet

Rohwolle wird schon seit der Antike als Heilmittel benutzt, um Entzündungen zu behandeln und Hautreizungen vorzubeugen.

Praktische Anwendungen von Heilwolle

Bereits in der Antike wurde Rohwolle als traditionelles Heilmittel benutzt, um Entzündungen sowie Reizungen der Haut zu behandeln und vorzubeugen. Warum die Heilwolle schon so lange im Einsatz ist, hat seine Gründe: Man sagt ihr nach, sie beruhige die Haut, wirke entzündungshemmend, biete einen atmungsaktiven Schutzmantel, wärmt, sei durchblutungsfördernd und kann sehr viel Feuchtigkeit aufsaugen.

Wann setzt man Heilwolle ein und worauf muss man achten?

Die Verwendung von Heilwolle soll den Heilprozess bei leichten Beschwerden unterstützen, ersetzt aber keine medizinische Behandlung. Es ist ratsam, vor der Anwendung von Rohwolle mit einem Arzt oder einer Ärztin zu sprechen.

Das sind typische Anwendungsbereiche:

  • Stillende Mütter verwenden sie zur unter anderem zur Brustwarzenpflege. Die Wolle im BH polstert wunde Brustwarzen und kann so die Schmerzen lindern.
  • Hat das Baby einen wunden Po, kann Heilwolle – einfach in die Windel gelegt – Entzündungen mildern.
  • Bei Erkältungen können Brustwickel aus Heilwolle wohltuend wirken.
  • Das Naturprodukt wärmt die Haut und fördert die Durchblutung. Daher kann Heilwolle bei der Lösung von Muskelverspannungen unterstützen.

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So wirkt Heilwolle am besten

Ob und wie schnell eine Anwendung mit Heilwolle wirkt, hängt von vielen Faktoren ab. Bei leichten Hautproblemen wie Rissen oder Schürfwunden kann sie Schmerzen bereits binnen Stunden oder Tagen lindern. Wichtig ist, dass die Heilwolle korrekt und konsequent angewendet wird. Bessern sich die Symptome innerhalb einer angemessenen Zeitspanne nicht, sollten jedoch ein Arzt oder eine Ärztin hinzugezogen werden.

Wichtig: Es ist empfehlenswert, Heilwolle nur bei milden Beschwerden einzusetzen. Bei schweren oder chronischen Problemen sollte man sich an die Hausärztin oder den Hausarzt wenden.

Lanolin – unverzichtbar für Hautpflege und Kosmetik

Wasserfreies und wasserhaltiges Lanolin findet sich in vielen unterschiedlichen Produkten der Hautpflege und Kosmetik:

Es ist

  • Bestandteil von Hautpflege-Präparaten
  • Grundlage für pharmazeutische Salben (wasserfrei) oder Cremes (können Wasser enthalten)
  • Rückfettungsmittel in Seifen
  • Emulgator und Zusatzstoff in Kosmetika

Positive Eigenschaften von Wollwachs

Menschen mit sehr trockener Haut, Ekzemen und akuten oder chronischen Hautentzündungen (Dermatitis) profitieren besonders von wollwachshaltigen Cremes und Salben, die begleitend zur Behandlung eingesetzt werden können. Gemeint ist hier das wasserhaltige Wollwachs – die bereits oben erwähnte traditionelle Mischung aus Wollwachs (größter Anteil), dickflüssigem Paraffin und Wasser. Die wichtigsten hautpflegenden Eigenschaften im Überblick:

  • Feuchtigkeitsspendend

    Wollwachs verhindert, dass die Haut Wasser verliert und austrocknet. Das natürliche feuchte Milieu bleibt somit erhalten und hält die Haut weich und geschmeidig.

  • Schutz vor Irritationen

    Wollwachs bildet eine Schicht auf der Haut, die vor Wind, Kälte und trockener Luft schützen kann.

  • Entzündungshemmend

    Rötungen, Entzündungen und Reizungen können sich mit Wollwachs-Produkten reduzieren.

  • Wundheilungsfördernd

    Wollwachs hält die Atmungsaktivität des Gewebes aufrecht, was die Wundheilung unterstützt. Es schützt zudem vor Infektionen und mindert Einrisse bei rauer Haut. Daher ist Wollwachs häufig in Babycremes oder Wund- und Schutzsalben enthalten.

Bei der Herstellung von Salben im pharmazeutisch-medizinischen Bereich dient das wasserhaltige Wollwachs dazu, Wasser sowie Zusatz- und Wirkstoffe aufzunehmen. Es lässt sich zudem mit beliebig vielen Ölen vermengen.

In der Kosmetik macht man sich die spezifischen Eigenschaften von Lanolin – wie das wasserhaltige Wollwachs in diesem Bereich meist genannt wird, ebenfalls zunutze. Hier fungiert es häufig als Coemulgator – ein Hilfsstoff, der dafür sorgt, dass sich zwei nicht mischbare Komponenten wie Wasser und Öl verbinden. Außerdem pflegt und schützt Lanolin empfindliche Lippen und sorgt dafür, dass Lippenstifte lange haften. In der Zutatenliste von Seifen findet man Lanolin ebenfalls, weil es rückfettend wirkt und die Haut nicht austrocknet.

Wie verträglich ist Lanolin?

Das in der Kosmetik verwendete Lanolin ist meist gut verträglich, die Anwendung von Lanolin und verwandten Lanolinprodukten wie Wollwachsölen ist laut Cosmetic Ingredient Review (CIR) unbedenklich. Allerdings sollten Menschen mit sehr empfindlicher, fettiger oder zu Akne neigender Haut Lanolin besser meiden. Es könnte die Poren verstopfen und somit zu Hautproblemen führen. Einige Personen reagieren sogar allergisch auf Lanolin und entwickeln Hautirritationen oder Ekzeme. Es ist zudem bekannt, dass Lanolin wie die meisten Naturstoffe bei einzelnen Menschen auch eine Kontaktallergie auslösen kann. Die Folge: An der betreffenden Hautstelle – selten woanders oder am ganzen Körper – entwickelt sich mit zeitlicher Verzögerung ein roter, juckender Ausschlag. Mediziner und Medizinerinnen sprechen dann von einem Kontaktekzem, auch Kontaktdermatitis genannt.

Wie findet man heraus, ob man gegen Lanolin allergisch ist?

Schon seit den 1920er-Jahren steht das in der Kosmetik verwendete Lanolin im Verdacht, Kontaktallergien hervorzurufen. Allergologinnen und Allergologen können heute einen sogenannten Epikutan-Test durchführen, wenn sie eine Allergie auf Lanolin vermuten. Für den Test kleben sie Pflaster mit bekannten Kontaktallergenen, zum Beispiel auch Wollwachs, auf den oberen Rücken des Patienten oder der Patientin. Nach 48 Stunden entfernen sie die Pflaster und prüfen, ob sich darunter ein Ausschlag entwickelt hat. Wichtig zu wissen: Ein negativer Test auf der gesunden Rückenhaut kann jedoch nicht ganz ausschließen, dass gereizte oder erkrankte Hautpartien nicht doch mit einer Kontaktallergie reagieren.

Hinzukommt, dass Menschen mit chronischen Hauterkrankungen sensibler auf Lanolin reagieren als solche mit gesunder Haut. Insgesamt wird das Allergie-Potenzial von Wollwachsalkoholen aber als schwach eingestuft. Risikogruppen sind Menschen mit chronisch vorgeschädigter Haut oder ältere Patientinnen und Patienten.

Tipp: Das DAAB-Logo des Deutschen Allergie- und Asthmabundes bietet Allergikern und Menschen mit chronischen Hauterkrankungen eine gute Orientierung beim Kauf von Kosmetika und Hautpflege-Produkten. Diese Artikel sind geprüft und auf gute Verträglichkeit getestet.

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