Herz & Kreislauf
Agranulozytose – eine seltene, aber gefährliche allergische Reaktion
Veröffentlicht am:20.12.2023
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Agranulozytose ist meist eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente, bei der Abwehrzellen im Blut zerstört werden. Eine schnelle Diagnose ist wichtig, damit die verursachenden Medikamente abgesetzt und weitere Maßnahmen ergriffen werden können.

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Agranulozytose: Was ist das?
Bei einer Agranulozytose sind erheblich zu wenig Granulozyten im Blut – eine bestimmte Art der weißen Blutkörperchen (Leukozyten).
Wann spricht man von einer Agranulozytose?
Granulozyten werden wie alle Blutzellen im Knochenmark gebildet. Sie machen rund 50 bis 80 Prozent der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) aus.
In jedem Mikroliter Blut befinden sich etwa 2.000 bis 8.000 Granulozyten. Ist deren Zahl stark vermindert, so dass sich weniger als 500 Granulozyten in einem Mikroliter Blut befinden, spricht man von einer Agranulozytose.
Aufgabe der Granulozyten im Immunsystem
Granulozyten sind maßgeblich an der Immunabwehr von Mikroorganismen wie Bakterien, Parasiten oder Pilzen beteiligt. Außerdem unterstützen sie die Wundheilung. Sind zu wenige Granulozyten im Blut, ist das Immunsystem stark geschwächt. Krankheitserreger treffen auf weniger Gegenwehr und können sich leichter im Körper ausbreiten. Das Risiko für Infektionskrankheiten steigt. Betroffene werden aber nicht nur häufiger krank, sondern die Krankheiten verlaufen meist auch schwerer als bei Menschen mit einem intakten Immunsystem. Wegen der Gefahr schwerer Krankheitsverläufe ist eine Agranulozytose potenziell lebensbedrohlich.

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Formen der Agranulozytose
Die Agranulozytose ist meist eine Nebenwirkung von Medikamenten. Die Verminderung der Granulozyten ist dabei die Folge einer allergischen Reaktion auf den Komplex aus Medikamenten und Plasmaproteinen. Fachleute sprechen von einer allergischen Agranulozytose. Die Granulozyten werden dabei direkt zerstört. Manchmal sind auch die Vorläuferzellen im Knochenmark betroffen, so dass auch die Bildung neuer Granulozyten gestört ist. Diese Variante wird als toxische< Agranulozytose bezeichnet. Bei der sehr viel selteneren angeborenen Agranulozytose bildet das Knochenmark von Geburt an zu wenig Granulozyten.
Welche Medikamente können eine Agranulozytose auslösen?
In den allermeisten Fällen ist eine Agranulozytose eine allergische Reaktion auf bestimmte Medikamente. Sie ist eine schwerwiegende, aber seltene Nebenwirkung. Am häufigsten tritt eine Agranulozytose nach Einnahme des Schmerzmedikaments Metamizol (Handelsnamen unter anderem Novalgin, Berlosin, und Novaminsulfon) und bei Medikamenten gegen Schilddrüsenüberfunktion wie Thiamazol, Carbimazol oder Propylthiouracil auf. Auch Chemotherapien bei Krebserkrankungen können eine Agranulozytose auslösen.