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Herz & Kreislauf

Aortenklappenstenose: mangelnde Durchblutung durch verengte Herzklappen

Veröffentlicht am:01.11.2023

6 Minuten Lesedauer

Bei einer Aortenklappenstenose hat das Herz Schwierigkeiten, genug Blut in den Kreislauf zu pumpen. Die Krankheit tritt oft aufgrund von altersbedingtem Verschleiß auf. Unbehandelt kann sie schwerwiegende Folgen haben.

Ein älterer Mann, bei dem der Verdacht auf eine Aortenklappenstenose besteht, bekommt von seinem Kardiologen die nächsten Schritte erklärt.

© iStock / andresr

Was ist eine Aortenklappenstenose?

Als Stenose bezeichnet man in der Medizin eine Verengung von Blutgefäßen oder anderen Hohlorganen. Das Herz ist ein solches Hohlorgan, außerdem zum Beispiel der Magen oder der Darm. Im Fall der Aortenklappenstenose ist die Aortenklappe, eine der vier Herzklappen, verengt. Dadurch kann sich die Klappe nicht mehr weit genug öffnen. Schließt dagegen eine Herzklappe nicht mehr vollständig, sprechen Fachleute von einer Herzklappenschwäche oder Klappeninsuffizienz. Es gibt auch kombinierte Herzklappenfehler, bei denen beide Fehlfunktionen – Stenose und Insuffizienz – gleichzeitig auftreten.

Je nachdem, wie weit die Verengung fortgeschritten und die Funktion der Herzklappe eingeschränkt ist, teilen Fachleute eine Aortenklappenstenose in verschiedene Schweregrade ein: leichtgradige, mittelgradige und hochgradige Aortenklappenstenose.

Die wichtige Aufgabe der Herzklappen

Die Herzklappen – außer der Aortenklappe sind das die Trikuspidalklappe, die Mitralklappe und die Pulmonalklappe – erfüllen eine wichtige Funktion. Im Blutkreislauf arbeitet das Herz als Pumpe. Das „verbrauchte“ sauerstoffarme Blut fließt über die Venen zum Herzen. Von hier wird es zur Lunge gepumpt, von wo es angereichert mit Sauerstoff zurück zum Herzen strömt. Das ist der sogenannte Lungenkreislauf. Das sauerstoffreiche Blut wird wiederum vom Herzen in den Körperkreislauf gepumpt. Die Herzklappen funktionieren wie Ventile: Sie lassen das Blut nur in einer Richtung passieren, so dass es immer in die richtige Richtung strömt – und nicht etwa ins Herz oder in den Lungenkreislauf zurück.

Was passiert, wenn sich die Aortenklappe verengt?

Die Aortenklappe regelt den Blutfluss aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader des Körpers, die Aorta. Eine Aortenklappenstenose beeinträchtigt den Fluss des sauerstoffreichen Blutes vom Herzen in den Körperkreislauf. Damit noch ausreichend Blut in den Kreislauf gelangt, muss das Herz stärker pumpen. Das führt zu einer Verdickung des linken Herzmuskels und einer Überlastung des Herzens. Dadurch nimmt die Pumpleistung ab. Unbehandelt kann eine Aortenklappenstenose zu einer lebensbedrohlichen Herzschwäche führen.

Wie häufig ist die Aortenklappenstenose?

Generell sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Ursache für mehr als jeden dritten Todesfall in Deutschland. Herzklappenfehler kommen seltener vor als beispielsweise die Arteriosklerose oder die koronare Herzkrankheit. In den Industrienationen leiden etwa 13 Prozent der Menschen ab 75 Jahren unter einer Herzklappenerkrankung, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Unter den Herzklappenfehlern kommt die Aortenklappenstenose am häufigsten vor. Eine hochgradige Aortenklappenstenose haben ungefähr drei bis fünf Prozent der Menschen über 75 Jahren.

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Wie kommt es zu einer Aortenklappenstenose?

Etwa ein Prozent der an einer Aortenklappenstenose erkrankten Menschen haben einen angeborenen Herzklappenfehler. In diesem Fall hat die Aortenklappe von Geburt an eine veränderte Form oder eingeschränkte Funktion, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit einer Stenose deutlich erhöht.

Die überwiegende Zahl der Fälle von Aortenklappenstenosen ist auf altersbedingten Verschleiß zurückzuführen. Durch Kalkeinlagerungen verdickt sich die Aortenklappe, wird dadurch enger und weniger beweglich. Eine solche erworbene Aortenklappenstenose betrifft in der Regel Menschen, die älter als 60 Jahre sind.

Verschleiß und Kalkeinlagerungen kann man nicht verhindern. Es gibt aber Risikofaktoren, die eine Aortenklappenstenose begünstigen und die sich zum Teil begrenzen oder vermeiden lassen:

Nur selten ist statt Verschleiß eine Vorerkrankung die Ursache einer Aortenklappenstenose. Nach einem rheumatischen Fieber oder nach einer Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) sind Vernarbungen an der Aortenklappe möglich. Diese Vernarbungen können wiederum die Klappe verengen und den Blutfluss beeinträchtigen.

Welche Beschwerden treten bei einer Aortenklappenstenose auf?

Leicht- bis mittelgradige Aortenklappenstenosen verlaufen meist lange beschwerdefrei, die Betroffenen bemerken sie oft nicht. Selbst eine hochgradige Aortenklappenstenose kann jahrelang ohne Symptome bleiben, wenn das Herz durch verstärkte Pumpleistung die Verengung ausgleichen kann. Deutliche Beschwerden treten in der Regel dann auf, wenn das Herz nicht mehr ausreichend Blut in den Körperkreislauf pumpen kann, was die körperliche Leistungsfähigkeit vermindert. Außerdem kommt es zu einem Rückstau des Blutes im Herz, was im weiteren Verlauf auch die Lunge und den gesamten Blutkreislauf beeinträchtigen kann.

Symptome treten anfänglich vor allem bei körperlichen Belastungen wie Treppensteigen auf, etwa:

  • Luftnot
  • Enge- oder Druckgefühl und Schmerzen in der Brust
  • Schwindel
  • Ohnmachtsanfälle
  • unregelmäßiger, verlangsamter oder beschleunigter Puls
  • Wassereinlagerungen, besonders an den Unterschenkeln

Je länger eine hochgradige Aortenklappenstenose besteht, desto häufiger treten die Symptome auch bei körperlicher Ruhe auf. Wenn eine Aortenklappenstenose mit ausgeprägten Symptomen nicht behandelt wird, steigt die Wahrscheinlichkeit eines plötzlichen Herztodes. Deshalb sinkt bei einer unbehandelten hochgradigen Aortenklappenstenose die Lebenswartung drastisch: Die mittlere Überlebensdauer ab dem Auftreten starker Beschwerden beträgt ohne Behandlung nur zwei bis drei Jahre.

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Wie wird eine Aortenklappenstenose diagnostiziert?

Bei Beschwerden, die auf eine Herzerkrankung wie eine Aortenklappenstenose hindeuten, sollten Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufsuchen. Oft liefert das Abhören des Herzens mit dem Stethoskop erste Hinweise auf die Art der Erkrankung. Vermutet der Arzt oder die Ärztin nach dem Abhören eine Aortenklappenstenose, folgen weitere Untersuchungen, zum Beipiel:

  • Echokardiographie (Ultraschall des Herzens): Manchmal führen Ärzte oder Ärztinnen diese Untersuchung über die Speiseröhre durch (transösophageale Echokardiographie). Dazu führen sie einen dünnen Schallkopf in die Speiseröhre ein und schieben ihn bis auf Herzhöhe vor. Bei diesem Verfahren liegt der Schallkopf näher am Herzen und liefert bessere Bilder.
  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Röntgen
  • Herzkatheteruntersuchung: Ein dünner Schlauch (Katheter) wird an der Leiste oder am Unterarm in eine Arterie eingeführt und bis zur Herzklappe geschoben. Über den Katheter spritzen Ärzte oder Ärztinnen Kontrastmittel in den linken Teil des Herzens, wodurch der Blutfluss im Herz mit einem speziellen Röntgengerät dargestellt werden kann.
  • Gegebenenfalls Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT)
Eine Kardiologin führt eine Echokardiographie bei einem Patienten durch.

© iStock / Inside Creative House

Um eine Aortenklappenstenose festzustellen, können EKG, MRT oder eine Echokardiographie Aufschluss geben.

Wie wird eine Aortenklappenstenose behandelt?

Leichtgradige Aortenklappenstenosen, bei denen keine Symptome auftreten, beobachten Ärztinnen und Ärzte in der Regel nur. Erst wenn Kontrolluntersuchungen eine Verschlechterung anzeigen oder Beschwerden auftreten, wird eine Behandlung nötig.

Eine wirksame Therapie der Aortenklappenstenose mit Medikamenten gibt es nicht. Stattdessen führen Herzchirurgen und -chirurginnen bei hochgradig verengten Aortenklappen meist eine Operation durch, bei der die verengte Herzklappe entfernt und eine Prothese, also eine Ersatzklappe eingesetzt wird.

Es gibt zwei verschieden Arten von Ersatzklappen und zwei unterschiedliche Operationsarten. Welche Art der Klappen eingesetzt und welche Operation durchgeführt wird, hängt von der individuellen Krankengeschichte und dem Krankheitsbild ab. Dabei spielen Faktoren wie das Alter oder weitere Erkrankungen eine wichtige Rolle. Betroffene werden vom Arzt oder der Ärztin umfassend beraten und in den Entscheidungsprozess miteinbezogen.

Diese zwei Arten von Ersatzklappen gibt es

  • Mechanische Ersatzklappen aus Kunststoff und Metall. Sie haben eine sehr lange Lebensdauer, aber es können sich an ihnen Blutgerinnsel bilden. Patienten und Patientinnen mit einem mechanischen Aortenklappenersatz müssen daher lebenslang Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung einnehmen.
  • Biologische Klappen aus dem Herzbeutelgewebe von Rindern oder Schweinen halten etwa 10 bis 20 Jahre, wobei es individuell starke Unterschiede gibt. Eine begleitende Therapie mit Medikamenten gegen Blutgerinnsel ist nicht notwendig, aber unter Umständen müssen biologische Prothesen irgendwann ausgetauscht werden.

Wegen der notwendigen Medikamentengabe werden mechanische Klappen in Deutschland nur noch selten eingesetzt.

Zwei OP-Verfahren bei Aortenklappenstenose

Beim konventionellen chirurgischen Eingriff ersetzt der Arzt oder die Ärztin die Aortenklappe über den geöffneten Brustkorb. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine.

Der kathetergestützte Aortenklappenersatz (TAVI – Transcatheter Aortic Valve Implantation) erfolgt minimalinvasiv. Der Arzt oder die Ärztin schiebt über die Leistenarterie einen Herzkatheter zur verengten Klappe vor und dehnt sie mit einem Ballon auf. Dann setzt er oder sie über den Katheter eine zusammengefaltete biologische Herzklappe an die Stelle der alten Klappe.

Direkt nach dem jeweiligen Eingriff sind Patienten und Patientinnen für einige Zeit wenig belastbar. Langfristig verbessert sich in den allermeisten Fällen ihr Gesundheitszustand und ihre Leistungsfähigkeit.

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