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Herz & Kreislauf

Mit einem Blutdruckmessgerät den Blutdruck richtig messen

Veröffentlicht am:29.04.2024

6 Minuten Lesedauer

Speziell für Menschen mit Bluthochdruck ist es ratsam, den Blutdruck regelmäßig selber zu messen. Fehler können die Messwerte allerdings verfälschen und eine Therapie erschweren. Das müssen Sie beachten, wenn Sie Ihren Blutdruck selber messen.

Eine Frau sitzt an einem Tisch und legt sich die Manschette eines Blutdruckmessgeräts um den linken Oberarm.

© iStock / PIKSEL

Was ist der Blutdruck?

Wer seinen Blutdruck messen und die Werte verstehen will, sollte wissen, wie der Blutdruck überhaupt entsteht: Als Blutdruck wird der Druck in unseren Blutgefäßen bezeichnet. Er ist das Zusammenspiel unseres Herzschlags und der Spannung der Blutgefäße. Das Herz funktioniert wie eine Pumpe, die das Blut durch den Blutkreislauf bewegt. Dafür schlägt es in Ruhe 60 bis 80 Mal pro Minute.

  • Der Druck im Moment des Herzschlags entspricht dem systolischen Blutdruck.
  • Der sogenannte diastolische Blutdruck besteht, wenn sich der Herzmuskel entspannt. Das ist der Moment, in dem sich das Herz ausdehnt und mit Blut füllt, das beim folgenden Schlag wieder in Umlauf gerät.

Wird ein systolischer Druck von 120 und ein diastolischer von 80 ermittelt, ist von „120 zu 80 Millimeter Quecksilbersäule“ die Rede – geschrieben als 120/80 mmHg.

Damit das Blut durch die Adern zu den Organen fließt, ist Druck notwendig. Dafür ist die Elastizität der Hauptschlagader – der sogenannten Aorta – entscheidend. Diese kann sich ausdehnen und reichlich Blut aus dem Herzen aufnehmen. Die Spannung, die von den Wänden der Aorta ausgeht, sorgt dafür, dass das Blut weiter durch den Körper transportiert wird, sobald sich das Herz entspannt.

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Ihren Blutdruck können Sie manuell oder digital messen. Die beiden Methoden unterscheiden sich in der Handhabung und in der Genauigkeit.

Blutdruck analog messen

Bei der manuellen Blutdruckmessung werden die Werte mit dem sogenannten Sphygmo-Manometer bestimmt. Er besteht aus:

  • einer Manschette
  • einem Druckmesser (Manometer)
  • einem Stethoskop

Die Manschette, die mit dem Messgerät (Manometer) verbunden ist, wird über den Oberarm gestülpt und aufgepumpt. Ziel ist es, soviel Druck auf die Oberarmmuskulatur und die darunter liegenden Blutgefäße auszuüben, dass kein Blut mehr hindurchfließen kann. Anschließend wird die Luft aus der Manschette langsam abgelassen. Sobald wieder Blut durch die Oberarmarterie strömt, entsteht ein Klopfen, das mit dem Stethoskop in der Armbeuge erfasst wird. Der Druck der Manschette ist jetzt nicht mehr stark genug, um das Blut, das mit jedem Herzschlag über die Oberarmarterie in den Arm gepumpt wird, zu unterbinden. Er ist aber immer noch so stark, um die Arterie nach jedem Herzschlag wieder zusammenzudrücken. Dadurch prallen die Gefäßwände aufeinander und ein Klopfgeräusch entsteht. Sobald man es das erste Mal hört, kann man den systolischen Blutdruck auf dem Messgerät ablesen. Sinkt der Druck der Manschette so weit, dass die Arterie offen bleibt, verschwindet das Klopfen. Jetzt wird der diastolische Blutdruck abgelesen.

Blutdruck digital messen

Je nach Modell werden digitale Blutdruckmessgeräte am Oberarm, am Finger oder am Handgelenk angelegt. Sie sind in der Regel oszillometrisch messende Vollautomaten. Das bedeutet, dass sie den Blutdruck automatisch anhand der Schwankungen des Blutvolumens in den Arterien ermitteln. Meist reicht ein Knopfdruck, um sie zu aktivieren. Ist die Messung beendet, zeigt das Display den oberen (systolischen) und unteren (diastolischen) Blutdruckwert an.

Einige Modelle visualisieren auch die Herzfrequenz und zeigen den mittleren arteriellen Blutdruck (MAD) an. Dieser entspricht dem Mittelwert des Blutdrucks, der im Gefäßsystem herrscht – unabhängig von den systolischen und diastolischen Schwankungen. Gemessene Werte werden automatisch oder auf Knopfdruck abgespeichert und können wieder abgerufen werden.

Die manuelle Blutdruckmessung ist genauer als die digitale – aber nur, wenn sie richtig durchgeführt wird. Da die manuelle Messung schwieriger in der Handhabung ist, setzen besonders private Haushalte auf digitale Blutdruckmessgeräte. Diese können allerdings unzuverlässige Messungen ergeben; besonders, wenn Menschen von bestimmten Herzrhythmusstörungen oder steifen Arterien aufgrund einer Arteriosklerose betroffen sind.

Wie misst man den Blutdruck richtig?

Um den Blutdruck richtig selber zu messen, müssen Sie einige Dinge beachten:

  • Sitzen Sie in ruhiger Umgebung fünf Minuten lang still und bleiben Sie auch während der Blutdruckmessung entspannt.
  • Schlagen Sie die Beine nicht übereinander, sondern stellen Sie beide Füße nebeneinander auf, damit der Blutdruck nicht durch die Anspannung in den Muskeln ansteigt.
  • Der Messpunkt muss sich immer auf der Höhe des Herzens befinden – auch wenn Sie den Blutdruck am Handgelenk messen. Befindet sich das Messgerät unterhalb des Herzens, sind die Werte zu hoch. Befindet es sich oberhalb des Herzens, dann sind sie zu niedrig.
  • Es wird empfohlen, den Blutdruck täglich morgens( gegebenenfalls vor der Einnahme von Medikamenten) und abends und immer zur gleichen Zeit zu messen.
  • Der Blutdruck sollte an dem Arm gemessen werden, der die höheren Blutdruckwerte hat. Um das zu erkennen, kann der Arzt oder die Ärztin an beiden Armen messen und eine Empfehlung abgeben. Es kann vorkommen, dass die Blutdruckunterschiede an den Armen bis zu 20 mmHg betragen.
  • Die Manschette sollte nicht zu stramm und zwei Querfinger oberhalb der Ellenbeuge sitzen. Unter die verschlossene Manschette sollte noch ein Finger passen. Legen Sie den Arm entspannt auf.

Bei einer Langzeit-Blutdruckmessung tragen Sie über 24 Stunden eine Manschette, die mit einem Messgerät verbunden ist. Das misst die Blutdruckwerte regelmäßig und zeichnet sie auf, um Unregelmäßigkeiten festzustellen.

Gesund essen für den Blutdruck: Eine ältere Frau und ein älterer Mann stehen in der Küche, vor ihnen liegen viele gesunde Lebensmittel, auf ihrem Handy schauen sie das Rezept an.

© iStock / lucigerma

Auch der Lebensstil hat einen Einfluss auf den Blutdruck. Zu viel Salz, Alkohol und zu wenig Bewegung begünstigen Bluthochdruck.
StufeSystolischer Blutdruck in mmHgDiastolischer Blutdruck in mmHg
niedrigunter 100unter 60
normalunter 130unter 85
hoch130 bis 13985 bis 89
leicht erhöht (Hypertonie Grad 1)140 bis 15990 bis 99
mittelgradig erhöht (Hypertonie Grad 2)160 bis 179100 bis 109
deutlich erhöht (Hypertonie Grad 3)über 180über 110

Von Bluthochdruck (Hypertonie) sprechen Ärzte und Ärztinnen, entsprechend der Europäischen Blutdruck-Leitlinie, ab einem systolischen Wert von 140 mmHg und einem diastolischen Wert ab 90 mmHg – sofern diese Werte an zwei verschiedenen Tagen in einer Arztpraxis gemessen wurden. Bei einer Selbstmessung gilt bereits der Wert 135/85 mmHg als Obergrenze, wenn er im Schnitt an sieben aufeinanderfolgenden Tagen besteht. Der Grund ist, dass Blutdruckwerte in der Praxis oft höher ausfallen, da Patienten und Patientinnen häufig nervös sind. Es ist dann vom sogenannten „Weißkittelhochdruck“ die Rede.

Der Blutdruck schwankt auch in anderen Situationen: Er ist im Schlaf eher niedrig und erhöht sich, wenn wir uns bewegen und unsere Muskeln gut durchblutet werden. Auch das Alter und unser Lebensstil haben Einfluss auf den Blutdruck.

Weil unsere Gefäßwände steifer werden, steigt mit den Jahren vor allem der obere, systolische Blutdruckwert. Wer übergewichtig ist, Lebensmittel mit zu viel Salz isst, regelmäßig Alkohol trinkt oder sich zu wenig bewegt, riskiert verstärkt, dass sich im Lauf der Zeit ein hoher Blutdruck entwickelt. Auch Medikamente wie die Antibabypille oder eine genetische Veranlagung können Bluthochdruck auslösen. Eine Veränderung des Lebensstils sowie Blutdrucksenker können helfen, einen zu hohen Blutdruck wieder in normale Bahnen zu lenken. Die Normalwerte gelten bei Erwachsenen für alle Altersgruppen. Die einzige Ausnahme bilden über 80-Jährige: Hier diskutieren Mediziner und Medizinerinnen, ob leicht erhöhte Werte sinnvoller wären.

Blutdruckrechner für Kinder und Jugendliche

Bis Kinder etwa fünf Jahre alt sind, sollten Kinderärzte und -ärztinnen ihren Blutdruck messen. Sobald die privaten Blutmessgeräte auf die Kinderarme passen, können auch Eltern den Blutdruck ihrer Kinder messen. Zur Unterstützung gibt es vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte einen Blutdruckrechner im Internet.

Welche Fehler können beim Blutdruckmessen passieren?

Nur jedes zweite Blutdruckmessgerät für zu Hause misst zuverlässig. Deshalb ist es wichtig, überprüfte (validierte) Blutdruckmessgeräte zu verwenden. Bevor Sie beginnen, Ihren Blutdruck selbst zu messen, sollte der Hausarzt oder die Hausärztin sicherheitshalber eine standardisierte Vergleichsmessung machen. Bei der Wahl der Manschette und beim Anlegen können Fehler passieren. Standard sind Manschetten für einen Handgelenksumfang von rund 19,5 Zentimetern und einen Oberarmumfang von 33 Zentimetern, bei einem größeren Umfang ist dementsprechend eine größere Manschette notwendig.

Selbst wenn Sie bei der Blutdruckmessung alles richtig machen, können bei Ihrer Messung andere Werte herauskommen als in der Arztpraxis. Am besten lassen Sie sich in der Praxis schulen, um mit Ihrem Blutdruckmessgerät bei sich selbst den korrekten Blutdruck messen zu können.


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