Herz & Kreislauf
Erste Hilfe auf Festivals
Veröffentlicht am:27.09.2024
6 Minuten Lesedauer
Auf Festivals kommen viele Menschen zum Feiern zusammen. Im dichten Gedränge, bei hohen Temperaturen und durch andere Faktoren kann es zu Notsituationen kommen. Diese Erste-Hilfe-Maßnahmen sind dann wichtig.
Inhalte im Überblick
Wie erkennt man, ob auf einem Festival eine Notsituation vorliegt?
Der Festivaltag könnte nicht schöner sein: Das Wetter spielt mit, die Stimmung passt und alle Menschen tanzen – doch plötzlich bricht mitten in der Menschenmenge jemand bewusstlos zusammen. Schnell macht sich Unsicherheit breit: Häufig möchte niemand die erste Person sein, die eingreift, um bloß nichts falsch zu machen. Dabei sind in Notsituationen gerade die ersten Minuten entscheidend. Sofortige Hilfe rettet Betroffenen mitunter das Leben.
Aber wann ist eine Situation überhaupt lebensbedrohlich? Die möglichen Notfälle auf einem Festival fallen sehr unterschiedlich aus und äußern sich auch entsprechend verschieden. Das liegt daran, dass hier viele Faktoren zusammenkommen: Besucher und Besucherinnen halten sich womöglich den gesamten Tag in der prallen Sonne auf, sie tanzen meist viel, vergessen, ausreichend zu trinken und verlieren durch das Schwitzen zusätzlich Flüssigkeit. Außerdem bereitet das dichte Gedränge am Eingang oder vor der Bühne vielen Menschen großen Stress. Nicht zuletzt kommt auf einem Festival eine große Menge Menschen zusammen – manche von ihnen bringen chronische Krankheiten wie Herzleiden mit, die sie anfälliger für einen Notfall machen. Daher gilt für alle Festivalfans: Augen auf! Zeigt eine Person ein untypisches Verhalten oder sichtbare Verletzungen, ist Erste Hilfe gefragt. Menschen mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand werden zum Beispiel plötzlich bewusstlos; eine Vergiftung mit Halluzinogenen wie LSD kann Angst, Psychosen wie Wahnvorstellungen und Desorientierung hervorrufen; Kopfschmerzen, Unruhe und Schwindel können auch Anzeichen eines Sonnenstichs sein.
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Rettungskette: So funktioniert sie auch auf einem Festival
Die Rettungskette ist eine Abfolge verschiedener Maßnahmen, um Menschen im Notfall schnell zu versorgen. Bei einer Notsituation in der Menschenmenge beachten Besucher und Besucherinnen am besten einige Besonderheiten, aber vor allem gilt: Ruhe bewahren und handeln!
So kann die Rettungskette auf einem Festival aussehen:
- Die Person absichern – in der Menschenmenge kann dies bedeuten, andere Personen zu bitten, zurückzutreten.
- Das Umfeld alarmieren – der klassische Ruf nach „Hilfe“ funktioniert sehr gut. Zusätzlich kann man eine weitere helfende Person zum Rettungszelt schicken, um dort über den Vorfall zu informieren. Auf jeder Großveranstaltung gibt es einen Sanitätsdienst. Natürlich gehört auch die Alarmierung des Rettungsdienstes zu den ersten Maßnahmen.
- Sich einen Überblick verschaffen – welche Symptome zeigt die betroffene Person?
- Wenn möglich, die betroffene Person aus dem Gefahrenbereich führen – zum Beispiel, wenn sie eine Panikattacke erleidet. Wichtig ist, dass die benachrichtigten Rettungssanitäter und Rettungssanitäterinnen den neuen Aufenthaltsort erfahren, wenn bereits vorher eine Person zum „Hilfe holen“ entsendet wurde.
- Bei Bedarf lebensrettende Maßnahmen durchführen – dazu gehört die Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Weiterführende Erste Hilfe Maßnahmen, bis der Rettungsdienst vor Ort ist:
- Erste-Hilfe-Maßnahmen wie etwa die Herzdruckmassage oder Herz-Lungen-Wiederbelebung fortsetzen.
- Nachrangige Maßnahmen, zu denen beispielsweise die Wundversorgung zählt, durchführen.
- Psychischen Beistand und Betreuung leisten. Dazu gehören vorsichtiger Körperkontakt, Ansprache und Zuhören.
Ist der Rettungsdienst eingetroffen, übernimmt er die Verantwortung für die Situation. Sanitäterinnen und Sanitäter führen die Erste-Hilfe-Maßnahmen fort und leiten bei Bedarf eine ärztliche Erstversorgung ein. Gegebenenfalls transportieren sie die betroffene Person in ein Krankenhaus.
Was tun, wenn eine Person auf einem Festival zusammenbricht?
Wer eine regungslose Person auf dem Festivalgelände findet oder beobachtet, wie ein Mensch beim Tanzen zusammenbricht, kann gezielt reagieren. Zunächst prüfen Ersthelfende das Bewusstsein, indem sie die Person ansprechen oder leicht an der Schulter berühren. Wenn der oder die Betroffene nicht reagiert, sollten Ersthelfende durch gezielte Ansprache weitere Menschen mit in die Erste Hilfe einbeziehen. Jetzt ist es wichtig, zu überprüfen, ob der aufgefundene Mensch atmet. Helfende legen zunächst eine Hand auf die Stirn und die andere auf die Kinnspitze und neigen den Kopf leicht nach hinten, um die Atemwege freizumachen. Mit dem Ohr in Mundnähe und dem Blick auf den Brustkorb können sie Anzeichen wie Atemgeräusche oder einen Luftstrom wahrnehmen. Je nachdem, ob die Person atmet oder nicht, fahren Ersthelfende nun mit der stabilen Seitenlage oder einer Herzdruckmassage fort.
Die Person atmet nicht – die Herzdruckmassage als Erste Hilfe
Haben sich Helfende vergewissert, dass die Person nicht atmet, sollte sofort ein Notruf getätigt oder der Sanitätsdienst auf dem Festivalgelände informiert werden. Mit einer unmittelbar eingeleiteten Herzdruckmassage verdoppeln bis verdreifachen Ersthelfende nun die Überlebenschancen des oder der Betroffenen bei einem Herzstillstand – daher gilt: beherzt eingreifen.
So funktioniert die Herzdruckmassage:
- Neben den Patienten oder die Patientin knien und den Ballen einer Hand in der Mitte der Brust positionieren.
- Die andere Hand auf die positionierte Hand legen und die Finger miteinander verschränken, die Arme bleiben gerade.
- Das Brustbein wird nun zwischen fünf und sechs Zentimeter nach unten bewegt und nach dem Herunterdrücken wieder vollständig entlastet – die Hände bleiben aber stets im Kontakt mit dem Brustkorb.
- 100 bis 120 Mal pro Minute massieren Helfende nun das Herz mit Druck. Zusätzlich beatmen Helfende die betroffene Person durch die Nase oder den Mund – der Kopf des Menschen, der sich in Not befindet, ist dabei nach hinten geneigt. Das richtige Verhältnis beträgt hier 3 Herzdruckmassagen und zwei Beatmungen pro Sekunde.
Die stabile Seitenlage
Wenn die betroffene Person atmet, leisten Ersthelfende mit der stabilen Seitenlage einen wichtigen Beitrag, um die Atemwege freizuhalten.
Was tun, wenn eine Person dehydriert ist?
Bei warmem Wetter, viel Bewegung und geringer Flüssigkeitszufuhr kann es zu einer Dehydration, also einer Austrocknung des Körpers, kommen. Symptome einer Dehydration sind unter anderem Übelkeit, Muskelkrämpfe, Kreislaufbeschwerden, Benommenheit und spröde Lippen. In dem Fall ist es wichtig, dem Körper mit vielen kleinen Schlucken wieder Flüssigkeit zuzuführen. Bei einer starken Dehydration, die unter anderem mit einer erhöhten Herzfrequenz oder Verwirrtheit einhergehen kann, verständigen Ersthelfende den Sanitätsdienst. Die medizinischen Fachkräfte können den Kreislauf mit Infusionen stabilisieren. Eine Dehydration kann sich auf dem Festival übrigens auch durch den Einfluss von Drogen oder Alkohol ergeben – Personen können durch den Konsum stark schwitzen oder vergessen, zu trinken. Im Ernstfall ist auch hier Erste Hilfe gefragt: zum Beispiel Flüssigkeit ersetzen und die stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit anwenden.
Was tun bei Sonnenstich oder Hitzschlag?
Kommt es zu einer Überwärmung im Bereich des Kopfes und des Nackens, können Hirnhäute und das Gehirn gereizt reagieren. Anzeichen für einen Sonnenstich sind Benommenheit, Unruhe, Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen. Spätestens dann heißt es, ab in den Schatten und ausreichend trinken. Als Erste-Hilfe-Maßnahme können Außenstehende den Kopf auf einem Kissen hochlagern – die erhöhte Position nimmt Druck von dem Gehirn. Außerdem hilft ein kühles Tuch im Nacken. Durst, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit können aber auch auf einen Hitzschlag hindeuten – dabei handelt es sich um einen Notfall, bei dem Ersthelfende auf jeden Fall den Sanitätsdienst verständigen sollten.
Wie reagiert man bei größeren Wunden richtig?
Auf den meisten Festivals sind wegen der Verletzungsgefahr Flaschen und andere Glasbehälter verboten. Trotzdem können sich Besucher und Besucherinnen Wunden zuziehen. Ersthelfende decken kleine Wunden, die nicht gereinigt werden müssen, mit einem Pflaster oder einem keimfreien Verband ab. Schnitt- oder Platzwunden, die stark bluten, oder Wunden, die stark verunreinigt sind und vielleicht einen Fremdkörper enthalten, werden besser von den Sanitäterinnen und Sanitätern auf dem Festivalgelände versorgt.
Passende Angebote der AOK
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Die AOK bietet ein breit aufgestelltes Kursprogramm an, um ihren Versicherten Informationen rund um ihre Gesundheit verfügbar zu machen. Dazu zählen auch Veranstaltungen, die sich mit Erste Hilfe beschäftigen, wie das „Baby-Kind-Erste-Hilfe-Seminar“.