Herz & Kreislauf
Sauerstoffsättigung im Blut – darum ist dieser Wert wichtig
Veröffentlicht am:30.05.2023
4 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 18.12.2023
Menschen brauchen Sauerstoff zum Leben. Die Sauerstoffsättigung gibt den Sauerstoffgehalt im Blut an. Zu niedrige Werte weisen auf ein Problem hin. Wie misst man die Sättigung, welcher Wert ist normal und was passiert bei einem zu geringen Wert?
Warum braucht der Körper Sauerstoff?
Für jeden körperlichen Prozess benötigen Lebewesen Energie. Sauerstoff spielt bei der Energiegewinnung eine tragende Rolle: Damit der Stoffwechsel funktioniert, muss Sauerstoff überall im Körper zur Verfügung stehen. Dafür sorgt der Blutkreislauf, denn mit dem Blut gelangt Sauerstoff zu allen Geweben und Organen.
Wie kommt der Sauerstoff ins Blut?
Bei der Atmung gelangt der in der Luft vorhandene Sauerstoff über Mund, Nase, Luftröhre und die Bronchien mit ihren Verzweigungen in die Lungenflügel. Die zwei Hauptbronchien der Lunge verästeln sich in immer feinere Atemwege. Am Ende der einzelnen Bronchialzweige hängen traubenartig die Lungenbläschen oder Alveolen. Hier findet der Gasaustausch statt. Eine gesunde Lunge verfügt über rund 300 Millionen Alveolen. Durch deren dünne Wände gehen die Sauerstoffteilchen ins Blut über, wo sie an die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) gebunden werden. Präziser ausgedrückt bindet sich der Sauerstoff an den in den Erythrozyten liegenden rote Blutfarbstoff (Hämoglobin). Über den Blutkreislauf wird das sauerstoffreiche Blut im Körper verteilt.
So funktioniert die Sauerstoffversorgung über den Blutkreislauf
Es gibt zwei Kreisläufe: Beim kleinen Kreislauf pumpt die rechte Herzkammer sauerstoffarmes Blut in die Lunge, wo es mit Sauerstoff angereichert wird und über die Lungenvene wieder zum Herzen gelangt. Im zweiten, großen Kreislauf wird das sauerstoffreiche Blut von der linken Herzkammer in den Körper gepumpt. Sauerstoff und andere wichtige Substanzen werden abgegeben, Abfallstoffe und Kohlendioxid werden aufgenommen. Über die Venen gelangt das sauerstoffarme Blut wieder zur rechten Herzkammer, wodurch beide Kreisläufe geschlossen sind.
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Eine ausreichende Sauerstoffsättigung im Blut ist überlebenswichtig
Die Sauerstoffsättigung zeigt an, wie viel Prozent des Hämoglobins mit Sauerstoff beladen sind. Nur mit einer ausreichend hohen Sättigung funktioniert der Körper einwandfrei. Ein gesunder Körper reguliert die Sauerstoffsättigung im Blut über die Atmung. Eine zu geringe Sauerstoffsättigung zeigt daher ein Problem mit der Atmungsfunktion an. Ein zu geringer Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut wird Hypoxämie genannt. Sie ist gefährlich, weil sie zu einer verminderten Sauerstoffversorgung des gesamten Organismus oder einzelner Organe führen kann, der sogenannten Hypoxie. Je niedriger die Sättigung ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit von schweren Schädigungen, insbesondere am Gehirn und am Herzen.
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Mögliche Ursachen einer zu niedrigen Sauerstoffsättigung im Blut
Viele Faktoren können die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, dem Blut ausreichende Mengen an Sauerstoff zuzuführen, darunter:
- Lungenerkrankungen wie Asthma, Bronchitis, Lungenemphysem, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) oder akute Infektionen der Lunge
- Blutarmut (Anämie)
- respiratorische Insuffizienz (Ateminsuffizienz): Gasaustauschstörungen in der Lunge und/oder Störungen der Atemmuskulatur und Atmungssteuerung durch Gehirn und Rückenmark
- starke Schmerzmedikamente, die die Atmung verlangsamen können
- gestörte Atmung im Schlaf (Schlafapnoe)
- Herzinsuffizienz
- Aufenthalt in großer Höhe mit geringem Sauerstoffgehalt der Luft
Mögliche Symptome, wenn die Sauerstoffsättigung zu niedrig ist
Die Krankheitszeichen bei einer Hypoxämie können stark variieren. Mögliche Symptome sind:
- Gefühl der Luftnot
- Kurzatmigkeit
- erschwerte Atmung
- schneller Herzschlag
- Kopfschmerzen
- Verwirrtheit
- bläuliche, manchmal rötliche Verfärbung der Haut, Fingernägel und/oder Lippe
- geringe Belastbarkeit
- Husten und Keuchen
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Wie misst man die Sauerstoffsättigung?
Wenn Ihr Arzt oder Ihre Ärztin angesichts bestimmter Vorerkrankungen oder spezifischer Symptome eine Sauerstoffunterversorgung vermutet, wird er oder sie die Sauerstoffsättigung messen. Es gibt zwei Verfahren:
- Pulsoxymetrie: Die Pulsoxymetrie nutzt den Umstand, dass das Hämoglobin je nach Sättigungsgrad verschiedene Färbungen hat und Licht unterschiedlich absorbiert. Ein Clip wird an einer Fingerkuppe oder am Ohrläppchen angebracht und sendet auf der einen Seite Lichtstrahlen aus, die Finger oder Ohrläppchen durchdringen und auf der anderen Seite auf einen Detektor treffen. Dieser misst, wie viel Licht ankommt. Ein Computer berechnet anhand der Lichtdaten den Anteil an sauerstoffgesättigtem Hämoglobin.
- Blutgasanalyse: Die Blutgasanalyse (auch BGA) ist eine labortechnische Untersuchung, mit der unter anderem exakt gemessen werden kann, wie hoch der Anteil des Hämoglobins ist, das Sauerstoff gebunden hat. Dafür wird entweder arterielles Blut (zum Beispiel aus einer Arterie am Handgelenk) oder Kapillarblut aus den kleinsten Blutgefäßen, den Kapillaren (meist aus dem Ohrläppchen) entnommen und mit speziellen Messgeräten analysiert.
Über die Blutgasanalyse lassen sich mehr und präzisere Daten gewinnen.
Wie hoch sollte die Sauerstoffsättigung im Blut sein?
Die Sauerstoffsättigung (sO₂) wird in Prozent angegeben. Die maximale Beladung des gesamten Hämoglobins mit Sauerstoff beträgt 100 Prozent. Als Referenzwerte für einen normalen Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut gelten 95 bis 99 Prozent.
Je nach Verfahren und Gerätetyp gibt es unterschiedliche Messwerte zum Sauerstoffstatus, darunter auch den Sauerstoffpartialdruck (pO₂). Er gibt an, wie hoch der Druckanteil am Gesamtgasdruck ist, den der Sauerstoff im Blut ausmacht. Die Referenzwerte für einen normalen Druck sind 71 bis 104 mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule, die Druckeinheit für Blutdruckangaben).
Wie wird eine zu niedrige Sauerstoffsättigung behandelt?
Die Behandlung einer zu niedrigen Sauerstoffsättigung im Blut richtet sich nach den Ursachen. Im akuten Notfall wird Sauerstoff zum Beispiel durch eine Nasensonde oder eine Atemmaske zugeführt, bei einer Blutarmut kann beispielsweise eine Bluttransfusion durchgeführt werden. Bei einer Infektion der Lunge wird diese Infektion zielgerichtet behandelt. Bei einer chronischen Sauerstoffunterversorgung kann unter Umständen eine Dauertherapie mit Sauerstoff über eine Sonde notwendig sein. Natürlich muss auch hier die ursächliche Erkrankung mitbehandelt werden.
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